Eine vollständige Kernschmelze wird es im AKW Fukushima nach Einschätzung der japanischen Regierung nicht geben. Derzeit pumpen die Arbeiter verstrahltes Wasser aus Reaktor 2 des Unglücks-AKW ab.
Die japanische Regierung hält die Gefahr einer vollständigen Kernschmelze im zerstörten Kernkraftwerk Fukushima Eins derzeit für weitgehend gebannt. "Wenn wir die Kühlung aufrechterhalten, ist so etwas unwahrscheinlich", sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Die andauernde Kühlung der Reaktoren mit Millionen Litern Wasser zeige zumindest eine gewisse Wirkung. Die enormen Massen verstrahlten Wassers behinderten allerdings die weiteren Arbeiten.
Die Atomaufsichtsbehörde hatte zuvor bestätigt, dass Brennstäbe in den Reaktoren 1, 2 und 3 teilweise geschmolzen sind. Nach Angaben des Atombetreibers Tepco besteht zudem die Möglichkeit, dass gebrauchte Brennstäbe in Reaktor 2 beschädigt sind. Wie groß die Schäden sind, sei noch nicht klar, sagte Edano. Atomexperten seien dabei, die Details zu analysieren.
Verstrahltes Wasser wird abgepumpt
Unterdessen haben die Arbeiter in der Atomruine mit dem Abpumpen hochgradig mit radioktiven Partikeln verseuchten Wassers aus Reaktor 2 begonnen. Das Wasser werde in eine Auffanganlage gepumpt, in die rund 30.000 Tonnen passten, berichteten japanische Medien. Nach Schätzung des Betreiberkonzerns Tepco befinden sich im Reaktor 2 rund 25 000 Tonnen verseuchten Wassers. Die Schläuche zur Auffanganlage verlaufen demnach an den Turbinengehäusen der Reaktoren 3 und 4 entlang.
Pro Tag könnten etwa 480 Tonnen abgepumpt werden, meldete die Agentur Jiji. Zunächst sollen demnach 10 000 Tonnen beseitigt werden. In den Reaktoren 1 und 3 sollen sich weitere rund 42 500 Tonnen relativ gering verstrahlten Wassers befinden, hieß es unter Berufung auf Tepco. Die Arbeiter setzten Vorbereitungen fort, für dieses Wasser Behelfstanks sowie einen auf dem Meer schwimmenden Riesentank zu installieren, in den 10 000 Tonnen Wasser passen.
Tepco hat Risiken unterschätzt
Der Chef der Betreiberfirma des AKW Fukushima hat sich am Montag im Parlament der Kritik der Abgeordneten gestellt. Tepco-Präsident Masataka Shimizu sagte vor der Haushaltskommission, der riesige Tsunami am 11. März sei "jenseits unserer Erwartungen" gewesen. Auf die Frage eines Abgeordneten zur mangelnden Vorbereitung des Konzerns gab er jedoch zu, dass Tepco das Unglück selbst verursacht habe.
Der Abgeordnete Shuichi Kato der oppositionellen Neuen Komeito Partei hielt ihm ein Exemplar der Tepco-Sicherheitsregeln entgegen: "Dies sagt aus, dass der Präsident die nukleare Sicherheit als seine oberste Priorität ansieht. Mit diesem im Kopf, lassen Sie mich fragen, wie Sie sich fühlen." Shimizu sagte, "als die Person, die die endgültige Verantwortung für die Sicherheitsstrategie für das Atomkraftwerk trägt", könne er "nicht genug Worte finden", sein Bedauern auszudrücken.
Tepco und Regierung in der Kritik
Der 66-Jährige hatte sich am 13. März für das Unglück entschuldigt, war dann jedoch krank geworden. Erst am 11. April trat er wieder an die Öffentlichkeit. Tepco steht ebenso wie die Regierung seit Wochen wegen seiner als zögerlich und unzureichend empfundenen Kommunikation in der Kritik. Am Montag musste sich auch Ministerpräsident Naoto Kan der Befragung durch das Parlament stellen. Die Umfragewerte des ohnehin angeschlagenen Regierungschefs stiegen jüngst wieder. 67 Prozent der Befragten sind jedoch weiter unzufrieden mit seiner Arbeit.
Quelle:
N24