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Langheinrich: Medienanstalten regen zeitnahe Abschaltung des analogen Satelliten an

Leipzig - Seit diesem Jahr steht Deutschland in Europa auf dem letzten Platz bei der Digitalisierung des Rundfunks, noch hinter Albanien. Thomas Langheinrich, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, äußert sich im Interview mit der DIGITAL FERNSEHEN über die möglichen Szenarien, wieder Anschluss an die digitale Welt zu finden.




In Sachen Digitalisierungsgrad steht Deutschland ganz hinten in Europa. Im vergangenen Jahr übergab Slowenien uns den Staffelstab des letzten Platzes. 60 Prozent der Digitalhaushalte empfangen ihre Signale über Satellit, nur 31 Prozent via Kabel. Dies sind die Ergebnisse des jüngsten Astra-Satelliten-Monitors.


Thomas Langheinrich
Bild: DLM


DIGITAL FERNSEHEN fragte bei den Landesmedienanstalten nach, in welchem Tempo die Digitalisierung in deutschen Landen zukünftig vorangehen wird und wann mit der Abschaltung der analogen Signale zu rechnen sein wird.

DIGITAL FERNSEHEN: Herr Langheinrich, gibt es triftige Gründe, warum die Analogabschaltung doch weiter hinausgeschoben werden soll?

Thomas Langheinrich: Der Satellit ist sicher Klassenprimus, wenn es um die Digitalisierung geht. In Anbetracht einer Digitalisierungsquote von nahezu 70 Prozent haben die Landesmedienanstalten im Digitalisierungsbericht 2008 angeregt, über eine zeitnahe Abschaltung des analogen Satelliten nachzudenken. Natürlich wäre es zu begrüßen, wenn sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Sender ein gemeinsames Abschaltszenario entwickeln könnten.

Positiv wäre auf jeden Fall, wenn ARD und ZDF in der Digitalisierung Akzente setzen und den analogen Satelliten, wie mehrmals angekündet, im Jahr 2010 verlassen würden. Sie würden damit auch den privaten Sendern ein gewichtiges Argument für einen ebenfalls zeitnahen analogen Satelliten-Ausstieg liefern. Jeder ist daran interessiert, die hohen Simulcast-Kosten zu reduzieren.

DIGITAL FERNSEHEN: Wird zu diesem Zeitpunkt auch im Kabel analog abgeschaltet, oder werden Kabelnetzbetreiber wie TC oder KDG "analogisieren"?

Thomas Langheinrich: Die Digitalisierung des Kabels ist ungleich schwieriger. Nach wie vor ist hier die Digitalisierungsquote unter 30 Prozent. Das bedeutet, dass hier ein Abschaltdatum aufgrund der geringen Kundenakzeptanz noch nicht in greifbarer Nähe liegt, denn die Markt-Penetration mit digitalen Kabel-Receivern ist alles andere als ermutigend.

Mit der Abschaltung des analogen Satellitensignals verlieren aber nicht nur die noch analogen Satelliten-Haushalte, sondern auch ein nicht unerheblicher Teil der Kabelnetze ihre Signalquelle. Eine Reaktionsmöglichkeit durch die betroffenen Kabelnetzbetreiber ist die Re-Analogisierung, also digitale Satelliten-Signale analog ins Kabelnetz einzuspeisen. Natürlich wäre das zumindest politisch als Rückschritt bei der Digitalisierung des Kabels zu werten.
Anderseits darf man nicht vergessen, dass Kabelnetzbetreiber Wirtschaftsunternehmen sind, die auch auf die Wünsche ihrer Kunden Rücksicht nehmen müssen. Das sind zum einen die Endkunden und damit die Fernsehzuschauer, zum anderen aber auch die Wohnungswirtschaft oder die Signalbezieher der Netzebene 4.

DIGITAL FERNSEHEN: Lässt sich die Analogabschaltung für alle Distributionspartner (Satellit, Kabel) unkritisch durchführen?

Thomas Langheinrich: Generell darf nicht übersehen werden, dass die unterschiedlichen Distributionswege auch unterschiedliche Historien und Nutzergruppen haben. Beim Satelliten ist die Digitalisierung Größtenteils ein Selbstläufer ist, das heißt, defekte analoge Receiver werden durch digitale Geräte ersetzt und das Handling der Box ist seit Jahren erlernt.

Der Kabelkunde muss im Gegensatz dazu aktiv davon überzeugt werden, zusätzlich zu seinem Anschluss eine Settop-Box zu erwerben, die er bislang nicht benötigt hat. Hier fehlt augenscheinlich immer noch die Akzeptanz beim Nutzer, nach wie vor sind rund 15 Millionen Kabelhaushalte in Deutschland wohl größtenteils bereits im Besitz eines HDTV-Flatscreens, aber schließen ihren Hightech-Fernseher immer noch an den analogen Kabelanschluss an.

DIGITAL FERNSEHEN: Welche Distributionswege müssen nach Ihren Informationen noch an ihrer Infrastruktur arbeiten, um einen Umstieg zum nun anvisierten Datum gewährleisten zu können?

Thomas Langheinrich: Der Satellit ist nahe am Switch-off. Astra startet zudem in diesen Tagen eine umfangreiche Werbekampagne, die im Handel und bei den Verbrauchern für den digitalen Umstieg werben soll. Das ist sehr zu begrüßen. Es gilt auch für die Kabelnetzbetreiber, die sich in den letzen Jahren sehr stark auf ihre Breitband-Internet- und Telefonangebote konzentriert haben, die Anstrengungen für einen Digitalumstieg zu intensivieren.

Das kann aber nur gemeinsam mit den TV-Sendern erfolgen, die sich auf ein Umstiegszenario verständigen müssten.

Möglicherweise bringt der angekündigte (Neu)start von HDTV-Angeboten in Deutschland einen weiteren Digitalisierungspush und weitere Argumente für den Umstieg.

DIGITAL FERNSEHEN: Gibt es Pläne, wonach die Landesmedienanstalten bzw. die Sender sich bei einer Reanalogisierung in Kabelnetzen an den Kosten beteiligen werden?

Thomas Langheinrich: Diese Pläne gibt es nicht. Wir sollten aber darüber nachdenken, ob es nicht in Deutschland Sinn macht, ähnlich wie in anderen Ländern einen staatlichen Digitalisierungsfonds aufzulegen, der technikneutral und damit EU-konform die Digitalisierung in Deutschland auch finanziell unterstützt.

DIGITAL FERNSEHEN: Mit der vollständigen Digitalisierung erhielten die Sender mehr Platz für weitere Spartenkanäle oder mehr HDTV. Wie werden die LMAs im Zeitalter der Analogabschaltung die digitale Zukunft in Deutschland gestalten?

Thomas Langheinrich: Die Sicherung der Vielfalt bleibt auch in der digitalen Welt als eines der Ziele der Landesmedienanstalten bestehen. Allerdings verschieben sich die Mittel: So steht weniger die Auswahlentscheidung sondern die Gewährung von Zugangsoffenheit und Chancengleichheit im Vordergrund. Vor diesem Hintergrund ist sicher zu stellen, dass der Digitalumstieg nicht zu einem latenten Abschmelzprozess führt, bei dem die kleineren Sender auf der Strecke bleiben würden.

DIGITAL FERNSEHEN: Befürchten Sie - durch die stark ansteigende Zahl von Spartensendern - einen "Wildwuchs" an Programmen?

Thomas Langheinrich: Ein Mehr an Sendern bedeutet zuerst ein Mehr an Vielfalt. Letztendlich ist es der Markt, der über den Erfolg eines Angebotes entscheidet und nicht die Landesmedienanstalten. Allerdings ist es wichtig, dass alle Sender in diesem Markt die gleichen Chancen haben, zum Beispiel in ihrer Auffindbarkeit beim EPG: Dazu gehört auch, dass wir uns dafür einsetzen, dass neue Sender auch adäquaten Chancen zur Refinanzierung ihrer Angebote haben.

Darum spoelt die Adressierbarkeit in Zukunft eine immer wichtigere Rolle, da die die Basis für neue Geschäftsmodelle bietet.

DIGITAL FERNSEHEN: Vielen Dank für das Gespräch!
Quelle:
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