Glasfaser: Telekom drosselt Highspeed-Internet
Glasfaser ist die Breitband-Technologie der Zukunft, Deutschland hinkt allerdings im internationalen Vergleich noch erheblich hinterher. Zwar bauen die
Deutsche Telekom und einige Wettbewerber ihre Glasfasernetze aus, der Fortschritt ist aber wohl auch wegen der mit dem Ausbau verbundenen hohen Kosten noch eher bescheiden. Im vergangenen Jahr stattete die
Telekom 160.000 Haushalte mit einem Glasfaseranschluss aus, in diesem Jahr sollen noch einmal genauso viele hinzukommen.
In den ersten Ausbaugebieten können Frühbucher bereits jetzt Call & Surf oder
Entertain-Produkte mit den Speed-Optionen
Fiber 100 bzw.
Fiber 200 mit Download-Bandbreiten von bis zu 100 bzw. bis zu 200 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) vorbestellen. Der Startschuss zur aktiven Nutzung der Anschlüsse wird erst im kommenden Herbst gegeben. Der Upload erfolgt mit bis zu 50 bzw. 100 Mbit/s. Die schöne neue
Breitband-Welt wird mit Flatrates für Internet, Telefonie und TV vermarktet. Der Weg zu unbegrenztem Highspeed-Vergnügen scheint offen. Doch ein Blick in die aktuelle, auf den 12. März dieses Jahres datierte Link veralten (gelöscht) (PDF), wirft Fragen auf.
Drosselung der Bandbreite auf 384 Kbit/s
Zum Tarif
Call & Surf Comfort IP (Speed) heißt es dort unter Punkt 1.1.1.2 b) für die Variante Fiber 100: "Ab einem übertragenen Datenvolumen (Down- und Upload) von 300 GByte innerhalb eines Monats wird die Übertragungsgeschwindigkeit des Internet-Zugangs für den Rest des Monats auf maximal 384 kbit/s für den Down- und Upload begrenzt."
Das heißt konkret: Der blitzschnelle neue Internetzugang des Telekom-Kunden bietet nach Erreichen der 300 Gigabyte Volumengrenze bis zum Ende des monatlichen Abrechnungszeitraums nur noch einen Internetanschluss mit maximal
UMTS-Geschwindigkeit. Bei der Variante
Fiber 200 setzt die Drosselung ab einem genutzten Transfervolumen von 400 GB ein. Lediglich bei den
Entertain-Tarifen mit Glasfaser-Speed sieht die Link veralten (gelöscht) (PDF) auch nach Eintritt der Drosselung Bandbreiten von bis zu 3 Mbit/s für den Down- und Upload vor.
Familien erreichen hohe Transfervolumen recht schnell
Auf den ersten ersten Blick scheint das Highspeed-Inklusivvolumen üppig bemessen. Doch Kunden buchen die schnellen Glasfaserprodukte ja gerade, weil sie sie für entsprechend bandbreitenintensive Dienste nutzen möchten. Eine Familie mit jugendlichem Nachwuchs kann beispielsweise vergleichsweise schnell die Drosselungsgrenze erreichen. Ein nicht ganz unrealistisches Szenario: Die Tochter nutzt täglich ihr Abonnement eines boomenden Musik-Streamingdienstes wie beispielsweise
simfy und schaut
YouTube-Videos in
HD-Auflösung. Der Sohn zockt gerne Online-Games mit seinen Freunden, die Eltern schauen Filme über Online-Videotheken wie
maxdome. Zusätzlich wird noch "normal" gesurft, Updates heruntergeladen, Fotos ins Netz übertragen, ein Backup gefahren und beispielsweise Daten in der Cloud synchronisiert.
Daten fließen zuhauf. Bei täglich mindestens 10 Gigabyte Transfervolumen geraten Kunden bereits in die Drosselung – insbesondere mit Maximalspeed von 200 Mbit/s. Mancher Kunde fragt sich sicher nicht zu Unrecht: Warum soll ich mir einen Rennwagen kaufen, wenn er nach vergleichsweise kurzer Zeit nur noch die Geschwindigkeit eines Kleinwagens bietet? Ob die Nachfrage nach den schnellen Glasfaserleitungen mit diesen Konditionen wirklich angefacht werden kann, ist eher zweifelhaft.
Drosselung "vorsorglich" in AGB aufgenommen
Doch warum setzt die Telekom überhaupt auf eine Beschränkung der Bandbreite ab einem bestimmten genutzten Transfervolumen? "Das ist eine vorsorgliche Maßnahme, die in den AGB dokumentiert wird", erläutere ein Telekom-Sprecher gegenüber unserer Redaktion. "Die Telekom behält sich eine mögliche Drosselung vor", so der Sprecher weiter. Beschränkungen der Bandbreite seien auch in den
Call & Surf-Tarifen vorgesehen. Entertain und
VoIP seien aber ausdrücklich ausgeklammert, die Drosselung erstrecke sich nur auf die Datendienste.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Bandbreiteneinschränkung Kunden überhaupt betreffe, sei vergleichsweise gering, das hätten Marktforschungen des Bonner Konzerns gezeigt. FTTH sei auch für die Telekom Neuland. Dennoch benötigte das Unternehmen Möglichkeiten zum Netz-Management. Eine nachträgliche Änderung der AGB sei da eher der falsche Weg.
Glasfaser-Tarife mit Frühbucher-Rabatt bis Ende März
Preislich ordnen sich die neuen Glasfasertarife der Telekom im Vergleich mit Tarifen der Kabelnetzbetreiber im Mittelfeld an. "Die Tarife sind durchaus attraktiv", attestiert der Telekom-Sprecher. Surfen und Telefonieren mit "Fiber 100" bietet die Telekom noch bei Buchung bis zum 31. März mit Frühbucherrabatt ab 44,95 Euro statt regulär 54,95 Euro an.
Das um Fernsehen erweiterte Angebot
Entertain Comfort Fiber 100 ist derzeit noch zum Sparpreis von 54,95 Euro statt regulär 64,95 Euro zu haben, wenn ein entsprechender Vorvertrag bis Ende März abgeschlossen wird. Die Speed-Option 200 Mbit/s lässt sich jeweils für monatlich 5 Euro hinzubuchen.
Allerdings:
Kabel Deutschland bietet derzeit die bis zu 100 Mbit/s schnelle Doppel-Flat
Internet & Telefon 100 in den ersten zwölf Monaten bereits für 19,90 Euro statt regulär 39,90 Euro an.
Unitymedia hält mit
2play 128.000 oder
3play 128.000 Highspeed von bis zu 128 Mbit/s im Download und bis zu 5 Mbit/s im Upload ab 60 Euro monatlich bereit. Die Telekom punktet im Vergleich mit hohem Upload, die Kabelnetzbetreiber drosseln dafür offiziell ihre Tarife nicht und locken mit günstigen Preisen. Spannend wird der Wettbewerb dann ab Herbst, wenn erste
Telekom-Kunden in den ausgebauten Städten und Gemeinden das neue Gigabit-Netz nutzen können.
Quelle: onlinekosten.de