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DVB-CSA und die Controlwords oder warum Teile des Himmels dunkel wurden

Miese.Ratte

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Kurzfassung

Controlwords (CWs) werden zur Entschlüsselung des Bezahlfernsehens verwendet. Diese sind bei DVB-CSA der ersten Version grundsätzlich 64 Bit lang. Diese Version wird nach wie vor eingesetzt. Von den 64 Bit der CWs waren aber nur 48 Bit tatsächlich (pseudo-)zufällig. Der Rest ließ sich errechnen.

Alte Hard- und Software schaute nur auf die zufälligen 48 Bit und berechnete des Rest ohne weitere Umschweife und setzte ihn ein. Bei OSCam nennt man das „CRC“. Na ja. Meinetwegen.

Bei „standardkonformen“ CWs tat das niemandem weh. Die ersetzten 16 Bit entsprachen den gesendeten. Alles schick! Bei CWs mit 64 Bit (Pseudo-)Zufall geht das Ersetzen allerdings komplett in die Hose. Das Ergebnis kennt ihr: Ruinierte CWs und folglich Dunkelheit.

Wenn man diese „CRC“-Funktion nicht abschalten kann, ist man verloren. Das ist bei Implementierungen in Hardware besonders bitter. Bei Modulen wie Deltacam, Unicam und ganz bestimmt auch dem ACL läuft diese Funktion in Hardware. Dagegen gibt es keinen Softwarefix! Solche Funktionsblöcke sind wie eine geschlossene Gesellschaft.

Ende im Gelände! Kacke aber nicht zu ändern. Nur eine angepasste Software oder eine neue (Modul-)Hardware kann es richten.


Aber was sollte der Quatsch mit 48 Bit überhaupt?

Dazu muss man wissen, dass DVB-CSA aus den 90ern stammt. Zu dieser Zeit gab es schon Organisationen die es gar nicht gab (No Such Agency). Die hatten viel Geld das es gar nicht gab. Davon kauften sie sich Rechenpower die es gar nicht gab.

Diese nicht existierenden Organisationen haben einen unstillbaren Wissensdrang. Der sollte von keiner Verschlüsselung gebremst werden. Das Mittel der 90er war eine Abschwächung der Krypto durch verkürzte Schlüssel (Keys, CWs).

Wer erinnert sich noch an den Netscape-Navigator in der „Export-Version“ mit „internationaler Verschlüsselung“? Jepp. Das war so ein Fall. Es gibt davon reichlich mehr Kandidaten, die wir z. T. bis heute mit uns herum schleppen.

DES mit 56 Bit Zufall und 8 „Paritätsbits“
A5/1 im GSM-Mobilfunk

und bis einschließlich Windows XP und dessen Serverversion:
zusätzliche LANMAN-Hashes für Windows-Passwörter

Es gibt noch viel mehr. Das Ganze nannte und nennt man „Crypto Wars“.

Die LANMAN Hashes waren z. B. richtig sexy. Passwörter wurden nur bis 12 Zeichen Länge verwendet. Der Rest wurde einfach weggeworfen. Als Zuckerguss kam noch die ausschließliche Verwendung von Großbuchstaben dazu. Es ging aber noch besser. Diese 12 Zeichen wurden in Häppchen zu zweimal 6 zerlegt und jeder Teil getrennt gehasht (eine Einwegverschlüsselung). Man brauchte folglich nur noch 6 Zeichen brute force durchprobieren bis der Hash passt.

Für die Hashcat auf Grafikkarten mit OpenCL ist das ein Witz. So schnell kann man kaum Kaffee holen. Das war es sicherlich auch schon in den 90ern für Organisationen die es gar nicht gab.

Mit LANMAN Hashes hatte man so etwas wie eine Gelinggarantie zum Passwörter knacken wenn man Windows-Hashes in die Pfoten bekam.

Ist das nicht nett von den Lieben? Natürlich wurden die Passwörter im Windows total sicher abgelegt. Ha ha!


Nun zu unseren 48 Bit CWs

DVB-CSA hatte sich bis heute keine großen Blößen gegeben. Wer erinnert sich noch an WEP fürs WLAN oder DVDCSS? Das waren auch proprietäre Verschlüsselungen wie DVB-CSA für die man nur noch ein Lächeln übrig hat. Letzteres ist aber absurd aufwändig (in Hardware) umzusetzen. Dieser Fakt hat dem Kram wohl bis heute den Hals gerettet.

48 Bit sind bei dem für DVB-CSA zu treibenden Aufwand schon ein ordentlicher Happen - jedenfalls für Hardware normalsterblicher Leute.

So sehen 48 Bit als dezimale Zahl aus: 281.474.976.710.656

So wurde das CW benutzt:
+--+--+--+--+--+--+--+--+
|b0|b1|b2|b3|b4|b5|b6|b7|
+--+--+--+--+--+--+--+--+


b0..b7 sind die 8 Byte des Controlwords (mal je 8 Bit = 64 Bit)
b0, b1, b2: (pseudo-)zufällig
b3 = b0 + b1 + b2 und anschließend auf 8 Bit verkürzt
b4, b5, b6: (pseudo-)zufällig
b7 = b4 + b5 + b6 und anschließend auf 8 Bit verkürzt

Ich kenne keine 48 Bit CWs, die nicht inklusive der „korrekt“ berechneten b3 und b7 gesendet wurden. Das nachträgliche Ausrechnen und Einsetzen von b3 und b7 war bei allem was ich kenne nicht erforderlich.

Nochmal zur Erinnerung:
Für die Entschlüsselung waren und sind stets die vollständigen 64 Bit erforderlich.

Es wurde eng

Im Jahr 2007 beglückte NVIDIA die Welt mit CUDA. Damit konnte man mit Hilfe deren Grafikkarten prima parallel programmieren. Es gibt wohl kaum ein Problem, das sich so kinderleicht parallelisieren lässt wie „Code knacken“ aka „brute force“.

Mit der Zeit wurde für einen echten Streamhack (brute force auf DVB-CSA) das Licht am Horizont immer deutlicher wahrnehmbar.

Zur Orientierung:
Man kann 48 Bit DVB-CSA mit OpenCL auf einer mittleren Grafikkarte innerhalb von zweieinhalb Tagen komplett durchprobieren. Das geht völlig ohne irgendwelche vorberechneten Tabellen (rainbow tables) wie sie das Tool von Colibri verwendete.

Ok, das ist für ein sich alle sieben Sekunden änderndes CW noch zu lange. Man ahnt aber schon das Licht am Horizont.

Was passiert nun bei der Erweiterung auf echte 64 zu erratende Bits?

Pro zusätzlichem Bit verdoppelt sich der Aufwand. Aus 2,5 Tagen werden 5 und dann 10 und dann für 16 zusätzliche Bits 65.536 x 2,5 Tage, also 163.840 Tage bzw. knappe 449 Jahre. Das gilt für ein CW wohlgemerkt!

Ok, dann suchen wir uns doch ein anderes Hobby. :)


Die Moral von der Geschichte

Die Umstellung auf echte 64 Bit war dringend angesagt. Man kann niemandem ausschließlich boshafte Absichten unterstellen, der diesen Schritt geht. Der Kollateralschaden bei den alternativen Modulen wird sicherlich gerne mitgenommen. Das war aber ganz bestimmt nicht das eigentliche Ziel.


...und was tun die Organisationen die es gar nicht gibt heute so?

Die greifen den Pseudo-Zufall an, bzw. bringen Hersteller dazu eine gewisse Berechenbarkeit in den PRNG (Generator für Pseudo-Zufall) einzubauen. Das kann man nicht so einfach erkennen wie verkürzte Schlüssel. Ein prominentes Beispiel war der unterwanderte RSA SecureID Token, wenn man ihn mit den Standardeinstellungen verwendete.

PRNGs sind notwendig, da man nicht schnell genug echten Zufall aus vertrauenswürdigen Quellen generieren kann.
 
Es ist echt erstaunlich, welchen Aufwand Sky betreibt, um ihre zahlende Kundschaft zu vergraulen.

MfG
 
Na ja, bei den 64 Bit CWs ging es im Gegensatz zum Pairing bestimmt weniger um das Vergraulen. Aus technischer Sicht ist das eine Notwendigkeit, die man als Pay-TV-Anbieter besser nicht zu sehr auf die lange Bank schiebt. Sonst wird man von der Realität gebissen. Eine Entschlüsselung per Streamhack ist schon was Feines, sozusagen "all you can eat". :)

Für solche Umstellungen braucht man wegen der Vorbereitungen viel Zeit. Da war die Abschaltung der CAID 09AF sicherlich ein willkommener Anlass.
 
Die Frage ist könne die die cws jetzt noch so verändern das die zum Schluß garnicht mehr passen.
 
Die ControlWords sind einfach nur Zufallszahlen. Wie die verschlüsselt übertragen werden, liegt einzig und alleine in der Hand der PayTV-Anbieter. Wer weiß schon (mit Sicherheit), was die Sky-Hardware da für Möglichkeiten bietet??? Niemand außer Sky selber.
 
Habe ein Videoguard SDK gesehen ... sind genug das FTA Chips von BCM wie in den Enigma2 Receivern nicht mehr decoden können.
 
Servus,

um das Thema mal hoch zuhalten:

Wer sich wirklich für das Thema interessiert sollte sich mal eine Stunde Zeit nehmen und ein Video über das Reverse engineering anschauen.
In diesem Vortrag wird das amerikanische und kanadische Cable and Satellite DEScrypted in CA Digicipher 1 komplett zerlegt und da dort ebenfalls das CW 8 Byte (64bit) lang ist, kann man es als Verwandte des DVB_CSA nennen.
Der Vortrag ist in schnellem Englisch und der Hacker erklärt persönlich.

Bei Youtube bitte folgendes in die Suchleiste eingeben:

How Do I Crack Satellite and Cable Pay TV? (33c3)

Viel Spass!

Gruss 8kPower
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön dass mal wieder das uralte Video rausgekramt wurde. Schau mal in einen Sky(Q)-Receiver, dann erkennt man mit bloßem Auge die technische Entwicklung der letzten 10 Jahre.
 
Das ist richtig, aber die Basics sind immer noch die Gleichen. Besonders das Glitchen und die EMMs und ECMs werden dort (zugegeben etwas zu oberflächlich) erklärt und hat an Aktualität nichts verloren.

Ich bin dabei eine Liste zu erstellen für einen 64 bit CW Brute Force.
Das Ganze möchte ich, in einer Anlehnung auf ein ähnliches Projekt in Indien und der These von Ioannis Daktylidis seiner Bacherlorarbeit im Jahre 2017 den damaligen 48 bits CW per Brute Force mit einem Cluster (Zitat: Xilinx Spartan 6 FPGAs operated in a 36-FPGA cluster).
Diese FPGAs hat Daktylidis in seiner These ( die dann von einem türkischem Hackerteam verwirklicht wurde) aus dem Grund genommen weil sie schnell und günstig zu beschaffen sind.
Ferner hat er (zum Vergleich) Artix 7 FPGAs hergenommen um diese, im Gegensatz zu den möglichen 150 MHz bei den Spartan 6 PFGAs, 190 MHz einbezogen. Eigentlich sollen ja 200 MHz zur Verfügung stehen, aber wegen Inkompatibilität und Sotftwareangleichung können nur 190 MHz getaktet werden.


Das Ganze wurde natürlich im Bezug von 48 Bits CWs erstellt und die Zeiten ( die in der Bacherlorarbeit von Daktylidis aufgelistet sind) sind selbst für einen Brute Force auf dieser Basis noch weit weg gewesen von einem Live Streamhack.
Die Situation hat sich also durch die CWs 64Bits Scharfschaltung nochmal verschlechtert, und zwar rapide.

Und jetzt die ABERs:

1. DVB_CSA ist jetzt an seiner Grenze und kann nicht mehr die Schrauben weiter anziehen. Das ist Fakt! Sie könnten dann zwar hier und da kleine Nadelstiche setzen (CW Wechsel auf unter fünf Sekunden) was aber im Endeffekt dann nur in sehr kurzer Zeit wieder Makulatur wäre.

2. Wenn das DVB Konsortium eine stärkeren CW haben wollen würde, kann es nur durch das 2007 verabschiedete neue DVB_CSA3 mit dem 128 bit AES CW.
Das bedeutet dann aber auch, das ausnahmslos ALLE Receiver weltweit (mit Ausnahme USA, Kanada) ausgetauscht werden müssten denn der Decrypter in allen jetzigen Receivern ist
inkompatibel mit CSA3 und hat schlicht nicht die Power einen 128er zu decrypten. Was das bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen... Es ist schlicht unmöglich 100te von Millonen
von Receivern auszutauschen sowie die neue Hardware für all die Broadcaster plus neue CI Hardware. Die Kosten eines solchen Unterfangens würden jeden Rahmen sprengen.

3. Es gibt jetzt mittlerweile auch im Preis halbwegs annehmbare FPGAs mit bis zu 1 Ghz von Xilinx (Zynq- 7000er Reihe) die somit gegen den 64 Bits CW aufholen. Klar, DVB hat mit der Scharfschaltung sich wieder einen immensen Vorsprung verschafft, aber bei denen ist das Gaspedal jetzt voll durchgetreten bis zum Anschlag.

4. Gerade wegen der letzen Stufe von DVB_CSA, die gezündet wurde, kann man doch jetzt in Ruhe nach Möglichkeiten suchen wie man dem CW langsam auf die Pelle rücken kann.
Deswegen kann ich die Aussage von @Miese.Ratte (Ok, dann suchen wir uns doch ein anderes Hobby. ) nicht verstehen.
Eigentlich müsste er, wenn er auf dem laufenden ist, wissen, das seit kurzem jemand in Vietnam der Sache durch einen geistesgegenwärtigen Einfall colibris Rainbow Tables 6 TB um den Faktor 12 eindampfen konnte ohne das Performance darunter leidet (split Rainbow Table with controller at SSD with compresion pipline) und somit die Geschwindigkeit signifikant erhöhen konnte. Und dieser Umstand brachte gerade Ende Juni, also vor gerade mal zwei Wochen, ausgerechnet ein türkischer User eine These ins Spiel wie man das Ganze nochmal um einiges Beschleunigen kann. Das wird gerade durchgerechnet und schon weit vor diesen neuen Berechnungen sind @Miese.Rattes 449 Jahre (siehe oben) schon Makulatur.

Das Ganze hat natürlich jetzt noch keine wirkliche Zukunft das eine Streamhackbox in der Groesse einer Android Mediabox erscheinen wird. No way!
Aber man merkt, das genau der Umstand, das DVB_CSA ab jetzt kein Schießpulver mehr hat, andere Leute erst richtig loslegen.
Deswegen wollte ich nur mal meine Meinung kundtun.

Falls mehr Infos gewünscht werden, kann damit dienen aber Vorsicht ist geboten, denn wenn zuviel ans Licht kommt, werden die, die davon Betroffen sind und ihre Profitgrundlage zu verlieren drohen, sehr ungemütlich und die Autounfälle steigen.

Gruss 8kPower
 
Zuletzt bearbeitet:
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Ups... Du meinst also, dass der Sprung von 48 und 64 Bit mit einem bisschen Tuning und etwas schnellerer Hardware zu erreichen ist? Öhmn... Nö!

Die popelig erscheinenden zusätzlichen 16 Bit erhöhen den Aufwand um den Faktor 2^16, also 65536. Das heißt also, dass du statt einem Rechner künftig über 65.000 benutzen musst. Ist der neue Rechner 10 Mal so schnell (was ein Kracher ist), brauchst du "nur noch" 6500 statt einem, um die gleiche Geschwindigkeit wie vorher zu erreichen. Diese 16 zusätzlichen Bit tun also richtig weh!

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Weißt du das oder glaubst du das?

Ich wäre mit solchen Annahmen sehr vorsichtig. Die Himmelsmodule sind mindestens von 2012. Die konnten folglich damals bereits 64 Bit CWs, als sich öffentlich noch kein Schwein darum scherte.

Ich meine mich erinnern zu können, dass DVB-CSA in höheren Versionen bereits in den SOC-Beschreibungen von Broadcom & Co zu finden sind. Die Jungs uns Mädels sind auch nicht auf den Kopf gefallen. Die wissen wie man mit langen Vorlaufzeiten umgeht und dabei die Klappe hält. Das hat uns das "uralte" Himmelsmodul vorgeführt.
 
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