Amazon vernichtet weiterhin Neuwaren und zwar Tonnenweise. Eigentlich sollten Gesetze das verhindern, es drohen aber nicht einmal Bußgelder.
Bei Amazon geht die koordinierte und geplante Vernichtung von Neuwaren weiter, obwohl entsprechende Gesetze das eigentlich verhindern sollen. In rund 1,5 Jahren seien allein in der Produktgruppe Verschiedenes knapp 1.840 Tonnen an neuen Produkten vernichtet worden. Das ermittelten Business Insider und das ZDF-Magazin Frontal in einer umfangreichen Recherche.
Seit 2018 ist bekannt, dass Amazon in großem Stil Neuwaren vernichtet. Das Unternehmen sicherte zu, mehr Waren zu recyceln, statt sie auf den Müll zu werfen. Zudem verschärfte die Bundesregierung das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Damit sollte eigentlich verhindert werden, dass Unternehmen wie Amazon weiterhin massenhaft neuwertige Ware vernichten. Am Handeln von Amazon hat sich allerdings nichts geändert, wie die mehrmonatige Recherche zeigt.
Angestellte in Amazons Logistiklagern berichten davon, wie weiterhin systematisch Waren vernichtet werden. Dabei sei keine Änderung in Amazons Verhalten zu erkennen. "Das Einzige, was sich geändert hat, ist die Bezeichnung. An manchen Standorten heißt es Aufbereitung oder Remove. Amazon vermeidet das Wort Destroy (zerstören), um dem Ganzen einen besseren Namen zu geben", sagte der Informant über die Situation bei Amazon.
Nagelneue Babydecken wurden nicht gespendet, sondern vernichtet
Vor einigen Wochen seien in einem Amazon-Logistikzentrum zwei Paletten neuer Babydecken vernichtet worden, erzählte ein Informant. Die Decken hätten jeweils zwischen 45 und 60 Euro gekostet. "Die Ware hätte gespendet werden müssen. An Flüchtlinge aus der Ukraine oder direkt in die Region. Es blutet einem schon das Herz", sagte der Informant.
Auch teurere Produkte würden weiterhin im großen Stil vernichtet, heißt es in dem Bericht. Dazu gehören Notebooks, Kettensägen, Lautsprecher, Musikinstrumente , Gartengeräte, elektrische Werkzeuge, Staubsauger, Staubsauger-Roboter und vieles mehr. Die Verkaufspreise für die Produkte lägen vielfach im vierstelligen Bereich.
Wert vernichteter Waren vs. Gehalt bei Amazon
"Wenn man das sieht als normaler Mitarbeiter, vergleicht, was da weggeschmissen wird, mit dem, was man verdient pro Stunde, dann ist das schon gewaltig", sagte ein Amazon-Mitarbeiter. Dabei würden ganze Lkw-Ladungen vernichtet - und das passiere in jedem Amazon-Lager, heißt es.
Greenpeace wurde eine interne Auflistung aus den Amazon-Lagern zugespielt, die den Magazinen ebenfalls vorliegen und ebenfalls belegen, dass in rund 1,5 Jahren in Deutschland knapp 1.840 Tonnen an Neuwaren vernichtet wurden und das nur in der Produktgruppe Verschiedenes.
Amazon reagiert nur ausweichend
Amazon wurde um eine Stellungnahme gebeten und antwortete - wie vorher schon - ausweichend. Laut einer Amazon-Sprecherin ist der Begriff "Vernichten" irreführend. "Wir haben diese Produktmanagementkategorie in Entfernen umbenannt, um die damit verbundenen Prozesse besser wiederzugeben."
Nach Angaben von Amazon werden weniger als ein Prozent der Amazon-eigenen Produkte vernichtet - dabei sind recycelte Waren inbegriffen. Laut Amazon werden die meisten Waren im Auftrag von Marketplace-Händlern weggeschmissen. "Da die zurückgesendeten Produkte nicht uns gehören, liegt es an den Verkaufspartnern, zu entscheiden, was mit den Waren geschieht", sagte die Sprecherin.
Die Frage zu den 1.840 Tonnen vernichteter Neuware habe Amazon trotz Nachfrage nicht beantwortet. Zudem heißt es von Amazon: "Unser Standpunkt ist einfach: Wenn ein Produkt einen nützlichen Zweck erfüllen kann, wollen wir, dass es auch verwendet wird. Das macht Sinn, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch." Laut Amazon sollen 2021 mehr als eine Million Produkte an gemeinnützige Organisationen gespendet worden sein.
Vor allem bei der Frage nach dem Recycling zeigen sich Widersprüche zwischen den Angaben von Amazon und dem Alltag im Unternehmen.
Im Auftrag von Amazon werden recycelbare Waren vernichtet
Viola Wohlgemuth, Mitarbeiterin bei Greenpeace kritisierte das Vorgehen Amazons. "Wie kann es sein, dass einem Konzern erlaubt wird, solche endlichen Ressourcen einfach zu vernichten?" Vor allem Amazons Versprechen in Bezug auf Recycling wird von Greenpeace heftig kritisiert. Der Umweltschutzverband hatte einen Informanten in das Unternehmen Retextil eingeschleust, das für Amazon die Recycling-Aufgaben erledigen soll.
Der Informant habe gesehen, wie "Textilien, die ankommen, die noch gut sind, zerschnitten werden, damit sie und das wurde ihm auch ganz klar gesagt, eben nicht mehr in den Umlauf kommen können", berichtete Wohlgemuth. Das Unternehme nehme es lieber in Kauf, dafür zu zahlen, dass diese Ware händisch zerstört wird. Retextil wurde um eine Stellungnahme gebeten, reagierte aber auf die Anfragen nicht.
Amazon begründete bereits Ende 2021 die Vernichtung von Waren auch damit, dass für gespendete Produkte Umsatzsteuer gezahlt werden müsse. "Wir sehen, dass man mit der Vernichtung von Neuwaren Geld machen kann, dass diese tägliche Katastrophe, die wir hier sehen, einfach weiterläuft. Jeden Tag und von der Bundesregierung nicht eingeschritten wird", sagte Wohlgemuth.
Amazon sieht Steuer für Spenden als Problem
Laut Bundesfinanzministerium wurde im vergangenen Jahr bereits eine "umsatzsteuerliche Regelung" zur Erleichterung von Sachspenden erarbeitet. Damit werde Umsatzsteuer auf die meisten Spenden abgesenkt, gelegentlich entfalle sie ganz. "Eine vollständige Abschaffung der Umsatzbesteuerung von Sachspenden ist auf Grund der verbindlichen Vorgaben des Unionsrechts nicht möglich", sagte die Sprecherin.
Das Bundesumweltministerium hatte vor rund vier Jahren das Kreislaufwirtschaftsgesetz verschärft, um die massenhafte Vernichtung von Neuwaren zu reduzieren. Der Fall von Amazon zeigt aber, dass das Gesetz keine Änderung gebracht hat. Das Umweltministerium sieht das Gesetz dennoch als Erfolg, weil Obhutspflicht im deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetz stehe und so einige Unternehmen zum Umdenken bewegt habe.
Einhaltung neuer Gesetze wurde bei Amazon noch nie kontrolliert
Aufgrund der Obhutspflicht seien Unternehmen eigentlich dazu verpflichtet, dass retournierte Waren möglichst lange gebrauchstauglich bleiben. Allerdings gibt es laut dem Bericht keine Kontrollen bei den Unternehmen. Und es drohen auch keine Geldstrafen, falls gegen die Vorgaben verstoßen wird.
"Ich habe noch nie erlebt, dass jemand da war und die Vernichtungstonnen aufgemacht und reingeschaut hat und sich hat zeigen lassen, was da vernichtet wird. Und sich vor allem hat begründen lassen, warum das vernichtet wird", berichtete ein Amazon-Mitarbeiter und bemängelte, dass das Gesetz wirkungslos sei. Das sehen auch andere Amazon-Beschäftigte so, weil die Gesetze gar nicht umgesetzt würden.
Dieses Problem sieht auch das Umweltministerium: "Da derzeit keine Rechtsverordnung zur Umsetzung der Obhutspflicht existiert, kann bei einer Warenvernichtung kein Bußgeld erhoben werden." Es ist nicht bekannt, ob die Bundesregierung daran etwas ändern will.
Quelle; golem
Bei Amazon geht die koordinierte und geplante Vernichtung von Neuwaren weiter, obwohl entsprechende Gesetze das eigentlich verhindern sollen. In rund 1,5 Jahren seien allein in der Produktgruppe Verschiedenes knapp 1.840 Tonnen an neuen Produkten vernichtet worden. Das ermittelten Business Insider und das ZDF-Magazin Frontal in einer umfangreichen Recherche.
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Seit 2018 ist bekannt, dass Amazon in großem Stil Neuwaren vernichtet. Das Unternehmen sicherte zu, mehr Waren zu recyceln, statt sie auf den Müll zu werfen. Zudem verschärfte die Bundesregierung das Kreislaufwirtschaftsgesetz. Damit sollte eigentlich verhindert werden, dass Unternehmen wie Amazon weiterhin massenhaft neuwertige Ware vernichten. Am Handeln von Amazon hat sich allerdings nichts geändert, wie die mehrmonatige Recherche zeigt.
Angestellte in Amazons Logistiklagern berichten davon, wie weiterhin systematisch Waren vernichtet werden. Dabei sei keine Änderung in Amazons Verhalten zu erkennen. "Das Einzige, was sich geändert hat, ist die Bezeichnung. An manchen Standorten heißt es Aufbereitung oder Remove. Amazon vermeidet das Wort Destroy (zerstören), um dem Ganzen einen besseren Namen zu geben", sagte der Informant über die Situation bei Amazon.
Nagelneue Babydecken wurden nicht gespendet, sondern vernichtet
Vor einigen Wochen seien in einem Amazon-Logistikzentrum zwei Paletten neuer Babydecken vernichtet worden, erzählte ein Informant. Die Decken hätten jeweils zwischen 45 und 60 Euro gekostet. "Die Ware hätte gespendet werden müssen. An Flüchtlinge aus der Ukraine oder direkt in die Region. Es blutet einem schon das Herz", sagte der Informant.
Auch teurere Produkte würden weiterhin im großen Stil vernichtet, heißt es in dem Bericht. Dazu gehören Notebooks, Kettensägen, Lautsprecher, Musikinstrumente , Gartengeräte, elektrische Werkzeuge, Staubsauger, Staubsauger-Roboter und vieles mehr. Die Verkaufspreise für die Produkte lägen vielfach im vierstelligen Bereich.
Wert vernichteter Waren vs. Gehalt bei Amazon
"Wenn man das sieht als normaler Mitarbeiter, vergleicht, was da weggeschmissen wird, mit dem, was man verdient pro Stunde, dann ist das schon gewaltig", sagte ein Amazon-Mitarbeiter. Dabei würden ganze Lkw-Ladungen vernichtet - und das passiere in jedem Amazon-Lager, heißt es.
Greenpeace wurde eine interne Auflistung aus den Amazon-Lagern zugespielt, die den Magazinen ebenfalls vorliegen und ebenfalls belegen, dass in rund 1,5 Jahren in Deutschland knapp 1.840 Tonnen an Neuwaren vernichtet wurden und das nur in der Produktgruppe Verschiedenes.
Amazon reagiert nur ausweichend
Amazon wurde um eine Stellungnahme gebeten und antwortete - wie vorher schon - ausweichend. Laut einer Amazon-Sprecherin ist der Begriff "Vernichten" irreführend. "Wir haben diese Produktmanagementkategorie in Entfernen umbenannt, um die damit verbundenen Prozesse besser wiederzugeben."
Nach Angaben von Amazon werden weniger als ein Prozent der Amazon-eigenen Produkte vernichtet - dabei sind recycelte Waren inbegriffen. Laut Amazon werden die meisten Waren im Auftrag von Marketplace-Händlern weggeschmissen. "Da die zurückgesendeten Produkte nicht uns gehören, liegt es an den Verkaufspartnern, zu entscheiden, was mit den Waren geschieht", sagte die Sprecherin.
Die Frage zu den 1.840 Tonnen vernichteter Neuware habe Amazon trotz Nachfrage nicht beantwortet. Zudem heißt es von Amazon: "Unser Standpunkt ist einfach: Wenn ein Produkt einen nützlichen Zweck erfüllen kann, wollen wir, dass es auch verwendet wird. Das macht Sinn, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch." Laut Amazon sollen 2021 mehr als eine Million Produkte an gemeinnützige Organisationen gespendet worden sein.
Vor allem bei der Frage nach dem Recycling zeigen sich Widersprüche zwischen den Angaben von Amazon und dem Alltag im Unternehmen.
Im Auftrag von Amazon werden recycelbare Waren vernichtet
Viola Wohlgemuth, Mitarbeiterin bei Greenpeace kritisierte das Vorgehen Amazons. "Wie kann es sein, dass einem Konzern erlaubt wird, solche endlichen Ressourcen einfach zu vernichten?" Vor allem Amazons Versprechen in Bezug auf Recycling wird von Greenpeace heftig kritisiert. Der Umweltschutzverband hatte einen Informanten in das Unternehmen Retextil eingeschleust, das für Amazon die Recycling-Aufgaben erledigen soll.
Der Informant habe gesehen, wie "Textilien, die ankommen, die noch gut sind, zerschnitten werden, damit sie und das wurde ihm auch ganz klar gesagt, eben nicht mehr in den Umlauf kommen können", berichtete Wohlgemuth. Das Unternehme nehme es lieber in Kauf, dafür zu zahlen, dass diese Ware händisch zerstört wird. Retextil wurde um eine Stellungnahme gebeten, reagierte aber auf die Anfragen nicht.
Amazon begründete bereits Ende 2021 die Vernichtung von Waren auch damit, dass für gespendete Produkte Umsatzsteuer gezahlt werden müsse. "Wir sehen, dass man mit der Vernichtung von Neuwaren Geld machen kann, dass diese tägliche Katastrophe, die wir hier sehen, einfach weiterläuft. Jeden Tag und von der Bundesregierung nicht eingeschritten wird", sagte Wohlgemuth.
Amazon sieht Steuer für Spenden als Problem
Laut Bundesfinanzministerium wurde im vergangenen Jahr bereits eine "umsatzsteuerliche Regelung" zur Erleichterung von Sachspenden erarbeitet. Damit werde Umsatzsteuer auf die meisten Spenden abgesenkt, gelegentlich entfalle sie ganz. "Eine vollständige Abschaffung der Umsatzbesteuerung von Sachspenden ist auf Grund der verbindlichen Vorgaben des Unionsrechts nicht möglich", sagte die Sprecherin.
Das Bundesumweltministerium hatte vor rund vier Jahren das Kreislaufwirtschaftsgesetz verschärft, um die massenhafte Vernichtung von Neuwaren zu reduzieren. Der Fall von Amazon zeigt aber, dass das Gesetz keine Änderung gebracht hat. Das Umweltministerium sieht das Gesetz dennoch als Erfolg, weil Obhutspflicht im deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetz stehe und so einige Unternehmen zum Umdenken bewegt habe.
Einhaltung neuer Gesetze wurde bei Amazon noch nie kontrolliert
Aufgrund der Obhutspflicht seien Unternehmen eigentlich dazu verpflichtet, dass retournierte Waren möglichst lange gebrauchstauglich bleiben. Allerdings gibt es laut dem Bericht keine Kontrollen bei den Unternehmen. Und es drohen auch keine Geldstrafen, falls gegen die Vorgaben verstoßen wird.
"Ich habe noch nie erlebt, dass jemand da war und die Vernichtungstonnen aufgemacht und reingeschaut hat und sich hat zeigen lassen, was da vernichtet wird. Und sich vor allem hat begründen lassen, warum das vernichtet wird", berichtete ein Amazon-Mitarbeiter und bemängelte, dass das Gesetz wirkungslos sei. Das sehen auch andere Amazon-Beschäftigte so, weil die Gesetze gar nicht umgesetzt würden.
Dieses Problem sieht auch das Umweltministerium: "Da derzeit keine Rechtsverordnung zur Umsetzung der Obhutspflicht existiert, kann bei einer Warenvernichtung kein Bußgeld erhoben werden." Es ist nicht bekannt, ob die Bundesregierung daran etwas ändern will.
Quelle; golem