AW: Premiere braucht mindestens drei Millionen Abonnenten
Abo-Sender Premiere braucht dringend neue Kunden (Update)
[ug] München -
Der Medienmogul Rupert Murdoch will den schwer angeschlagenen Bezahlsender Premiere retten, stellt dafür aber Bedingungen.
Murdochs Konzern News Corp. wolle eine Kapitalerhöhung von insgesamt 450 Millionen Euro absichern, teilte Premiere am Dienstag in München mit.
Die Unterstützung werde vor allem an zwei Bedingungen geknüpft:
Neben der Zusicherung neuer Kreditlinien durch die Banken solle die Finanzaufsicht BaFin Murdoch von der Pflicht zu einem Übernahmeangebot an die übrigen Aktionäre befreien.
Die Banken sagten den Angaben zufolge neue Kredite von bis zu 525 Millionen Euro zu - unter der Voraussetzung, dass die Kapitalerhöhung gelingt.
"Die langfristige Finanzierung ist entscheidend für das Überleben von Premiere", sagte der Chef des Abosenders, Mark Williams.
Zugleich machte er deutlich, dass der Abo-Sender dringend neue zahlende Kunden braucht.
Premiere brauche 3 bis 3,4 Millionen Abonnenten, um die Gewinnschwelle zu erreichen, sagte Williams.
Derzeit hat das Unternehmen nach eigenen Angaben 2,41 Millionen Kunden.
Für dieses Jahr stellt sich der Premiere-Chef, der seinen Posten nach dem Abgang seines Vorgängers Michael Börnicke im September angetreten hatte, auf einen hohen operativen Verlust ein.
Vor Zinsen, Link veralten (gelöscht) und Abschreibungen (EBITDA) werde ein Fehlbetrag zwischen 40 und 60 Millionen Euro anfallen.
Auch die nächsten Jahre dürften für Premiere zur Durststrecke werden:
Erst für Ende 2010 stellte Williams das Erreichen der operativen Gewinnschwelle in Aussicht, unter dem Strich will der Abosender dann erst 2011 Geld verdienen.
Der Finanzierungs-Plan hat eine komplexe Struktur mit einigen Unwägbarkeiten.
Den kurzfristigen Bedarf an Liquidität will Premiere in einer ersten Tranche einnehmen.
Durch die Ausgabe neuer Aktien und einen verbundenen Kredit sollen dem Unternehmen insgesamt rund 50 Millionen Euro zufließen.
Der wesentlich größere Teil der Kapitalerhöhung soll dann im zweiten Quartal über die Bühne gehen.
Davor muss Premiere sich dieses Vorhaben noch von einer außerordentlichen Hauptversammlung genehmigen lassen, die bis Ende März stattfinden soll.
Investoren sind eigentlich zu einem Übernahmeangebot verpflichtet, wenn ihre Beteiligung 30 Prozent erreicht oder übersteigt.
Derzeit hält News Corp. gut ein Viertel der Premiere-Anteile.
Für eine Einschätzung, wie hoch der Anteil durch die Kapitalerhöhung maximal werden könnte, sei es noch zu früh, sagte Williams.
Dies hängt von der Preisfestsetzung für die Aktien und von der Beteiligung anderer Aktionäre ab.
Eine BaFin-Sprecherin wollte sich am Dienstag zu dem Thema nicht äußern.
Grundsätzlich kämen Anträge auf Befreiung von der Verpflichtung zu Übernahmeangeboten aber relativ häufig vor, 230 solcher Anträge gab es 2007.
Hintergrund sei meist Sanierungsbedarf bei den Firmen, sagte die Sprecherin.
Premiere war mit dem Bekanntwerden drastisch geschönter Abonnentenzahlen Anfang Oktober in eine tiefe Krise gerutscht.
Seither räumt Williams bei dem Abosender kräftig auf, mehrere Vorstände wurden ausgetauscht.
Aus der einstigen Führungsmannschaft um den früheren Premiere-Chef Georg Kofler ist mittlerweile nur noch Sport-Vorstand Carsten Schmidt übrig.
Im dritten Quartal hatte das Unternehmen einen Verlust von 89 Millionen Euro geschrieben.
Mit dem neuen Geld plant der Pay-TV-Sender erhebliche Investitionen in das Programmangebot, kundenfreundlichere Technologien und Service, hieß es.
Unter anderem solle das
HDTV- Angebot ausgebaut werden. Die Preis- und Angebotsstruktur solle vereinfacht werden.
Williams sieht trotz der derzeitigen Wirtschaftskrise gute Chancen für das Bezahlfernsehen in Deutschland. "Pay-TV ist ein kleiner Luxus, den die Leute sich erlauben", sagte der Premiere-Chef.
Wirtschaftsprüfer hätten die Sanierungsbedürftigkeit bestätigt, schrieb der Sender in seiner Mitteilung.
Zugleich hätten sie aber festgestellt, dass Premiere auch auf Grundlage der neuen Finanzierung sanierungsfähig sei.
Quelle: DF