Immer mehr Streaming-Dienste bieten Netflix Paroli. Zu wenig, zu spät – oder haben lokale Anbieter mehr Erfolgschancen als gedacht?
Das Zeitalter des klassischen Fernsehens neigt sich dem Ende und kabellose Alternativen gewinnen immer weiter an Beliebtheit. Vorreiter dieses Trends: Netflix, der erste Streaming-Dienst seiner Art und noch immer internationale Hegemonialmacht in diesem Bereich. Mit hohen Investitionen in lokale Produktionen in allen Herren Ländern versucht Netflix auch nationalen und lokalen Anbietern seit Jahren das Wasser abzugraben. Doch die geben nicht kampflos auf, auch wenn sie Netflix noch hinterherhinken. In Deutschland investiert RTL immer mehr in sein Video-On-Demand-Angebot TVNow, ProSiebenSat.1 und Discovery haben sich für einen weiteren Streaming-Dienst zusammengetan und auch Sky investiert immer mehr in Original-Inhalte, die das Pay-TV-Unternehmen auf seiner Plattform Sky Ticket anbietet.
Nicht nur in Deutschland kämpfen Unternehmen gegen die Übermacht Netflix‘ an. Tatsächlich wird der Streaming-Markt in vielen Ländern immer kuschliger. 2016 hatte Netflix den Markt noch weitestgehend für sich selbst. Nun steht die Konkurrenz von Apple und Disney vor der Tür, WarnerMedia und NBCUniversal wollen nachziehen. Derweil finden ernstzunehmende „Local Players“ kaum Beachtung, obwohl diese teilweise auf einem guten Weg sind, Netflix-Territorium für sich zurückzugewinnen.
Die Netflix-Konkurrenten in Europa und Asien
Die größten Netflix-Konkurrenten (1/2)
In Frankreich startete Vivendi das kostengünstige Canal+Series, das für 7 Euro pro Monat Eigenproduktionen und namhafte US-Serien anbietet. Außerdem haben sich in Frankreich auch TF1 und M6 zusammengeschlossen. Ihr Dienst Salto soll noch dieses Jahr starten. Ein weiterer ernstzunehmender Netflix-Konkurrent in Europa heißt Rakuten. Das japanische Unternehmen, das wie Amazon auch auf Online-Shopping fokussiert, ist besonders in Spanien sehr beliebt, wo es 2,5 Millionen Abonnenten zählt.
Auch in Asien muss sich Netflix in Acht nehmen. Dort stellen sich Hotstar Indien, iFlix in Malaysia, Hooq aus Singapur und gleich mehrere chinesische Anbieter Netflix entgegen. Im Land des Roten Drachen hören die Dienste auf die Namen IQiyi, Tencent und Youku. Auf dem Streaming-Markt spielt sich derzeit also gewissermaßen das «Game of Thrones» ab, in dem nicht etwa die Herrschaft um ein mittelalterliches Fantasieland auf dem Spiel steht, sondern Marktmacht in nationalen Territorien. Eine Studie von Kagan Research bemaß den Wert des europäischen Streaming-Markts 2018 auf 6 Milliarden Dollar. 2022 soll dieser Wert schon bei 7 Milliarden liegen und 60 Millionen Video-on-Demand-Abonnenten zählen. Derzeit liegt die Zahl der europäischen Nutzer noch bei 45 Millionen. Für den asiatisch-pazifischen Markt prognostizieren die britischen Analysten von Digital TV Research bis 2023 eine Wertsteigerung um 300 Prozent. Dann würde der Wert bei 15 Milliarden Dollar liegen.
So stark ist Netflix weltweit
Die größten Netflix-Konkurrenten (2/2)
Netflix hat derzeit 139 Millionen Abonnenten in 190 Ländern, allein 58 Millionen stammen aber aus den USA. Um auch in anderen Ländern an Beliebtheit zu gewinnen, investiert Netflix nach wie vor weit mehr als die lokalen Konkurrenten. Von den kolportierten 13 Milliarden Dollar, die Netflix jährlich in die Produktion von Inhalten pumpt, fließt ein wachsender Anteil in internationale Inhalte oder in die Akquisition von Filmen und Serien mit lokaler Originalsprache und hohem regionalen Interesse.
Im Vergleich zu den lokalen Anbietern wirken diese Summen gigantisch. Das bereits erwähnte BritBox will 2019 25 Millionen Pfund ausgeben. Dafür produziert Netflix drei Folgen von «The Crown». Deshalb geht die Strategie vieler Netflix-Konkurrenten dahin, sich durch Komplementärpositionierung gegenüber Netflix zu behaupten und so regional zu denken, wie Netflix es sich nicht leisten kann. Der Fokus liegt klar darauf, einen Mehrwert zu schaffen anstatt die großen Gegenspieler zu imitieren. In der Produktion von Inhalten, die in den lokalen Märkten besonders hohes Interesse erzeugen, liegt schließlich die Expertise vieler Unternehmen, die dies mit ihren linearen Sendern schon seit jeher praktizieren.
So wollen lokale Anbieter Netflix die Stirn bieten
Besonders die europäischen Rundfunkanbieter spekulieren darauf, ihr Fernsehpublikum nicht zu verlieren, sondern mit neuen Online-Angeboten an sich zu binden. Immer öfter schließen sich verschiedene Anbieter zusammen und starten dann ein Angebot, das Netflix preistechnisch aussticht, dafür aber auch von Werbefinanzierung lebt. Doch auch Netflix kündigte an, dass der Dienst nicht werbefrei bleiben wird.
Lokale Anbieter sind optimistischer als Beobachter vielleicht gedacht hätten. Sie verweisen darauf, dass die klassischen Rundfunkhäuser schon immer die Meister in Sachen Reichweite waren und Werbepartner genau diese Reichweite suchen. Zwar befindet sich Werbung im TV auf dem absteigenden Ast, doch im Gegensatz zu Netflix oder Amazon liefern die Rundfunkanbieter immerhin noch echte Zahlen, an denen sich Werbekunden orientieren können.
Teilweise wollen die Anbieter Netflix gar nicht gefährlich werden, weil man im rasant wachsenden Streaming-Markt mit dem richtigen Modell aktuell noch leicht ein lukratives Angebot schaffen kann, ohne hochtrabende Ziele für die Abonnentenzahl zu haben. Das macht den Kampf um Aufmerksamkeit im Bereich Streaming aktuell nicht zum Nullsummenspiel, sondern zu einem sich stetig vergrößernden Kuchen, in dem auch die Stücke für kleinere Dienste größer werden. Mehr noch: Maxime Saada, der CEO von CanalPlus in Frankreich, vergleicht seinen Dienst nicht mit Netflix und empfindet das Tauziehen mit Netflix auch nicht als ein Gegeneinander, sondern als ein Miteinander in dem beide Parteien für einen Markt kämpfen, in dem immer mehr Nutzer bereit sind, für Inhalte zu zahlen.
Quelle; quotenmeter
Das Zeitalter des klassischen Fernsehens neigt sich dem Ende und kabellose Alternativen gewinnen immer weiter an Beliebtheit. Vorreiter dieses Trends: Netflix, der erste Streaming-Dienst seiner Art und noch immer internationale Hegemonialmacht in diesem Bereich. Mit hohen Investitionen in lokale Produktionen in allen Herren Ländern versucht Netflix auch nationalen und lokalen Anbietern seit Jahren das Wasser abzugraben. Doch die geben nicht kampflos auf, auch wenn sie Netflix noch hinterherhinken. In Deutschland investiert RTL immer mehr in sein Video-On-Demand-Angebot TVNow, ProSiebenSat.1 und Discovery haben sich für einen weiteren Streaming-Dienst zusammengetan und auch Sky investiert immer mehr in Original-Inhalte, die das Pay-TV-Unternehmen auf seiner Plattform Sky Ticket anbietet.
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Nicht nur in Deutschland kämpfen Unternehmen gegen die Übermacht Netflix‘ an. Tatsächlich wird der Streaming-Markt in vielen Ländern immer kuschliger. 2016 hatte Netflix den Markt noch weitestgehend für sich selbst. Nun steht die Konkurrenz von Apple und Disney vor der Tür, WarnerMedia und NBCUniversal wollen nachziehen. Derweil finden ernstzunehmende „Local Players“ kaum Beachtung, obwohl diese teilweise auf einem guten Weg sind, Netflix-Territorium für sich zurückzugewinnen.
Die Netflix-Konkurrenten in Europa und Asien
Die größten Netflix-Konkurrenten (1/2)
- BritBox (UK): Kooperation von ITV und BBC, die dieses Jahr starten und auf britische Serien fokussieren soll
- TV NOW (GER): VoD-Angebot der RTL-Gruppe, die in den nächsten drei Jahren 400 Millionen für den paneuropäischen Service investieren wird
- Canal+Series (FR): Nachfolger des gescheiterten CanalPlay und neuer Netflix-Rivale, der exklusive CanalPlus-Serien und ausgewählte internationale Formate anbietet
In Frankreich startete Vivendi das kostengünstige Canal+Series, das für 7 Euro pro Monat Eigenproduktionen und namhafte US-Serien anbietet. Außerdem haben sich in Frankreich auch TF1 und M6 zusammengeschlossen. Ihr Dienst Salto soll noch dieses Jahr starten. Ein weiterer ernstzunehmender Netflix-Konkurrent in Europa heißt Rakuten. Das japanische Unternehmen, das wie Amazon auch auf Online-Shopping fokussiert, ist besonders in Spanien sehr beliebt, wo es 2,5 Millionen Abonnenten zählt.
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Auch in Asien muss sich Netflix in Acht nehmen. Dort stellen sich Hotstar Indien, iFlix in Malaysia, Hooq aus Singapur und gleich mehrere chinesische Anbieter Netflix entgegen. Im Land des Roten Drachen hören die Dienste auf die Namen IQiyi, Tencent und Youku. Auf dem Streaming-Markt spielt sich derzeit also gewissermaßen das «Game of Thrones» ab, in dem nicht etwa die Herrschaft um ein mittelalterliches Fantasieland auf dem Spiel steht, sondern Marktmacht in nationalen Territorien. Eine Studie von Kagan Research bemaß den Wert des europäischen Streaming-Markts 2018 auf 6 Milliarden Dollar. 2022 soll dieser Wert schon bei 7 Milliarden liegen und 60 Millionen Video-on-Demand-Abonnenten zählen. Derzeit liegt die Zahl der europäischen Nutzer noch bei 45 Millionen. Für den asiatisch-pazifischen Markt prognostizieren die britischen Analysten von Digital TV Research bis 2023 eine Wertsteigerung um 300 Prozent. Dann würde der Wert bei 15 Milliarden Dollar liegen.
So stark ist Netflix weltweit
Die größten Netflix-Konkurrenten (2/2)
- IQYI (CHN): 36,6 Millionen Abonnenten schlossen sich innerhalb des vergangenen Jahrs dem China-Riesen an - dank Netflix-Bann soll das Angebot in diesem Jahr noch 120 Millionen Abos knacken
- Rakuten TV (JPN): Der japanische Service verdreifachte seinen Vertrieb in Europa im März und startete in 30 neuen Territorien, darunter Skandinavien, Zentral- und Osteuropa; fokussiert eher auf Pay-Per-View- statt Abonnement-Modell
- HOOQ (SGP): Hinter dem Dienst aus Singapur stehen Sony Pictures, WarnerMedia und der Telekommunikationsanbieter Singtel, was Hooq zum stärksten Anbieter in Südostasien neben Netflix werden ließ
Netflix hat derzeit 139 Millionen Abonnenten in 190 Ländern, allein 58 Millionen stammen aber aus den USA. Um auch in anderen Ländern an Beliebtheit zu gewinnen, investiert Netflix nach wie vor weit mehr als die lokalen Konkurrenten. Von den kolportierten 13 Milliarden Dollar, die Netflix jährlich in die Produktion von Inhalten pumpt, fließt ein wachsender Anteil in internationale Inhalte oder in die Akquisition von Filmen und Serien mit lokaler Originalsprache und hohem regionalen Interesse.
Im Vergleich zu den lokalen Anbietern wirken diese Summen gigantisch. Das bereits erwähnte BritBox will 2019 25 Millionen Pfund ausgeben. Dafür produziert Netflix drei Folgen von «The Crown». Deshalb geht die Strategie vieler Netflix-Konkurrenten dahin, sich durch Komplementärpositionierung gegenüber Netflix zu behaupten und so regional zu denken, wie Netflix es sich nicht leisten kann. Der Fokus liegt klar darauf, einen Mehrwert zu schaffen anstatt die großen Gegenspieler zu imitieren. In der Produktion von Inhalten, die in den lokalen Märkten besonders hohes Interesse erzeugen, liegt schließlich die Expertise vieler Unternehmen, die dies mit ihren linearen Sendern schon seit jeher praktizieren.
So wollen lokale Anbieter Netflix die Stirn bieten
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Besonders die europäischen Rundfunkanbieter spekulieren darauf, ihr Fernsehpublikum nicht zu verlieren, sondern mit neuen Online-Angeboten an sich zu binden. Immer öfter schließen sich verschiedene Anbieter zusammen und starten dann ein Angebot, das Netflix preistechnisch aussticht, dafür aber auch von Werbefinanzierung lebt. Doch auch Netflix kündigte an, dass der Dienst nicht werbefrei bleiben wird.
Lokale Anbieter sind optimistischer als Beobachter vielleicht gedacht hätten. Sie verweisen darauf, dass die klassischen Rundfunkhäuser schon immer die Meister in Sachen Reichweite waren und Werbepartner genau diese Reichweite suchen. Zwar befindet sich Werbung im TV auf dem absteigenden Ast, doch im Gegensatz zu Netflix oder Amazon liefern die Rundfunkanbieter immerhin noch echte Zahlen, an denen sich Werbekunden orientieren können.
Teilweise wollen die Anbieter Netflix gar nicht gefährlich werden, weil man im rasant wachsenden Streaming-Markt mit dem richtigen Modell aktuell noch leicht ein lukratives Angebot schaffen kann, ohne hochtrabende Ziele für die Abonnentenzahl zu haben. Das macht den Kampf um Aufmerksamkeit im Bereich Streaming aktuell nicht zum Nullsummenspiel, sondern zu einem sich stetig vergrößernden Kuchen, in dem auch die Stücke für kleinere Dienste größer werden. Mehr noch: Maxime Saada, der CEO von CanalPlus in Frankreich, vergleicht seinen Dienst nicht mit Netflix und empfindet das Tauziehen mit Netflix auch nicht als ein Gegeneinander, sondern als ein Miteinander in dem beide Parteien für einen Markt kämpfen, in dem immer mehr Nutzer bereit sind, für Inhalte zu zahlen.
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Quelle; quotenmeter