Stichwort „Breiter aufstellen“. Da hatte DMAX mit „24“ in der Vergangenheit auch Fiction programmiert. War das ein Irrweg?
Ich würde nicht für immer ausschließen, Fiktion wieder einmal ins Programm zu nehmen. Im Moment ist es nicht geplant. Wir bleiben bei dem, was wir gut können und das ist non-fiktionale Unterhaltung. Hier zeigen wir eine Mischung aus Eigenproduktionen, internationalen Discovery-Formaten und Einkäufen, die wir auf dem freien Markt tätigen.
Die zwei bekanntesten DMAX-Formate bzw. ihre Protagonisten, die Ludolfs und der „Checker“ sind inzwischen flügge geworden. Nicht besonders glücklich oder?
Es ist ein ganz normaler Vorgang, dass man Formate weiterentwickelt, wenn man vier bis fünf Jahre etwas produziert hat. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass sich der Sender weiterentwickelt oder Wege einfach auseinander gehen. Wir sind den Ludolfs sehr dankbar für die gemeinsame Zeit. Aber manchmal ist dieses richtige authentische Erzählen einfach auserzählt. Alles hat seine Zeit und irgendwann darf man ruhig zu einem Ende kommen. Das hat dann nichts mit Streit zu tun, sondern das ist eine gemeinsame Entscheidung.
Aber dann braucht DMAX neue prägende Köpfe...
Genau, wir brauchen Charakterköpfe, ganz spezielle Typen. Das erwarten die Zuschauer von uns. Inzwischen setzt auch manche US-Produktion stärker auf die Protagonisten.
Bei dem Zugriff auf die Produktionen des Mutterhauses würde mich mal interessieren: Bei welchen Formaten winken Sie gleich ab? Also was passt dann eben doch nicht nach Deutschland?
Schauen Sie, Discovery ist ein Unternehmen, das international eine Vielzahl an Kanälen betreibt. So viele Programmstunden können wir mit unseren drei Sendern in Deutschland gar nicht umsetzen. In den USA läuft beispielsweise der Military Channel. Diese Programme sind für uns nicht einsetzbar.
Das verkaufen Sie dann einfach an N24...
Es gibt es viele, die an unserem Programm interessiert sind. Selbstverständlich haben wir die absolute Hoheit zu entscheiden, an wen unsere Inhalte gehen. Wir wollen uns ja nicht selbst kannibalisieren.
Kurze Anschlussfrage: Sie sagten, es gäbe viel mehr Programm als sie Programmplätze haben. Spielt man da mit dem Gedanken, das Sender-Portfolio zu erweitern?
Wir wollen weiter wachsen. Wenn ich das Portfolio anderer westeuropäischer Discovery-Märkte anschaue, dann ist da durchaus der eine oder andere Sender dabei, den ich mir auch in Deutschland vorstellen könnte. Wir sind sicher noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt.
Ist das ein konkreter Plan für 2012 oder eher ein „Schau mer mal“?
Es ist ein strategisches „Schau mer mal“ (lacht).
Kommen wir nochmal zurück zu DMAX und dem Thema Vermarktung. Ist DMAX angekommen in den Media-Plänen?
Den großen Kampf, in den Media-Plänen mit aufgenommen zu werden, haben wir erfolgreich bestritten. Wir haben rund 400 Werbekunden, die pro Jahr auf DMAX werben, darunter gewichtige Player. Aber es bedarf natürlich immer noch einer gewissen Überzeugungskraft als Sender, der einen Zuschaueranteil von 75 Prozent Männern hat, in Kampagnen zu kommen, die sich an Haushaltsführende richten oder nicht nur reine Männerkampagnen sind. Aber wir haben inzwischen eine sehr bunte Mischung. Worauf wir wirklich stolz sind: Wir machen nicht Umsatz, nur um des Umsatz willen. So hatten wir niemals Call-In-Shows, obwohl man damit viel Geld hätte verdienen können. Für uns aber war es wichtig, ein gewisses Standing zu erhalten. Gute Markenführung zahlt sich immer aus.
Ist das ein Gruß an Sport1?
Nein. Ich habe selbst sieben Jahre bei Sport1 bzw. DSF gearbeitet und weiß, dass es wirtschaftliche Notwendigkeiten geben kann, um solch einen Weg einzuschlagen. Bei DMAX mussten wir das glücklicherweise nicht tun. Ich mache aber auch keinen Hehl daraus, dass wir in der Nachtschiene Erotikspots in den Werbeblocks haben. Na und? Abgesehen davon ist unser gesamtes Programm DMAX pur.
Entdeckt man sein Unternehmen eigentlich nochmal neu, wenn man nach Jahren von der Vermarktung zur Geschäftsführung wechselt?
Ich bin erstaunt, wie viel Neues ich entdeckt habe. Ich bin zum Launch von DMAX für die Vermarktung gekommen und somit schon seit fünf Jahren dabei. Aber aus dem neuen Blickwinkel der Geschäftsführerin habe ich meine Company von Grund auf neu gesehen, ganz gleich ob bei Distribution, Affiliate Sales oder Programm.
Also ein leichter Wechsel der Aufgaben?
Großer Vorteil ist, dass ich zu einer Zeit gekommen bin, in der es keine großen Baustellen gab. Ich habe ein Team und eine Firma übernommen, die sehr gut da steht. Es gibt immer ein paar Stellschrauben, ein paar Rädchen, an denen man drehen kann - das machen wir auch, aber es gibt keine Veränderungen um der Veränderungen willen.
Und welche Stellschrauben sind das? Und liegen die eher bei DMAX oder den Pay-TV-Marken?
Auf unserer ToDo-Liste stehen unter anderem das Budget 2012, die Strategie 2012 sowie Verträge mit Affiliate-Partnern, die wir im nächsten Jahr erneuern. Wir haben eine gute Partnerschaft mit allen wichtigen Playern, von der beide Seiten profitieren. Auf deren Basis, und da bin ich sicher, werden wir auch über 2012 hinaus zusammenarbeiten.
Also beispielsweise Sky, nehme ich an. Ist HD+ eigentlich PayTV?
Nein. Die Haushalte müssen das Geld ja nicht ausgeben, um die Sender sehen zu können. Man kann die Kanäle immer noch frei empfangen. Ich finde es vollkommen in Ordnung, wenn bei
HD+ eine Gebühr erhoben wird. Denn es einfach mit hohen Kosten verbunden, das Programm in HD bereit zu stellen. So lange es diese Sender immer noch parallel frei empfangbar gibt, habe ich kein Problem mit
HD+.
Ist HD denn ein Thema für DMAX?
Auch das sind Überlegungen, ähnlich wie die Portfolioerweiterung. Natürlich denken wir über technische Neuerungen nach. Discovery ist ja auch ein Unternehmen, das ohnehin schon einen sehr großen Anteil in HD produziert. Aber einen genauen Zeitraum kann ich Ihnen nicht sagen.
Gut, dann konkreter zurück zu den nächsten Monaten bei DMAX. Was ist geplant?
Zum Geburtstag am 1. September gibt es eine Marathon-Programmierungen. Vom 5. bis 9. September haben wir jeden Tag eine 24-Stunden-Sonderprogrammierung mit unseren ganz großen Helden. Hier sind natürlich die Ludolfs, die Mythbusters und Bear Grylls dabei. Davon erhoffen wir uns viel, denn diese Sonderprogrammierungen haben bisher immer exzellent funktioniert. Mit der Serie „American Choppers“ am Vatertag haben wir mit 3,0 Prozent den besten Tagesmarktanteil seit Senderstart erreicht.
Und wie sieht es über den Geburtstag hinaus aus?
Wir haben neue Staffeln der Erfolgsformate „Man vs. Wild“, „Mein Frau, die Wildnis und Ich“ sowie dem Survival-Duo. Neu im Programm ist „Coal“: ein spannendes Format um die gefährliche Arbeit von Bergleuten in West Virginia. Die Folgen sind sehr ehrlich und authentisch erzählt. Das Thema „Tattoos“ wird mit „New York Ink“ wiederkommen – übrigens eines unserer Formate, das auch viele Frauen anspricht.
Und um die Vorschau rund zu machen: Was sind die Highlights bei Discovery Channel und Animal Planet?
Bei Discovery Channel arbeiten wir sehr viel mit großen Namen. Zum Jahrestag des 11. Septembers haben wir beispielsweise die Serie „Rising“ von Executive Producer Steven Spielberg. Ende des Jahres zeigen wir „Curiosity“! Der deutsche Titel wird „Entdecke!“ heißen. Eine Serie, wie man sich Discovery „at its best“ vorstellt. Sie beschäftigt sich mit den ganz großen Fragen der Menschheit. Packend erzählt ist auch „D-Day“, die Invasion in der Normandie - eine Mischung aus Original-Material, Erzählungen und nachgestellten Szenen und natürlich kommen auch Klassiker wie die „Shark Week“ wieder. Bei Animal Planet sehen die Zuschauer unter anderem „Die seltsamsten Kreaturen” mit Nick Baker, der den Erdball umrundet, um außergewöhnliche Tiere zu filmen. Wie Sie sehen, sind wir für das Jahr 2012 bestens aufgestellt.
Frau Aigner-Drews, herzlichen Dank für das Gespräch.