"Menschliche Currywurst" Netflix muss nach Beschwerden Werbeplakate abhängen
Berlin -
Wer in den vergangenen Tagen über den Potsdamer Platz flanierte, wurde mitunter durch ein haushohes Plakat irritiert, das an der Kreuzung Potsdamer Straße/Ebertstraße hängt: Kein Filmstar-Gesicht der Berlinale wirbt dort um Aufmerksamkeit, sondern ein zerschnittener Finger in roter Soße. Eine menschliche Currywurst in der Currywurst-Stadt Berlin.
Die Motive gehören zur Kampagne für die neue Netflix-Serie „Santa Clarita Diet“. In der Zombie-Comedy geht es um eine Frau (gespielt von Drew Barrymore), die plötzlich zur Kannibalin wird.
Erzählt wird das Ganze mit viel schwarzem Humor. Doch viele Berliner finden das überhaupt nicht lustig. Darauf hat nun auch der Streamingdienst reagiert: Nach Dutzenden Beschwerden beim Deutschen Werberat lässt das Unternehmen die umstrittenen Motive bundesweit abhängen.
Wie der Werberat auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte, haben sich dort etwa 50 Bürger beschwert, die die Plakate als gewaltverherrlichend und angstauslösend bezeichneten. Hauptsächlich ginge es den Bürgern um den schlechten Einfluss auf Kinder und Jugendliche, erklärte Sprecherin Anna Grote. „Wir haben daraufhin das Unternehmen kontaktiert und sie auf die Verstöße hingewiesen.“
Man habe auf die Grundregeln des Werberats verwiesen, in denen zum Beispiel steht, dass Werbung nicht gewaltverherrlichend und angstauslösend sein darf oder Leid und Unglück instrumentalisiert. Netflix kündigte daraufhin an, alle Plakate zeitnah abzuhängen. Neben der Currywurst gibt es auch noch ein Motiv mit Pommes aus Fingern.
„Einige Plakate wurden bereits entfernt. In den nächsten Tagen werden alle abgehängt“, so Grote. In diesem Fall verzichte man auf eine öffentliche Rüge, da sich das Unternehmen einsichtig zeigte und selbst reagiert. Es reiche bereits eine Beschwerde beim Werberat, um ein Verfahren einzuleiten.
"Verrohte Bilder"
Auch bei der Redaktion von Berliner Zeitung und Berliner Kurier hatten sich verärgerte Leser gemeldet. "Der anfängliche Schock über diese Darstellung wandelte sich in großen Ärger und Fassungslosigkeit", schrieb uns Andreas K. "Sind dies unsere Werte, die selbst an derart exponierten Plätzen öffentlich zur Schau getragen werden?"
Er befürchtet, dass das Plakat vor allem einen schlechten Einfluss auf Kinder haben könnte. "Wie geht es Kindern, die diese 'verrohten' Bildern sehen? Können Kinder in Zukunft überhaupt eine Empathie für Schmerz empfinden, den andere erleiden?"
Nix für Kinder
Ein Facebook-User findet den überdimensionalen Currywurst-Riesenfinger einfach nur "dämlich", ein anderer meint: "Mich stört es nicht. Aber für Kinder ist das nix. Habe letztens an der Bushaltestelle gesehen wie sich kleine Kinder davor geekelt haben. Sie waren richtig erschrocken." Und Martin W. schließt sich der Meinung an: „Ich habe mich darüber sehr geärgert und finde das für Kinder unzumutbar.“
Es gibt aber auch Berliner, die die Werbeaktion durchaus gelungen finden. Auf Facebook schreibt Dirk E.: „Gut gemacht, macht Appetit auf mehr.“ Und Patrick W. meint: „Ist mal was anderes! Und Berlin ist eben anders!“ Geralt M. wundert sich, was an der Werbung schlimm wäre. Und Leser Jörg I. sieht das Ganze eher nüchtern: „Meine Güte es gibt schlimmeres. Ein Plakat mit Bernd Höcke drauf würde mich mehr anekeln.“
Quelle: berliner-zeitung
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Berlin -
Wer in den vergangenen Tagen über den Potsdamer Platz flanierte, wurde mitunter durch ein haushohes Plakat irritiert, das an der Kreuzung Potsdamer Straße/Ebertstraße hängt: Kein Filmstar-Gesicht der Berlinale wirbt dort um Aufmerksamkeit, sondern ein zerschnittener Finger in roter Soße. Eine menschliche Currywurst in der Currywurst-Stadt Berlin.
Die Motive gehören zur Kampagne für die neue Netflix-Serie „Santa Clarita Diet“. In der Zombie-Comedy geht es um eine Frau (gespielt von Drew Barrymore), die plötzlich zur Kannibalin wird.
Erzählt wird das Ganze mit viel schwarzem Humor. Doch viele Berliner finden das überhaupt nicht lustig. Darauf hat nun auch der Streamingdienst reagiert: Nach Dutzenden Beschwerden beim Deutschen Werberat lässt das Unternehmen die umstrittenen Motive bundesweit abhängen.
Wie der Werberat auf Anfrage dieser Zeitung mitteilte, haben sich dort etwa 50 Bürger beschwert, die die Plakate als gewaltverherrlichend und angstauslösend bezeichneten. Hauptsächlich ginge es den Bürgern um den schlechten Einfluss auf Kinder und Jugendliche, erklärte Sprecherin Anna Grote. „Wir haben daraufhin das Unternehmen kontaktiert und sie auf die Verstöße hingewiesen.“
Man habe auf die Grundregeln des Werberats verwiesen, in denen zum Beispiel steht, dass Werbung nicht gewaltverherrlichend und angstauslösend sein darf oder Leid und Unglück instrumentalisiert. Netflix kündigte daraufhin an, alle Plakate zeitnah abzuhängen. Neben der Currywurst gibt es auch noch ein Motiv mit Pommes aus Fingern.
„Einige Plakate wurden bereits entfernt. In den nächsten Tagen werden alle abgehängt“, so Grote. In diesem Fall verzichte man auf eine öffentliche Rüge, da sich das Unternehmen einsichtig zeigte und selbst reagiert. Es reiche bereits eine Beschwerde beim Werberat, um ein Verfahren einzuleiten.
"Verrohte Bilder"
Auch bei der Redaktion von Berliner Zeitung und Berliner Kurier hatten sich verärgerte Leser gemeldet. "Der anfängliche Schock über diese Darstellung wandelte sich in großen Ärger und Fassungslosigkeit", schrieb uns Andreas K. "Sind dies unsere Werte, die selbst an derart exponierten Plätzen öffentlich zur Schau getragen werden?"
Er befürchtet, dass das Plakat vor allem einen schlechten Einfluss auf Kinder haben könnte. "Wie geht es Kindern, die diese 'verrohten' Bildern sehen? Können Kinder in Zukunft überhaupt eine Empathie für Schmerz empfinden, den andere erleiden?"
Nix für Kinder
Ein Facebook-User findet den überdimensionalen Currywurst-Riesenfinger einfach nur "dämlich", ein anderer meint: "Mich stört es nicht. Aber für Kinder ist das nix. Habe letztens an der Bushaltestelle gesehen wie sich kleine Kinder davor geekelt haben. Sie waren richtig erschrocken." Und Martin W. schließt sich der Meinung an: „Ich habe mich darüber sehr geärgert und finde das für Kinder unzumutbar.“
Es gibt aber auch Berliner, die die Werbeaktion durchaus gelungen finden. Auf Facebook schreibt Dirk E.: „Gut gemacht, macht Appetit auf mehr.“ Und Patrick W. meint: „Ist mal was anderes! Und Berlin ist eben anders!“ Geralt M. wundert sich, was an der Werbung schlimm wäre. Und Leser Jörg I. sieht das Ganze eher nüchtern: „Meine Güte es gibt schlimmeres. Ein Plakat mit Bernd Höcke drauf würde mich mehr anekeln.“
Quelle: berliner-zeitung