Rund zwei Drittel der Umsatzerlöse erzielt Amazon.de durch Verkäufer auf dem Amazon Marketplace. Doch dort tummeln sich auch Betrüger, die Verkäufer-Accounts kapern und Kunden mit günstigen Fake-Angeboten locken. So sind diese erkennbar.
Der Amazon Marketplace, die Plattform für Händler, die Waren über Amazon.de verkaufen, wird für den Online-Händler immer wichtiger. Der Anteil des Marketplace am Umsatz der Online-Plattform von Amazon.de ist im Zeitraum von März bis Mai 2020 auf 65,1 Prozent der Erlöse von Amazon.de gestiegen. Artikel, die Amazon selbst nicht verkauft, finden sich meist bei Marketplace-Verkäufern. Doch wie sicher ist das Einkaufen über den Amazon Marketplace für Kunden? Unsere Redaktion stieß bei aktuellen Recherchen gleich auf mehrere gehackte Verkäufer-Accounts mit Fake-Angeboten auf Amazon.de.
Beim Einkaufen auf dem Amazon Marketplace finden Kunden nicht nur ein große Zahl an Produkten, sondern auch das eine oder andere Fake-Angebot von Betrügern.
Betrüger tummeln sich schon lange im Amazon Marketplace
Bei manchen Verkäufern auf dem Amazon Marketplace ist Vorsicht angesagt. Denn nicht immer wird ein Verkäufer-Account aktuell auch tatsächlich vom eigentlichen Inhaber betrieben. Um die tatsächlichen Verkäufer zu schützen, verzichten wir auf die Nennung der gekaperten Accounts, haben Amazon aber auf die verdächtigen Konten hingewiesen.
Das Problem ist nicht neu: Schon seit Jahren gibt es immer wieder Berichte über gehackte Verkäufer-Accounts. Cyberkriminelle haben sich dabei beispielsweise durch Phishing-Mails die Zugangsdaten zum Amazon-Shop eines Marketplace-Verkäufer erschlichen. Hat ein Verkäufer eine Zeitlang seinen Amazon-Account nicht im Blick, kann dieser durch die Kriminellen missbraucht werden. Und das kommt offenbar relativ häufig vor: Genutzt werden dabei nicht nur die Konten von deutschen Marketplace-Verkäufern, sondern auch von Anbietern aus dem Ausland.
Verkäufer bieten angeblich bis zu einer halben Million Produkte an
Im "Schaufenster" der gekaperten Marketplace Verkäufer-Accounts finden sich oft bis zu einer halben Million Artikel - quer durch alle Produktkategorien.© Amazon.de / Screenshot: i12 GmbH
In den vergangenen Wochen fanden wir auf Amazon.de gleich etliche solcher gekaperten Accounts. Bei bestimmten Artikeln wechselten sich die Fake-Shops im täglichen Wechsel ab. Ein Amazon.de-Verkäufer bot in seinem virtuellen Schaufenster seines Accounts angeblich mehr als 500.000 Artikel an - eine solch hohe Zahl von Artikeln ist typisch für diese kriminellen Angebote.
Eigentlich ist der tatsächliche Anbieter ein kleiner Filialist aus Süddeutschland, doch bei Amazon.de fanden sich unter seinem Konto günstige Angebote quer durch alle Produktkategorien von Fernsehern über Fitnessgeräte bis hin zu Haushaltsartikeln. Ähnlich war es bei dem Amazon-Shop eines Fachhändlers für Tierbedarf. Auch hier fand sich ein breites Warensortiment, dass sich nicht mit dem des eigentlichen Händlers deckte. Nachdem wir Amazon die verdächtigen Accounts gemeldet hatten, wurden die Konten nach kurzer Zeit bereinigt, bei dem Tierfachhändler zum Beispiel fanden sich danach nur noch knapp 200 echte Artikel rund ums Tier.
Brandneue "Gebraucht"-Produkte
Gleich zwei gekaperte Verkäufer-Accounts bieten im Amazon Marketplace ein Produkt zum gleichen Preis als "brandneue Produkte" an - trotz Einstufung als gebraucht.© Amazon.de / Screenshot: i12 GmbH
Die bei den gekaperten Accounts angebotenen Produkte hatten meist Preise von mehreren hundert Euro oder mehr, lagen aber preislich dennoch weit unter anderen Angeboten. In der Regel werden die Artikel als "Gebraucht – wie neu" angeboten. Verräterisch ist zugleich der immer wieder von uns entdeckte gleichlautende Zusatz "*Brandneue Produkte !!*. Mit den niedrigen Preisen sicherten sich die Kriminellen eine Listung ganz oben bei den Angeboten zu einem Produkt. Oft waren sie aber sogar die einzigen Anbieter.
Vorsicht bei der Kaufabwicklung abseits von Amazon: "A-Z-Garantie" greift nicht
Die gekaperten Verkäufer-Accounts fordern Käufer vor der Bestellung zur Kontaktaufnahme auf - auch um den Verkauf an Amazon vorbei in die Wege zu leiten und um Vorkasse zu bitten.© Amazon.de / Screenshot: i12 GmbH
Eine weitere Masche bei diesen gehackten Accounts ist die eindringliche Bitte, sich vor der Bestellung über eine bestimmte Mail direkt und an Amazon vorbei an den vermeintlichen Verkäufer zu wenden. Teils fanden wir auch den Hinweis, dass Bestellungen storniert würden, wenn nicht vorab per E-Mail Kontakt aufgenommen werde.
Ein nicht gerade seriöses Vorgehen und für Kunden fatal: Denn bestellen und bezahlen Sie den gewünschten Artikel außerhalb von Amazon, etwa per Vorkasse, so greift die sogenannte "Amazon A-bis-Z-Garantie", ein Schutz für Käufe bei Verkäufern auf dem Marketplace, nicht. Wird der Marketplace-Artikel dagegen über Amazon bestellt und bezahlt, so dürfte der Kunde bei den gekaperten Shops zwar vergeblich auf eine Warenlieferung warten. Das bezahlte Geld ist hier vermutlich auch zunächst einmal weg, doch kann in diesem Fall die Amazon-Garantie in Anspruch genommen werden. Nach einer Prüfung erstattet Amazon den gezahlten Betrag.
Das sagt Amazon zu Betrug auf dem Marketplace
Amazon selbst antwortete auf eine Anfrage unserer Redaktion lediglich mit einer Standard-Stellungnahme. So erklärte eine Amazon-Sprecherin: "Wir möchten, dass Kunden jederzeit vertrauensvoll bei ww.amazon.de einkaufen. Mit der Amazon A-bis-Z-Garantie sind Kunden bei Bestellungen von Verkaufspartnern stets geschützt. Sollte ein Produkt einmal nicht ankommen oder vom beworbenen Zustand abweichen, können Kunden den Amazon Kundenservice kontaktieren und die Erstattung des vollen Kaufpreises beantragen."
Und sie betont: "Amazon duldet betrügerische Aktivitäten in keiner Weise. Wir leiten Zahlungen erst an Amazon Verkaufspartner weiter, wenn wir sicher sind, dass Kunden ihre bestellten Produkte oder Services erhalten haben. Sollten Verkaufspartner gegen die von ihnen akzeptierten vertraglichen Bestimmungen verstoßen, ergreifen wir umgehend Maßnahmen zum Schutz unserer Kunden. Es gab schon immer betrügerische Unternehmer in der Welt; aber so wie diese Betrüger werden auch wir immer schlauer." Amazon arbeite permanent an Innovationen im Sinne von Kunden und Verkaufspartnern, um sicherzustellen, dass deren Daten sicher seien.
Verkäufer können eigenen Account schützen
Amazon nimmt aber auch die Marketplace-Verkäufer selbst in die Pflicht. Zum Schutz des eigenen Accounts, sollte das Konto oft kontrolliert und das Passwort regelmäßig geändert werden. Außerdem sollte die Zwei-Schritt-Verifizierung genutzt werden. In Verdachtsfällen könnten sich Verkäufer via Seller Central an den Amazon Verkäuferservice wenden, damit Amazon der Sache nachgehen könne. Entsprechende Informationen hält Amazon in einem Hilfebereich für Verkäufer bereit. Käufer selbst können Amazon über ein Kontaktformular Probleme mit Bestellungen und Verstöße gegen Verkäufer-Richtlinien melden.
So lassen sich gehackte Verkäufer-Accounts im Amazon Marketplace identifizieren
Quelle; onlinekosten
Der Amazon Marketplace, die Plattform für Händler, die Waren über Amazon.de verkaufen, wird für den Online-Händler immer wichtiger. Der Anteil des Marketplace am Umsatz der Online-Plattform von Amazon.de ist im Zeitraum von März bis Mai 2020 auf 65,1 Prozent der Erlöse von Amazon.de gestiegen. Artikel, die Amazon selbst nicht verkauft, finden sich meist bei Marketplace-Verkäufern. Doch wie sicher ist das Einkaufen über den Amazon Marketplace für Kunden? Unsere Redaktion stieß bei aktuellen Recherchen gleich auf mehrere gehackte Verkäufer-Accounts mit Fake-Angeboten auf Amazon.de.
Du musst Regestriert sein, um das angehängte Bild zusehen.
Beim Einkaufen auf dem Amazon Marketplace finden Kunden nicht nur ein große Zahl an Produkten, sondern auch das eine oder andere Fake-Angebot von Betrügern.
Betrüger tummeln sich schon lange im Amazon Marketplace
Bei manchen Verkäufern auf dem Amazon Marketplace ist Vorsicht angesagt. Denn nicht immer wird ein Verkäufer-Account aktuell auch tatsächlich vom eigentlichen Inhaber betrieben. Um die tatsächlichen Verkäufer zu schützen, verzichten wir auf die Nennung der gekaperten Accounts, haben Amazon aber auf die verdächtigen Konten hingewiesen.
Das Problem ist nicht neu: Schon seit Jahren gibt es immer wieder Berichte über gehackte Verkäufer-Accounts. Cyberkriminelle haben sich dabei beispielsweise durch Phishing-Mails die Zugangsdaten zum Amazon-Shop eines Marketplace-Verkäufer erschlichen. Hat ein Verkäufer eine Zeitlang seinen Amazon-Account nicht im Blick, kann dieser durch die Kriminellen missbraucht werden. Und das kommt offenbar relativ häufig vor: Genutzt werden dabei nicht nur die Konten von deutschen Marketplace-Verkäufern, sondern auch von Anbietern aus dem Ausland.
Verkäufer bieten angeblich bis zu einer halben Million Produkte an
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Im "Schaufenster" der gekaperten Marketplace Verkäufer-Accounts finden sich oft bis zu einer halben Million Artikel - quer durch alle Produktkategorien.© Amazon.de / Screenshot: i12 GmbH
In den vergangenen Wochen fanden wir auf Amazon.de gleich etliche solcher gekaperten Accounts. Bei bestimmten Artikeln wechselten sich die Fake-Shops im täglichen Wechsel ab. Ein Amazon.de-Verkäufer bot in seinem virtuellen Schaufenster seines Accounts angeblich mehr als 500.000 Artikel an - eine solch hohe Zahl von Artikeln ist typisch für diese kriminellen Angebote.
Eigentlich ist der tatsächliche Anbieter ein kleiner Filialist aus Süddeutschland, doch bei Amazon.de fanden sich unter seinem Konto günstige Angebote quer durch alle Produktkategorien von Fernsehern über Fitnessgeräte bis hin zu Haushaltsartikeln. Ähnlich war es bei dem Amazon-Shop eines Fachhändlers für Tierbedarf. Auch hier fand sich ein breites Warensortiment, dass sich nicht mit dem des eigentlichen Händlers deckte. Nachdem wir Amazon die verdächtigen Accounts gemeldet hatten, wurden die Konten nach kurzer Zeit bereinigt, bei dem Tierfachhändler zum Beispiel fanden sich danach nur noch knapp 200 echte Artikel rund ums Tier.
Brandneue "Gebraucht"-Produkte
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Gleich zwei gekaperte Verkäufer-Accounts bieten im Amazon Marketplace ein Produkt zum gleichen Preis als "brandneue Produkte" an - trotz Einstufung als gebraucht.© Amazon.de / Screenshot: i12 GmbH
Die bei den gekaperten Accounts angebotenen Produkte hatten meist Preise von mehreren hundert Euro oder mehr, lagen aber preislich dennoch weit unter anderen Angeboten. In der Regel werden die Artikel als "Gebraucht – wie neu" angeboten. Verräterisch ist zugleich der immer wieder von uns entdeckte gleichlautende Zusatz "*Brandneue Produkte !!*. Mit den niedrigen Preisen sicherten sich die Kriminellen eine Listung ganz oben bei den Angeboten zu einem Produkt. Oft waren sie aber sogar die einzigen Anbieter.
Vorsicht bei der Kaufabwicklung abseits von Amazon: "A-Z-Garantie" greift nicht
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Die gekaperten Verkäufer-Accounts fordern Käufer vor der Bestellung zur Kontaktaufnahme auf - auch um den Verkauf an Amazon vorbei in die Wege zu leiten und um Vorkasse zu bitten.© Amazon.de / Screenshot: i12 GmbH
Eine weitere Masche bei diesen gehackten Accounts ist die eindringliche Bitte, sich vor der Bestellung über eine bestimmte Mail direkt und an Amazon vorbei an den vermeintlichen Verkäufer zu wenden. Teils fanden wir auch den Hinweis, dass Bestellungen storniert würden, wenn nicht vorab per E-Mail Kontakt aufgenommen werde.
Ein nicht gerade seriöses Vorgehen und für Kunden fatal: Denn bestellen und bezahlen Sie den gewünschten Artikel außerhalb von Amazon, etwa per Vorkasse, so greift die sogenannte "Amazon A-bis-Z-Garantie", ein Schutz für Käufe bei Verkäufern auf dem Marketplace, nicht. Wird der Marketplace-Artikel dagegen über Amazon bestellt und bezahlt, so dürfte der Kunde bei den gekaperten Shops zwar vergeblich auf eine Warenlieferung warten. Das bezahlte Geld ist hier vermutlich auch zunächst einmal weg, doch kann in diesem Fall die Amazon-Garantie in Anspruch genommen werden. Nach einer Prüfung erstattet Amazon den gezahlten Betrag.
Das sagt Amazon zu Betrug auf dem Marketplace
Amazon selbst antwortete auf eine Anfrage unserer Redaktion lediglich mit einer Standard-Stellungnahme. So erklärte eine Amazon-Sprecherin: "Wir möchten, dass Kunden jederzeit vertrauensvoll bei ww.amazon.de einkaufen. Mit der Amazon A-bis-Z-Garantie sind Kunden bei Bestellungen von Verkaufspartnern stets geschützt. Sollte ein Produkt einmal nicht ankommen oder vom beworbenen Zustand abweichen, können Kunden den Amazon Kundenservice kontaktieren und die Erstattung des vollen Kaufpreises beantragen."
Und sie betont: "Amazon duldet betrügerische Aktivitäten in keiner Weise. Wir leiten Zahlungen erst an Amazon Verkaufspartner weiter, wenn wir sicher sind, dass Kunden ihre bestellten Produkte oder Services erhalten haben. Sollten Verkaufspartner gegen die von ihnen akzeptierten vertraglichen Bestimmungen verstoßen, ergreifen wir umgehend Maßnahmen zum Schutz unserer Kunden. Es gab schon immer betrügerische Unternehmer in der Welt; aber so wie diese Betrüger werden auch wir immer schlauer." Amazon arbeite permanent an Innovationen im Sinne von Kunden und Verkaufspartnern, um sicherzustellen, dass deren Daten sicher seien.
Verkäufer können eigenen Account schützen
Amazon nimmt aber auch die Marketplace-Verkäufer selbst in die Pflicht. Zum Schutz des eigenen Accounts, sollte das Konto oft kontrolliert und das Passwort regelmäßig geändert werden. Außerdem sollte die Zwei-Schritt-Verifizierung genutzt werden. In Verdachtsfällen könnten sich Verkäufer via Seller Central an den Amazon Verkäuferservice wenden, damit Amazon der Sache nachgehen könne. Entsprechende Informationen hält Amazon in einem Hilfebereich für Verkäufer bereit. Käufer selbst können Amazon über ein Kontaktformular Probleme mit Bestellungen und Verstöße gegen Verkäufer-Richtlinien melden.
So lassen sich gehackte Verkäufer-Accounts im Amazon Marketplace identifizieren
- der Preis ist um ein Vielfaches niedriger als Angebote anderer Händler - oft findet sich bei einem Artikel der gleiche Niedrigpreis gleich von mehreren gekapperten Accounts
- entsprechende Angebote werden als "Gebraucht - wie neu" und oft mit dem Zusatz "*Brandneue Produkte !!* deklariert
- es gibt nur wenige aktuelle Kundenbewertungen des Shops
- der Verkäufer fordert vor dem Kauf zur unbedingten Kontaktaufnahme per E-Mail auf
- im "Schaufenster" des Shops findet sich ein Warenangebot von mehreren hunderttausend Produkten
- das Produktangebot deckt sich nicht mit dem Firmennamen des Accounts (z.B. Parfumshop verkauft Sportgeräte)
Quelle; onlinekosten