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2016: Das Jahr aus Sicht der TV-Sender

Die zurückliegenden zwölf Monate hatten für die TV-Konzerne einiges zu bieten. So wird inzwischen auf vielen Ebenen zusammengearbeitet - trotz früherer Bedenken. Wir haben uns umgehört, wie es den Sendern 2016 erging und was 2017 kommt.

Mit der Fußball-EM und den Olympischen Sommerspielen ist 2016 für das Fernsehen ohne Frage ein großes Sportjahr gewesen. Daneben gab es aber auch noch etliche nachrichtliche Großereignisse und natürlich neue Shows, Serien und Filme. Nun neigt sich das Jahr 2016 dem Ende, aus Sicht der Sender gab es einige Höhepunkte. DWDL.de hat mit den sechs größten Sendergruppen gesprochen und die Verantwortlichen um eine Einschätzung gebeten: War 2016 ein gutes Jahr für das Fernsehen? Wo gibt es noch Probleme? Und was steht im kommenden Jahr an?


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© ARD/WDR/Herby Sachs
Darüber, dass 2016 ein gutes Jahr war, sind sich fast alle Befragten - das ist keine große Überraschung - einig. Die Begründungen fallen aber unterschiedlich aus. So verweist Volker Herres, Programmdirektor Das Erste, auf die kürzlich erfolgten iEmmy-Auszeichnungen für deutsche Produktionen bzw. Protagonisten: "Das belegt, dass die Qualität deutscher Produktionen und der Schauspielkunst hierzulande international beachtet und geschätzt wird." ZDF-Intendant Thomas Bellut bezieht sich auf die nach wie vor hohe Fernseh-Akzeptanz der Zuschauer und sagt: "Ganz nach dem Motto ‚Totgesagte leben länger‘ erfreut sich das lineare TV bester Gesundheit." Fernsehen sei nach wie vor das Leitmedium in Deutschland, sagt Bellut, der sich darüber hinaus über die Tatsache freuen darf, dass das ZDF auch in diesem Jahr der meistgesehene Sender war und Das Erste relativ deutlich auf Platz zwei verwies.

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Auch die Privaten zeigen sich zufrieden: "Es war ein gutes Jahr für die Zuschauer dank einer großen Bandbreite an Angeboten und neuen Inhalten", sagt Anke Schäferkordt, CEO der RTL Group sowie Geschäftsführerin der Mediengruppe RTL, und verweist auf Hit-Formate wie "Ninja Warrior Germany" und "Club der roten Bänder". Wolfgang Link, Geschäftsführer von ProSiebenSat.1 TV Deutschland, sagt, alle Sender hätten in diesem Jahr "immer wieder das Lagerfeuer angezündet". Das könne sonst kein anderes Medium. Sky-Geschäftsführer Carsten Schmidt ergänzt, 2016 sei erfolgreich, weil die lineare TV-Nutzung hoch geblieben sei und sich der On-Demand-Bereich zu einem "konstanten Wachstumstreiber entwickelt" habe. Auch für Sky sei das Jahr ein Erfolg, so Schmidt. "Wir haben den Turnaround geschafft und Sky Deutschland profitabel gemacht." Nun wolle man weiter wachsen.


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© Discovery Communications Deutschland
Susanne Aigner Drews, Geschäftsführerin von Discovery Networks Deutschland, spricht von einem "herausfordernden Jahr" für alle Sender. "Die zunehmende Digitalisierung und damit einhergehende neue Player auf dem Gebiet für Bewegtbild haben das Geschäft belebt und viele Fernsehunternehmen zum Umdenken gezwungen." Für Discovery war 2016 vor allem schon deshalb wichtig, weil man durch den Erwerb der Rechte an den Olympischen Spielen nun wohl von der gesamten Konkurrenz ernst genommen wird. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass man Olympia komplett auf den eigenen Sendern Eurosport und DMAX zeigen will, über Sublizenzen mit ARD und ZDF wurde man sich nicht einig. Das sorgte für ein Beben bei den Öffentlich-Rechtlichen, aber auch in der deutschen Sportwelt.


Der Erwerb der Olympia-Rechte macht Aigner Drews besonders stolz, ebenso die Tatsache, dass Eurosport demnächst die Freitags-Spiele der Fußball Bundesliga zeigt. Beides sei eine "Mammutleistung und ein riesiger Schritt für unser Portfolio", so Aigner Drews. Im kommenden Jahr werde man sich darauf konzentrieren, sowohl die Olympischen Spiele als auch die Bundesliga für Zuschauer und Geschäftspartner "attraktiv" umzusetzen. Wie die Umsetzung vor allem für die Zuschauer erfolgt, dürften auch ARD und ZDF mit Interesse verfolgen. "Ich bin sehr gespannt, ob Discovery/Eurosport wirklich mit dem gleichen Engagement auf die deutschen Athleten und auf kritische Aspekte wie Doping blicken wird, wie wir das getan haben", sagt Thomas Bellut.


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© ProSiebenSat.1
Die Mediengruppe RTL hat in diesem Jahr mit RTLplus unter anderem einen neuen Sender gestartet und sich online mit TV Now komplett neu aufgestellt. Auch bei ProSiebenSat.1 hat man mit kabel eins doku in diesem Jahr einen neuen Sender an den Start gebracht, dieser ist aber längst nicht auf ein so breites Publikum ausgelegt wie RTLplus. Darüber hinaus hat Sat.1 mit einem überraschenden Schritt dem Sonntag zu neuem Glanz verholfen: "The Voice" lief hier deutlich besser als die Krimi-Serien zuletzt, dafür gibt es noch ein Loch am Freitag und auch der Montag macht nach wie vor große Probleme. ProSieben hat 2016 bewiesen, dass man in der Unterhaltung auch ohne Stefan Raab überleben kann. Wolfgang Link sagt daher selbstbewusst: "'Die beste Show der Welt' ist das neue 'Wetten, dass...?'". Das kommende Jahr müsse man dafür nutzen, so Link, um die Sendermarken noch stärker als bislang ins digitale Zeitalter zu führen. "Zudem müssen wir mit unseren Sendern nutzen, dass wir kein Sportjahr haben, und unsere Reichweiten deutlich steigern."

Volker Herres hatte zuletzt Freude mit der Quiz-Leiste am Vorabend, die in diesem Jahr für spürbar steigende Quoten sorgte. Dafür ist am Nachmittag eine Baustelle aufgebrochen, wo "Sturm der Liebe" zwar weiterhin noch gut läuft, inzwischen aber recht deutlich vom ZDF und "Bares für Rares" abgehängt wurde. Er könne sich daher im Tagesverlauf noch Optimierungen vorstellen, so Herres. Sehr zufrieden zeigt sich der Programmdirektor mit der Performance der verschiedenen Unterhaltungs-Shows in der Primetime: "Die Shows im Ersten sind 2016 die meistgesehenen am Abend. Das gefällt mir." Darüber hinaus habe er sich sehr über "Terror" und die journalistischen Enthüllungen über systematisches Doping im Sport oder internationale Steuerhinterziehung in Panama gefreut.

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© ZDF/Carmen Sauerbrei
Thomas Bellut freut sich in der Rückschau auf die vergangenen zwölf Monate auch über die Performance der Digitalkanäle: "ZDFneo und ZDFinfo haben weiter zugelegt. Wenn es so weitergeht, ist ZDFneo bald unter den zehn erfolgreichsten Sendern in Deutschland." Mit funk und der neuen ZDF-Mediathek habe man zudem vielbeachtete Innovationen an den Start gebracht. Dennoch verweist Bellut auch auf den derzeit laufenden, tiefgehenden Umbauprozess im ZDF: "Bis 2020 werden wir rund 10 Prozent des Personals abgebaut haben. Eine ganze Direktion wird in andere Bereiche integriert. Wir planen die Auslagerung von Zuschauerdiensten in eine Tochterfirma." 2017 werde der Journalismus des ZDF, ähnlich wie in diesem Jahr, auf die Probe gestellt, ist sich Bellut sicher. "Wir müssen kritisch mit uns selbst umgehen und dann selbstbewusst, klar und verständlich berichten und informieren. Das ist unser Kernauftrag." Bei den derzeitigen Entwicklungen und der anstehenden Bundestagswahl werden wohl alle Sender genug Möglichkeiten haben, das zu beweisen

Sky-Chef Schmidt sieht in 2016 aber auch das Jahr, in dem traditionelle Gräben verschwunden sind. "Bestes Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit zwischen öffentlich-rechtlichen Anbietern und Sky bei 'Babylon Berlin' und der Handball Bundesliga." Diese Entwicklungen seien vor Jahren so noch nicht vorstellbar gewesen, so Schmidt. Tatsächlich bewegt sich noch viel mehr auf dem deutschen Markt: 2016 haben Amazon und Netflix ihre ersten eigenen deutschen Serien angekündigt. Die Fortsetzung von "Deutschland 83" läuft zuerst bei Amazon und dann bei RTL im Free-TV. In einem sich permanent im Wandel befindlichen Markt müsse man sich auch verändern und brauche Mut zum Risiko und zum Ausprobieren neuer Ideen, so Anke Schäferkordt. "Dort, wo es Sinn macht, werden wir auch für unternehmensübergreifende Partnerschaften offen sein." Auf Vermarkterseite bündeln IP Deutschland, G+J e/MS und smartclip ab dem 1. Januar in der Ad Alliance ihre Aktivitäten.


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© Sky/Andreas Hoffmann
Sky hat sich in diesem Jahr erneut die Bundesliga-Rechte gesichert - bis zur Saison 2020/21. Anders als bislang, kann man aber nicht mehr alle Spiele live und exklusiv zeigen. Carsten Schmidt zeigt sich dennoch zufrieden: "Sky bleibt weiter unverzichtbar für alle Sportfans." Mit DAZN ist in diesem Jahr aber ein neuer Konkurrent um Sportrechte auf den Markt gekommen, der Sky unter anderem schon die Rechte an der Premier League abgeluchst hat. Mit Sky Arts HD, Sky Cinema Family HD, Sky 1 und dem Free-TV-Launch von Sky Sport News HD war der Medienkonzern aus Unterföhring in diesem Jahr aber auch sehr aktiv. Neben "Babylon Berlin" entstehen derzeit zudem noch Serien-Produktionen von "Das Boot" und "Acht Tage", auch hier hat Sky in diesem Jahr kräftig investiert.
Was wird die Branche 2017 beschäftigen?
Bleibt der Blick in die Zukunft. Doch welche Diskussionen und Trends werden die Branche 2017 beschäftigen? Die Antworten der befragten Verantwortlichen sind unterschiedlich: Virtual Reality, Augmented Reality, Ultra HD, der Umstieg auf DVB-T2 HD und die Regulierung von Google, Facebook & Co. Ähnlich wie das 2016 schon einige Medienkonzerne gemacht haben, müsse man darüber nachdenken, so Discovery-Chefin Susanne Aigner-Drews, "Allianzen mit anderen und neuen Partnern einzugehen". Auf Vermarkterseite werde das Thema "Adressable TV" an Bedeutung gewinnen. Auch Anke Schäferkordt sagt, dass die zunehmende Automatisierung und die genauere Adressierung einzelner Nutzer weiterhin eine große Rolle spielen werde.

Für Volker Herres und Thomas Bellut stellen sich darüber hinaus aber noch andere Fragen. Herres etwa bezeichnet es als "Gretchen-Frage", welche Medien die Menschen überhaupt wollen und welche Funktionen sie erfüllen sollen. "In Zeiten digitaler Allgegenwart mit Echtzeit-Fälschungen und Troll-Bots wollen wir das öffentlich-rechtliche Versprechen einlösen, den Dingen unabhängig, unaufgeregt und professionell auf den Grund zu gehen." Bellut sieht das ähnlich: "Die publizistischen Medien stehen vor einer Herausforderung. Gegen die zunehmende Verrohung in den sozialen Medien, die Verbreitung von Falschmeldungen, die geistige Isolation in Echokammern und Filterblasen müssen die Qualitätsmedien eine wahrhaftige und faktenbasierte Berichterstattung setzen." Die Berichterstattung dürfe nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe mit dem Publikum stattfinden. "Dazu gehört auch mehr Transparenz", sagt der ZDF-Chef. Die Medien müssten verstärkt erklären, wie sie arbeiten und mit Fehlern offener umgehen.

VoD: Freund oder Feind?
Das Thema VoD ist für die meisten Medienmacher inzwischen in der Praxis angekommen - die ersten deutschen Eigenproduktionen von Netflix und Amazon wurden bereits erwähnt. Man sehe hier ein dynamisches Wachstum, sagt Carsten Schmidt. "Nichtsdestotrotz bleibt der lineare Fernsehkonsum auf die Gesamtbevölkerung gesehen konstant hoch." Man wolle das VoD-Angebot von Sky weiter ausbauen, das lineare Angebot bleibe das Kernprodukt des Unternehmens. Volker Herres hat ähnliche Ansichten und verweist auf die Stärken des klassischen TV: "Video on Demand stellt nicht das lineare Fernsehen per se in Frage." Besonders der Bereich der Fiction sei von den aufkommenden, neuen Angebot betroffen. "Aber auch hier bin ich optimistisch, dass wir als größter deutscher Auftraggeber für eigenproduzierte Serien und Filme Lösungen finden. Zum Beispiel dadurch, dass wir stärker unsere Lebensumstände, die deutsche Perspektive, die Themen in diesem Land betonen."

Dass VoD-Anbieter verstärkt in eigene Serien investieren, macht Thomas Bellut keine Sorgen. "Die berechtigte Begeisterung der Fans korrespondiert nicht annähernd mit der Nutzung. Die ist weltweit betrachtet zweifellos beachtlich, aber das große Publikum in Deutschland wird damit nicht erreicht, übrigens auch nicht in den USA." Da sind wir dann bei dem alten Thema, dass viele hochgelobte Serien in der Masse beim deutschen Publikum nicht sonderlich gut ankommen, daran hat sich auch 2016 nichts geändert. Anke Schäferkordt sagt, man nehme Anbieter wie Netflix und Amazon durchaus ernst. Dennoch unterscheide man sich sehr deutlich von den Inhalten dieser Anbieter, allen voran durch den Schwerpunkt auf deutsche Inhalte.

Eine etwas andere Sichtweise auf das Thema hat Wolfgang Link. Er spricht von einem "Hype" und sagt: "Ich würde mir wünschen, dass in diesem Feld die Zahlen regelmäßig so bewertet werden wie beim klassischen Fernsehen." In der Tat ist das ein Problem für die Fernseh-Macher: Amazon und Netflix geben grundsätzlich keine Zahlen zu ihren Formaten raus und wenn, dann vermelden sie nur Rekorde und selbst da sind sie in der Formulierung eher schwammig. Auch Link hält fest: "In Deutschland hat es bislang noch kein VoD-Programm gegeben, das im linearen TV ein Erfolg gewesen wäre."

Quelle. dwdl
 
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