AW: Neuer Free-TV-Sender startet Mitte des Jahres (Bollywood-Kanal)
„Wir wollen die breite Masse erreichen“: Indischer TV-Konzern Zee bringt Bollywood-Sender nach Deutschland
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Fernsehen Hat das Bollywood-Genre genügend Potential, um sich im umkämpften deutschen Fernsehmarkt bei einer breiten Masse durchzusetzen? TV-Managerin Friederike Behrends gibt sich im MEEDIA-Interview überzeugt davon, dass ein Sender mit Filmen aus Indien kein Nischenprodukt sein wird – und will es ab dem heutigen Mittwoch mit Zee One beweisen. Hinter dem Sender steht der indische Medienkonzern Zee Entertainment, der nach und nach den europäischen Markt anvisiert.
Von Gregory Lipinski
Frau Behrends, der deutsche Fernsehmarkt fragmentiert sich zunehmend selbst. Jetzt starten Sie den Sender Zee One in Deutschland. Wie sehen Sie die Erfolgschancen für ihr Nischenprogramm in dem immer kleinteiligeren Markt?
Zunächst einmal: Wir sind kein Nischensender. Wir wollen mit unserem Sender die große, breite Masse in Deutschland erreichen. Und ich möchte betonen: Wir sind kein Abspielkanal. In unserem Programm finden sich fast nur deutsche Erstausstrahlungen. Wir haben ein Super-Programm. Wir sind sicher, dass wir hiermit einen großen Teil der deutschen Bevölkerung erreichen und begeistern können.
Was sieht ihr Programm aus?
Unser Claim lautet „I feel Bolly Good“. Wir wollen Gute-Laune-Fernsehen machen. Das Programm soll alle Sinne ansprechen. In erster Linie zeigen wir Bollywood-Filme, die in Deutschland nicht ausgestrahlt wurden. Sie decken das ganze Spektrum von Bollywood ab. Dazu haben wir sieben verschiedene Labels entwickelt – Bolly Family, also Filme für die ganze Familie, aber auch Fantasy-Filme, die für Kinder geeignet sind. Das zweite Label ist Bolly Action, mit Filmen, die einen höheren Crime-Anteil haben. Das dritte Label ist Bolly Music. Hier zeigen wir die aufregendsten Dance-Passagen der großen Bollywood-Filme in Clipform.
Gibt es auch Serien?
Wir starten mit zwei Serien. „Buddha“ erzählt die Lebensgeschichte des Buddha. Und das Historien-Drama „Jodha Akbar“ spielt im 16. Jahrhundert. Es sind zwei Formate, die allein schon durch ihre fantastischen orientalischen Kulissen, prächtigen Kostüme und ein märchenhaftes 1000 + 1 Nacht-Ambiente bestechen. Verantwortlich für unser gesamtes Programm ist Andrea Lang. Sie hat zuletzt die Abteilung Dokutainment bei RTL II geleitet.
Planen Sie auch Nachrichtensendungen?
Zum Start ist es nicht vorgesehen. Wir wollen aber Produktionen, Hintergründe oder Making-ofs zeigen. Sie sollen die Brücke zu Indien schlagen. Ich kann mir theoretisch vorstellen, ein Nachrichtenformat zuzukaufen. Aber das Thema hat erst einmal keine Priorität.
Kaufen Sie die Produktionen zu?
Wenn es sich anbietet. Vor allem zeigen wir hochwertige Filme und Serien, die unser Mutterkonzern selbst in Indien produziert oder angekauft hat. Sie werden für den deutschen Markt synchronisiert. Mittelfristig wollen wir natürlich auch eigene Formate in Deutschland produzieren.
Sind alle Formate ausschließlich indisch gefärbt?
Langfristig ist es denkbar, dass wir auch andere Formate zeigen. Zunächst konzentrieren wir uns ganz auf reine Bollywood-Produktionen. Denn unser Mutterkonzern in Indien ist als TV-Konzern mit einer riesigen Fiction-Library in 169 Ländern aktiv. Das Unternehmen will international wachsen – gerade auch in Europa.
Media-Agenturen werfen Ihnen vor, dass die indische Bevölkerungsgruppe hierzulande keine Relevanz habe. Glauben Sie, dass Sie ein ausreichendes Publikum für die von ihnen gezeigten Bollywood-Streifen finden?
Wir haben die deutschen Zuschauer klar als Publikum im Fokus. Unsere Kernzielgruppe sind Frauen von 19 bis 59 Jahren. Wir haben selbstverständlich auch Programm für Männer im Portfolio. Bei uns finden sich alle großen Schauspieler aus Indien – insbesondere Shah Rukh Khan, Deepika Padukone und Priyanka Chopra, die beide derzeit als Bond-Girls im Gespräch sind.
Beim österreichischen Fernsehsender Servus TV ist der milliardenschwere Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz Finanzgeber. Hinter ihrem Sender steht das kapitalkräftige indische Medienunternehmen Zeel mit ihrem Eigentümer Subhash Chandra, der laut Forbes Milliardär ist. Wie viel Geld stellt Ihnen der Inder zur Verfügung, um den Sendebetrieb aufzubauen?
Ich werde Ihnen nicht die Höhe des Investments verraten. Nur so viel: Unser Mutterkonzern stellt uns genügend Geld zur Verfügung, um den Sendebetrieb in Deutschland aufzubauen. Unser Ziel ist, in rund drei Jahren mit dem Unternehmen Geld zu verdienen. Ja, es ein großer und mutiger Schritt unseres Gesellschafters, auf dem hart umkämpften deutschen Fernsehmarkt Fuß zu fassen – und wir sind überzeugt, dies zu schaffen und uns erfolgreich etablieren zu können.
Wie stark ist der Sender personell ausgestattet?
Zunächst sind wir bis zum Jahresende um die zehn Mitarbeiter, weitere sollen folgen. Wir betreiben das Geschäft aber auch mit diversen Partnern. So wird der Sender durch Sky Media vermarktet, der hierfür exklusiv das TV-Vermarktungsmandat hat. Wir können aber auch selbst vermarkten. Vermarktungskompetenz inhouse haben wir durch unseren Head of Sales, den wir jüngst eingestellt haben.
Können Sie sich vorstellen, dass deutsche Fernsehsender mit einem Ableger in Indien Erfolg hätten?
Es hat bislang noch niemand versucht. Das hängt vom unternehmerischen Mut ab. Diesen bringt unser indischer Mutterkonzern Zeel mit, der – wie gesagt – bereits in vielen Ländern aktiv ist.
Auch in Europa?
Zeel gibt es bereits in Großbritannien. Dort ist der Sender sehr erfolgreich, was sicherlich auch an den dortigen gewachsenen kulturellen und historischen Bezügen liegt. Zudem ist Zeel auch in Russland präsent und hat weitere Märkte in Europa im Visier.
Viele Sender verfügen über diverse Ableger und gründen immer mehr kleinere Sender mit spezifischen Schwerpunkten. Sie nennen sich Zee One. Ist denn auch Zee two geplant?
Das will ich nicht kommentieren.
Also sehen wir bald Zee Two auf dem Bildschirm?
Wir haben jede Menge Content, den wir ausstrahlen können. Aber zunächst legen wir unsere ganze Kraft darauf, am 28. Juli Zee One zu starten.
Quelle: meedia