Bundeswehr-Provider Astrium wechselt von Telogic zu E-Plus
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Neue Rufnummern für Soldaten, Portierung durch Telogic schwierig
1. Astrium: Telogic derzeit kein verlässlicher Partner für Mobilfunk
Die Vorgänge rund um das Insolvenzverfahren des virtuellen Netzbetreibers Telogic (vormals vistream) bleiben spannend. Nach der zeitweisen Abschaltung der Mobilfunkdienste ist der Bundeswehr-Mobilfunkpartner Astrium nun von Telogic zu E-Plus als Auftragsnehmer gewechselt.
Die Zukunft von Telogic ist nach wie vor unklar. Kunden anderer Telogic-Partner wie Sipgate One und Solomo sollten auf alternative Mobilfunkunternehmen ausweichen. Aktuelle Infos für Kunden von Telogic-Partnern, etwa zur Rufnummernportierung, finden Sie auf der zweiten Seite dieses Artikels.
Connect-D nutzte Routing von Telogic
Die zum EADS-Konzern gehörende Firma Astrium hat für ihren Mobilfunkdienst Connect-D - nach eigenen Angaben - Mobilfunksender auf dem Gelände der verschiedenen Bundeswehrstandorte aufgebaut, beispielsweise in Afghanistan. Über Satellitenverbindungen sind diese direkt mit dem Astrium-Netz in Deutschland verbunden sind, von dort werden die Gespräche dann ins öffentliche Telefonnetz (PSTN) übermittelt werden. Astrium gibt eigene SIM-Karten aus. Die notwendigen Rufnummern wurden über den langjährigen Dienstleister Tyntec bezogen, der diese wiederum von Telogic erhielt. Die genutzte Vorwahl 01570 hat die Bundesnetzagentur dem Netzbetreiber E-Plus zugeteilt, welcher sie mit Wissen und Zustimmung der Bundesnetzagentur an vistream vermietet hat.
Astrium vergibt Auftrag direkt an E-Plus: Neue Rufnummern für Connect-D-Nutzer
Ein Forenteilnehmer fand in den Tiefen des Internets im Cache der Suchmaschine Google die Reste einer wohl direkt nicht mehr existierenden Informationsseite von Astrium, welche die Hintergründe und das weitere Vorgehen beleuchtet:
"... Die Telogic befindet sich in einem Insolvenzverfahren mit ungewissem Ausgang und stellt daher keinen verlässlichen Partner für den Connect-D Mobilfunkdienst mehr da. Daher hat sich Astrium mit E-Plus geeinigt, den Mobilfunkdienst am 20.8.12 direkt zur E-Plus zu verlagern, damit in Zukunft ein stabiler Betrieb gewährleistet ist.
Leider ist es unumgänglich, allen Kundinnen und Kunden eine neue Mobilfunknummer zuzuweisen. Die aktuell genutzten Rufnummern sind Bestandteil der Insolvenzmasse von Telogic und können daher nicht kurzfristig an E-Plus übertragen werden.
Um möglichst schnell die Abhängigkeit von Telogic zu beenden hat sich Astrium dazu entschieden, bereits am Montag, den 20.8.12 zu E-Plus umzuziehen. Die technischen Voraussetzungen für Sprachanrufe wurden bereits geschaffen, d.h. ab dem 20.8.12 können ausschließlich die neuen Rufnummern für eingehende Sprachanrufe verwendet werden. Für ausgehende Anrufe ändert sich nichts. Die alten Rufnummern werden auf eine Bandansage umgeleitet, die auf die Änderung der Rufnummern hinweist."
Tests von teltarif.de ergaben, dass Anrufe auf den "alten" Rufnummern mit einem Dreiklang enden, aber SMS aus dem Telekom-Netz dorthin sofort als "ausgeliefert" bestätigt werden. SMS-Nachrichten an andere Telogic-Rufnummern (z.B. von Sipgate One oder Solomo) werden weiterhin mit "Dienstfehler" verweigert. Auch von anderen Anbietern zu Telogic portierte Rufnummern sind per SMS derzeit nicht erreichbar. Astrium schreibt auf seiner Seite weiter:
"Es wird zunächst nicht möglich sein, über die neuen Rufnummern SMS zu versenden und zu empfangen. Der Versand und der Empfang von SMS wird zunächst weiterhin über die bestehenden Rufnummern abgewickelt, d.h. die alte und die neue Mobilfunknummer werden parallel genutzt.
Grund hierfür ist der erheblich höhere technische Aufwand zur Einrichtung des SMS-Dienstes über die neuen Rufnummern. Diese Arbeiten werden ca. noch 2 bis 3 Wochen in Anspruch nehmen."
Danach sollen die Soldaten der Bundeswehr nur noch unter ihren neuen Rufnummern direkt bei E-Plus (01573...) zu erreichen sein. Praktischerweise ist dazu kein SIM-Karten-Tausch erforderlich, da alle Telogic/vistream-SIM-Karten seit einiger Zeit eine E-Plus-Kennung (IMSI) besitzen, also von E-Plus direkt angesteuert werden können. Etwa im September 2012 soll auch der SMS-Dienst auf die neuen Mobilfunknummern von Astrium umgeschaltet werden. Die alten Astrium-Rufnummern mit der Vorwahl 01570 sollen dann etwa Mitte September komplett abgeschaltet werden.
Die SIM-Karten von Connect-D funktionieren übrigens nur im Funknetz von Astrium, denn ein "normales Roaming" ist damit nicht vorgesehen. Sie sind auch für Zivilisten nicht erhältlich und werden nur in den "Marketender"-Shops an Bundeswehrstandorten verkauft. Nutzer regulärer deutscher SIM-Karten können im Netz von Astrium übrigens nicht roamen. In Afghanistan haben sich kundige Soldaten SIM-Karten des größten afghanischen Netzbetreibers Roshan besorgt, die aber offenbar nicht so einfach zu bekommen seien, wie es auf entsprechenden Seiten im Internet heißt.
Mehr Informationen, wie es mit Telogic weitergeht und was mit den Rufnummern unter der Vorwahl 01570 passiert, lesen Sie weiter...
2. Telogic-Partner auf Lösungssuche, Rufnummern-Portierung erschwert
Mit dem Wechsel von Astrium weg von Telogic und zu E-Plus könnte ein wichtiges Argument zum Freihalten der Vorwahl 01570 entfallen und es ist derzeit nicht absehbar, ob Telogic-Rufnummern danach aus allen Netzen weiter erreichbar bleiben. Nach Brancheninformationen würden Anrufe zu Telogic bereits über einen neuen möglichen Investor geleitet. SMS-Nachrichten sollen seit einiger Zeit bis zur Zwangstrennung über einen separaten Dienstleister gelaufen sein.
Brancheninsider berichten weiter, dass verschiedene Anbieter, die bisher gut mit Telogic zusammengearbeitet hatten, nun verstärkt an neuen Lösungen arbeiten und dazu beispielsweise direkt mit E-Plus intensiv verhandeln. So hat die "vintage wireless", ein Unternehmen des SIP-Pioniers Sipgate. bereits ein Abkommen mit E-Plus über die Vorwahl 01579 geschlossen, kann aber aufgrund der komplizierten Materie erst zum Jahresende wirklich starten. Die Portierung von Sipgate-One-Rufnummern zu anderen Anbietern soll nach Angaben von Sipgate kostenfrei möglich sein. Der Kunde stößt dabei in der Praxis aber auf ungeahnte Probleme, weil die Portierung einer Rufnummer, zu der es vorher keine SIM-Karte und keinen Mobilfunkanschluss gab, bei den meisten Mobilfunkanbietern völliges Neuland ist. Zudem berichten Betroffene, dass sich Telogic bei der Herausgabe der Rufnummern quer stelle.
Seitens des Insolvenzverwalters gab es bislang keine offiziellen Informationen, wie weit die Verhandlungen über die Fortführung von Telogic gediehen sind.
Unser Rat: Vorerst neuen Anbieter mit neuer Rufnummer wählen
Da eine Rufnummernportierung einer 01570-Rufnummer zu einem andern Anbieter derzeit ein komplexes Unterfangen darstellt und aufgrund der verwendeten speziellen Filtertechnik nicht sicher ist, dass eine solche portierte Rufnummer künftig zuverlässig aus allen Netzen erreichbar sein wird, ist zu raten, die Telogic-Mailbox (01570-99-Rufnummer) mit einer Hinweisansage auf eine neue Rufnummer zu versehen und auf Produkte anderer Mobilfunkanbieter auszuweichen.
Sollte das Unternehmen Telogic den Betrieb als virtuelle Netzbetreiber in Zukunft fortführen, können Kunden die Nummern höchstwahrscheinlich weiter nutzen. Sollte das Unternehmen den Betrieb einstellen, würden die Rufnummern an E-Plus zurückfallen. Dann könnten sie entweder von E-Plus selbst oder über einen neuen Dienstleister weiter betrieben werden oder zur Portierung freigegeben werden.
Hintergrund: Telekom kappte wegen hoher Zahlungsrückstände die Leitungen
Nachdem die Firma Telogic am 24.07.2012 die Insolvenz beantragt hatte und offenbar Rechnungen von Interconnection-Partnern unbezahlt blieben, trennte die Deutsche Telekom in den Morgenstunden des 10. August die Verbindungen aus dem deutschen Festnetz zu Telogic. Da offenbar kein anderer Carrier direkte Verbindungen zu Telogic zu haben schien, wie Tests der Redaktion ergaben, waren damit alle Kunden und Nutzer des virtuellen Netzes von der telefonischen Außenwelt abgeschnitten und konnten nur noch "intern" kommunizieren, falls überhaupt.
Verteidigungsminister erreichte Wiederanschluss
Was bei der Abschaltung offenbar übersehen wurde, war der Anbieter Astrium, der mit Connect-D den Mobilfunkdienst für Angehörige der Bundeswehr im Auslandseinsatz betreibt. Nach der Abschaltung der Verbindung durch die Telekom setzte sich Verteidigungsminister Thomas de Maizière Medienberichten zufolge mit Telekom-Chef Rene Obermann persönlich in Verbindung und noch am selben Tag wurden die Sprachverbindungen wieder reaktiviert. Einen Tag später funktionierten auch SMS-Nachrichten zu SIM-Karten des Bundeswehr-Providers wieder. In der Folge waren auch Kunden anderer Telogic-Partner wieder telefonisch erreichbar, nur der SMS-Versand zu Telogic blieb weiterhin schwierig oder unmöglich.
Quelle: teltarif.de