Quantcast
Aktuelles
Digital Eliteboard - Das Digitale Technik Forum

Registriere dich noch heute kostenlos, um Mitglied zu werden! Sobald du angemeldet bist, kannst du auf unserer Seite aktiv teilnehmen, indem du deine eigenen Themen und Beiträge erstellst und dich über deinen eigenen Posteingang mit anderen Mitgliedern unterhalten kannst! Zudem bekommst du Zutritt zu Bereichen, welche für Gäste verwehrt bleiben

Registriere dich noch heute kostenlos, um Mitglied zu werden! Sobald du angemeldet bist, kannst du auf unserer Seite aktiv teilnehmen, indem du deine eigenen Themen und Beiträge erstellst und dich über deinen eigenen Posteingang mit anderen Mitgliedern unterhalten kannst! Zudem bekommst du Zutritt zu Bereichen, welche für Gäste verwehrt bleiben

PC & Internet Boerse.bz: Was wurde eigentlich aus der Razzia – viel Wind um nichts?

Im November 2014 führte die Polizei deutschlandweit unter der Federführung der ZAC Köln zeitgleich 120 Durchsuchungen bei genauso vielen Uploadern des illegalen Warez-Forums Boerse.bz durch. Die flächendeckende Aktion beschäftigte weit mehr als 200 Polizisten, sie kostete einige tausend Euro. Wir haben uns erkundigt, was eigentlich am Ende dabei herausgekommen ist. Zumindest die Downloader können aufatmen, sie betrifft die polizeiliche Aktion definitiv nicht mehr.

Du musst Regestriert sein, um das angehängte Bild zusehen.


Boerse.bz: ein wenig zur Geschichte aller Börsen

Als ich 2006 bei gulli.com als Freiberufler anfing, war die Börse des gulli:boards (g:b) schon einige Jahre alt. Die Anfänge nahm das Projekt bereits im Jahr 1998 unter dem Namen gullisWorld. vBulletin hatte sich als Forensoftware als sehr geeignet herauskristallisiert, weil es sowohl zuverlässig lief, als auch damals mit Hilfe einiger Spezis beim Thema Suchmaschinenoptimierung ganz vorne lag. Randolf Jorberg war übrigens nicht von Anfang an der Eigentümer von gulli.com, er kaufte das Forum erst später von einem Betreiber namens Andreas.

Jorberg konnte die Börse aber mit unzähligen Download-Links zu Rapidshare bis zum Jahr 2008 problemlos von Bochum aus betreiben. Mit einem regulären Impressum, versteht sich. Dann schloss seine GmbH aufgrund des juristischen Drucks von Rasch Rechtsanwälte den Teil der Datenbank, wo man die Links zu den Musik-Dateien aufbewahrt hatte. Mit der Schließung der Musikbörse war klar, dass das g:b nicht mehr lange in der alten Form weiterbestehen konnte.

Dabei waren die über Google sehr gut sichtbaren Links der Dreh- und Angelpunkt dieses Boards. Ohne Börse könnte es zwar weitergehen. Allerdings war auch offensichtlich, dass man ohne den Verweis auf illegale Inhalte auf einen Großteil der Besucher verzichten müsste. Vor allem stand fest, dass ohne Rapidshare-Links mangels Attraktivität kaum noch neue User dazukommen würden. Wie mühsam der Aufbau eines legalen Forums ist, sehen wir ja bei Tarnkappe.info tagtäglich selbst. Ein legales Forum ist eine Lebensaufgabe, kein Geschäftsmodell!

Nach der Übernahme: Börse schließen oder offshore betreiben?

Nach dem Kauf von gulli.com durch die Wiener Inqnet GmbH (Geschäftsführer war Florian Schweiger, besser bekannt unter seinem vorherigen Namen Valentin Fritzmann) fiel nach einigen Monaten die Entscheidung, die komplette Börse zu schließen. Nicht nur die großen Plattenlabels machten Druck über Rasch. Aktiv wurde auch die Filmindustrie und manch andere Urheber/Rechteinhaber, deren Werke vielfach über gulli.com verbreitet wurden, ohne dass man sie mit nur einem Cent an den Umsätzen beteiligt hätte. Für die Inqnet GmbH standen in Anbetracht des wachsenden juristischen Drucks grundsätzlich zwei Optionen zur Wahl:

die Börse schließen oder
das komplette Forum inkognito offshore betreiben.

Beide Möglichkeiten wurden eingehend von der Geschäftsleitung diskutiert, am Ende entschied man sich für den legalen Weg.

Manche Mods nutzten den zeitlichen Vorsprung

Mehrere Tage vor dem Aus der Börse vom g:b hatten einige ehemalige Moderatoren systematisch mit einem Script alle Threads abgegrast, damit keine Daten verloren gehen konnten. Die drohende Schließung war anfangs nur Admins und Mods bekannt. Doch der zeitliche Vorsprung reichte manchen Akteuren, um die Datenbank mit allen Download-Links sicherzustellen. In der Folge entstanden kurz nach der Schließung mehrere Börsen-Klone, die ihren Besuchern immerhin von Anfang an den Bestand an DL-Links vom g:b anbieten konnten. Dann folgten nach waschechter Wild-West-Manier versuchte Hacks, DDoS-Angriffe und weitere Methoden, um die Wettbewerber mit allen Mitteln zu schlucken oder zur Schließung zu drängen.

Die meisten Börsen-Klone musste man schnell wieder schließen

Das Hauen und Stechen hatte bald ein Ende. Der einzige Nachfolger der gulli-Börse, der sich über viele Jahre hinweg halten konnte, war damals Boerse.bz. Bis 2014 war dieses Forum eine der beliebtesten Webseiten im deutschsprachigen Bereich. Einige Neider haben immer wieder systematisch die wildesten Gerüchte verbreitet, wer denn der Betreiber von Boerse.bz gewesen sein soll. Zunächst hieß es, die Person hinter dem Pseudonym ZX80 soll in der Nähe von Soest bei Arnsberg gelebt haben. Später zwitscherten die Spatzen von den Dächern, der wahre Betreiber sei Plauzi, der unter diesem Namen schon bei gulli.com recht bekannt war. Die Wahrheit werden wir sowieso nicht erfahren. Zugegeben, unser Ex-Autor Spiegelbest aka Watchdog hat leider auch keine Spekulation in Bezug auf Boerse.bz ausgelassen. Spiegelbest war schlichtweg sauer, weil er als E-Book Uploader bei Boerse.bz rausgeflogen war. Viele seiner späteren Beiträge bei uns waren nichts weiter als reines Nachtreten.

Spiegelbests Karriere nahm bei Boerse.bz seinen Anfang

Spiegelbest (SB) hatte sich von der Leitung von Boerse.bz die Genehmigung geholt, in deren Börsen-Bereich E-Books einzustellen und dabei Links statt zu einem Sharehoster, zu seinem eigenen Projekt Torboox (boox.to) setzen zu dürfen. Das sollte neue Leute anziehen und der Werbung dienen. Und dann plötzlich aus heiterem Himmel und ohne jede Erklärung, hat man derartige Links auf Torboox verboten. Man verwarnte die Bücherfans rund um SB, man werde derartige Werbeaktionen nicht weiter dulden. Anfangs hieß es, dass die schon veröffentlichten Postings stehen bleiben sollten. Doch als SB nicht aufhörte, sich nach den Gründen für diesen Richtungswechsel zu erkundigen, wurde alles Eingestellte gelöscht. Der Boersen-User namens Distel vertrat in dem Streitfall den Standpunkt der Boerse. Am Ende blieben die Boersen-Admins bei ihrer Entscheidung.

„Willkommen, Piraten!“ Boerse.to enterte das WWW

Einige Tage nach der Razzia im November 2014 schloss man Boerse.bz mehr oder weniger freiwillig. Daraufhin entstand unter Anwendung des alten Datenbestandes das Forum Boerse.to,, was nie ein offizieller Nachfolger werden wollte. Der auffälligste Unterschied war, dass man niemanden mehr zur Nutzung eines VPN-Anbieters drängen wollte. Ländersperren gehörten endgültig der Vergangenheit an.

Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.

Damals haben mindestens doppelt so viele Polizisten zeitgleich 120 Wohnungen durchsucht. Wir haben uns letzte Woche telefonisch bei Staatsanwalt Dr. Christoph Hebbecker von der Staatsanwaltschaft Köln (ZAC NRW) erkundigt. Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch keine Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen, sondern lediglich eine ZAC Köln. Die ZAC Köln war federführend bei der Koordinierung der Hausdurchsuchungen, die sich in ganz Deutschland gegen die Uploader gerichtet haben. Der ehemalige Betreiber wurde vor einem Gericht in Köln zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt, das Urteil ist rechtskräftig.

Zu viele Downloads gefährden die Festplattenkapazität

Die ZAC Köln hatte lediglich die Koordinierung inne. Die weitere Strafverfolgung wurde von den jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften durchgeführt. Das Problem: Die Staatsanwälte vor Ort geben keine Rückmeldung an das ZAC, was aus der Anklage geworden ist. Weitere Informationen über den Ermittlungserfolg blieben aus, weil unsere Versuche die GVU telefonisch oder elektronisch zu erreichen, bekanntlich misslangen. Die Zentrale ist bedingt durch das Corona-Virus nicht besetzt. Doch auch sonst ist es schwierig, aus Berlin einen Kommentar zu erhalten, weil sich die GVU demnächst in Liquidation befinden wird. Auf Boerse.to angesprochen, musste Herr Dr. Hebbecker schmunzeln. Natürlich weiß der Staatsanwalt davon, wie schnell im Netz jemand quasi von heute auf morgen einen Nachfolger installiert hat. Personelle Zusammenhänge zwischen Vorgänger und Nachfolger liegen für uns auf der Hand. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich von der alten Börse distanziert hat – oder eben nicht.

Da die wichtigsten Figuren in diesem Schachspiel erhalten blieben, dürfte auch das zeitnahe Erscheinen von Boerse.to erklären. Wir haben Herrn Dr. Hebbecker nicht darauf angesprochen, weil er darauf wahrscheinlich sowieso nicht hätte antworten können bzw. dürfen. Unsere damalige News inklusive der Nennung des kompletten Namens des Verräters war immerhin ausreichend, um uns kurze Zeit später durch Dritte via Facebook bedrohen zu lassen:

Entwarnung für Downloader

Herr Hebbecker, der Sprecher vom ZAC NRW, schrieb uns, soweit dies bislang noch nicht passiert sei, „müssen die Downloader von Boerse.bz vor dem Hintergrund des zwischenzeitlich eingetretenen Zeitablaufs höchstwahrscheinlich nicht mehr mit konkreten Strafverfolgungsmaßnahmen rechnen. Bei der ZAC NRW sind insoweit jedenfalls derzeit keine Ermittlungsverfahren anhängig“. Das heißt konkret mit anderen Worten: Der Fall ist jetzt schon so lange her. Diesbezüglich tut sich wohl nichts mehr.

Samuel K. aus Leverkusen = der Verräter?

In Insiderkreisen fällt immer wieder der Name Samuel K., der seine Heimatstadt Leverkusen längst verlassen hat. K. hat sich mit der Staatsanwaltschaft laut unseren Informationen geeinigt und gab ihnen, was sie für die Razzia benötigt haben. Ihm ging es darum, in Deutschland weiterhin seinen kranken Vater und seinen Sohn besuchen zu dürfen. Laut unserer Informationen hat Herr K., der nach Malaysia vezogen war, dabei allerdings nur das Fußvolk verraten, um seinen Kopf zu retten. Ob die Daten der Boerse.bz-Uploader tatsächlich per eigens dafür installierter Backdoor ausgelesen wurden, ist nicht bekannt. Wohl aber, dass Herr K. seine Heimat aufgrund der Einigung weiterhin gefahrlos betreten darf. Der Staatsanwaltschaft wird dann wahrscheinlich weitaus später aufgefallen sein, dass sie nicht die Köpfe der Organisation abschlagen durften, sondern man ihnen vor allem Bauernopfer ausgehändigt hatte.

Fazit: Außer Spesen nichts gewesen?

Das kann man so nicht sagen. Doch überlassen wir das Schlusswort besser dem Berliner Copyright-Experten und Journalisten, Manuel Bonik von der Lisheennageeha Consulting Ltd.:

„Jetzt muss ich auf meine späteren Tage noch die Position des ehrlichen Steuerzahlers einnehmen! Es ist doch absurd, Razzien in der Größenordnung von Clan-Kriminalität zu unternehmen, mit hunderten von Beamten, das kostet ja einiges! Ich dachte so oft, im Copyright könne es nicht irrer werden (ist ja ein junges Gebiet), aber wurde doch immer wieder eines Besseren belehrt. Das nehme ich normalerweise mit Schmunzeln; inzwischen sind seltsamerweise die meisten meiner neuen Freunde Anwälte. Und allerdings scheint hier der Fall eingetreten zu sein, dass der juristische Berg jahrelang gekreist ist und seine Mühle in seiner ruhigen Art mahlen hat lassen und dann – nach all den Jahren – noch nicht mal eine Maus im Geburtskanal ist.

Aber nochmal im Ernst: Gab es nicht mal diese Kinospots, wo die Schauspieler von Piraten gekillte Zombies gaben? Die ganze Boerse-Aktion fällt vermutlich in das Gebiet der Abschreckungsaktionen: Künstlern, Verlagen, Anwälten fällt nichts mehr ein, und dann machen sie „HU! HU!“ Staatsanwälte und Polizei spielen mit, und dann sind die Digital Naives mal wieder ein wenig eingeschüchtert!

Und jetzt muss das Mitspielen vertuscht und versickert werden, ein juristisches Fade-out gefunden werden, möglichst eines, bei dem der Zuhörer schon eingeschlafen ist. Zum Glück bleiben manche Journalisten über viele Jahre hinweg hellwach!

Es geht auch um die Verschwendung von Steuergeldern! Das Geld ist ja nicht weg, es gehört nur jemand anderem, um es mit den Worten von Dr. Schaale zu sagen. Aber wem genau? Die Frage würde ich als Steuerzahler schon gerne stellen dürfen.

Ich denke zur Zeit vor allem an die Künstler. Auch für die Profis unter meinen Musikerfreunden ist jetzt der Spaß vorbei. Nix verdienste mit Live-Konzerten, wenn es online nicht funktioniert. Wäre besser, wenn die Knete für Quatschaktionen wie die gegen Boerse.bz bei denen landete.“


Quelle; tarnkappe
 
Zurück
Oben