Griechenlandabstimmung
man muss es sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Die Ankündigung eines souveränen EU-Staates, seine Volk selbst über seine Zukunft abstimmen zu lassen, wirbelt die Kapitalmärkte derart durcheinander, dass wir gleich einen Minicrash bekommen (DAX-Verlust 10 Prozent in zwei Tagen). Wo kämen wir denn hin, wenn jedes Volk in der EU machen kann was es will ;o) Und wir bekommen einen neuen Krisengipfel heute! Den 16. in 21 Monaten, weil die Lage so rosig ist und die Häppchen so gut sind.
Aber der Vorgang zeigt zwei Dinge. Zum einen hat sich wieder ordentlich heißte Luft in den Kursen angesammelt. Der Markt für kriselnde Staatsanleihen konnte die Euphorie der Aktienbörsen nicht teilen. Erst am vergangenen Donnerstag musste Italien bei der Ausgabe neuer Anleihen mit 6,06 Prozent die höchsten Zinsen seit der Euro-Einführung zahlen. Der Anleihenmarkt glaubt die tolle Rettungsstory nicht. Zum anderen hat sich Europa bereits weit von demokratischen Strukturen entfernt. Ich habe nicht die geringste Lust, eines Tages in einer EU-Diktatur aufzuwachen. Sie sicher auch nicht. Ein Zentralstaat ohne jede demokratische Legitimation scheint aber bereits in Arbeit zu sein, wenn wir das Geschwafel von der „Fiskalunion" und den neuen Sanktionsmöglichkeiten ernst nehmen. Was ist mit der nationalen Souveränität der Mitgliedstaaten und der demokratisch gewählten Parlamente?
Den Griechen ist sicher klar, dass eine Ablehnung der Sparpläne gleichzeitig einen Stopp weiterer Kredite und damit eine unmittelbare Zahlungsunfähigkeit bedeuten. Aber na und? Was ist an einer Staatspleite denn so schlimm? Das Land tritt aus der EU aus, führt wieder eine nationale Schwachwährung ein, was es langfristig wettbewerbsfähiger macht. Die Banken verlieren einen Großteil ihrer Lotteriescheine, sind aber zum großen Teil durch Kreditausfallversicherungen abgesichert. Staatspleiten gab es immer. Sie sind ein Anreiz für Staaten, ordentlich zu wirtschaften. Wenn immer jemand anders zahlt, fällt dieser Anreiz weg. Das gleiche haben wir bei den Banken gesehen. Kaum aus der Immobilienblase gerettet, verzocken sie wieder Hunderte Milliarden mit Schrottanleihen von Krisenstaaten. Lernkurve gleich Null. Wir brauchen heilsame Pleiten, keine „Fass-ohne-Boden-Politik".
Quelle: Henrik Voigt in DAX Daily
man muss es sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Die Ankündigung eines souveränen EU-Staates, seine Volk selbst über seine Zukunft abstimmen zu lassen, wirbelt die Kapitalmärkte derart durcheinander, dass wir gleich einen Minicrash bekommen (DAX-Verlust 10 Prozent in zwei Tagen). Wo kämen wir denn hin, wenn jedes Volk in der EU machen kann was es will ;o) Und wir bekommen einen neuen Krisengipfel heute! Den 16. in 21 Monaten, weil die Lage so rosig ist und die Häppchen so gut sind.
Aber der Vorgang zeigt zwei Dinge. Zum einen hat sich wieder ordentlich heißte Luft in den Kursen angesammelt. Der Markt für kriselnde Staatsanleihen konnte die Euphorie der Aktienbörsen nicht teilen. Erst am vergangenen Donnerstag musste Italien bei der Ausgabe neuer Anleihen mit 6,06 Prozent die höchsten Zinsen seit der Euro-Einführung zahlen. Der Anleihenmarkt glaubt die tolle Rettungsstory nicht. Zum anderen hat sich Europa bereits weit von demokratischen Strukturen entfernt. Ich habe nicht die geringste Lust, eines Tages in einer EU-Diktatur aufzuwachen. Sie sicher auch nicht. Ein Zentralstaat ohne jede demokratische Legitimation scheint aber bereits in Arbeit zu sein, wenn wir das Geschwafel von der „Fiskalunion" und den neuen Sanktionsmöglichkeiten ernst nehmen. Was ist mit der nationalen Souveränität der Mitgliedstaaten und der demokratisch gewählten Parlamente?
Den Griechen ist sicher klar, dass eine Ablehnung der Sparpläne gleichzeitig einen Stopp weiterer Kredite und damit eine unmittelbare Zahlungsunfähigkeit bedeuten. Aber na und? Was ist an einer Staatspleite denn so schlimm? Das Land tritt aus der EU aus, führt wieder eine nationale Schwachwährung ein, was es langfristig wettbewerbsfähiger macht. Die Banken verlieren einen Großteil ihrer Lotteriescheine, sind aber zum großen Teil durch Kreditausfallversicherungen abgesichert. Staatspleiten gab es immer. Sie sind ein Anreiz für Staaten, ordentlich zu wirtschaften. Wenn immer jemand anders zahlt, fällt dieser Anreiz weg. Das gleiche haben wir bei den Banken gesehen. Kaum aus der Immobilienblase gerettet, verzocken sie wieder Hunderte Milliarden mit Schrottanleihen von Krisenstaaten. Lernkurve gleich Null. Wir brauchen heilsame Pleiten, keine „Fass-ohne-Boden-Politik".
Quelle: Henrik Voigt in DAX Daily