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HOT Was droht Deutschland wirklich, wenn Huawei verboten wird?

Berlin/Shenzhen – China holt auf und der Westen zittert! Ob Autoindustrie, Kommunikations-Technik, Architektur… Plötzlich stehen Firmen aus der Volksrepublik an der Weltspitze.
Und nicht nur eine, hunderte.
Fast spielerisch nehmen sie die Pole-Positionen ein.

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Von China an die Spitze: Huawei ist Weltmarktführer beim Ausbau des 5G-Netzes. dpa/Rolf Vennenbernd© dpa/Rolf Vennenbernd

Eine dieser Über-Firmen ist Huawei, gegründet 1987, heute 207.000 Mitarbeiter, davon 2000 in Deutschland.
Hauptsitz ist die südost-chinesische Boomtown Shenzhen, gleich neben Hongkong.

2019 war Huawei für kurze Zeit größter Handyhersteller der Welt.
Heute ist die Firma von Gründer Ren Zhengfei (78) global führender Netzwerkausrüster in der 5G-Technologie und chinesische Technik steckt in fast jedem Handymast – und die Angst im Westen wächst.

Können die Chinesen unseren Mobilfunk abhören? +++ Im Krisenfall sogar unsere Infrastruktur lahmlegen? +++ Haben sie den Westen in der Hand?

Mehrere europäische Staaten haben Huawei-Technologie bereits verboten, u.a. Schweden und England.
Entsprechende Bauteile müssen ausgebaut werden und Huawei wird der weitere 5G-Markt-Zugang verwehrt.

Kommt es noch 2023 zu einem Verbot von Huawei in Deutschland?​


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Thierry Breton (68) nennt chinesische Netzwerktechnik eine "Waffe gegen unsere Interessen". DPA© DPA

Auch in Deutschland diskutiert die Politik seit Jahren, aber eine Entscheidung steht aus.
Allerdings könnte sie noch 2023 fallen.

Denn aktuell prüfen Experten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) alle Teile, die Huawei im Netz verbaut hat.
Besonders im Visier eine Fernwartungs- und Steuerungssoftware.

Laut Bundesinnenministerium gibt es "Anhaltspunkte" dafür, dass diese Netzwerktechnik von Huawei "die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik voraussichtlich beeinträchtigen könnte".

Noch weiter geht EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton (68) und spricht bei der Technik von Huawei sogar von einer "Waffe gegen unsere Interessen".

Harte Worte. Doch was sagt Huawei selbst zu der Diskussion?

Exklusives TAG24-Interview mit Carsten Senz, Sprecher von Huawei​


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Unternehmenssprecher Carsten Senz (49). Wolf Lux© Wolf Lux

TAG24 sprach mit Unternehmenssprecher Carsten Senz (49).
Der Deutsche hat in China studiert, ist seit 2010 bei Huawei und heute Vice President Corporate Communications mit Sitz in Düsseldorf.

TAG24: Herr Senz, wie verfolgen Sie die aktuelle Diskussion über ein Verbot Ihrer Firma in Deutschland?

Senz:
Für uns ist diese Debatte leider sehr weit von der Realität entfernt.
Wir sind ein Lieferant von Antennen, die von den Mobilfunk-Betreibern, wie Telekom oder Vodafone, eingebaut und verwendet werden.
Da endet unser Einfluss auch schon.

TAG24: Der Hauptvorwurf ist ja, dass Huawei Handydaten der deutschen Nutzer abgreifen und so ungehindert spionieren könnte.

Senz:
Da sollte man mal mit einem Klischee aufräumen: Also erstens gibt es keine Fernleitung nach China, wo Daten übertragen werden.
Zweitens haben wir überhaupt keinen Zugang zu den Daten aus den Mobilfunknetzen.
Diese liegen bei den Mobilfunk-Netzbetreibern und sind extrem geschützt.
Huawei ist ein Lieferant von Antennen.
Also wir haben noch nicht einmal die Möglichkeit, Spionage zu betreiben.

"China kann von außen die Netze nicht abschalten"​


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In 50 Prozent der deutschen Handymasten steckt schon heute Technik von Huawei. dpa/Roberto Pfeil© dpa/Roberto Pfeil

TAG24: Und was ist mit der Möglichkeit, dass China im Falle eines Konfliktes oder Wirtschaftskrieges, diese technischen Bauteile in den 5G-Antennen einfach abschaltet – und damit das digitale Leben lahm legt?



Senz:
Da gibt es ja dieses berühmte Bild vom Kill-Switch, also einem Knopf, den man da in China drückt und dann gehen in Europa alle digitalen Netze aus.
So etwas existiert nicht, ist auch technisch nicht möglich.

Es gibt ja auch nicht das EINE Netz.
Sondern jeder Mobilfunkbetreiber hat sein eigenes innerhalb Deutschlands, das jeweils von mehreren Lieferanten beliefert wird.
Die Software wird von den Netzbetreibern in einem Hochsicherheitsnetz verwaltet, das vom Internet getrennt ist.

Es gibt also keine Möglichkeit von außen, diese Netze oder auch nur einzelne Bauteile auszuschalten oder umzuprogrammieren.

TAG24: Aber verstehen Sie die Angst hinter dieser Debatte?

Senz:
Die verstehe ich auch als Deutscher sehr gut.
China hat in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt, durch viele verschiedenen Faktoren.
Allen voran die Größe des Landes.
1,4 Milliarden Menschen, die alle daran glauben, dass man es durch Bildung alles schaffen kann.

Und nun erobern viele chinesische Firmen den Weltmarkt, während wir in Europa gleichzeitig ein bisschen langsam geworden sind.
Da verschieben sich die Kräfte.

"Huawei ist kein Staatsunternehmen!"​


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Chinas Staatspräsident Xi Jinping (70) und Huawei-Gründer Ren Zhengfei (78). DPA/Matthew Lloyd© DPA/Matthew Lloyd

TAG24: Die Angst bezieht sich aber auch sehr auf Chinas autoritäre Politik und die Möglichkeit des kommunistischen Apparates auf die weltweiten Strukturen chinesischer Firmen wie Huawei zuzugreifen – im Notfall unter Zwang.

Senz:
Wir sind kein Staatsunternehmen, wir sind ein Privatunternehmen.
Unsere Aktien werden nicht gehandelt, sondern die Firmen-Anteile werden von 140.000 Huawei-Mitarbeitern selbst gehalten.
Also der chinesische Staat hat da keinen Zugang.

Auch selbst wenn der Staat auf Huawei zugreifen könnte, würde er an die deutschen oder europäischen Daten nicht herankommen.
Denn wie gesagt, die liegen bei der Deutschen Telekom, Vodafone, Telefónica – also bei den Mobilfunkanbietern.
Nicht in China.

TAG24: Wenn man Sie so hört, scheinen viele Kritik-Punkte, die zu einem Huawei-Verbot in Deutschland führen könnten, eher emotionaler als faktischer Art zu sein?

Senz:
Die ganze Diskussion ist von Gefühlen und einem gewissen Schwarz-Weiß-Denken dominiert.
Die Grautöne fehlen.
Es gibt auch keinerlei Belege dafür, dass wir in den letzten 35 Jahren irgendwas falsch gemacht haben, es sind leider alles Verdächtigungen ohne faktische Grundlage.

Doch immer wieder tauchen in den Medien neue Spezialisten auf, die Huawei ohne tiefere Sachkenntnis kritisieren.
Oft politisch getrieben, immer emotional.
Da wünschte ich mir mehr echte Telekommunikations-Experten, die bei den Fakten bleiben.
Denn die technischen Kritikpunkte konnten wir bisher alle widerlegen.

Deutschland hängt schon jetzt im technischen Fortschritt hinterher​


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Telekom-Chef Tim Höttges sagt im Mai 2023 vor Investoren: "Ich sehe nicht, dass ein Verbot von Huawei kommt!" Deutsche Telekom© Deutsche Telekom

TAG24: Was passiert, wenn der Einsatz von Huawei-Technik in Deutschland wirklich verboten wird?

Senz:
Also erst einmal gehe ich davon aus, dass es nicht dazu kommen wird und sich die technischen Fakten gegen die emotionale Diskussion durchsetzen.
Denn eins steht fest: Deutschland hängt schon jetzt im technischen Fortschritt rings um den Einsatz von 5G und neuen digitalen Geschäftsmodellen massiv hinterher.

TAG24: …also wird Deutschland gerade abgehängt?

Senz:
Nun ja, Huawei ist Weltmarktführer bei diesen Technologien und unsere Produkte sind unheimlich innovativ.

In Deutschland liegen die Städte und Regionen mit Huawei-Technologie in den einschlägigen Netztests vorne.
Wo wir in Europa ausgeschlossen wurden, zeigen die Statistiken der Europäischen Kommission, dass diese Länder in den Rankings zurückfallen.

Schweden war das erste Land, das uns ausgeschlossen hat, und hat jetzt die flächenmäßig schlechteste 5G-Versorgung seiner Bevölkerung unter allen 27 EU-Staaten.
Das kann ja niemand für Deutschland wollen.

Und noch einmal das Angebot: Wir sind jederzeit bereit, alle Prozesse und Techniken auf Herz und Nieren prüfen zu lassen, um die Spezialisten am Ende zu überzeugen, dass unsere Bauteile für die nationale Sicherheit Deutschlands unbedenklich sind.

Abgesehen davon sollte die Herkunft eines Landes keine Rolle dabei spielen, ob man in Deutschland agieren darf, oder? Alles andere wäre reine Diskriminierung.

TAG24: Danke für das Gespräch.
Quelle: TAG24
 

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