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Spielekonsolen "Halo Infinite" im Test: Die Geschichte ist ein Loop

Als das erste "Halo" auf einer Pressekonferenz von niemand geringerem als Apple-Chef Steve Jobs vorgestellt wurde, sollte es noch ein Open-World-Shooter werden. So ziemlich alles kam anders. Statt auf dem Mac erschien "Halo" exklusiv für die Xbox des Erzrivalen Microsoft. Und statt eine freie Spielwelt aus der Third-Person-Perspektive zu erkunden, sollten Konsolenspieler sich am Ende aus der Ego-Perspektive durch lineare Levels ballern. Am Erfolg gemessen waren diese Entscheidungen wohl richtig. Mehr als 80 Millionen Mal verkauften sich die zahlreichen Fortsetzungen und Ableger bis heute.

Zuletzt waren die Durchschnittswertungen jedoch auf einem langsamen Abwärtstrend in Richtung Mittelmaß. Sechs Jahre nach "Halo 5: Guardians" erscheint nun "Halo Infinite" und schlägt mit einer größeren Spielwelt und kostenlosem Mehrspielermodus eine neue Richtung ein. Gleichzeitig klammert sich Entwickler 343 Industries an alles, was die Serie früher einmal groß gemacht hat – im Guten wie im Schlechten.

Ein kleines bisschen Open World​

"Halo Infinite" wird als größtes "Halo" aller Zeiten beworben. Zumindest was die Länge der Einzelspieler-Kampagne angeht, stimmt das. Die Entwickler greifen das Versprechen des allerersten Trailers des allerersten "Halo" auf und öffnen die Spielwelt zumindest teilweise. Jeder Spielabschnitt umfasst einige Quadratkilometer des hügeligen Ringplaneten. Innerhalb dieser Hub-Welten finden Spieler nicht nur das nächste Ziel der Kampagne, sondern auch zahlreiche optionale Nebenmissionen.
Diese To-Do-Liste in Form einer Übersichtskarte könnte auch aus einem richtig Open-World-Spiel wie "Far Cry" kommen: Hier einen Außenposten von Feinden befreien, da einen Propaganda-Funkmast in die Luft jagen und nebenbei ein Fahrzeug freischalten, um damit noch schneller zum nächsten Außenposten oder Funkmast zu kommen. Die Masse an Nebenmissionen streckt die ohnehin schon lange Kampagne, lässt sich aber ebenso gut vollständig ignorieren, ohne viel zu verpassen.

Eine Kampagne für Fans​

Als Geste in Richtung moderner Gaming-Trends ist das die größte Neuerung eines Spiels, das seinen Wurzeln ansonsten treu bleibt. Nicht die Nebentätigkeiten, sondern die Story steht weiterhin im Mittelpunkt der Kampagne. Entwickler 343 Industries betonte im Vorfeld zwar, die bisherigen Spiele wären keine Pflichtlektüre, um dieser folgen zu können. Ohne enzyklopädisches Vorwissen ist die Fülle an Namen und Referenzen dennoch kaum zu durchdringen. Wer mit "Halo Infinite" zum ersten Mal einen Fuß in das Science-Fiction-Universum setzt, kann die Zwischensequenzen ebenso gut überspringen – unverständlicher wird die ohnehin eher rudimentäre Handlung dadurch jedenfalls nicht.
Hardcore-Fans mögen Namen wie Atriox und Escharum aus dem Echzeitstrategie-Spin-Off "Halo Wars 2" wiedererkennen, die neuen und alten Bösewichte bleiben in "Halo Infinite" selbst blass. Trotz zig Fraktionen, Figuren und feindseligen Alien-Arten geht es am Ende immer um das gleiche: So lange Dinge in die Luft jagen, bis der Plan der Bösen vereitelt ist. Das spiegelt sich auch in Missionsdesign selbst wider. Allzu oft steht der Protagonist Master Chief nicht vor kniffligen Herausforderungen, sondern läuft einem gelb markierten Checkpunkt hinterher. Weder offenere Spielwelt noch freie Missionswahl schaffen es auf Dauer, von dieser Monotonie abzulenken, auch wenn die Kampagne zum Ende hin etwas mehr Fahrt aufnimmt.

2021 muss eine Shooter-Kampagne mehr bieten​

Nachdem Singleplayer-Shooter totgesagt wurden, erlebte er zuletzt eine Wiedergeburt. Die abwechslungsreiche Kampagne von "Titanfall 2" bewarf Spielende in Minutentakt mit kreativen Gameplay-Ideen. Die Fortsetzungen von "Wolfenstein" erzählten eine Geschichte voller Empathie und Witz.
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. Kurz gesagt: Shooter-Kampagnen sind aufregender und abwechslungsreicher denn je.

Diese Konkurrenz lässt "Halo Infinite" umso älter aussehen. Die leeren (und besonders zu Beginn des Spiels viel zu häufigen) Innenräume sehen aus, als wären sie lieblos per Copy & Paste aneinandergeklebt worden und die Zwischensequenzen bestehen zu weiten Teilen aus wütenden Aliens, die ankündigen, den Master Chief umbringen zu wollen. "Halo"-Fans wird das genügen. Darüber hinaus muss eine Shooter-Kampagne im Jahr 2021 einfach mehr bieten – entweder spielerisch oder erzählerisch.

Zusammen ist alles besser​

Allerdings steckt in "Halo Infinite" noch ein zweites Spiel. Der wahre Grund, warum die Serie bis heute überdauert hat, liegt nicht in der auf dutzende Romane ausgewalzten Lore, sondern in den kleinen Geschichten, die der Mehrspielermodus schreibt. Die Kampagne ist sofort vergessen, wenn man aus einem über einen Felsvorsprung rasenden Hover-Gleiter hüpft, den Gegner unter sich mit einer Granate bewirft und ihm anschließend mit einem Laserschwert den Rest gibt.
Was dem Singleplayer an Abwechslung fehlt,
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. Die zahlreichen neuen und alten Waffen kommen hier mit ihren individuellen Stärken in den temporeichen Duellen gegen menschliche Gegner erst richtig zur Geltung. Da die meisten Spielmodi ein Zeitlimit von 12 Minuten pro Runde eingebaut haben, sorgt selbst eine miese Runde nur selten für Frust. Viele kleine, euphorisierende Erfolgsmomente sorgen stattdessen dafür, dass man danach noch eine spielen will. Und noch eine. Und danach wirklich nur noch eine allerletzte Runde!
Daneben erlauben größere Karten auch Teamgrößen von bis zu 12 Personen. Hier spielen sogar die Fahrzeuge wie der ikonische Warthog-Jeep eine entscheidende Rolle. Im Kontrast zu den kompakten Vier-gegen-vier-Matches geht es momentan noch ziemlich chaotisch zu. Das liegt auch daran, dass der kostenlose Mehrspielermodus allerlei unerfahrene Neulinge auf die Server lockt. Denn, und das dürfte die langfristig wichtigste Neuerung von "Halo Infinite" sein, der Mehrspieler-Modus löst sich als separat erhältlicher Download endgültig von der Story und macht ihn damit für ein breites Publikum zugänglich.

Technisch gut, aber nicht bahnbrechend​

Zur Finanzierung setzen 343 Industries und Microsoft auf das von "Fortnite" und Co. etablierte Modell eines Staffel-Passes. Für umgerechnet 8,99 Euro der In-Game-Währung schaltet dieser den Zugang zu kosmetischen Gegenständen für die Uniform oder Waffenskins frei. Zwingend notwendig ist diese Investition allerdings nicht.

Nicht nur das Monetarisierungsmodell sorgte im Vorfeld für Unmut in der Community, auch die Grafik war ein vieldiskutiertes Thema. Der erste Trailer aus dem Jahr 2018 versprach weitaus mehr, als "Halo Infinite" letztendlich halten kann. Das heißt nicht, dass "Halo Infinite" schlecht aussieht. Ein technischer Meilenstein oder beeindruckende Demonstration der Leistungsfähigkeit der Xbox Series X ist es
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aber nicht. Die weitläufigen Wald- und Berglandschaften modernisieren den Stil des ersten "Halo" zwar gelungen, wirken auf Dauer aber leblos und bieten wenig Abwechslung.

Auch hier übertrumpft der Mehrspieler-Part die Kampagne. Die kleinen Online-Arenen sind vollgestopft mit kleinen Details und erinnerungswürdiger Architektur, die sich perfekt mit den neuen Spezialfähigkeiten wie dem Greifhaken ergänzt. In den besten Momentan fragt man sich angesichts dessen sogar, ob "Halo" in Zukunft überhaupt noch eine Kampagne für Solisten braucht.

Fazit​

"Halo" war die "Killer App" der Xbox. Heute muss die Serie um ihre Relevanz kämpfen. Zwei Herzen schlagen in "Halos" Brust: Das eine will ein ausuferndes, stellenweise wirres Science-Fiction-Abenteuer erzählen. Das andere ist ein über zwei Jahrzehnte zur Perfektion geschliffener Multiplayer-Shooter. In "Halo Infinite" wird deutlich, wie schwierig die Herausforderung ist, beides zusammenzubringen. Beide Hälften des neuen "Halo" sind durch und durch old-school. Doch während die uninspiriert inszenierte Story mit ihren flachen Figuren eher für Augenrollen als Gänsehaut sorgt, wird aus fast jeder Schwäche eine Stärke, sobald man sich in eine Online-Schießerei stürzt.

Eine Kaufempfehlung erübrigt sich im Fall von "Halo Infinite" beinahe. Fans werden das Spiel ohnehin vorbestellt haben und bekommen genau die Kampagne, die sie nach 20 Jahren von einem "Halo" erwarten. Alle anderen können sich die halbgare Mini-Open-World sparen und mit dem Mehrspielermodus direkt das wirkliche Herzstück der Serie kostenlos herunterladen. Wer noch nie "Halo" gespielt hat, sollte mit der besseren Hälfte anfangen.

"Halo Infinite" erscheint am 8. Dezember für PC und Xbox-Konsolen. Das Spiel kostet zwischen 60 und 70 Euro. USK ab 16.
Quelle: heise
 
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