Am Abend des Nationalfeiertags ist Frankreich erneut zum Ziel eines schweren Anschlags mit vielen Toten geworden: Ein Lkw-Fahrer steuerte sein Fahrzeug am Donnerstagabend auf der Uferpromenade in Nizza ungebremst in eine Menschenmenge, die dort das Feuerwerk zum Abschluss des Feiertags verfolgt hatte. Mindestens 80 Menschen wurden getötet. Präsident François Hollande bezeichnete die Tat als "terroristisch". Er kündigte eine Verlängerung des Ausnahmezustands und die Einberufung von Reservisten an.
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Nach Schilderungen von Polizei und Augenzeugen ging der Fahrer des Lastwagens mit großer Kaltblütigkeit vor: Er raste auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschenmenge und setzte seine Fahrt noch rund zwei Kilometer fort, ehe die Polizei ihn erschoss. Hinter sich ließ er eine Spur der Verwüstung. Auf der Uferpromenade lagen nach der Attacke dutzende Tote aufgereiht, bedeckt von weißen Tüchern.
"Wir sahen, wie Leute getroffen wurden und wie Gegenstände umherflogen", berichtete AFP-Journalist Robert Holloway, der sich zu dem Zeitpunkt vor Ort befand. Die Menschen rannten in Panik auseinander. "Die Leute haben geschrien", sagte Holloway. "Es war das absolute Chaos."
Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, es seien 80 Menschen getötet worden. Es gebe 18 Schwerstverletzte. Unter den Toten sind nach Hollandes Worten mehrere Kinder.
Im Tatfahrzeug wurden die Ausweispapiere eines Franko-Tunesiers gefunden. Die Papiere seien auf einen in Nizza gemeldeten 31-Jährigen ausgestellt, erfuhr AFP aus Polizeikreisen. "Die Identifizierung des Lkw-Fahrers dauert noch an", hieß es dort. Zudem wurden in dem Wagen nach Angaben von Regionalpräsident Christian Estrosi "schwere Waffen" gefunden.
Der Präsident wandte sich noch in der Nacht in einer Fernsehansprache an die Nation, die in den vergangenen Monaten von einer ganzen Serie von Anschlägen verunsichert wurde. Der "terroristische Charakter" des Angriffs könne nicht geleugnet werden, sagte der sichtlich erschütterte Präsident. "Ganz Frankreich ist vom islamistischen Terrorismus bedroht."
Hollande kündigte entschlossene Gegenwehr an. "Wir müssen alles tun, um gegen die Geißel des Terrorismus kämpfen zu können", sagte er. "Wir werden jene zur Rechenschaft ziehen, die uns auf unserem eigenen Boden angreifen." Hollande stellte in Aussicht, den Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien zu verstärken.
Der nach den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 verhängte Ausnahmezustand solle erneut um drei Monate verlängert werden, kündigte der Präsident an. Eigentlich hätte der Notstand Ende Juli auslaufen sollen.
Zudem kündigte der Präsident die Einberufung von Reservisten an, um die Ränge von Polizei und Gendarmerie zu stärken. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Land würden weiter verstärkt. Die Feierlichkeiten in Frankreich zum Nationalfeiertag am 14. Juli hatten wegen der Anschlagsgefahr unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden. Allein in der Hauptstadt Paris waren 11.500 Polizisten im Einsatz.
Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich erschüttert über die Attacke. Er sprach von einem "brutalen Anschlag auf friedlich feiernde Menschen", der ihn "mit Entsetzen" erfülle. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Attacke von Nizza und sprach von einem offenbaren "schrecklichen Terroranschlag". Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Tat noch in der Nacht als "barbarischen und feigen Akt des Terrorismus".
In Frankreich herrscht seit den islamistischen Anschlägen vom 13. November der Ausnahmezustand. Attentäter hatten bei Attacken auf das Fußballstadion Stade de France, den Pariser Musikclub Bataclan und eine Reihe von Bars und Restaurants 130 Menschen getötet. Zum schwersten Anschlag in der Geschichte Frankreichs bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Zum Anschlag von Nizza bekannte sich zunächst niemand.
Quelle: Freenet