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IFA 2009: Ärger um "HD+" und "CI-Plus" - Hersteller wenig begeistert
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HD+" und "CI-Plus" gängeln den Zuschauer
Viele Jahre Entwicklungszeit hat es gekostet, nun sind die ersten Probeläufe für das Fernsehen in hoher Auflösung am Start. Die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten strahlten bereits zur Leichtathletik-WM in Berlin erste Sendungen mit gestochen scharfen Bildern in HD aus.
Und die IFA in Berlin wird mit dem Satellitenbetreiber Astra einen Demo-Kanal über die Highlights der Messe in HD senden. Doch vor die schöne neue Fernsehwelt werden für den Verbraucher derzeit erst einmal Mauern aufgezogen. Die geplante Verschlüsselung von Programm-Angeboten und neue technische Standards könnten die Fernsehzuschauer schnell auf einen Hürdenlauf schicken.
Das Kürzel HDTV (High Definition Television) steht auf der IFA in Berlin für eine der großen Publikumsattraktionen und die Hoffnung der Industrie. Mit Hilfe neuer technischer Standards wollen aber zumindest die privaten Sender ihre HD-Programme nur verschlüsselt ausstrahlen. Die Sendeanstalten werden künftig darüber entscheiden, unter welchen Bedingungen der Zuschauer einen Film ansehen sowie in welcher Qualität und ob er sie aufnehmen darf.
Festplattenrekorder auf Dauer überflüssig gemacht?
Voraussetzung für den Empfang der Programme in hoher Auflösung soll eine Settop-Box mit sogenannter "CI+"-Schnittstelle sein. Über den dort integrierten Schutzmechanismus lässt sich die Kopier- Fähigkeit sogar einzelner Filme bestimmen. Und die Sender werden vermutlich auch alles dafür tun, dass ihre Werbung nicht mehr übersprungen werden kann, sagt Helmut Stein von der Deutschen TV-Plattform.
Der "vermeintliche Verbraucherschreck CI Plus" (Zitat Deutsche TV-Plattform) könnte damit vielen Besitzern moderner HD- Aufzeichnungsgeräte wie Blu-ray-Rekorder einen Strich durch die Rechnung machen. Es stelle sich tatsächlich die Frage, ob Festplattenrekorder auf lange Sicht damit überflüssig werden könnten, sagt Martin Beckmann von Sharp.
Verschanzen hinter restriktiven Lizenzvereinbarungen
Der Kopierschutz sei allerdings die Grundvoraussetzung für die Sender gewesen, ihre Inhalte überhaupt in der hohen Qualität auszustrahlen, sagt Silke Goedereis von Astra Deutschland. Wann und ob überhaupt ein Kopierschutz zum Einsatz komme, sei aber noch längst nicht geklärt. Volker Blume von Philips erwartet, dass über CI Plus auch das für das zeitversetzte Fernsehen genutzte "time shift" vermutlich auf 90 Minuten zeitlich limitiert werden dürfte. "Vor allem die großen Hollywoodstudios sind mit ihren Lizenzvereinbarungen sehr restriktiv", sagt Blume.
Das Argument mit den Studios wird von den Sendern immer gerne aus der Schublade gekramt. Auffällig ist aber, dass entsprechende Restriktionen im europäischen Ausland nicht greifen. So erlaubt etwa die britische Pay-TV-Plattform Sky ihren Abonnenten sogar die Wiedergabe von HD-Material über den analogen Komponentenausgang. Auch die Aufzeichnung von Hollywood-Blockbustern auf Festplatte ist dort selbstverständlich.
Jährliche Kosten für den "
HD+"-Empfang
Unter den Privaten werden als erste RTL und Vox ab November ihre Programme zunächst über das Satelliten-Netz von Astra ausstrahlen, Anfang 2010 wollen ProSieben, Sat.1 und Kabel1 folgen. Mit dem neuen Fernsehen in schärferer Bildauflösung kommen für die Zuschauer aber auch zusätzliche Kosten ins Haus. Derzeit ist nach einem Gratis-Probejahr von bis zu 50 Euro jährlich die Rede.
Speziell für die neuen HD-Kanäle hat Astra die Vertriebsplattform "
HD+" entwickelt, über die künftig auch Gebühren erhoben werden. Über einen Kartenslot "
HD+"-zerifizierter Settop-Boxen sollen die Kanäle freigeschaltet werden können. Dem Zuschauer stehe aber schließlich frei, in welcher Qualität er künftig fernsehen will, sagt Stein. "Er muss ja nicht im Sternerestaurant essen, er kann ja auch zu McDonald's gehen."
Hohe Mehrkosten für Fernsehsender - bis zu 400 Millionen bei ARD und ZDF
Die Fernsehsender koste der Umstieg auf das neue HD-Fernsehen und die neuen Produktionstechniken enorme Investitionen. Allein die öffentlich-rechtlichen Sender kalkulierten bis 2012 mit Mehrkosten in Höhe von 400 Millionen Euro, sagte Goedereis. "Die Privaten müssen diese Kosten auch wieder hereinbekommen." Nach aktuellem Stand planen die Sender allerdings, die Programme zunächst für ein Jahr kostenlos auszustrahlen. Was später an monatlichen Paket-Preisen anfallen könnte, ist noch längst nicht geklärt. Das "Handelsblatt" hatte zuletzt von 4,50 Euro berichtet, die im Monat für den Empfang des Programmpakets fällig werden dürften.
Letztlich könne eine kostenpflichtige Ausstrahlung für die Privatsender allerdings problematisch werden, schätzt Blume. Nach einer Umfrage seien zum Beispiel 80 Prozent der Kabel-Kunden zufrieden mit dem analogen Sendesignal. Für ein kostenpflichtiges Angebot müssten die Zuschauer von einem entsprechenden Mehrwert erst einmal überzeugt werden. Auch frühere Ambitionen des Satelliten- Betreibers Astra, über die Plattform Entavio TV-Programme zu verschlüsseln und den Empfang kostenpflichtig zu machen, seien schon gescheitert. Für die neuen HD-Inhalte müssen die Verbraucher ohnehin erst ihre Receiver für "CI-Plus" und "
HD+" tauglich machen oder eine neue Settop-Box kaufen. Erste entsprechende Geräte werden aller Voraussicht nach frühestens im Oktober verfügbar sein. (Renate Grimming)
Quelle: SAT+KABELnews