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PC & Internet Milliarden-Geschäft mit Pseudo-Marken

Auf Amazon können Kunden Tausende Marken-Produkte - oft importierte Massenware - exklusiv kaufen. Was für Kunden intransparent ist und Gefahren birgt, ist für Amazon lukrativ und nahezu risikolos, wie Panorama-Recherchen zeigen.
Alles sei ganz einfach, versprechen die selbst ernannten Experten und Berater im Netz. Jede und jeder könne reich werden. "55.509,66 Euro Umsatz in nur 30 Tagen" oder gar "sechs Millionen pro Jahr", alles scheint möglich. Die vermeintliche Zauberformel heißt "FBA".

Hinter dem Kürzel verbirgt sich ein All-inclusive-Paket von Amazon für die Abwicklung von Verkäufen: "Fulfillment by Amazon" (FBA). Händler, die den Service nutzen, müssen nur dafür sorgen, dass ihre Ware vom Hersteller in ein Lager von Amazon gelangt. Um fast alles weitere - Bezahlvorgang, Verpackung, Versand, Kundenservice - kümmert sich der Großkonzern, gegebenenfalls bis hin zur Vernichtung von Retouren und nicht verkaufter Neuware.

FBA-Business boomt​

Dank des Amazon-Services boomt seit einigen Jahren ein ganz eigener Geschäftszweig, das sogenannte FBA-Business. Händler suchen gezielt mit spezieller Software nach Marktlücken auf Amazon - meist im Preissegment von unter 100 Euro. Dann bestellen sie die Massenware über andere Plattformen, etwa bei Alibaba in China. Dort bieten Hersteller ihre Produkte in großer Stückzahl an. Der Clou: Die Zwischenhändler können sich ein eigenes Logo, einen eigenen Namen aufdrucken lassen. So können sie auf Amazon ihre Ware als "Marken"-Produkt präsentieren - und zu einem Vielfachen des Einkaufpreises anbieten.

Einer, der sich in diesem Geschäft auskennt, ist Nicklas Spelmeyer. Der 23-Jährige inszeniert sich in etlichen YouTube-Videos als erfolgreicher Geschäftsmann und Berater. Er sagt gegenüber Panorama, er habe schon 500 Leuten beim Start ihres FBA-Geschäfts geholfen. Angefangen habe er selbst mit dem Verkauf von Kaltraucherzeugern zum Räuchern von Fleisch oder Fisch, berichtet er in einem seiner Videos.

Aktuell hat er etwa Pfannen und Töpfe im Angebot. Demnächst soll ein Kletterbaum für Katzen kommen. Es sei schwer, etwas zu finden, was man nicht bei Amazon verkaufen könne, sagt Spelmeyer. Derzeit verkauft er auch Fahrradtaschen. Seine Marke "Forrider" hat er vor zwei Jahren offiziell angemeldet. Auf Amazon präsentiert sie sich als junges, dynamisches, Fahrrad-begeistertes Unternehmen: "Wir bauen Fahrradtaschen aus Leidenschaft", heißt es dort. Tatsächlich werden sie von chinesischem Unternehmen hergestellt und geliefert.

"Völlig intransparent"​

Spelmeyer findet das nicht verwerflich. Dinge würden eben weltweit zusammengebaut. "Ich würde jetzt nicht sagen, nur weil es aus China ist, dass keine Leidenschaft dahinterstecken kann", sagt er im Interview mit Panorama. Und: Der Händler gibt sich im FBA-System quasi als Hersteller aus.

Das Problem für die Kunden: Sie können nicht erkennen, woher die Produkte kommen. Von wem und wie sie hergestellt würden, das bleibe "völlig intransparent", sagt Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale NRW. Im Fall der Fahrradtaschen wird etwa als Hersteller auf der Amazon-Seite "Forrider" genannt, im Impressum steht eine Firma mit Sitz in Berlin. Dass die Taschen aus China geliefert werden, steht nirgends.
Hinzu kommt: "Die meisten Verbraucher wissen nicht, dass sie gerade gar nicht bei Amazon kaufen", sagt Husemann. Der Konzern sieht sich nur als eine Art Vermittler zwischen Händler und Käufer. Sollte etwas mit dem Produkt nicht in Ordnung sein, übernimmt Amazon in Europa keine Haftung.

"Die meisten dieser Verkäufer halten ihre Produkte wahrscheinlich niemals in der Hand", sagt der Amazon-Experte Juozas Kaziukėnas von "Marketplace Pulse", einer Research-Firma in den USA. Er beschreibt den FBA-Handel als "eine Art Computerspiel" - allerdings mit physischen Produkten. Verheerend könne das sein, wenn potenziell "unsichere", "gefährliche" oder "gefälschte" Produkte verkauft würden. "Da kann alles mögliche schief gehen", sagt Kaziukėnas. Denn es werden nicht nur Taschen oder Pfannen auf diesem Weg importiert, sondern auch Helme, Kinderspielzeug, elektronische Geräte oder Medizinprodukte.

Viele Produkte gefährlich​

Wie groß die Gefahr ist, zeigen etwa zwei Stichproben aus dem vergangenen Jahr: vom europäischen Verbraucherverband
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und von der
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. Beide haben Produkte von Dritthändlern auf Plattformen, auch bei Amazon, bestellt und getestet. Das Ergebnis: Viele waren gefährlich und hätten nicht verkauft werden dürfen.

Und das birgt nicht nur für die Kunden Risiken, sondern auch für die Verkäufer, erklärt Mark Steier, einst einer der erfolgreichsten Ebay-Händler in Deutschland und nun Experte für E-Commerce. Sie könnten zwar durch das FBA-System schnell Marken etablieren und so Gewinne erzielen. Andererseits würden viele die Risiken unterschätzen. "Sie übersehen, wenn etwa Produkte hierzulande gar nicht vertrieben werden dürfen, weil sie etwa Sicherheitsstandards nicht erfüllen."

Steier fordert deshalb, Amazon stärker in die Pflicht zu nehmen: "Ohne eine solche Plattform gäbe es das Geschäftsmodell nicht. Das heißt, wenn ich Erfinder dieses Geschäftsmodells bin, trifft mich auch in einem hohen Maße eine besondere Verantwortung."

Sicherheit habe "oberste Priorität".​

Ein Interview zu dem Thema wollte Amazon nicht geben, ein Sprecher des Unternehmens teilte auf Anfrage von NDR und "Süddeutscher Zeitung" jedoch mit, dass die Amazon-Verkaufspartner unabhängige Unternehmen seien, sich aber an die Verkaufsbedingungen halten müssten. Amazon verlange, dass alle angebotenen Produkte den geltenden Gesetzen und Vorschriften entsprächen. Die Sicherheit der Kundinnen und Kunden habe "oberste Priorität".

Der Konzern habe "zuverlässige Programme entwickelt, um sicherzustellen, dass die angebotenen Produkte sicher sind und den Vorschriften entsprechen". Verdächtige Unternehmen würden bereits blockiert, bevor sie sich registrieren oder Angebote einstellen könnten.

Geschäft für Amazon nahezu risikofrei​

Insgesamt ist dieses Geschäft für Amazon nahezu risikolos und zugleich sehr profitabel. Etwa 40.000 deutsche Händler bieten Produkte auf Amazon an, rund die Hälfte nutzt den FBA-Service. Hinzu kommen Hunderttausende Dritthändler aus mehr als 100 weiteren Ländern, die ebenfalls auf der deutschen Amazon-Seite Waren verkaufen. Sie alle zahlen hohe Gebühren und oft zusätzlich viel Geld für Werbung, um prominent auf der Plattform aufzutauchen. Den Händlern würden am Ende etwa 20 Prozent des Verkaufspreises bleiben, schätzt Juozas Kaziukėnas von "Marketplace Pulse". 40 bis 50 Prozent kassiere Amazon. Auf Anfrage zu diesen konkreten Zahlen hat das Unternehmen nicht geantwortet.

Klar ist aber:
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- etwa 50 Prozent mehr als im Vorjahr. In Deutschland waren es knapp 30 Milliarden Euro, und damit etwa 63 Prozent seines Handelsumsatzes, schätzt das Institut für Handelsforschung in Köln.
Quelle: tagesschau
 
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