Dienstag, den 20. Januar 2015 10:42 Alter: 12 Tag(e)
         Asyl in Radeburg: Das beste gehofft – das Schlimmste trat ein
          Kategorie: Radeburg und Umgebung           VON: KLAUS KROEMKE
             
         
Radeburg hatte ein positives Zeichen  setzen wollen, Bürgermeisterin Michaela Ritter, die Stadtverwaltung,  Stadträte, Jana Funke von der Radeburger Wohnungsgesellschaft, ja sogar  die künftigen Nachbarn hatten sich gut vorbereitet auf die Aufnahme und  die Integration von Flüchtlingen, doch dann lief vieles schief...
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Einen  verdächtig guten Job haben die Sondereinsatzkräfte der Polizei bei  ihren Einsätzen in Radeburg am 3. und 18. Dezember gemacht.
	
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Mit fünf Kleinbussen und einem Zivilfahrzeug waren die Polizeikräfte bei der Räumung am 19. Dezember vor Ort.
	
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          Schon vor fast einem Jahr hatten Landkreis und  Stadt über die Notwendigkeit der Aufnahme von Flüchtlingen informiert.  Im Mai kam die erste Flüchtlingsfamilie aus dem Bürgerkriegsland Syrien  an und alle, die mit dieser Familie zu tun haben, berichten nur  Positives. Der Familienvater, der es Leid ist, auf eine Arbeitserlaubnis  zu warten, wurde dabei gesehen, dass er am Meißner Berg Unkraut  zwischen den Gehwegplatten entfernte, „um ein Zeichen zu setzen“, um  diese schwülstige Worthülse mal zu gebrauchen.
 Da in Radeburg die  öffentliche Meinung genauso gespalten ist wie anderswo in Sachsen, war  das Auftreten dieser Familie wirklich gut. „Der Mann hat beim  Wohngebietsfest, beim Auf- und Abbauen des Festgeländes, einfach mit  zugepackt,“ berichtet Jana Funke. So hätte es auch mit den weiteren, vom  Landratsamt avisierten Flüchtlingsfamilien gehen sollen. 20 Personen,  also vier bis fünf Familien, hätte Radeburg noch unterbringen sollen. 
 Am Freitag, dem 
14. November, wurde die  Bürgermeisterin, Michaela Ritter, per Fax durch das  Landratsamt informiert, dass am 20. November 14 Asylbewerber in den vom  Landratsamt angemieteten Wohnungen, eine 4- und eine 5-Raum-Wohnung,  unterzubringen seien. Aus dem Fax ging hervor, dass es sich dabei  überwiegend um junge Männer handelte, der jüngste 18, der älteste knapp  über 40, die meisten aber „um Jahrgang 90“. Da das nun nichts mit den  angekündigten Familien zu tun hatte, versuchte die Bürgermeisterin mit  dem ersten Beigeordneten des Landrates, Ulrich Zimmermann, zu  telefonieren, da dieser aber nicht im Hause war, rief sie Landrat Arndt  Steinbach an und beschwerte sich darüber.  
 Am 
17. November erhielt sie von Zimmermann  dann noch einmal eine Mail, in der er erklärte, dass sich „die  Geschäftsgrundlage verändert habe“, dass nun doppelt so viele  Flüchtlinge kämen wie angekündigt und dass es sich dabei ausschließlich  um junge Männer handle.  
 Von Herrn Zimmermann war weiterhin zu erfahren, dass  auch der Landkreis erst drei Tage vorher von der Unterbringung weiterer  Flüchtlinge informiert wurde und dabei einen Teil, eben die vierzehn,  auf Radeburg „aufteilen“ musste. Was damals nicht gesagt wurde und was  nach eigenen, aber noch nicht bestätigten Recherchen als Schwachpunkt  zutage getreten ist: die betreffenden Personen waren bereits vierzehn  Tage in Schneeberg untergebracht. Einige von ihnen sollen bereits dort  „auffällig“ gewesen sein und Streit untereinander gehabt haben.  
 Es wäre also durchaus möglich gewesen, erstens,  schon dort Störer „auszusortieren“ und zweitens, die Verlegungsabsicht  eher bekannt zu machen. 
Dass man in den Erstaufnahmelagern auch mit der  Situation überfordert war, soll als Entschuldigung reichen, denn die  Behauptung stimmt nicht, dass man dort ja auch seit einem Jahr weiß,  dass Flüchtlinge kommen. Was man dort nämlich nicht wusste war, dass  Italien dazu übergegangen war, sich am Menschenhandel in der Form zu  beteiligen, dass man die so genannten „Bootsflüchtlinge“ aus Nordafrika  unkontrolliert nach Deutschland schleuste, womit Italien gegen geltendes  EU-Recht verstieß. Nach EU-Recht sind Erstaufenthalt und Prüfung des  Asylantrags in dem EU-Land zu gewähren, das die Flüchtlinge zuerst  betreten. Erst nach dem deutschen Protest in Brüssel wurde die Regelung  wieder eingehalten.
 Für Radeburg blieben, da außer dem Wochenende auch  noch der Buß- und Bettag in diese Zeit fiel, nur der 17. und 18., um  sich auf die Ankömmlinge vorzubereiten.  
 Noch an jenem 17. November wurden durch Frau Ritter  die Stadträte über die Situation und die Korrespondenz mit dem Landkreis  informiert. Am darauf folgenden 18. November, dem letztmöglichen Tag  vor dem Eintreffen, wurden die Anwohner durch Frau Funke per Brief wie  folgt informiert: „Die Stadt Radeburg, die für die Unterbringung der  zugewiesenen Asylbewerber Sorge trägt, hat versucht, gemeinsam mit uns  als städtisches Wohnungsunternehmen, geeignete Wohnräume zu finden.
 Es  ist beabsichtigt, dass die Asylbewerber bei uns in einer Wohnung  untergebracht werden. Für die Menschen bedeutet es einen Neuanfang in  ihrem Leben. Bitte unterstützen Sie uns dabei, dass sie sich in ihrem  zwischenzeitlichen Zuhause wohlfühlen. Während der gesamten  Aufenthaltszeit werden die Asylbewerber von geschulten Mitarbeitern der  Diakonie betreut.“  
 Noch bei Erhalt des Briefes gingen die Einwohner  davon aus, dass eine Familie kommt und waren im Nachhinein verärgert  darüber, dass sie nicht so aufgeklärt wurden, wie es möglich gewesen  wäre. „Der Stadtrat hat doch auch gewusst, wer und wie viele da kommen,“  beschwerten sich die Anwohner beim RAZ einen Monat später. Ich hatte  die Mieter besucht, nachdem Sylvia Schmidt als Nachbarin auf Facebook  ihrem Ärger Luft verschafft hatte. 
  Aus der im Brief genannten einen Wohnung wurden  zwei. Zwei Wohnungen in der Lindenallee 8 b wurden durch das Landratsamt  vorgerichtet und möbliert. Die Einrichtung der Wohnungen erfolgte  entsprechend dem Standard. Eine Wohnstube mit Couchgarnitur, Esstisch,  Schrank... Zwei Kinderzimmer, Neubauküchen und -bäder kennt man. 
Also  so, wie die Wohnungsgesellschaft wirbt, mit „Wohnungen für Familien“.  Wohnungen wurden bei Renovierungsmaßnahmen zusammengelegt, um größere  als die Standardwohnungen zu haben. Zwar war in dem Schreiben von Frau  Funke nicht mehr von Familien die Rede, aber jeder war aufgrund des  bekannten Wohnungszuschnittes und der Ankündigung davon ausgegangen,  dass eine der beiden Wohnungen nun mit einer Familie belegt würde. 
Frau  Funke selbst hat das bis zuletzt auch so gesehen. "Die Vereinbarung mit  dem Landkreis war, Familien unterzubringen." 
Am 
20. November vormittags trafen die ersten  neun der am Ende 13 Libyer unter Begleitung von Herrn Hananov von der  Diakonie Riesa-Großenhain in Radeburg ein und wurden zu den Wohnungen  gebracht. Drei erreichten Radeburg in der Nacht und fanden, nachdem sie  einige Zeit umher geirrt waren, nach diversen Anrufen von Bürgern bei  der Polizei, mit Hilfe der Bürgerpolizisten zu ihren Quartieren. Zwei  weitere zogen am kommenden Tag ein. Bei den Männern handelte es sich,  pauschal gesehen, nicht nur schlechthin um junge Männer statt Familien,  sondern wohl noch nicht einmal um welche von der Art Flüchtling, der  sich aus bitterer Not nach Europa rettet.
 Ein Indiz: Anfang Dezember  flog die  aus der Kleidersammlung von der Diakonie zur Verfügung  gestellte warme Winterkleidung aus dem Fenster. Sie genügte offenbar den  Ansprüchen nicht. Anwohner fanden die Kleidungsstücke.  
 Dass sie andere Ansprüche hatten, war nach Aussage  der Anwohner auch schon daran zu sehen, dass sie dicke Rollen von  Geldscheinen bei sich hatten, wohl die meisten waren mit Smartphones  ausgestattet. Auch musste man sich vor Islamisierung hier weniger  fürchten, denn wohl kamen die mutmaßlichen Flüchtlinge aus Libyen, doch  Muslime waren sie eher nicht. Sie tranken nicht nur Alkohol, was  Muslimen strikt verboten ist, sie rauchten auch Zigaretten. Muslimen  ebenfalls verboten. 
Schon vom 
21. November an zechten sie bis ca.  5 Uhr morgens, machten die Nacht zum Tag. Die Anwohner wurden um ihren  Schlaf gebracht. Und auch noch in den Nachbarhäusern hörte man des  Nachts das Scheppern der auf dem Gehwegpflaster zerberstenden  Schnapsflaschen, die ebenfalls einfach aus dem Fenster entsorgt wurden.  Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Alkohol vorher  weggekippt wurde. Unglücklicherweise waren die Wohnungen auf  unterschiedlichen Etagen und gegenüber liegenden Fluren gelegen, so dass  außer dem eigenen Eingang auch noch die Anwohner der Nachbareingänge  vom Lärm betroffen waren. Zigarettenkippen wurden in den Hausflur  geworfen.
 Der Gebrauch von Aschenbechern war offenbar ebenso wenig  bekannt wie die Hausordnung, obwohl von der Diakonie bei einem Anruf am  12.12. versichert wurde, man habe diese erläutert. Offenbar reichten die  gegenseitigen Sprachkenntnisse bis da hin aber noch nicht, um den  vielleicht mit dem Leben in Mietshäusern nicht vertrauten Männern die  Gepflogenheiten nahe zu bringen. Dass mit der Klingel ein elektrischer  Türöffner verbunden war, hatten sie nicht geschnallt. Wenn einer  klingelte, rannte ein anderer durch das ganze Haus, auch nachts, um die  Tür zu öffnen, unterhielten sich dann lautstark im Hausflur.  
Am 
2. Dezember fand im Ratssaal eine  Begrüßungsveranstaltung statt. Die Asylbewerber wurden begrüßt von  Bürgermeisterin Michaela Ritter, Frau Funke und Frau Mager von der  Wohnungsgesellschaft als Vermieter, den drei Hausmeistern, Herrn  Konstantin Hananov von der Diakonie, Herrn Pfarrer Michael Buchmann,  Frau Anja Schütze, Klaus Gommlich und Daniela Ufert. Anja Schütze hatte  sich bereit erklärt, bei Behördengängen behilflich zu sein, der  USA-Rückkehrer Prof. Klaus Gommlich und Daniela Ufert boten  Deutschunterricht an. Daniela Ufert richtete außerdem von der  Zilleschule aus, dass Schüler der 8. oder 9. Klasse zu einem  Stadtrundgang einluden.
Da es keinen Kontakt zu den Anwohnern gab und  diese sich bis da hin auch noch nicht an die Behörden gewandt hatten,  verstrich die Gelegenheit, die „Befindlichkeiten“ zu klären. Ab diesem  2. Dezember wurde die Situation im Haus dann schlimmer als zuvor. Zwei  Dinge hatten sie offenbar an diesem Tag gelernt, die aber trotzdem nicht  im Sinne der Mitbewohner waren: Der Türschließer wurde durch das  Einlegen eines Holzstücks überlistet, damit man nicht mehr zum Öffnen  durch das ganze Haus rennen musste. Vom elektrischen Türöffner wussten  sie weiterhin nichts. Das Treppenhauslicht war von diesem Tag an auf  Dauerbetrieb geschaltet. 
In der Nacht zum Mittwoch, dem 
3. Dezember,  wurde von den Anwohnern noch größerer Lärm wahrgenommen als bisher. Nun  erfolgte der erste Anruf bei der Polizei, nach fast zwei Wochen  Nerven-Martyrium.
„Ich im Berufskraftfahrer,“ erklärt ein Bewohner.  „wenn ich wegen Schlafmangel einen Unfall baue, möchte ich nicht für die  Folgen haften. Ich habe meinen Arbeitgeber darauf hingewiesen, der aber  erklärte, dass er auch nichts machen kann. Ich habe der Frau Funke  mitgeteilt, dass ich mir eine andere Wohnung suchen muss, wenn sich  nichts ändert.“ Andere erzählen von Kindern, die Angst haben zur Schule  zu gehen und von der Schule allein nach Hause zu kommen. Sie trauen sich  nicht mehr aus der Wohnung, haben nur noch Angst. Der nächtliche  Einsatz der Bereitschaftspolizei endete mit einem zerschlagenen  Wohnzimmerfenster. Vielleicht ein Missverständnis, wird abgewiegelt,  weil sich einer erschrocken hat wegen der Polizei. Die Polizei rückte  wieder ab, ermutigte die Anwohner aber immerhin, sich wieder zu melden  bei neuen Vorfällen.
  
Am 
4. Dezember fand besagter Stadtrundgang  statt. Nur vier der Asylbewerber kamen zu diesem Termin. Klaus Gommlich  musste ähnliche Erfahrungen machen: die Teilnahme war recht schwankend.  Zum ersten Unterricht kamen noch alle, mal nur einer. Drei, vier, so  Gommlich wollten wirklich, sie waren um Integration bemüht, die anderen  gehörten wohl eher zu dem Kaliber, das sofort abgeschoben gehört. Leider  wurden am Ende alle in einen Topf geworfen und das scheint das  Kernproblem der derzeitigen Asylpolitik zu sein: von der Masse  überranntes Personal sieht auch nur Masse und hat zum Differenzieren  weder Zeit noch Kraft.  
 In der Stadtratssitzung am 4. Dezember begründet der  zu dieser Veranstaltung eigens eingeladene Ulrich Zimmermann, noch  einmal das Verhalten des Landkreises, der zum Zeitpunkt der notwendigen  Unterbringung keine zentrale Unterbringungsmöglichkeit gehabt hatte.  Also wurde das Experiment gewagt, das so gründlich schief ging. In  welchem Maße das zum Zeitpunkt schon passiert war, das wurde in der  Ratssitzung gar nicht erörtert. Spätestens jetzt wäre es gut gewesen,  wenn die Anwohner den Weg in die öffentliche Ratssitzung gefunden  hätten. Auf Nachfrage baten sie ihrerseits um Verständnis, sie hätten  die Zeit nicht gefunden.
 Man dürfe nicht vergessen: bei den Bewohnern  handelt es sich um Berufstätige, ein Großteil arbeitet in Schichten und  hat Familien zu versorgen. So blieb es beim allgemeinen Murren, vor  allem aus den Reihen der CDU-Stadtratsfraktion, und man kam nach dem  Protest über die Verfahrensweise vielleicht doch zu schnell zur  Einsicht, dass man sich nun irgendwie mit der Situation arrangieren  müsse. Und so gab es gute Ideen, die Asylbewerber trotzdem zu  integrieren. 
Sie dürfen zwar keiner regulären Arbeit nachgehen, aber für  einen Euro pro Stunde sinnvoll beschäftigt werden. René Eilke machte  den Vorschlag, sie auf dem Sportplatz einzusetzen. Schuldirektor Michael  Ufert bot spontan an, einen Asylbewerber für den Hausmeisterbereich der  Zilleschule zu übernehmen. Überhaupt schien sportliche Betätigung eine  Idee, wie man sich näher kommen könnte.  
 Der ruhestörende Lärm setzte sich in der folgenden  Woche fort. Was Wunder. Einem Gerichtsurteil zufolge stehen einem  „Knastologen“ 8 bis 10 m² Wohnraum zur Verfügung. Bei den zwei 60 bzw.  70 m² großen Wohnungen wird gerade dieses „Limit“ erreicht – und ist  trotzdem noch schlechter als Knast, denn dort hat jeder entweder eigene  Waschmöglichkeit und WC oder es gibt eine ausreichend große zentrale  Anlage auf der Etage. Die Männer hier stehen Schlange an Bad und einer  Toilette. In der Küche ist auch zu wenig Platz und die Couchgarnitur im  Wohnzimmer reicht für fünf, aber nicht für sieben. 
Unter der Unruhe  leiden alle anderen Anwohner weiter. Lehrer fragen Eltern, was los sei,  weil das Kind unaufmerksam ist und Klassenarbeiten verhaut. Auch die  Kinder schlafen nachts nicht.  
Am 
11. Dezember erneut eine Eskalation.  Familie Schmidt hört Lärm, der noch extremer ist als sonst.  Schlägerei-Lärm aus der oberen Wohnung und ruft kurz vor Mitternacht  erneut die Polizei. Ein Einsatzkommando der Bereitschaftspolizei ist 40  Minuten später vor Ort. Bei dem Einsatz wurde eine Person in  Handschellen abgeführt, die mit einem Messer auf einen anderen Bewohner  losgegangen ist. Es hatte sich eine Schlägerei entwickelt, bei der drei  Türen beschädigt, das Mobilar in Kleinholz verwandelt und zahlreiche  weitere Schäden angerichtet wurden. Am Heizkörper wurde das wie eine  Überwachungskamera aussehende Messgerät abgetreten, der Heizkörper  selbst aus der Verankerung gerissen. Des weiteren fanden sich auf dem  Boden verschütteter Alkohol und auf dem Fußbodenbelag ausgetretene  Zigaretten.  
 Die „Aufräumaktion“ der Polizei dauerte bis 02:30  Uhr. Die Personalien der anwesenden Personen wurden festgestellt, einer  wurde sogar in Handschellen abgeführt, ein weiterer konnte fliehen,  wurde von der Polizei bis zu den Schrebergärten an der Autobahn  verfolgt. Gegen 03:00 Uhr, als die Polizei angerückt war, kam er zurück.  Offensichtlich waren auch noch mehr Personen von der Polizei vernommen  worden, als überhaupt dort wohnten. Zudem gehörte einer der Asylbewerber  einer mit den anderen verfeindeten Volksgruppe an. Da die Anwohner  wegen der Zerstörungen und Sachschäden auch mit den Polizisten sprachen,  rieten diese, bei der Diakonie anzurufen.  
Der Kraftfahrer tat das am folgenden 
12. Dezember  und erfuhr, dass die Diakonie noch nicht einmal von der zerstörten  Scheibe etwas wusste. Da fehlten offenbar auch Informationen der Akteure  untereinander, denn die Wohnungsgesellschaft hatte den Schaden gleich  am 3.12. beim Landratsamt angezeigt. Der Anwohner fühlte sich  abgewimmelt, als man sich für den Anruf bedankte und versprach „der  Sache auf den Grund zu gehen“. Zu der Beschwerde über den nächtlichen  Lärm wurde lediglich gesagt, dass man zur Lärmdämmung erwäge, Teppiche  zu verlegen. Die Lage eskalierte weiter. Die Asylbewerber wohnten nun in  einer völlig zerstörten Wohnung, es war aber so schnell nicht zu  ändern.  
Am 
15. Dezember lief dort das Spülbecken  über, was erst bemerkt wurde, als das Wasser in der darunter liegenden  Wohnung von der Decke tropfte. Wieder war der Kraftfahrer betroffen. 
Er  rief erneut bei der Diakonie an und meldete den Schaden. Die Info kam  von dort zurück zur Wohnungsgesellschaft und erreichte am 
17. Dezember  die Bürgermeisterin, der nun endgültig der Geduldsfaden riss. Sie rief  gemeinsam mit Frau Funke beim Landratsamt an und forderte die Räumung  der Wohnungen, "da diese für diese Art der Unterbringung ungeeignet  waren". Der Landrat sagte auch umgehend zu.  
Die Räumung sollte bereits am 
18. Dezember erfolgen  – erneut mit Hilfe eines Einsatzkommandos der Bereitschaftspolizei,  erfolgte aber erst am Morgen darauf. An jenem Abend aber saß ich am  Tisch bei Familie Schmidt, gemeinsam mit weiteren Einwohnern, die  dazugekommen waren.
 An jenem Abend wussten wir noch nicht, dass die  Räumung kurz bevor stand. Vor allem graute den Anwohnern vor Weihnachten  – eigentlich das Fest des Friedens. Vieles von dem, was in diesem  Artikel steht, habe ich auch erst an diesem Abend erfahren und noch  längst sind nicht alle Einzelheiten ganz klar. 
Klar ist, dass mit diesem  „Experiment“ viel politisches Porzellan zerschlagen wurde, denn es  scheint so, als ob sich in diesen vier Wochen alles an Vorurteilen  bestätigte, was man so haben kann.
 Unter diesen Bedingungen hätte ich es  sogar verstanden, dass die Mieter gesagt hätten: „Nie wieder  Asylbewerber! Nicht in diesem Haus!“ Aber was sagten Sie? „Schickt uns  die versprochene Familie, gern auch zwei!“ Sie erzählten mir von dem  „Dönermann“ und seiner Familie, der um die Ecke wohnt. Die Leute seien  umgänglich und nett. 
Und dann erzählten sie mir, was sie von Frau Funke  wussten: von dem Syrer und seiner Familie auf dem Meißner Berg. „Solche  wie die – sehr gerne!“ Fremdenfeindlichkeit Fehlanzeige - noch nicht  einmal nachdem das alles passiert ist. Die Leute hätten es verdient  gehabt, von denen, die das Ganze veranlasst hatten, mal eine  Entschuldigung und ein Danke zu hören, dafür, dass sie das ertragen  haben.