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Hardware & Software Wunder-Repeater durchleuchtet: "Revolutionärer WLAN-Booster" im Praxistest

Für die Ungeduldigen und Frustrierten: Nein, auch UltraXtend alias RangeXTD kann keine 350 Mbit/s in die Wohnung senden, wenn der Provider nur 100 Mbit/s anliefert. Solch eine Beschleunigung behauptet eine angebliche Kundenbewertung von "Hugo T." auf club-der-verbraucher.com.

Bei dieser Site passt so einiges nicht zusammen: Betreiber des "Clubs", der mit seinem Namen wohl wie eine Verbraucherschutzorganisation wirken will, ist laut Impressum eine südafrikanische Werbeagentur. Die gibt es zumindest im Web tatsächlich, doch die beim Club-Impressum genannte Geschäftsführerin ist im Agenturteam nicht zu finden. Laut whois-Information ist die Club-Domain auch nicht in Südafrika, sondern in Nassau auf den Bahamas registriert.


Je nachdem, wann man auf die UltraXtend-Seite stößt, zeigt sie ein anderes Gerät: Im Mai war es das hier getestete Modell, im Juni schon ein anderes. Mit Glück kann man an einem Aufdruck des gezeigten Produkts erkennen, dass der Wunder-Repeater nach dem alten WLAN-Standard IEEE 802.11n alias Wi-Fi 4 arbeitet, und den Reinfall vermeiden. Denn aktuell ist Wi-Fi 6 alias IEEE 802.11ax, akzeptabel wäre noch Wi-Fi 5 (802.11ac).

Hanebüchen wird es bei dieser Behauptung: "Dank der verbauten Glasfaser-Technologie […] schafft es der WLAN-Verstärker, die verloren gegangene Geschwindigkeit aufzufangen und ebenfalls an Ihr Endgerät zu senden." Spätestens bei solchem Humbug sollte jede(r) misstrauisch werden. Wenn der Repeater eine schwache WLAN-Verbindung zum Router hat, kann auch eine noch so tolle Glasfaser nichts mehr ausrichten. Sie kann nur das weiterleiten, was da ist. Und warum die Geschwindigkeitsrückgewinnung innerhalb des Gerätes geschehen sollte, bleibt im Dunkeln. Unter der Haube haben wir auch nicht das kleinste Fitzelchen Glasfaser gefunden.
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Auf der UltraXtend-Platine sitzt ein Systemchip MT7628 von 2014, der nach dem alten WLAN-Standard IEEE 802.11n alias Wi-Fi 4 funkt. Aktuell ist Wi-Fi 6, akzeptabel noch Wi-Fi 5. Von einer angeblich verwendeten "Glasfaser-Technologie" ist nichts zu sehen. Sie wäre im Repeater auch sinnlos.
In der Praxis erreicht das von uns online georderte Kästchen selbst unter optimalen Bedingungen nicht mal die genannten 100 Mbit/s, weil es ein technisch längst überholter WLAN-Repeater billigster Machart ist. Was hier für 50 Euro angeboten wird, kostet in der chinesischen Online-Ladenzeile in größerer Menge keine 7 US-Dollar (plus Versand). Suchen Sie mal nach "Pix-Link WR22 300M Alibaba".

Ein Repeater ist im Alltag besser als keiner, was sich in anekdotischen Erfahrungen wie "mit Repeater hab ich aber wenigstens 20 Mbit/s statt gar nix" niederschlägt. Ein guter Repeater ist aber noch besser. Deshalb haben wir als Praxistest UltraXtend ein nur wenig teureres, aber gleich kompaktes und etwas moderneres Gerät gegenübergestellt (
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) und beide auf der c’t-WLAN-Teststrecke vermessen. Was herauskam, verwundert wenig: Das Markengerät liefert mehr Durchsatz, meist sogar viel mehr (siehe Balkendiagramm), zieht dafür aber mit 3,0 statt 1,3 Watt auch mehr Leistung aus der Steckdose.

Zugegeben, der Vergleich ist unfair, kann doch der 1200er-Repeater die beiden WLAN-Bänder 2,4 und 5 GHz gleichzeitig nutzen, wogegen UltraXtend ausschließlich im unteren Band funkt. Da der Fritz-Repeater 1200 aber gebraucht schon für weniger zu finden ist, als UltraXtend neu kostet, erscheint uns die Gegenüberstellung legitim.

Ausstattung und Performance​

Das im September 2014 von Mediatek vorgestellte System-on-Chip (SoC) MT7628 bildet den Kern von UltraXtend. Der Baustein steckt auch in Einfachst-Routern wie beispielsweise dem TP-Link TL-WR840Nv4 für 14 Euro. Das SoC funkt über zwei MIMO-Streams gemäß IEEE 802.11n und erreicht damit auf dem 2,4-GHz-Band maximal 300 Mbit/s brutto.

Beim UltraXTend ist ein Fast-Ethernet-Port herausgeführt, der 100 Mbit/s transportiert, womit das Gerät auch als Access-Point (AP) arbeiten kann, der als autonome WLAN-Basis per LAN-Kabel mit dem Router verbunden wird.

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Als AP übertrug der Repeater zu unserem Wi-Fi-6-Client Intel AX200 in einem Asus-Notebook in der Nähe bestenfalls 92 Mbit/s, über 20 Meter mit Wänden noch 88 Mbit/s. Mit einem Asus-Wi-Fi-6E-Router als Basis reichte UltraXtend an der 20-Meter-Position gerade mal 50 Mbit/s ans weitere 6 Meter entfernte Notebook durch.

Hier wirkt sich der Repeater-Effekt von Single-Band-Geräten aus: erst Paket empfangen, dann auf demselben Funkkanal nochmal versenden kostet zusätzliche Sendezeit, was den Durchsatz ungefähr halbiert. Koppelten wir UltraXtend am 20-Meter-Punkt per LAN-Kabel, kamen beim Notebook wieder fast 90 Mbit/s an.

Dieser Effekt fällt beim Fritz-Repeater 1200 weg, denn der kann ja in beiden Bändern gleichzeitig funken: Daten auf 5 GHz vom Router annehmen und quasi verzugsfrei auf 2,4 GHz weitergeben. So bekam das Notebook den vierfachen Durchsatz im 2,4-GHz-Band und auf 5 GHz immerhin noch das Doppelte.

Mehr Mängel​

Unsere Testmuster kamen von "Eshipping" über die Hermes-Niederlassung am Frankfurter Frachtflughafen. Wie die Repeater den Zoll passiert haben, ist uns schleierhaft: Der hält gern Importe zurück, wenn wie beim UltraXtend keine deutschsprachige Kurzanleitung beiliegt, sondern nur eine englische. Zwar prangt auf dem Karton ein CE-Zeichen, nicht aber auf dem Gerät selbst.
Die Mängel setzten sich im Netzwerk fort: UltraXtend leitete im Test keine Multicast-Pakete weiter. So bekommen Clients am Repeater kein IPv6, auch wenn es in der WLAN-Zelle des Routers funktioniert. Multicast-IPTV-Streams wie das MagentaTV der Deutschen Telekom liefen auch nicht an.
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WLAN-Schlangenöl par excellence: Die bösen Provider drosseln das Internet, ein Repeater soll die Bremse lösen. Doch der kann nicht wiederherstellen, was am Router Internet-seitig gar nicht erst ankommt. (Screenshot-Collage Stand Mai 2022)
Im Access-Point-Modus brachte UltraXtend unser Testnetz durcheinander: Wir setzten per Browser eine zum LAN passende IPv4-Adresse und schalteten seine DHCP-Funktion ab. Trotzdem antwortete UltraXtend nach dem fälligen Neustart auf DHCP-Anfragen anderer Hosts im LAN und gab sich dabei als Internet-Gateway für seinen Standard-Adressbereich 192.168.7.0/24 aus. In der Folge brach für diese Geräte die Internetverbindung weg. Bei mehreren Versuchen speicherte das Gerät das Abschalten der DHCP-Funktion nie.

Auf unsere Anfrage reagierte der Anbieter nur mit vorgestanzten Mails, dass man froh sei, weiterhelfen zu können und dass man unser Anliegen intern weitergegeben habe. Zum schwachen WLAN-Durchsatz und den Netzwerk-Mängeln gab es keine Antwort. Bleibt zu hoffen, dass Kunden, die UltraXtend auf den Leim gegangen sind, das Gerät genauso problemlos zurückgeben können wie das
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. Dazu berichtete uns ein Käufer im Nachgang, dass die Erstattung geklappt hatte.

Fazit​

Finger weg: Die Versprechungen für UltraXtend alias RangeXTD sind heillos überzogen. Das Kästchen funktioniert zwar als Repeater, aber für das, was es praktisch kann, ist sein Preis viel zu hoch.

Gönnen Sie sich statt dieses Elektroschrotts lieber für ein paar Euro mehr ein aktuelles Markengerät, das zu Ihrem Router passt und dessen Mesh-WLAN unterstützt, flinker funkt und keine der unter "Mehr Mängel" beschriebenen Macken hat.
Quelle: c‘t
 
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