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Die Rückkehr der 3D-Brille

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Jader1

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Ein Relikt längst vergangener Filmzeiten kehrt zurück: Die 3D-Brille, mit der in den 70er-Jahren vor allem Horrorfilmen ein zusätzlicher Kick verliehen werden sollte. Nach Jahren in der Versenkung haben die Brillen jetzt wieder Konjunktur, jedoch mit moderner Technik und in zeitgemäßem Design. Und das Bild ist an Realismus kaum zu überbieten.



DÜSSELDORF. Das Verfahren, mit dem in früherer Zeit ein 3D-Effekt erzeugt wurde, war denkbar einfach: Das Fernseh- oder Kino-Bild bestand aus zwei im Augenabstand versetzten, farbigen Teilbildern, eines ganz in Rotschattierungen, eines ganz in Grüntönen gehalten. Die allseits bekannte Papp-Brille sorgte mit einer grünen und einer roten Farbfolie dafür, dass jedes Auge jeweils nur eines der beiden stereoskopischen Bilder wahrnehmen konnte.

Durch die grüne Folie vor einem Auge wurde das grün eingefärbte Halbbild auf der Leinwand ausgefiltert. Das rot eingefärbte Halbbild wurde dagegen in Graustufen wahrgenommen, weil sich die beiden Komplementärfarben rot und grün zu schwarz ergänzen. Die rote Folie vor dem anderen Auge ermöglichte auf die gleiche Weise die Wahrnehmung des grünen Halbbilds. Das Ergebnis war ein dreidimensionales Schwarzweiß-Bild. Das Vergnügen wurde allerdings durch die recht unkomfortable Brille getrübt, zudem verursachte die ungewohnte Beanspruchung von Augen und Sehnerv bei vielen Zuschauern Kopfschmerzen und Übelkeit.

Nichtsdestotrotz blieb die Faszination für das "echte", dreidimensionale Bild auf Bildschirm und Leinwand, das einem das Gefühl des greifbaren "Mittendrin" gab. Nicht umsonst hatten mit dieser Technik aufgenommene Horror-Filme besonders großen Erfolg. 3D erlebte dann in Deutschland noch einmal Ende der achtziger Jahre ein kurzes Revival, als RTL mit "Tutti Frutti" auf Sendung ging. Dort kam aber ein anderes Verfahren zum Einsatz, bei dem das Fernsehbild auch ohne Brille normal angeschaut werden konnte.

Nun sieht es so aus, als würde die Technik eine Art Auferstehung erleben. Auf der CES 2009 vor wenigen Wochen in Las Vegas präsentierte sowohl Display-Spezialist Panasonic als auch der Grafikchip-Hersteller Nvidia zeitgemäße Varianten des räumlichen Filmerlebnisses. In eigens aufgebauten Demonstrationkinos bekam der interessierte Zuschauer einiges geboten, sowohl der dreidimensionale Bildeindruck als auch die Bildqualität konnten sehr überzeugen. Ein lebendigeres und realistischeres Kinoerlebnis hat man bislang sicher noch nicht gesehen.

Grundlage der Technik sind die Fortschritte bei der Entwicklung von LCD- und Plasma-Bildschirmen. Die sind zum einen mittlerweile durchgängig dazu in der Lage, Bilder in HD-Qualität darzustellen, zum anderen erlauben hochentwickelte Bildprozessoren die Berechnung und Anzeige von bis zu 120 Bildern in der Sekunde. Die für ein dreidimensionales Bild benötigten stereoskopischen Bilder können deshalb abwechselnd mit jeweils 60 Bildern in der Sekunde für das linke und das rechte Auge angezeigt werden. Die (immer noch benötigte) Brille auf der Nase hält dem Zuschauer per LCD-Technik abwechselnd das linke und das rechte Auge zu, so dass er im Ergebnis ein (fast) flimmerfreies, vollfarbiges, hochauflösendes dreidimensionales Bild sieht - und beim Betrachten vergisst, den Mund zu schließen.

Damit die Brille weiß, wann sie welches Auge zu verdecken hat, erfolgt die Synchronisierung ähnlich wie bei der TV-Fernbedienung via Infrarot-Verbindung. Der maximale Abstand zum Fernseher beträgt damit etwa 6 Meter. Die Brille als kleine Unbequemlichkeit ist von der alten 3D-Technik also übrig geblieben, allerdings sind die modernen LCD-Brillen bequem und wie eine Sonnenbrille gestaltet. Die Vorserienmodelle am Stand von Panasonic tendierten jedoch dazu, dem Betrachter von der Nase zu rutschen.

Was der Renaissance des Dreidimensionalen sehr entgegenkommt, ist der Umstand, dass ein großer Teil moderner Medien auch nachträglich und ohne großen Aufwand für dieses Format fit gemacht werden kann: Animationsfilme und Computerspiele werden nämlich ohnehin auf der Basis eines dreidimensionalen Gittermodells dargestellt. Die perspektivischen Verschiebungen für die beiden Augen können bei Spielen sogar in Echtzeit berechnet werden.

Genau hier setzt Nvidia mit seinen Produkten für den PC an: Mehr als 300 aktuelle und bereits verfügbare Spieletitel können mit der Hilfe des "GeForce 3D-Vision"-Systems, bestehend aus einer aktuellen Nvidia-Grafikkarte, Treiber-Software, einem geeigneten TFT-Monitor und Shutter-Brille, zu einem "echten" 3D-Spiel umgewandelt werden. Natürlich lassen sich damit auch stereoskopische Filme am PC darstellen. Der aktuelle Animationsfilm "Bolt" wurde zum Beispiel bereits in diesem Verfahren berechnet, sein Trailer sorgte für einige Aha-Effekte in den Demo-Kinos der CES. Dreidimensionale Realfilme erfordern dagegen einen erheblich größeren Aufwand: Sie müssen mit einer stereoskopischen Optik aufgenommen und produziert werden, und dafür ist natürlich geeignetes Kamera- und Produktionsequipment erforderlich.

Abschließend stellt sich natürlich die Frage nach Preis und Verfügbarkeit von 3D-Heimkino- oder -PC-Systemen. Nvidia ist mit seinen Produkten bereits in den USA am Markt, das Set aus Brille und Infrarot-Emitter kostet 199 Dollar. Dazu müssen allerdings eine aktuelle Nvidia-Grafikkarte und ein Monitor, der das Bild mit 120 Hz darstellen kann, vorhanden sein. Ein Set, das die Brille und zusätzlich einen geeigneten Bildschirm enthält, ist für 598 Dollar zu haben. Wann und zu welchem Preis die Produkte in Europa verfügbar sein werden, wird im zweiten Quartal bekanntgegeben.

Panasonic hat auf der CES lediglich ein Heimkino-System, bestehend aus einem 103-Zoll-Plasma-Fernseher, Blu-ray-Player, Shutter-Brille und Infrarot-Emitter vorgestellt. Informationen zu Preisen und Verfügbarkeit liegen noch nicht vor, aber es wird sicher noch eine Weile dauern, bis ein derartiges System in für den durchschnittlichen Konsumenten bezahlbaren Preisregionen angekommen ist. Solange bleibt die Vorfreude auf ein unglaublich realistisches Filmerlebnis.
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