AW: Bundesliga bald bei Amazon?
Sky behält Bundesliga-Rechte, Eurosport neu im Boot
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Die DFL hat bekanntgegeben, wer künftig die Bundesliga übertragen wird. Sky behält fast alle Rechte - ein Paket sicherte sich aber auch Eurosport. Die "Sportschau" bleibt, das ZDF sichert sich mehr - und selbst Amazon ist am Ball. Großer Verlierer ist Sport1.
Die Bundesliga-Rechte für den Zeitraum zwischen der Saison 2017/18 und 2020/21 sind vergeben worden - und bei Sky kann man sich freuen. Der Pay-TV-Sender wird auch weiterhin die meisten Spiele übertragen. Mit dem Slogan "Alle Spiele, alle Tore" kann man sich künftig allerdings nicht mehr rühmen, weil sich auch Eurosport eines der Live-Pakete fürs Pay-TV sichern konnte. Konkret handelt sich dabei um das Paket A, das die Freitagsspiele umfasst sowie all jene Spiele, die fortan mehrfach pro Saison sonntags um 13:30 Uhr sowie montags um 20:30 Uhr angepfiffen werden. Besonders interessant: Die Relegationsspiele zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga, die in den vergangenen Jahren dem Ersten stets starke Quoten beschert hatten, verschwinden fortan komplett im Pay-TV - auch diese werden bei Eurosport laufen. Darüber hinaus darf Eurosport fortan auch den Supercup zeigen.
Unterm Strich zeigt Eurosport damit fortan immerhin 45 Spiele pro Saison. Der Erwerb der Freitagsspiele durch Eurosport dürfte Sky allerdings gar nicht ungelegen kommen. Weil der Bezahlsender nicht alle Pakete erworben hat, kam die neu eingeführte "No Single Buyer Rule" nämlich gar nicht zum Tragen. Sie hätte dafür gesorgt, dass Sky die Online- und Mobilfunkrechte für die beiden Sonntagsspiele verliert, was ganz sicher nicht im Interesse des langjährigen TV-Partners der Liga gewesen wäre. Die Spiele der 2. Bundesliga werden indes wie gehabt ausschließlich bei Sky bleiben. Hier wird man künftig sogar das bislang auch im Free-TV ausgestrahlte Montagsspiel exklusiv zeigen - Sport1 ist hier nämlich nach mehr als 20 Jahren raus. Ob der Sender weiterhin die Zusammenfassungen der übrigen Zweitliga-Spiele zeigen wird, ist derweil noch unklar, weil bislang kein Angebot den Vorstellung der DFL entsprochen hat, wie Geschäftsführer Christian Seifert betonte.
Sport1 konnte sich einzig die Rechte für eine Highlight-Berichterstattung am Sonntagmorgen sichern, sodass im "Doppelpass" wie gewohnt Ausschnitt aus den Bundesliga-Spielen gezeigt werden können - ein schwacher Trost für den Sender, der damit der große Verlierer der Ausschreibung ist. Hinzu kommt nämlich, dass Sport1 künftig nicht mal mehr im Radio-Bereich dabei ist. Die Netcast-Rechte, die man zuletzt dem Sportradio 90elf abgeluchst hatte, gehen nämlich in der nächsten Periode überraschend an Amazon. Was genau das Unternehmen damit bezwecken möchte, ist allerdings noch völlig unklar. Klar ist aber, dass Amazon die Audioübertragungen für Web und Mobile über Amazon
Prime Music anbieten wird. Die klassischen Broadcast-Rechte im Radio-Bereich sicherte sich unterdessen wie gewohnt die ARD - hier müssen sich Fans also nicht auf Veränderungen einstellen.
Das gilt übrigens auch für die Berichterstattung im Free-TV - zumindest weitgehend. Die ARD wird - und das dürfte mit Abstand wichtigstes Ziel gewesen sein - auch in den kommenden vier Spielzeiten in der "Sportschau" über die Spiele vom Samstagnachmittag berichten, zudem bleiben auch die Highlight-Rechte an den Sonntagsspielen bei der ARD. Allerdings muss auch die ARD Abstriche machen, weil sich das ZDF etwas überraschend ein zusätzliches Free-TV-Paket sichern konnte. Der Mainzer Sender hält fortan nicht nur die Rechte für eine Fortsetzung der Berichterstattung im Rahmen des "Aktuellen Sportstudios", sondern wird ab 2017/18 zusätzlich drei Bundesliga-Spiele pro Saison live zeigen. Dabei handelt es sich um das Saison-Eröffnungsspiel, das letzte Spiel der Hinrunde sowie das Auftakt-Spiel der Rückrunde. Auch die Relegationsspiele zwischen 2. und 3. Liga gibt's fortan im ZDF zu sehen. Teil des Pakets ist darüber hinaus noch der Supercup.
Bei Sky zeigte man sich angesichts der Tatsache, weiterhin wichtigster Pay-TV-Partner zu sein, überaus erfreut. "Das heutige Ergebnis der Rechteausschreibung ist eine sehr gute Nachricht für unsere Kunden und zukünftigen Abonnenten. Es stellt sicher, dass nur Sky ab der Saison 2017/18 nahezu alle Spiele der Bundesliga sowie sämtliche Spiele der 2. Bundesliga live übertragen wird", sagte Carsten Schmidt, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Sky Deutschland. "Vor allem die erstmalige exklusive Live-Übertragung aller Topspiele der 2. Bundesliga am Montagabend stärkt unsere Position als Live-Fußballsender Nummer 1 in Deutschland. Wir sind mit einer klaren Zielsetzung in den Ausschreibungsprozess gegangen und mit dem Ergebnis ausgesprochen zufrieden."
Entsprechend optimistisch blickt Schmidt in die Zukunft. "Es bieten sich ideale Voraussetzungen dafür, unser dynamisches Wachstum der vergangenen Jahre auch in Zukunft fortzusetzen. Die DFL ist und bleibt ein wichtiger Partner für Sky, und wir freuen uns auf die Fortsetzung unserer erfolgreichen Zusammenarbeit." Die ARD-Vorsitzende Karola Wille zeigte sich ebenfalls zufrieden. "Ich freue mich, dass die ARD auch in den nächsten Spielzeiten weiter 'am Ball' sein wird und ihre gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball Liga fortsetzen kann. Egal, wer in den nächsten Jahren Meister wird: Gewonnen haben jetzt schon die Millionen Fußballfans. Daher ist Sportberichterstattung klar ein Teil unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags. Für ARD-Programmdirektor Volker Herres ist dieser Donnerstag "ein guter Tag für alle Fans, für den Fußball und auch für uns".
Zufriedenheit herrscht auch bei ZDF-Intendant Thomas Bellut: "Wir haben unserer wichtigstes Ziel erreicht - das 'Aktuelle Sportstudio' behält seine attraktiven Bundesliga-Verwertungsrechte einschließlich des Spiels der Woche. Es bleibt damit eine Top-Adresse für alle Sportfans, die an den Highlights und Hintergrundinformationen interessiert sind." Dass ganz nebenbei auch noch ein Live-Paket herausgesprungen ist, nimmt man auf dem Lerchenberg freilich gerne mit. Steve Boom, Vice President Digital Music bei Amazon, meldete sich ebenfalls bereits zu Wort: "Es ist großartig, dass Fußballfans jedes Spiel live bei
Prime Music in Deutschland hören können. Fans können ihrem Lieblingsteam auf allen Geräten, auf denen
Prime Music in Deutschland verfügbar ist, folgen - darunter Mobiltelefone und Tablets."
DFL überspringt erstmals die Milliarden-Marke
Für die DFL war die Ausschreibung ein finanzieller Erfolg: Erstmals wird nämlich die Marke von durchschnittlich einer Milliarde Euro pro Saison übersprungen. Ein Gesamtbetrag für die vier Spielzeiten von 2017/18 bis 2020/21 in Höhe von 4,64 Milliarden Euro bedeutet durchschnittlich 1,16 Milliarden Euro pro Saison. Dies entspricht einem Wachstum von rund 85 Prozent gegenüber dem aktuellen Vergabezeitraum. Seit der Saison 2005/06 ist sogar eine Steigerung um 287 Prozent zu verzeichnen. Ein weiteres Einnahmeplus ist nach Angaben der DFL mit Blick auf die internationale Vermarktung zu erwarten. Die Liga geht daher davon aus, in der kommenden Rechteperiode voraussichtlich mediale Gesamterlöse von durchschnittlich mindestens 1,4 Milliarden Euro pro Saison zu erwirtschaften.
"Das Ausschreibungsergebnis ist ein wichtiger Schritt mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des deutschen Spitzenfußballs. Die Bundesliga hat nun beste Voraussetzungen, weiterhin zu den drei umsatzstärksten Fußball-Ligen der Welt zu gehören und damit Spitzensport auf höchstem Niveau zu präsentieren. Gleichzeitig sind die investierten Summen ein großer Vertrauensvorschuss. Dem gilt es für die Clubs in den kommenden Jahren gerecht zu werden", sagt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. "Für die Zuschauer bedeutet das: Auch künftig wird in etablierten Sendefenstern deutscher Topfußball zu sehen sein - und dass sowohl bei bewährten als auch bei neuen Medienpartnern.“
Quelle: dwdl