70 Millionen Euro Steuerschulden haben einen beliebten Mobilfunkanbieter dazu gezwungen, Insolvenz anzumelden. Die Einzelheiten fassen wir in diesem Artikel für Sie zusammen.
Lycamobile ist ein beliebter Mobilfunkanbieter. Insbesondere die Pre-Paid-Karten sind populär. Bereits im Mai musste das Unternehmen aber einen Insolvenzantrag stellen. Wie das "Handelsblatt" berichtet, sind Steuerschulden in Höhe von rund 70 Millionen Euro der Grund dafür. Insgesamt ist dieser Fall sehr kurios.Lycamobile ist schon lange im Streit mit den deutschen Behörden. 2013 schloss die Lycamobile Germany einen Vertrag mit einer irischen Schwestergesellschaft. Daraufhin war man der Meinung, dass man in Deutschland keine Umsatzsteuer mehr bezahlen müsse, weil die Leistungennicht mehr im eigenen Namen sondern gegen Provision für das irische Schwesterunternehmen erbracht werden.
Lycamobile insolvent: Anbieter seit Jahren im Streit mit den Behörden
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Der Mobilfunkanbieter Lycamobile hat Insolvenz angemeldet.
Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Daraufhin folgten zahlreiche Gerichtsverhandlungen. Alle kamen zu dem Ergebnis, dass Lycamobile sehr wohl in Deutschland steuerpflichtig sei. Das letzte Urteil dazu gab es im Februar 2021. Ab hier wird es noch seltsamer. Am 7. Mai änderte die Lycamobile Germany GmbH ihren Namen in Amalasandan Dienstleistungen GmbH. Am 18. Mai folgte der Insolvenzantrag.
Als der vorläufige Insolvenzverwalter Jan Roth im Juni das Büro aufsuchen wollte, um mit den Mitarbeitern zu sprechen, stellte er fest, dass an der angegebenen Adresse lediglich die Kanzlei Bauer & Kollegen sitzt. Amalasandan ist dort nur Untermieter. Mitarbeiter sind keine vor Ort. Ohnehin ist der Geschäftsführer von Lycamobile Christopher Tooley seit Jahren der einzige Kollege des deutschen Ablegers. Dieser sitzt allerdings in London. Roth hat nun als Insolvenzverwalter das Problem, dass er auf keinerlei Unterlagen zugreifen kann.
Insolvenz: Lycamobile hat auch in anderen Ländern Probleme
Lycamobile, das das Netz von Vodafone nutzt, hat schon seit Längerem einen zweifelhaften Ruf. Der Vorwurf lautet, dass der Anbieter das Treiben von Kriminellen, Drogendealern und Co. mindestens dulde. Das liegt daran, dass bei den Pre-Paid-Karten keine ordentliche Identitätsprüfung stattfindet.Auch in anderen Ländern hat Lycamobile Probleme mit den Behörden. In Frankreich gab es 2016 Razzien in mehreren Büros. Hier lauteten die Vorwürfe Geldwäsche und Umsatzsteuerhinterziehung. Und auch im Heimatland Großbritannien gibt es Probleme wegen der Umsatzsteuer.
Für Kunden von Lycamobile ändert sich bislang nichts. Nach wie vor können auch neue Verträge abgeschlossen werden.
Quelle: chip