Hertha legt Protest gegen Düsseldorf-Spiel ein
DFB entscheidet am Freitag
Düsseldorf (dpa) - Die Hoffnung stirbt zuletzt bei Hertha BSC. Mit einem Einspruch beim Deutschen Fußball-Bund gegen die Wertung des Relegations-Rückspiels bei Fortuna Düsseldorf will der Hauptstadtclub den letzten Strohhalm zur Rettung ergreifen.
«Ein regulärer Spielbetrieb war für uns nicht mehr möglich», begründete ein sichtlich angeschlagener Manager Michael Preetz diesen Schritt, «mit einem sportlichen Geschehen hatte dies nichts mehr zu tun.» Es gehe darum, dass die «irregulär zustande gekommene Spielwertung» aufgehoben werde. «Die Spieler hatten Angst. Es ging nicht mehr um das sportliche Geschehen, sondern um die eigene Sicherheit», führte Preetz aus.
Über den Einspruch und damit auch den Aufstieg der Düsseldorfer entscheidet nun das DFB-Sportgericht. «Wir können bestätigen, dass Hertha BSC Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt hat. Das Sportgericht des DFB wird sich bereits am Freitag mit dem Fall befassen», teilte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker mit. Die mündliche Verhandlung beginnt um 13.30 Uhr in der Frankfurter DFB-Zentrale und wird vom Vorsitzenden des DFB-Sportgerichts, Hans E. Lorenz, geleitet.
Da die Herthaner nun auf eine Neuansetzung des Relegationsspiels hoffen, nehmen die Profis am Donnerstag wieder das Training auf. «Wir werden weiter trainieren, bis es eine Entscheidung gibt», sagte Preetz.
Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt ist zuversichtlich, dass der DFB dem Protest stattgeben wird. «Wir haben eine große Chance. Das Sportgericht wendet einfach die eigene Satzung an. Und da steht klipp und klar drin, dass ein Spiel, das unter solchen Umständen stattfindet, nicht gewertet wird und wiederholt wird», sagte er auf einer Pressekonferenz in Berlin. Er ist auch sicher, dass der DFB nach «gründlicher Abwägung zeitnah entscheiden» werde. Unabhängig vom Urteil des Sportgerichts habe jede Seite das Recht, dagegen wiederum Einspruch beim Bundesgericht des DFB zu erheben.
Rein sportlich war die waghalsige Mission für Otto Rehhagel in Berlin als Trainer nach 40 Jahren auf der Bank gescheitert. Sein Verein steht jetzt vor einem Scherbenhaufen, die Zukunft ist ungewisser denn je. Das 2:2 in der Esprit-Arena besiegelte nach der 1:2-Niederlage fünf Tage zuvor - rein sportlich gesehen - den sechsten Abstieg der Hertha aus der Bundesliga. Er habe schon viel erlebt, aber solch ein Chaos war selbst für den «alten Hasen» Rehhagel mit mehr als 1000 Partien als Spieler und Coach Neuland: «Die Begleitumstände sind natürlich eine Katastrophe», gestand er.
Nach der gescheiterten Rettungsmission fällt Berlin nun aller Voraussicht nach in die Peinlichkeit zurück, einzige Hauptstadt Europas ohne Erstliga-Verein zu sein. Und ob die Bundesliga-Rückkehr wie nach dem Abstieg vor zwei Jahren erneut auf Anhieb gelingt, scheint mehr als fraglich. Obwohl Hauptsponsor Deutsche Bahn sein Engagement auch in Liga zwei aufrechterhält, muss Hertha nun sparen. Der Mannschaft droht der Ausverkauf.
Die finanziellen Möglichkeiten zum Wiederaufstieg seien nicht vorhanden, deutete der stellvertretende Aufsichtsratschef Andreas Schmidt die prekäre Situation schon an. Statt 25 Millionen stehen dem von 37,5 Millionen Schulden gedrückten Verein künftig nur noch etwa zehn Millionen Euro für das Personal zur Verfügung.
Sollte dem Protest nicht stattgegeben werden, gilt als sicher, dass vor allem die teuren Südamerikaner Raffael, Ronny und Adrian Ramos nicht zu halten sein werden. Ein Neuaufbau um den neuen Anführer Thomas Kraft und Peter Niemeyer ist die Herkulesaufgabe des Managers, der nach dem Willen von Präsident Werner Gegenbauer weiter Michael Preetz heißen soll.
Doch von Vizepräsident Jörg Thomas und einigen weiteren Mitgliedern des Präsidiums, vor allem aber den Fans, bläst Preetz nach dem zweiten Abstieg unter seiner Regie heftiger Gegenwind ins Gesicht. Preetz klebt aber weiter an seinem Job: «Ich bin gewillt, weiterzumachen.» Von Gegenbauer erhält er Rückendeckung: «Für mich ist es völlig unbestritten, dass er in seiner Position bleibt.»
Quelle: köln.de