Bei Amazon gibt's jetzt auch Zombies mit Schwimmweste
Neben den Eigenproduktionen setzen Netflix wie Amazon auf exklusive Premieren eingekaufter Lizenzware. „Fear the Walking Dead“ ist der prominenteste Einkauf von Amazon, dessen zweite Staffel man mit eigener Party in Berlin feierte. Inhaltlich hat das Hit-Sequel aber klare Schwächen.
An Zombies fehlt des dem deutschen Fernsehen derzeit wahrlich nicht: Fox hat die Original-Untoten im Programm, RTL II die gut abgehangenen und Amazon die besonders frischen zu sich geholt. Womit keinesfalls die versammelte B-Prominenz gemeint ist, die die Videosparte des amerikanischen Konzerns vergangene Woche in Berlin zur Premiere der ersten Folge der zweiten Staffel von "Fear the Walking Dead" eingeladen hatte - und von denen die ersten nach wenigen Minuten wegen akuter Splatter-Abneigung schon wieder weg waren.
Die Serie ist der im vergangenen Jahr ersehnte Ableger des AMC-Hits "The Walking Dead", und dass sich in Deutschland ausgerechnet Streaming-Neuling Amazon die exklusiven Rechte für die Netz-Ausstrahlung gesichert hatte (DWDL.de berichtete), war der endgültige Beleg dafür, dass Netflix sich hierzulande nicht auf seinen internationalen Lorbeeren ausruhen können wird. Und die klassischen Pay-TV-Sender ernstzunehmende Konkurrenz bekommen haben.
Zum Start der zweiten Staffel am Montag (direkt nach dem US-Start) lud die deutsche Amazon-Video-Dependance an den Alexanderplatz, um Premiere zu feiern. Dafür wurden ein Absperrgitter, "Danger"-Schilder und aufgerissene Sessel, die in der Hauptstadt locker als Flohmarktschätzchen durchgehen würden, zwischen das Buffet drapiert. Christoph Schneider, Deutschland-Chef von Amazon Video, erklärte im Gespräch mit Moderatorin Johanna Klum: "Exklusive Serien sind für uns sehr wichtig, weil sie zur Image-Bildung beitragen." Ob sich der teure Einkauf für Amazon gelohnt hat, wollte er nicht genauer sagen – bloß, dass "sehr, sehr viele Leute" die erste Staffel bei Amazon gesehen haben. Zahlen behält Amazon lieber für sich.
AMC geht's ähnlich mit seinen Inhalten: Damit vorher auch ja keiner was heimlich auf Youtube lädt, sei die Premieren-Episode am Morgen eigens von einem Boten auf einem Laptop eingeflogen worden, wusste Klum zu berichten. Die Geheimniskrämerei ist angesichts des durchweg unbrisanten Ergebnisses mehr als übertrieben. Aber das kann den Sendern und Streaming-Anbietern egal sein, weil die Lust der Zuschauer am Weltuntergangs-Entertainment ungebrochen ist.
Dabei hat zumindest die Originalserie spätestens mit der gerade bei Fox im Pay-TVs zu Ende gegangenen sechsten Staffel deutlich an Reiz verloren: Sämtliche Gewalttabus sind gebrochen, Bedrohungen kalkulierbar, Steigerungen kaum noch möglich. Die noch nicht verspeisten Protagonisten kommen keinen Schritt mehr voran, neue Charaktere kriegen kaum Zeit, sich zu entwickeln. Stattdessen behelfen sich die Autoren übler Täuschungsmanöver, um Lieblingsprotagonisten vermeintlich ins Jenseits zu schicken – und dann doch wieder auftauchen zu lassen.
Feinde werden mit dem Raketenwerfer aus dem Weg gebombt, und damit es bis zur nächsten Zombiewelle nicht öde wird, entwickeln sich diverse Affärchen zwischen den Überlebenden. "The Walking Dead" ist zur Gewalt-Soap geworden.
Das Spin-Off könnte es besser machen. Aber bislang sieht es nicht so aus, als würde "Fear The Walking Dead" sich sonderlich bemühen, der Apokalypse eine neue Ebene hinzuzufügen. Eher so, als wolle AMC die Gunst der Stunde nutzen, um den Zombie-Hype mit einem hübschen Franchise ein bisschen besser auszukosten. Dabei war die Grundidee eigentlich gut: Der Ableger sollte den Autoren die Möglichkeit geben, zu einem früheren Zeitpunkt in die Ereignisse einzusteigen und zu erzählen, wie die Katastrophe langsam ihren Lauf nimmt – genau das, was im Original schon abgehakt war, als Polizist Rick Grimes zum Start aus dem Koma aufwachte und feststellen musste, dass inzwischen die Welt untergegangen ist.
Tatsächlich hat "FTWD" das in der ersten Staffel ganz gut nachgeholt: mit zum Teil interessanten neuen Protagonisten, die dabei zusehen müssen, wie ihre Nachbarschaftsidylle langsam aber sicher von dem sich verbreitenden Virus zerpflückt wird und die Behörden die Situation nicht mehr unter Kontrolle kriegen. Nach nur sechs Episoden ist das aber weitgehend abgehakt. Und Producerin Gale Ann Hurd hatte als Stargast bei der Premiere in Berlin Mühe, zu begründen, was die beiden Zombieserien eigentlich noch voneinander unterscheidet.
Am offensichtlichsten ist: Das Original basiert auf der erfolgreichen Comicbuchserie von Robert Kirkman, die groben Handlungsstränge sind vorgegeben. "Fear the Walking Dead" könne hingegen völlig neu erfunden werden: "Deshalb haben wir die Show nach L.A. gelegt – eine Stadt, die sich selbst ständig neu erfindet." Die Hauptpersonen seien diesmal ganz normale Leute, die Entscheidungen auf Leben und Tod treffen müssten – kein Profi wie Polizist Rick. Außerdem seien mehr Teenager dabei. Gut, von denen ist aktuell die Mehrheit hauptsächlich damit beschäftigt, die anderen mit hanebüchenen Leichtsinnsaktionen in Gefahr zu bringen. Aber das ist nicht der einzige Schwachpunkt des Ablegers.
Staffel zwei setzt damit ein, dass die Gruppe um Familienvater Travis (Cliff Curton) Los Angeles in Flammen aufgehen sieht und sich gerade noch rechtzeitig auf eine Yacht retten kann, bevor die Untoten die Vorzüge des Strandurlaubs für sich entdecken. Danach ist "Fear The Walking Dead" weitgehend auf dem Stand des Vorbilds.
Die Protagonisten streiten, zweifeln, trauern, müssen sich mit einer neuen Hackordnung arrangieren. Aber schon die erste Folge mit dem wenig kreativen Titel "Monster" ist im Wesentlichen "The Walking Dead" in der Sonne-Strand-und-Meer-Version. Die Autoren fanden's nicht mal zu peinlich, ihren Zombies, bevor sie sich im Ozean in der Nahrungskette hochbeißen, Schwimmwesten anzuziehen. Und statt Schrotflinte und Machete können nun Außenbordmotoren zur Untotenbeseitigung eingesetzt werden.
Das ist mäßig originell, manchmal sogar ärgerlich. Jedenfalls bräuchte es in den nächsten Episoden einen gehörigen Satz nach vorne, um nicht nochmal dieselbe Geschichte zu erzählen, nur halt mit anderen Mitteln. Weil selbst der Weltuntergang langweilig wird, wenn man ihn schon mal gesehen hat.
Die zweite Staffel "Fear the Walking Dead" läuft ab Montag bei Amazon Prime. Neue Folgen werden wöchentlich freigeschaltet.
Quelle: dwdl
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
Neben den Eigenproduktionen setzen Netflix wie Amazon auf exklusive Premieren eingekaufter Lizenzware. „Fear the Walking Dead“ ist der prominenteste Einkauf von Amazon, dessen zweite Staffel man mit eigener Party in Berlin feierte. Inhaltlich hat das Hit-Sequel aber klare Schwächen.
An Zombies fehlt des dem deutschen Fernsehen derzeit wahrlich nicht: Fox hat die Original-Untoten im Programm, RTL II die gut abgehangenen und Amazon die besonders frischen zu sich geholt. Womit keinesfalls die versammelte B-Prominenz gemeint ist, die die Videosparte des amerikanischen Konzerns vergangene Woche in Berlin zur Premiere der ersten Folge der zweiten Staffel von "Fear the Walking Dead" eingeladen hatte - und von denen die ersten nach wenigen Minuten wegen akuter Splatter-Abneigung schon wieder weg waren.
Die Serie ist der im vergangenen Jahr ersehnte Ableger des AMC-Hits "The Walking Dead", und dass sich in Deutschland ausgerechnet Streaming-Neuling Amazon die exklusiven Rechte für die Netz-Ausstrahlung gesichert hatte (DWDL.de berichtete), war der endgültige Beleg dafür, dass Netflix sich hierzulande nicht auf seinen internationalen Lorbeeren ausruhen können wird. Und die klassischen Pay-TV-Sender ernstzunehmende Konkurrenz bekommen haben.
Zum Start der zweiten Staffel am Montag (direkt nach dem US-Start) lud die deutsche Amazon-Video-Dependance an den Alexanderplatz, um Premiere zu feiern. Dafür wurden ein Absperrgitter, "Danger"-Schilder und aufgerissene Sessel, die in der Hauptstadt locker als Flohmarktschätzchen durchgehen würden, zwischen das Buffet drapiert. Christoph Schneider, Deutschland-Chef von Amazon Video, erklärte im Gespräch mit Moderatorin Johanna Klum: "Exklusive Serien sind für uns sehr wichtig, weil sie zur Image-Bildung beitragen." Ob sich der teure Einkauf für Amazon gelohnt hat, wollte er nicht genauer sagen – bloß, dass "sehr, sehr viele Leute" die erste Staffel bei Amazon gesehen haben. Zahlen behält Amazon lieber für sich.
AMC geht's ähnlich mit seinen Inhalten: Damit vorher auch ja keiner was heimlich auf Youtube lädt, sei die Premieren-Episode am Morgen eigens von einem Boten auf einem Laptop eingeflogen worden, wusste Klum zu berichten. Die Geheimniskrämerei ist angesichts des durchweg unbrisanten Ergebnisses mehr als übertrieben. Aber das kann den Sendern und Streaming-Anbietern egal sein, weil die Lust der Zuschauer am Weltuntergangs-Entertainment ungebrochen ist.
Dabei hat zumindest die Originalserie spätestens mit der gerade bei Fox im Pay-TVs zu Ende gegangenen sechsten Staffel deutlich an Reiz verloren: Sämtliche Gewalttabus sind gebrochen, Bedrohungen kalkulierbar, Steigerungen kaum noch möglich. Die noch nicht verspeisten Protagonisten kommen keinen Schritt mehr voran, neue Charaktere kriegen kaum Zeit, sich zu entwickeln. Stattdessen behelfen sich die Autoren übler Täuschungsmanöver, um Lieblingsprotagonisten vermeintlich ins Jenseits zu schicken – und dann doch wieder auftauchen zu lassen.
Feinde werden mit dem Raketenwerfer aus dem Weg gebombt, und damit es bis zur nächsten Zombiewelle nicht öde wird, entwickeln sich diverse Affärchen zwischen den Überlebenden. "The Walking Dead" ist zur Gewalt-Soap geworden.
Das Spin-Off könnte es besser machen. Aber bislang sieht es nicht so aus, als würde "Fear The Walking Dead" sich sonderlich bemühen, der Apokalypse eine neue Ebene hinzuzufügen. Eher so, als wolle AMC die Gunst der Stunde nutzen, um den Zombie-Hype mit einem hübschen Franchise ein bisschen besser auszukosten. Dabei war die Grundidee eigentlich gut: Der Ableger sollte den Autoren die Möglichkeit geben, zu einem früheren Zeitpunkt in die Ereignisse einzusteigen und zu erzählen, wie die Katastrophe langsam ihren Lauf nimmt – genau das, was im Original schon abgehakt war, als Polizist Rick Grimes zum Start aus dem Koma aufwachte und feststellen musste, dass inzwischen die Welt untergegangen ist.
Tatsächlich hat "FTWD" das in der ersten Staffel ganz gut nachgeholt: mit zum Teil interessanten neuen Protagonisten, die dabei zusehen müssen, wie ihre Nachbarschaftsidylle langsam aber sicher von dem sich verbreitenden Virus zerpflückt wird und die Behörden die Situation nicht mehr unter Kontrolle kriegen. Nach nur sechs Episoden ist das aber weitgehend abgehakt. Und Producerin Gale Ann Hurd hatte als Stargast bei der Premiere in Berlin Mühe, zu begründen, was die beiden Zombieserien eigentlich noch voneinander unterscheidet.
Am offensichtlichsten ist: Das Original basiert auf der erfolgreichen Comicbuchserie von Robert Kirkman, die groben Handlungsstränge sind vorgegeben. "Fear the Walking Dead" könne hingegen völlig neu erfunden werden: "Deshalb haben wir die Show nach L.A. gelegt – eine Stadt, die sich selbst ständig neu erfindet." Die Hauptpersonen seien diesmal ganz normale Leute, die Entscheidungen auf Leben und Tod treffen müssten – kein Profi wie Polizist Rick. Außerdem seien mehr Teenager dabei. Gut, von denen ist aktuell die Mehrheit hauptsächlich damit beschäftigt, die anderen mit hanebüchenen Leichtsinnsaktionen in Gefahr zu bringen. Aber das ist nicht der einzige Schwachpunkt des Ablegers.
Staffel zwei setzt damit ein, dass die Gruppe um Familienvater Travis (Cliff Curton) Los Angeles in Flammen aufgehen sieht und sich gerade noch rechtzeitig auf eine Yacht retten kann, bevor die Untoten die Vorzüge des Strandurlaubs für sich entdecken. Danach ist "Fear The Walking Dead" weitgehend auf dem Stand des Vorbilds.
Die Protagonisten streiten, zweifeln, trauern, müssen sich mit einer neuen Hackordnung arrangieren. Aber schon die erste Folge mit dem wenig kreativen Titel "Monster" ist im Wesentlichen "The Walking Dead" in der Sonne-Strand-und-Meer-Version. Die Autoren fanden's nicht mal zu peinlich, ihren Zombies, bevor sie sich im Ozean in der Nahrungskette hochbeißen, Schwimmwesten anzuziehen. Und statt Schrotflinte und Machete können nun Außenbordmotoren zur Untotenbeseitigung eingesetzt werden.
Das ist mäßig originell, manchmal sogar ärgerlich. Jedenfalls bräuchte es in den nächsten Episoden einen gehörigen Satz nach vorne, um nicht nochmal dieselbe Geschichte zu erzählen, nur halt mit anderen Mitteln. Weil selbst der Weltuntergang langweilig wird, wenn man ihn schon mal gesehen hat.
Die zweite Staffel "Fear the Walking Dead" läuft ab Montag bei Amazon Prime. Neue Folgen werden wöchentlich freigeschaltet.
Quelle: dwdl