Digitalfernsehen per Satellit: Was man über Satellitenschüsseln, LNBs & Receiver wissen muss
Knapp die Hälfte aller Haushalte nutzt zum Empfang von Fernsehsignalen eine Satellitenschüssel. Was für einen optimalen Empfang nötig ist, klärt dieser Beitrag.
Etwa 17 Millionen Haushalte hierzulande nutzen eine Sat-Anlage. Satellitenfernsehen ist damit mit einem Anteil von knapp 50 Prozent der gefragteste TV-Empfangsweg in Deutschland. Die Satellitenschüssel verwendet einen rauscharmen Signalumsetzer (Low Noise Block, kurz LNB) und übermittelt den Empfang per Koaxialkabel an einen Receiver für das Fernsehgerät.
Im Vergleich zum Kabelfernsehen (DVB-C) und dem Empfang über das Internet (IPTV) fallen beim Sat-Empfang (DVB-S) keine monatlichen Kosten an. Auch wer über das terrestrische DVB-T2 HD mehr als die frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Sender schauen möchte, muss zahlen.
Satelliten-TV überzeugt mit einer großen Auswahl an TV-Sendern und guter Bildqualität. Auf der für den deutschsprachigen Raum wichtigen Satellitenposition Astra 19,2 Grad Ost werden über 100 frei empfangbare TV-Programme ausgestrahlt. Hinzu kommen zahlreiche verschlüsselte und kostenpflichtige Angebote, wie Sky oder die unter der Plattform HD+ beheimateten HD-Versionen der Privatsender. Hier muss man beim Empfang über Satellit extra zahlen.
Moderne TV-Geräte (Themenwelt) integrieren inzwischen Receiver, die alle relevanten digitalen Signale wie DVB-C (Kabel), DVB-T2 (Terrestrisch) und DVB-S2 (Satellit) empfangen können. Einen zusätzlichen Receiver muss man also nicht mehr anschaffen. Es sei denn, man will das Satellitensignal noch anderen Geräte wie Smartphones oder Tablets bereitstellen. Dann werden Sat-IP-kompatible Geräte benötigt.
Was man bei der Anschaffung, Montage und Betrieb einer Sat-Anlage benötigt, wie man die Signale auch für Tablets und Smartphones bereitstellt und auch unterwegs empfängt, erklären wir in diesem Ratgeber.
Für den Empfang im Kerngebiet empfiehlt Astra-Betreiber SES eine Satellitenschüssel mit einem Durchmesser von 60 cm.
Bild: SES Astra
Was brauche ich zum Sat-Empfang?
Um TV-Signale vom Satelliten zu empfangen, benötigt man eine Satellitenantenne – auch Satellitenschüssel oder Parabolantenne genannt. Dazu kommt eine Empfangseinheit (LNB) sowie ein Satellitenempfänger (Sat-Receiver). Letzterer ist meistens bei allen aktuell erhältlichen Fernsehern bereits eingebaut. Für kostenpflichtige Angebote wie Sky braucht es in der Regel einen externen Satelliten-Receiver, den es auch einzeln zu kaufen gibt.
Autovergleiche sind oft Fehl am Platz, wenn es um Technik geht. Doch in diesem Fall machen wir eine Ausnahme: Was beim Auto der Hubraum, ist beim Empfang die Satellitenschüssel. Je größer sie ist, desto unproblematischer ist der Empfang. An einem sonnigen Tag sorgen auch kompakte Satellitenschüssel für ein tadelloses Fernsehbild.
Für den störungsfreien Empfang der Astra-Satelliten genügt in Zentraleuropa (Kernbereich der Ausleuchtungszone) eine Schüssel mit 60 cm Durchmesser. Doch wenn im Sommer Gewitter aufziehen, es im Winter schneit oder der Empfang in einem Land gewünscht ist, das am Rand der Ausleuchtungszone des heimischen Satellitensignals liegt (siehe Astra, Eutelsat), ist eine Satellitenschüssel mit großem Durchmesser für einen störungsfreien Empfang erforderlich. Bei 120 cm sollte der Empfang über Astra sogar noch von den Kanaren bis zum Nordkap und von Island bis in die Türkei möglich sein.
Vor dem störenden Einfluss auf den Empfang durch zu viel Schnee haben einige Hersteller auch Heizungen für Satellitenschüsseln entwickelt. Mit über 400 Euro ist der Preis für diese allerdings sehr hoch. Doch das ist nicht die einzige Möglichkeit, den Empfang störenden widrigen Wetterbedingungen zu begegnen: Deutlich günstiger sind Abdeckung von LNBs, sodass deren Empfang nicht durch Eis und Schnee beeinträchtigt wird.
Wie viele Fernseher kann man an eine Satellitenschüssel anschließen?
Satellitensignale können mehreren Endgeräten gleichzeitig erreichen. Voraussetzung für den Empfang ist der an der Sat-Antenne angebrachte LNB, der die Signale vom Satelliten in zwei Frequenzbereichen auf je zwei Polarisationsebenen umsetzt. Der rauscharme Signalumsetzer (LNB) wandelt Satellitenfrequenzen von etwa 10,7 bis 11,75 oder 11,8 bis 12,75 GHz auf den Bereich zwischen 950 und 2150 MHz um. Dadurch wird eine Übertragung per Koaxialkabel an den Satelliten-Receiver ermöglicht.
Je nachdem, wie viele Empfangsgeräte das Satellitensignal empfangen sollen, kommen unterschiedliche LNBs zum Einsatz. Die Auswahl eines LNBs richtet sich in erster Linie nach der Anzahl von Receivern, die damit betrieben werden sollten. Der notwendige LNB benötigt genügend Ausgänge für den Anschluss von Endgeräten. Mit einem Single-LNB kann man einen, mit einem Twin-LNB zwei Empfänger direkt versorgen. Für den Anschluss von bis zu vier Receivern oder Sat-Fernsehern eignet sich ein Quad-LNB. Einzelne Hersteller bieten auch sogenannte Octo-LNBs für den Anschluss von bis zu acht Endgeräten an.
Eine Sonderform ist der Universal-Quattro-Switch-LNB. Hier werden die Frequenzbereiche und Polarisationsebenen einzeln ausgegeben. Um sie wieder zu bündeln, benötigt man einen Multischalter. Die Multischalter-Verteilung findet vornehmlich in Mehrfamilienhäusern statt. Ihr Vorteil besteht darin, dass man hierüber den Anschluss von mehreren Endgeräten realisieren kann. An die jeweiligen Ausgänge des Multischalters wird dann wie auch bei Direktverbindung mit dem LNB das jeweilige Anschlusskabel direkt angeschlossen.
Multischalter mit 16 Ausgängen Bild: TechStage.de
Ein guter LNB ist heutzutage kein Hexenwerk. Die meisten Geräte von Markenherstellern bieten eine Unterdrückung von Störsignalen mit einem Rauschmaß von unter 0,3 dB, was insbesondere bei hohen Auflösungen für einen störungsfreien Empfang sorgt.
Kann ich mehrere Satelliten empfangen?
Da sich die Satelliten im Orbit nebeneinander befinden, kann man die Signale unterschiedlicher Positionen mit nur einer Sat-Schüssel parallel empfangen. Hierfür benötigt man eine sogenannte Multifeed-Schiene. Diese wird am LNB-Arm der Sat-Antenne montiert. An die Multifeed-Schiene werden dann die herkömmlichen LNB angeschraubt.
Neben der Satellitenposition Astra 19,2 Grad Ost für den Empfang der deutschsprachigen Sender sind die Hot-Bird-Satelliten auf 13 Grad Ost sehr beliebt. Hierüber werden vornehmlich italienische und arabische TV-Programme sowie die öffentlich-rechtlichen Sender der Schweiz verbreitet. Zusätzlich zur individuellen Ausrichtung der LNB auf einer Multifeed-Schiene lassen sich benachbarte Sat-Positionen auch über ein Monoblock-LNB empfangen, der zwei LNB in einem festen Abstand in einem Gehäuse untergebracht hat.
Störungsfreier Empfang: Wo bringe ich die Satellitenschüssel an?
Um die Signale vom Satelliten empfangen zu können, muss die Schüssel nach Süden zeigen. In den meisten Gebieten Deutschlands liegt der optimale Neigungswinkel für Astra zwischen 28 und 36 Grad. Meistens befinden sich an der Befestigung der Schüssel Markierungen dafür.
Außerdem dürfen zwischen dem Signalweg von Antenne und Satellit keine Hindernisse wie Bäume oder Dachvorsprünge bestehen. Die genaue Signalstärke am Aufstellort hängt neben dem Durchmesser der Antenne und dem Rauschmaß des LNB vor allem mit der exakten Ausrichtung zusammen. Auch schlecht abgeschirmte oder falsch installierte Kabel dämpfen das Signal.
Welches Kabel braucht man für die Satellitenschüssel?
Für die Montage einer Satellitenanlage werden neben Satellitenschüssel und LNB obendrein noch Koaxialkabel, Stecker, Steckdosen und Halterungen benötigt. In Sachen Koaxialkabel sollte man auf eine gute Abschirmung achten. Wie ausgeprägt diese ist, gibt die Schirmungsdämpfung an.
Je geringer die Dämpfung, desto besser kommt das Signal am Receiver an. Sie ist abhängig von der Frequenz und von der Länge des Kabels. Je länger das Kabel, desto höher ist die Dämpfung. 30 dB bei 2 GHz auf 100 Meter sind ein guter Wert respektive 14 dB bei 450 MHz. Für digitalen Satellitenempfang ist eine Schirmungsdämpfung von 90 dB generell empfehlenswert.
Die Signalqualität kann durch Knicke im Kabel und Verlängerungen beeinträchtigt werden. Entsprechend sollte man auf eine fachgerechte Verlegung achten. Das Gleiche gilt für Verlängerungen, Stecker und Kupplungen.
Möchte man die Kabellänge selbst bestimmen, muss man darauf achten, dass das Kabel richtig abisoliert sind. Der Innenleiter wird dazu etwa einen Zentimeter freigelegt, ohne ihn zu knicken oder zu beschädigen. Danach werden 6 mm von der äußeren Isolierung (PVC-Mantel) sauber abgesetzt, sodass Geflecht und Folie frei sind. Bei Kabeln mit zwei Folien wird die äußere Folie an dieser Stelle vorsichtig entfernt. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass keine Geflecht-Äderchen mit dem Innenleiter in Berührung kommt.
In vielen Häusern ist noch eine in Reihe geschaltete TV-Verteilung von einer Dachantenne oder einem früheren Kabelanschluss vorhanden. Auch diese kann man für die Verteilung von Sat-Signalen nutzen. Hierfür benötigt man neben der Sat-Antenne entweder ein Unicable-LNB oder einen Unicable-tauglichen Multischalter. Den jeweiligen Unicable-tauglichen Endgeräten (Fernseher oder Receiver) wird bei dieser Technik eine feste Übertragungsfrequenz zugewiesen, die man im Menü eingeben muss.
Satellitenschüssel fürs Wohnmobil
Sat-Anlagen sind nicht nur für den stationären Einsatz geeignet. Angebote von sogenannten Camping-Sat-Anlagen schließen auch eine mobile Verwendung ein. Bereits ab 65 Euro erhalten Anwender ein vollständiges Paket mit 40-cm-Schüssel, HD-Sat-Receiver und allem für die Inbetriebnahme nötigen Zubehörs. Auch hier sollte man die Schüssel nach Süden ausrichten im entsprechenden Neigungswinkel.
Spezielle Bundles gibt es allerdings nicht nur für den mobilen Einsatzzweck, sondern auch für den stationären Einsatz. Oft umfassen diese lediglich Sat-Spiegel und LNB. Für 69 Euro gibt es etwa von Durasat einen von der Fachpresse mit "sehr gut" bewerteten 90-cm-Sat-Spiegel inklusive darauf optimierten Universal-Twin-LNB. Der gleiche Hersteller hat für knapp 135 Euro auch eine Sat-Anlage mit 90-cm-Satellitenschüssel für 16 Teilnehmer im Angebot.
Für Mieter oder Eigentümer, die für die Installation einer Sat-Anlage die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft oder des Vermieters benötigen, sind kleinere Antennen interessant, da man sie nahezu unauffällig auf einem Südbalkon aufstellen kann. Hierzu eignen sich die bereits erwähnten mobilen Sat-Anlagen. Hersteller wie Technisat bieten kleine Sat-Antennen an, die man auf einem Balkonständer oder an einer Wandhalterung installieren kann. Den notwendigen Anschluss kann man sogar über ein Flachkabel, ohne Löcher zu bohren, nach Innen verlegen.
Welchen Receiver braucht man für die Satellitenschüssel?
Der Sat-Receiver wandelt das empfangene Signal um und stellt es dem Fernseher bereit. Wie eingangs erwähnt, bieten die meisten modernen Fernseher integrierte Receiver für Sat-TV. Wer ein älteres Modell nutzt, braucht allerdings ein entsprechendes Gerät. Dazu reicht bereits ein einfaches Modell. Moderne Receiver können jedoch mehr, so werden sie mit Festplatte zum Aufnahmegerät oder verteilen das Signal übers heimische WLAN auf Tablet oder Laptop.
Receiver für Satellitenfernsehen tragen die Bezeichnung DVB-S, die Weiterentwicklung ist DVB-S2 für HD-Empfang. DVB steht für Digital Video Broadcasting, also das digitale Fernsehen. Der aktuelle Standard ist DVB-S2. Nur mit einem Receiver, der DVB-S2 beherrscht, kann man Sender in HD-Qualität genießen. Um privaten Sender in HD zu sehen, benötigt man eine HD-Plus-Karte, die man in den Receiver steckt. Das zieht aber weitere Kosten nach sich. DVB-C-Receiver sind hingegen fürs Kabelfernsehen gedacht, DVB-T für terrestrische Signale per Antenne.
Sat-IP: Signal per Tablet empfangen
Sat-IP ist ein von Astra-Betreiber SES 2012 vorgestelltes Protokoll, das digitale Satelliten-Signale in ein lokales Netzwerk überführt. Da inzwischen allerdings die Fernsehsender den digitalen Vertriebsweg ihrer Inhalte entdeckt haben und Streaming-Dienste zum Alltag gehören, ist Sat-IP zu einem Nischenthema geworden.
Sat-to-IP-Komponenten können das Sat-Signal in das Heimnetzwerk einspeisen. Hierzu benötigt man entweder ein Sat-to-IP-taugliches LNB, einen Sat-to-IP-tauglichen Multischalter oder Sat-to-IP-Server. Das hierüber umgewandelte Sat-Signal kann man dann im Heimnetzwerk per App auf einem Tablet oder als Stream auf dem Fernseher oder PC empfangen. Als nahezu einziger TV-Gerätehersteller bietet lediglich Panasonic Sat-IP kompatible Fernseher an. Tablets und Smartphones können per App auf die Signale zugreifen.
Fazit
Sat-Empfang hat mit knapp 50 Prozent in Deutschland nach wie vor die Nase vorn, wenn es um TV-Versorgung geht. Im Vergleich zu Kabel und IPTV fallen dabei keine monatlichen Kosten an. Die Ausnahme ist die Nutzung von Privatsendern in HD-Qualität sowie Pay-TV. Die Anschaffungskosten sind relativ gering und gerade in Gegenden, wo keine entsprechende Infrastruktur vorhanden ist, bleibt der Satellit ohnehin die einzige Wahl.
Grundvoraussetzung für den Empfang ist eine nach Süden ausgerichtete Sat-Antenne. Diese kann man mit unterschiedlichen Empfangskonvertern (LNB) bestücken und damit, je nach Modell, gleich mehrere Fernseher versorgen. Mit mobilen Komplettanlagen ist man auch im Urlaub immer auf Empfang. Die Vielfalt des Sat-Empfangs kann man dann auch als Mieter nutzen, wenn man einen Südbalkon hat.
Weitere Informationen gibt es in unseren Themenwelten Fernseher und Streaming. Besonders populär sind die Beiträge Ambilight nachrüsten: Smartes Licht für jeden TV und Monitor ab 23 Euro und Top 5 der Streaming-Sticks mit 4K ab 60 Euro.
Quelle; heise / techstage
Du musst Regestriert sein, um das angehängte Bild zusehen.
Knapp die Hälfte aller Haushalte nutzt zum Empfang von Fernsehsignalen eine Satellitenschüssel. Was für einen optimalen Empfang nötig ist, klärt dieser Beitrag.
Etwa 17 Millionen Haushalte hierzulande nutzen eine Sat-Anlage. Satellitenfernsehen ist damit mit einem Anteil von knapp 50 Prozent der gefragteste TV-Empfangsweg in Deutschland. Die Satellitenschüssel verwendet einen rauscharmen Signalumsetzer (Low Noise Block, kurz LNB) und übermittelt den Empfang per Koaxialkabel an einen Receiver für das Fernsehgerät.
Im Vergleich zum Kabelfernsehen (DVB-C) und dem Empfang über das Internet (IPTV) fallen beim Sat-Empfang (DVB-S) keine monatlichen Kosten an. Auch wer über das terrestrische DVB-T2 HD mehr als die frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Sender schauen möchte, muss zahlen.
Satelliten-TV überzeugt mit einer großen Auswahl an TV-Sendern und guter Bildqualität. Auf der für den deutschsprachigen Raum wichtigen Satellitenposition Astra 19,2 Grad Ost werden über 100 frei empfangbare TV-Programme ausgestrahlt. Hinzu kommen zahlreiche verschlüsselte und kostenpflichtige Angebote, wie Sky oder die unter der Plattform HD+ beheimateten HD-Versionen der Privatsender. Hier muss man beim Empfang über Satellit extra zahlen.
Moderne TV-Geräte (Themenwelt) integrieren inzwischen Receiver, die alle relevanten digitalen Signale wie DVB-C (Kabel), DVB-T2 (Terrestrisch) und DVB-S2 (Satellit) empfangen können. Einen zusätzlichen Receiver muss man also nicht mehr anschaffen. Es sei denn, man will das Satellitensignal noch anderen Geräte wie Smartphones oder Tablets bereitstellen. Dann werden Sat-IP-kompatible Geräte benötigt.
Was man bei der Anschaffung, Montage und Betrieb einer Sat-Anlage benötigt, wie man die Signale auch für Tablets und Smartphones bereitstellt und auch unterwegs empfängt, erklären wir in diesem Ratgeber.
Du musst Regestriert sein, um das angehängte Bild zusehen.
Für den Empfang im Kerngebiet empfiehlt Astra-Betreiber SES eine Satellitenschüssel mit einem Durchmesser von 60 cm.
Bild: SES Astra
Was brauche ich zum Sat-Empfang?
Um TV-Signale vom Satelliten zu empfangen, benötigt man eine Satellitenantenne – auch Satellitenschüssel oder Parabolantenne genannt. Dazu kommt eine Empfangseinheit (LNB) sowie ein Satellitenempfänger (Sat-Receiver). Letzterer ist meistens bei allen aktuell erhältlichen Fernsehern bereits eingebaut. Für kostenpflichtige Angebote wie Sky braucht es in der Regel einen externen Satelliten-Receiver, den es auch einzeln zu kaufen gibt.
Autovergleiche sind oft Fehl am Platz, wenn es um Technik geht. Doch in diesem Fall machen wir eine Ausnahme: Was beim Auto der Hubraum, ist beim Empfang die Satellitenschüssel. Je größer sie ist, desto unproblematischer ist der Empfang. An einem sonnigen Tag sorgen auch kompakte Satellitenschüssel für ein tadelloses Fernsehbild.
Für den störungsfreien Empfang der Astra-Satelliten genügt in Zentraleuropa (Kernbereich der Ausleuchtungszone) eine Schüssel mit 60 cm Durchmesser. Doch wenn im Sommer Gewitter aufziehen, es im Winter schneit oder der Empfang in einem Land gewünscht ist, das am Rand der Ausleuchtungszone des heimischen Satellitensignals liegt (siehe Astra, Eutelsat), ist eine Satellitenschüssel mit großem Durchmesser für einen störungsfreien Empfang erforderlich. Bei 120 cm sollte der Empfang über Astra sogar noch von den Kanaren bis zum Nordkap und von Island bis in die Türkei möglich sein.
Vor dem störenden Einfluss auf den Empfang durch zu viel Schnee haben einige Hersteller auch Heizungen für Satellitenschüsseln entwickelt. Mit über 400 Euro ist der Preis für diese allerdings sehr hoch. Doch das ist nicht die einzige Möglichkeit, den Empfang störenden widrigen Wetterbedingungen zu begegnen: Deutlich günstiger sind Abdeckung von LNBs, sodass deren Empfang nicht durch Eis und Schnee beeinträchtigt wird.
Wie viele Fernseher kann man an eine Satellitenschüssel anschließen?
Satellitensignale können mehreren Endgeräten gleichzeitig erreichen. Voraussetzung für den Empfang ist der an der Sat-Antenne angebrachte LNB, der die Signale vom Satelliten in zwei Frequenzbereichen auf je zwei Polarisationsebenen umsetzt. Der rauscharme Signalumsetzer (LNB) wandelt Satellitenfrequenzen von etwa 10,7 bis 11,75 oder 11,8 bis 12,75 GHz auf den Bereich zwischen 950 und 2150 MHz um. Dadurch wird eine Übertragung per Koaxialkabel an den Satelliten-Receiver ermöglicht.
Je nachdem, wie viele Empfangsgeräte das Satellitensignal empfangen sollen, kommen unterschiedliche LNBs zum Einsatz. Die Auswahl eines LNBs richtet sich in erster Linie nach der Anzahl von Receivern, die damit betrieben werden sollten. Der notwendige LNB benötigt genügend Ausgänge für den Anschluss von Endgeräten. Mit einem Single-LNB kann man einen, mit einem Twin-LNB zwei Empfänger direkt versorgen. Für den Anschluss von bis zu vier Receivern oder Sat-Fernsehern eignet sich ein Quad-LNB. Einzelne Hersteller bieten auch sogenannte Octo-LNBs für den Anschluss von bis zu acht Endgeräten an.
Eine Sonderform ist der Universal-Quattro-Switch-LNB. Hier werden die Frequenzbereiche und Polarisationsebenen einzeln ausgegeben. Um sie wieder zu bündeln, benötigt man einen Multischalter. Die Multischalter-Verteilung findet vornehmlich in Mehrfamilienhäusern statt. Ihr Vorteil besteht darin, dass man hierüber den Anschluss von mehreren Endgeräten realisieren kann. An die jeweiligen Ausgänge des Multischalters wird dann wie auch bei Direktverbindung mit dem LNB das jeweilige Anschlusskabel direkt angeschlossen.
Du musst Regestriert sein, um das angehängte Bild zusehen.
Multischalter mit 16 Ausgängen Bild: TechStage.de
Ein guter LNB ist heutzutage kein Hexenwerk. Die meisten Geräte von Markenherstellern bieten eine Unterdrückung von Störsignalen mit einem Rauschmaß von unter 0,3 dB, was insbesondere bei hohen Auflösungen für einen störungsfreien Empfang sorgt.
Kann ich mehrere Satelliten empfangen?
Da sich die Satelliten im Orbit nebeneinander befinden, kann man die Signale unterschiedlicher Positionen mit nur einer Sat-Schüssel parallel empfangen. Hierfür benötigt man eine sogenannte Multifeed-Schiene. Diese wird am LNB-Arm der Sat-Antenne montiert. An die Multifeed-Schiene werden dann die herkömmlichen LNB angeschraubt.
Neben der Satellitenposition Astra 19,2 Grad Ost für den Empfang der deutschsprachigen Sender sind die Hot-Bird-Satelliten auf 13 Grad Ost sehr beliebt. Hierüber werden vornehmlich italienische und arabische TV-Programme sowie die öffentlich-rechtlichen Sender der Schweiz verbreitet. Zusätzlich zur individuellen Ausrichtung der LNB auf einer Multifeed-Schiene lassen sich benachbarte Sat-Positionen auch über ein Monoblock-LNB empfangen, der zwei LNB in einem festen Abstand in einem Gehäuse untergebracht hat.
Störungsfreier Empfang: Wo bringe ich die Satellitenschüssel an?
Um die Signale vom Satelliten empfangen zu können, muss die Schüssel nach Süden zeigen. In den meisten Gebieten Deutschlands liegt der optimale Neigungswinkel für Astra zwischen 28 und 36 Grad. Meistens befinden sich an der Befestigung der Schüssel Markierungen dafür.
Außerdem dürfen zwischen dem Signalweg von Antenne und Satellit keine Hindernisse wie Bäume oder Dachvorsprünge bestehen. Die genaue Signalstärke am Aufstellort hängt neben dem Durchmesser der Antenne und dem Rauschmaß des LNB vor allem mit der exakten Ausrichtung zusammen. Auch schlecht abgeschirmte oder falsch installierte Kabel dämpfen das Signal.
Welches Kabel braucht man für die Satellitenschüssel?
Für die Montage einer Satellitenanlage werden neben Satellitenschüssel und LNB obendrein noch Koaxialkabel, Stecker, Steckdosen und Halterungen benötigt. In Sachen Koaxialkabel sollte man auf eine gute Abschirmung achten. Wie ausgeprägt diese ist, gibt die Schirmungsdämpfung an.
Je geringer die Dämpfung, desto besser kommt das Signal am Receiver an. Sie ist abhängig von der Frequenz und von der Länge des Kabels. Je länger das Kabel, desto höher ist die Dämpfung. 30 dB bei 2 GHz auf 100 Meter sind ein guter Wert respektive 14 dB bei 450 MHz. Für digitalen Satellitenempfang ist eine Schirmungsdämpfung von 90 dB generell empfehlenswert.
Die Signalqualität kann durch Knicke im Kabel und Verlängerungen beeinträchtigt werden. Entsprechend sollte man auf eine fachgerechte Verlegung achten. Das Gleiche gilt für Verlängerungen, Stecker und Kupplungen.
Möchte man die Kabellänge selbst bestimmen, muss man darauf achten, dass das Kabel richtig abisoliert sind. Der Innenleiter wird dazu etwa einen Zentimeter freigelegt, ohne ihn zu knicken oder zu beschädigen. Danach werden 6 mm von der äußeren Isolierung (PVC-Mantel) sauber abgesetzt, sodass Geflecht und Folie frei sind. Bei Kabeln mit zwei Folien wird die äußere Folie an dieser Stelle vorsichtig entfernt. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass keine Geflecht-Äderchen mit dem Innenleiter in Berührung kommt.
In vielen Häusern ist noch eine in Reihe geschaltete TV-Verteilung von einer Dachantenne oder einem früheren Kabelanschluss vorhanden. Auch diese kann man für die Verteilung von Sat-Signalen nutzen. Hierfür benötigt man neben der Sat-Antenne entweder ein Unicable-LNB oder einen Unicable-tauglichen Multischalter. Den jeweiligen Unicable-tauglichen Endgeräten (Fernseher oder Receiver) wird bei dieser Technik eine feste Übertragungsfrequenz zugewiesen, die man im Menü eingeben muss.
Satellitenschüssel fürs Wohnmobil
Sat-Anlagen sind nicht nur für den stationären Einsatz geeignet. Angebote von sogenannten Camping-Sat-Anlagen schließen auch eine mobile Verwendung ein. Bereits ab 65 Euro erhalten Anwender ein vollständiges Paket mit 40-cm-Schüssel, HD-Sat-Receiver und allem für die Inbetriebnahme nötigen Zubehörs. Auch hier sollte man die Schüssel nach Süden ausrichten im entsprechenden Neigungswinkel.
Spezielle Bundles gibt es allerdings nicht nur für den mobilen Einsatzzweck, sondern auch für den stationären Einsatz. Oft umfassen diese lediglich Sat-Spiegel und LNB. Für 69 Euro gibt es etwa von Durasat einen von der Fachpresse mit "sehr gut" bewerteten 90-cm-Sat-Spiegel inklusive darauf optimierten Universal-Twin-LNB. Der gleiche Hersteller hat für knapp 135 Euro auch eine Sat-Anlage mit 90-cm-Satellitenschüssel für 16 Teilnehmer im Angebot.
Für Mieter oder Eigentümer, die für die Installation einer Sat-Anlage die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft oder des Vermieters benötigen, sind kleinere Antennen interessant, da man sie nahezu unauffällig auf einem Südbalkon aufstellen kann. Hierzu eignen sich die bereits erwähnten mobilen Sat-Anlagen. Hersteller wie Technisat bieten kleine Sat-Antennen an, die man auf einem Balkonständer oder an einer Wandhalterung installieren kann. Den notwendigen Anschluss kann man sogar über ein Flachkabel, ohne Löcher zu bohren, nach Innen verlegen.
Welchen Receiver braucht man für die Satellitenschüssel?
Der Sat-Receiver wandelt das empfangene Signal um und stellt es dem Fernseher bereit. Wie eingangs erwähnt, bieten die meisten modernen Fernseher integrierte Receiver für Sat-TV. Wer ein älteres Modell nutzt, braucht allerdings ein entsprechendes Gerät. Dazu reicht bereits ein einfaches Modell. Moderne Receiver können jedoch mehr, so werden sie mit Festplatte zum Aufnahmegerät oder verteilen das Signal übers heimische WLAN auf Tablet oder Laptop.
Receiver für Satellitenfernsehen tragen die Bezeichnung DVB-S, die Weiterentwicklung ist DVB-S2 für HD-Empfang. DVB steht für Digital Video Broadcasting, also das digitale Fernsehen. Der aktuelle Standard ist DVB-S2. Nur mit einem Receiver, der DVB-S2 beherrscht, kann man Sender in HD-Qualität genießen. Um privaten Sender in HD zu sehen, benötigt man eine HD-Plus-Karte, die man in den Receiver steckt. Das zieht aber weitere Kosten nach sich. DVB-C-Receiver sind hingegen fürs Kabelfernsehen gedacht, DVB-T für terrestrische Signale per Antenne.
Sat-IP: Signal per Tablet empfangen
Sat-IP ist ein von Astra-Betreiber SES 2012 vorgestelltes Protokoll, das digitale Satelliten-Signale in ein lokales Netzwerk überführt. Da inzwischen allerdings die Fernsehsender den digitalen Vertriebsweg ihrer Inhalte entdeckt haben und Streaming-Dienste zum Alltag gehören, ist Sat-IP zu einem Nischenthema geworden.
Sat-to-IP-Komponenten können das Sat-Signal in das Heimnetzwerk einspeisen. Hierzu benötigt man entweder ein Sat-to-IP-taugliches LNB, einen Sat-to-IP-tauglichen Multischalter oder Sat-to-IP-Server. Das hierüber umgewandelte Sat-Signal kann man dann im Heimnetzwerk per App auf einem Tablet oder als Stream auf dem Fernseher oder PC empfangen. Als nahezu einziger TV-Gerätehersteller bietet lediglich Panasonic Sat-IP kompatible Fernseher an. Tablets und Smartphones können per App auf die Signale zugreifen.
Fazit
Sat-Empfang hat mit knapp 50 Prozent in Deutschland nach wie vor die Nase vorn, wenn es um TV-Versorgung geht. Im Vergleich zu Kabel und IPTV fallen dabei keine monatlichen Kosten an. Die Ausnahme ist die Nutzung von Privatsendern in HD-Qualität sowie Pay-TV. Die Anschaffungskosten sind relativ gering und gerade in Gegenden, wo keine entsprechende Infrastruktur vorhanden ist, bleibt der Satellit ohnehin die einzige Wahl.
Grundvoraussetzung für den Empfang ist eine nach Süden ausgerichtete Sat-Antenne. Diese kann man mit unterschiedlichen Empfangskonvertern (LNB) bestücken und damit, je nach Modell, gleich mehrere Fernseher versorgen. Mit mobilen Komplettanlagen ist man auch im Urlaub immer auf Empfang. Die Vielfalt des Sat-Empfangs kann man dann auch als Mieter nutzen, wenn man einen Südbalkon hat.
Weitere Informationen gibt es in unseren Themenwelten Fernseher und Streaming. Besonders populär sind die Beiträge Ambilight nachrüsten: Smartes Licht für jeden TV und Monitor ab 23 Euro und Top 5 der Streaming-Sticks mit 4K ab 60 Euro.
Quelle; heise / techstage