Sullivan: "Wir bei Sky glauben nicht an Second Screen"
Will der Zuschauer immer interaktiv sein? Sky-Vorstandschef Brian Sullivan zweifelt daran. Im DWDL.de-Interview spricht er über schwarze Zahlen, neue Produkte im Herbst, den Start von Harald Schmidt und Verhandlungen mit der Telekom…
Herr Sullivan, vermissen Sie Christian Illek, ihren langjährigen Verhandlungspartner bei der Telekom schon?
(lacht) Wir sind über die Jahre Freunde geworden. Das hängt bei mir übrigens nicht davon ab, ob jemand Geschäftspartner oder Wettbewerber ist. Ich empfand die Zusammenarbeit mit ihm immer als angenehm und ich glaube, dass wir auch in Zukunft gut zusammenarbeiten werden, wenn er für Microsoft tätig ist. Sky Go ist ja schon auf der Xbox 360 verfügbar und es gibt viele weitere Anknüpfungspunkte. Ich bin gespannt. Microsoft hat meiner Meinung nach eine sehr interessante Perspektive mit Windows 8, Windows Phone und den Tablets. Daher glaube ich nicht, dass ich Christian Illek aus den Augen verlieren werde.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom?
Wir hatten in der Vergangenheit gute Beziehungen zur Deutschen Telekom. Derzeit arbeiten wir im geringeren Umfang zusammen, beispielsweise beim kleinen, aber stark wachsenden Direktgeschäft mit der Haus- und Wohnungswirtschaft und ich würde nicht ausschließen, dass wir künftig wieder mehr miteinander zu tun haben. Ich bin ein großer Freund der Redewendung „Man sieht sich immer zweimal im Leben“. Deswegen schlage ich nie eine Tür zu, denn man weiß nie, ob man nochmal miteinander ins Gespräch kommt.
Wie weit geöffnet ist die Tür für die Deutsche Telekom?
Wir sind bereit mit jedem zusammenarbeiten, der mit uns kooperieren will. Klappt eine Zusammenarbeit aber nicht, gibt es genügend andere Verbreitungspartner, um unsere Wachstumsziele zu erreichen. Ich bin aber der Auffassung, dass im deutschen Pay-TV-Markt für alle Beteiligten noch viel Luft nach oben ist und es besser wäre, dieses Potenzial gemeinsam zu nutzen.
Das klingt so gelassen, aber bis zum Ende dieser TV-Saison sollte es ja eine Einigung geben. Die Deutsche Telekom ist immerhin der einzige deutsche TV-Plattformanbieter mit dem Sie nicht zusammenarbeiten...
Das ist so nicht richtig. Wir haben auch noch keine Kooperation mit Vodafone und O2. Allerdings gab es schon erste Gespräche.
Aber es wäre der größtmögliche einzelne Schritt zum Ausbau der Reichweite...
Auch das stimmt nicht. Wir sind heute in jedem Haushalt Deutschlands empfangbar, entweder über Kabel oder Satellit. Und die Vergangenheit hat gezeigt: Wenn wir über einen bestimmten Anbieter nicht zu empfangen sind, wissen die Kunden, wie sie uns bekommen können. Jeder, der Sky haben will, kann Sky auch sehen. Aber grundsätzlich sind mehr Plattformen immer besser als wenige.
Jetzt gab es für das zweite Quartal 2012 kürzlich schwarze Zahlen. Bleibt es bei der Planung 2013 erstmals auf Jahressicht schwarze Zahlen zu schreiben?
An unseren Plänen hat sich nichts geändert: Wir erwarten für das Gesamtjahr 2012 ein negatives EBITDA, allerdings mit einer wesentlichen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Für das Geschäftsjahr 2013 prognostizieren wir ein positives EBITDA und danach ein starkes weiteres Wachstum.
Quelle: DWDL
Will der Zuschauer immer interaktiv sein? Sky-Vorstandschef Brian Sullivan zweifelt daran. Im DWDL.de-Interview spricht er über schwarze Zahlen, neue Produkte im Herbst, den Start von Harald Schmidt und Verhandlungen mit der Telekom…
Herr Sullivan, vermissen Sie Christian Illek, ihren langjährigen Verhandlungspartner bei der Telekom schon?
(lacht) Wir sind über die Jahre Freunde geworden. Das hängt bei mir übrigens nicht davon ab, ob jemand Geschäftspartner oder Wettbewerber ist. Ich empfand die Zusammenarbeit mit ihm immer als angenehm und ich glaube, dass wir auch in Zukunft gut zusammenarbeiten werden, wenn er für Microsoft tätig ist. Sky Go ist ja schon auf der Xbox 360 verfügbar und es gibt viele weitere Anknüpfungspunkte. Ich bin gespannt. Microsoft hat meiner Meinung nach eine sehr interessante Perspektive mit Windows 8, Windows Phone und den Tablets. Daher glaube ich nicht, dass ich Christian Illek aus den Augen verlieren werde.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom?
Wir hatten in der Vergangenheit gute Beziehungen zur Deutschen Telekom. Derzeit arbeiten wir im geringeren Umfang zusammen, beispielsweise beim kleinen, aber stark wachsenden Direktgeschäft mit der Haus- und Wohnungswirtschaft und ich würde nicht ausschließen, dass wir künftig wieder mehr miteinander zu tun haben. Ich bin ein großer Freund der Redewendung „Man sieht sich immer zweimal im Leben“. Deswegen schlage ich nie eine Tür zu, denn man weiß nie, ob man nochmal miteinander ins Gespräch kommt.
Wie weit geöffnet ist die Tür für die Deutsche Telekom?
Wir sind bereit mit jedem zusammenarbeiten, der mit uns kooperieren will. Klappt eine Zusammenarbeit aber nicht, gibt es genügend andere Verbreitungspartner, um unsere Wachstumsziele zu erreichen. Ich bin aber der Auffassung, dass im deutschen Pay-TV-Markt für alle Beteiligten noch viel Luft nach oben ist und es besser wäre, dieses Potenzial gemeinsam zu nutzen.
Das klingt so gelassen, aber bis zum Ende dieser TV-Saison sollte es ja eine Einigung geben. Die Deutsche Telekom ist immerhin der einzige deutsche TV-Plattformanbieter mit dem Sie nicht zusammenarbeiten...
Das ist so nicht richtig. Wir haben auch noch keine Kooperation mit Vodafone und O2. Allerdings gab es schon erste Gespräche.
Aber es wäre der größtmögliche einzelne Schritt zum Ausbau der Reichweite...
Auch das stimmt nicht. Wir sind heute in jedem Haushalt Deutschlands empfangbar, entweder über Kabel oder Satellit. Und die Vergangenheit hat gezeigt: Wenn wir über einen bestimmten Anbieter nicht zu empfangen sind, wissen die Kunden, wie sie uns bekommen können. Jeder, der Sky haben will, kann Sky auch sehen. Aber grundsätzlich sind mehr Plattformen immer besser als wenige.
Jetzt gab es für das zweite Quartal 2012 kürzlich schwarze Zahlen. Bleibt es bei der Planung 2013 erstmals auf Jahressicht schwarze Zahlen zu schreiben?
An unseren Plänen hat sich nichts geändert: Wir erwarten für das Gesamtjahr 2012 ein negatives EBITDA, allerdings mit einer wesentlichen Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Für das Geschäftsjahr 2013 prognostizieren wir ein positives EBITDA und danach ein starkes weiteres Wachstum.
Also zum ersten Mal in der Geschichte von Premiere bzw. Sky ist es nicht mehr irgendwann oder das übernächste Jahr...
Seit meinem Antritt haben wir klar gemacht, dass es nicht um leere Versprechungen geht, sondern um gute Ergebnisse. Jedes Quartal war seitdem wichtig für uns - und wir haben genau das geliefert, was wir versprochen hatten. Auch wenn die Ergebniszahlen unterm Strich negativ waren, so war eine kontinuierliche positive Tendenz erkennbar. Unsere Kosten sind weitgehend konstant. Vertragsverlängerungen, wie bei der Bundesliga und anderen Partnern, finden nicht jedes Jahr, sondern alle paar Jahre statt. Daher ist unsere Kostenbasis klar kalkulierbar.
Und haben Sie die kritische Größe erreicht?
Wir sind an dem Punkt angekommen, an dem Sky ein Angebot bietet, das - wortwörtlich - für sich spricht. Wir wachsen, weil unsere Kunden von Sky überzeugt sind und das Angebot weiterempfehlen. Natürlich haben wir noch viel zu tun, aber wir merken, dass wir ein attraktives Produkt anbieten, das sich am Markt verkauft. Das war für Premiere oft ein Problem. Das Programm muss stimmen, aber auch die Angebote zur Nutzung des Programms. Wir haben viel investiert und wir profitieren jetzt davon, dass sich diese Investitionen auszahlen.
Wenn Sie die Jahre 2010, 2011 und 2012 mit je einem Wort beschreiben müssten, welche würden Sie wählen?
2010: lehrreich, 2011: innovativ, 2012: aufregend.
Als News Corp. sich an Premiere beteiligte, fragte sich jeder was ein so erfolgreicher internationaler Medienkonzern mit dem Problemkind Premiere will. Heute feiert Sky Deutschland Erfolge und der Mutterkonzern sorgt für Negativ-Schlagzeilen, sowohl durch Skandale wie auch die jüngsten Geschäftszahlen...
Ihre Analyse von News Corp. ist Ihre Analyse. Dazu will ich mich nicht äußern. Meiner Meinung nach ist die News Corp. ein unglaublich erfolgreiches, im Entertainmentbereich weltweit führendes Medienunternehmen und Vorreiter in Sachen Content und Innovation aber auch bei der Sicherung von Arbeitsplätzen. Bei Sky Deutschland verfolgen wir dieselbe Philosophie, obwohl wir verglichen mit der News Corp. immer noch ein kleines Unternehmen sind. Die Tatsache, dass News Corp. bereit war in Sky Deutschland zu investieren – und das zu einem Zeitpunkt, an dem jeder der festen Überzeugung war, dass Pay TV in Deutschland keine Chance hat, sind Beweis für die Visionskraft und Entschlossenheit dieses Unternehmens. Die News Corp., wie auch unsere anderen Großaktionäre, standen immer zu 100 Prozent hinter uns, und dafür danken wir ihnen. Lassen Sie mich eines ganz klar sagen: Ohne die News Corp. gäbe es heute kein Premiere oder Sky. Ohne die News Corp. hätten rund 2.000 Menschen direkt und viele indirekt keinen Arbeitsplatz mehr. Die News Corp. hat an den deutschen TV-Markt und das deutsche Pay-TV geglaubt, als das kaum noch jemand tat.
Aber es brauchte auch jemanden, der Sky Deutschland in die richtige Richtung führt...
Es geht um Programminhalte und Service – weniger um den CEO. Und es geht darum, einen langen Atem zu haben, Entscheidungen zu treffen und zu investieren, Potentiale zu erkennen und zu verwirklichen. Im Pay TV sind alle Entscheidungen, die auf kurzfristige Effekte zielen, falsch. Es geht darum, langfristig Wirkung zu erzielen. Das Abonnement-Geschäft ist wie eine Beziehung: Die Arbeit fängt erst richtig an, wenn man in einer solchen ist. Über drei Millionen Kunden bezahlen uns Monat für Monat. Und wenn unsere Kunden ihren Teil zur Beziehung beitragen, dann müssen wir das auch. Das gelingt uns immer besser: Unsere Kunden sind so zufrieden wie noch nie, die Weiterempfehlungsrate hat ein Rekordhoch erreicht.
Sie stapeln jetzt etwas tief. Premiere war auch schon mal profitabel und dann wurden falsche Entscheidungen getroffen. Also die Rolle der Unternehmensführung ist nicht so klein, wie Sie sie gerade machen...
Sie wissen, dass ich mich nicht zu Entscheidungen und Strategien früherer Manager äußere, aber lassen Sie es mich so sagen: Ich glaube, bis die News Corp. eingestiegen ist, hatte Premiere nie die Chance, ein langfristiges Geschäft aufzubauen, weil das Unternehmen über eingeschränkte Ressourcen verfügte und daher kurzfristige Erfolge im Fokus standen. Und es gibt noch einen zweiten Aspekt, der uns derzeit in die Hände spielt.
Welcher?
Die Einstellung der Deutschen zum Pay-TV. Diese hat sich stark verändert und ich bin nicht sicher, ob es ein gesellschaftlicher Wandel ist oder mit der neuen Generation zu tun hat: Inzwischen ist die allgemeine Haltung gegenüber Pay-TV deutlich positiver geworden, sofern das Angebot gut ist. Das war in der Vergangenheit eher weniger der Fall. Wir profitieren von den Veränderungen im Free-TV, die den Menschen offenbar nicht gefallen.
Das FreeTV hat in diesem Jahr in jedem Fall gemerkt, wie stark PayTV sein kann, wenn ich an einen Mittwoch im Frühjahr denke, wo Bundesliga bei Sky mehr Zuschauer hatte als eine neue Gameshow bei Sat1...
Für mich ist Deutschland das Land der Möglichkeiten. Wir sind derzeit erst in gut drei von 40 Millionen TV-Haushalten präsent und wenn heute schon an einzelnen Abenden mehr zahlende Zuschauer Sky schauen, als einen freiempfangbaren Sender, dann ist das Grund zum Optimismus. Gemessen an den Investitionen und der Arbeit, die wir nicht nur in unsere Fußball-Berichterstattung stecken, erwarte ich weiterhin hohe Reichweiten. In der Reichweiten-Top20 des vergangenen Jahres waren nicht nur Fußball-Spiele: Auch eine Handvoll Filme hatte über eine Million Zuschauer. Und der nicht einmal ein Jahr alte Sender Sky Sport News HD hat Tage, an denen mehr als eine halbe Million Zuschauer erreicht werden – Tendenz steigend.
Bleiben wir kurz bei Sky Sport News HD. Hat der Sender Ihre Erwartungen erfüllt?
Ohne jeden Zweifel. Er hat sich sogar besser entwickelt, als wir gehofft hatten - nicht nur hinsichtlich der Zuschauerzahlen, sondern auch mit Blick auf die Resonanz aus dem Sport. Sky Sport News HD wurde binnen kürzester Zeit eine anerkannte Größe im deutschen Sportjournalismus.
Also ist der Sender mehr als einfach nur die teuerste Bewerbung um die Fußball-Bundesliga-Rechte die es je gab?
Genau das Gegenteil ist der Fall, denn mit Sky Sport News HD können wir eine so große Bandbreite von Sportarten abdecken wie nie zuvor. Natürlich ist Fußball für uns sehr wichtig, weil es schlichtweg die Sportart Nr.1 im Land ist. Aber mit dem Volumen an Sendefläche haben Sportarten bei uns nun einen Platz gefunden, die bislang weder bei Sky noch irgendwo sonst im deutschen Fernsehen eine Bühne hatten.
Aber wie wichtig sind Live-Rechte in anderen Sportarten abseits Fußball? Sie haben die DEL verloren und bei der Formel 1 ist Sky auch sehr zurückhaltend...
Live-Rechte sind sehr wichtig – und wir sind natürlich sehr interessiert an attraktiven Live-Rechten abseits des Fußballs. Doch unsere Entscheidungen, welche Rechtedeals wir abschließen, werden immer wohl durchdacht sein. Was die Formel 1 betrifft, so machen unsere RTL-Kollegen einen richtig guten Job. Unser Ansatz als Abo-TV-Unternehmen ist es, unseren Zuschauern das zu bieten, was es im Free-TV nicht zu sehen gibt – genau das ist ja eines unserer Unterscheidungsmerkmale. Von daher gesehen ist die Formel 1 ein spezieller Fall, den wir uns bei der Entscheidung, die für 2013 wieder bevorsteht, erneut genau anschauen müssen.
Und wie sieht es beim Eishockey aus?
Wir haben lange und gut mit der DEL zusammengearbeitet, aber die Fangemeinde hat sich leider nicht so entwickelt, wie wir es uns erhofft hatten. Deswegen haben wir uns dieses Jahr vom deutschen Eishockey zurückgezogen. Wir haben eine gute Beziehungen zur Liga und in den letzten Jahren erhebliche Summen investiert. Manchmal ist es einfach an der Zeit, getrennte Wege zu gehen, wovon beide Parteien profitieren können. Ich wünsche der DEL für die Zukunft nur das Beste und werde immer für Gespräche über eine eventuelle Rückkehr der DEL zu Sky offen sein.
Sie haben eben bei der Bundesliga darüber gesprochen, dass Sie auch gute Quoten erwarten - gemessen an dem Aufwand und dem Geld, das investiert wurde. Erfüllt Harald Schmidt angesichts kaum messbarer Einschaltquoten Ihre Erwartungen?
Harald Schmidt ist ein Premium-Entertainer, der wunderbar zu unseren Premium-Unterhaltungs-Anspruch passt. Die Quoten entsprachen voll und ganz unseren Erwartungen – speziell, wenn man berücksichtigt, dass das Panel die Sky HD-Haushalte und die Nutzung über unsere On Demand Plattformen Sky+, Sky Anytime und Sky Go nicht berücksichtigt. Wir haben immer gesagt, dass Quoten kein ausschlaggebender Faktor für uns sind, sondern Qualität. Daran hat sich nichts geändert und daran wird sich auch nichts ändern. Es fällt hier jedoch besonders auf, wie schwer sich viele tun, die Quotenmessung so zu interpretieren, wie es der tatsächlichen Nutzung entspricht: Die nichtlineare Nutzung von Sendungen wird durch keine Reichweitennutzung erfasst, genauso wenig wie die HD-Ausstrahlungen, die Online-Nutzung oder die Zuschauerzahlen in Sky Bars oder in Hotels. Die Quote spielt bei uns einfach eine andere Rolle als im Free-TV.
Die „Harald Schmidt Show“ ist abseits vom Sport die größte Eigenproduktion die sich Sky oder Premiere bislang geleistet hat. Ist es grundsätzlich ein Ansatzpunkt zu sagen, dass man auf aus dem FreeTV etablierte Formate setzt, die dort vielleicht kein ausreichend großes Publikum finden aber für PayTV reizvoll sein könnten?
Noch sind wir nicht groß genug für Eigenproduktionen der Art, wie sie im Pay-TV traditionell gemacht werden, daher stimme ich Ihnen zu: Das ist durchaus eine interessante Perspektive für uns, die sehr gut funktionieren kann. Es gibt Programme, die im Free-TV keine ausreichend große Reichweite erzielen, aber aufgrund ihrer Zielgruppe für uns spannend sind. Diese Entwicklung hat in anderen Märkten, etwa den USA, ja schon stattgefunden. Wir sind offen und suchen das Gespräch mit Produktionspartnern. Allerdings ist das ist ein langfristiges Thema für uns.
Bleiben wir nochmal bei Sky Atlantic HD. Sie sind mit dem Sender in einen Markt eingetreten, in dem Sie bislang mit Partnersendern gearbeitet haben. Wie funktioniert es, Partner und Wettbewerber um neue Serienware gleichzeitig zu sein?
So ungewöhnlich ist das nicht. Sky Atlantic HD bietet eine einzigartige Chance für uns. HBO-Produktionen waren bisher selten im deutschen Fernsehen zu sehen. Unser Ziel war es in diesem Jahr, neben unserem Sportangebot weiter in attraktive fiktionale Inhalte zu investieren und dadurch unsere Programmvielfalt weiter zu erhöhen. Ich kannte die HBO-Kollegen noch aus meiner Zeit bei BSkyB , also habe ich zum Telefon gegriffen. Auf keinen Fall soll Sky Atlantic HD aber ein Angriff auf unsere Partnersender sein. Wir arbeiten sehr gut mit einer Vielzahl an Partnern und ihren hervorragenden Sendern zusammen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Aber Sie kaufen jetzt für Sky Atlantic HD den Content weg, mit dem bislang Ihre Partnersender Programm gemacht haben...
Das stimmt schlichtweg nicht. Die überwiegende Mehrheit der HBO-Programme wurde nie von einem deutschen Sender gekauft.
Aber die wichtigen, neuen Serien aus der HBO-Schmiede durchaus. Und im Einkauf neuer Serien gibt es jetzt einfach einen Interessenten mehr.
Das ist Wettbewerb.
Wenn Sky wachsen will, geht es dann darum mehr Kunden für das heutige Sky zu gewinnen oder Sky auszubauen, um so mehr Kunden zu gewinnen?
Natürlich beides! (lacht) Mehr Kunden zu gewinnen ist sicher noch wichtiger – und zwar nicht, weil wir Sky nicht kontinuierlich ausbauen und verbessern wollen. Das machen wir. Aber das Potenzial für deutlich mehr Abonnenten besitzt Sky schon mit dem jetzigen Angebot. Unsere größte Aufgabe ist es nun, mehr Menschen davon zu überzeugen, Sky auszuprobieren. Schon heute wächst der Anteil an Neukunden am schnellsten, die durch Empfehlungen auf uns aufmerksam wurden. Und ich spreche nicht von gekauften Empfehlungen im Rahmen eines Prämienprogramms, sondern von echten Empfehlungen. Egal ob uns jemand in einer Kneipe, in einem Hotel oder bei Freunden sieht: Sky überzeugt. Diese Gruppe der Neukunden ist der stärkste Treiber unseres Wachstums. Darauf sind wir stolz. Die nächste Aufgabe ist es, diejenigen, die gar nicht wissen, was wir alles bieten, besser zu informieren. Denn nur wer weiß, was er verpasst, will das ändern.
Das wäre ja zum Beispiel über ein alleinstehendes Sky Go-Abo möglich...
Wir haben immer gesagt, dass wir ein alleinstehendes Sky Go Abo anbieten wollen. Es ist für uns ein logischer Schritt, um den Einstieg in die Sky Welt zu erleichtern. Wenn es soweit ist, wird es ein attraktives Angebot sein, zumal Set-Top-Boxen oder Smartcards nicht nötig sind. Ich glaube an das lineare Fernsehen im Wohnzimmer, aber wenn jemand ein anderes Fernsehverhalten hat, wären wir schlecht beraten, ihm kein Angebot zu machen. Deswegen soll das Internet neben Kabel und Satellit der dritte eigenständige Empfangsweg von Sky werden.
Stichwort Sky Go. Sky hat mit Sky+, Sky Anytime und Sky Go wurden im vergangenen Jahr mehrere technische Innovationen umgesetzt. Ist Sky damit erstmal so aufgestellt, wie Sie es sich vorstellen?
Vor drei Jahren war das Angebot von Sky noch weit hinter den technischen Möglichkeiten. Es gab nur wenige HD-Sender und kein Sky+, Sky Anytime oder Sky Go. Also war für mich klar, wo wir dringend aufholen mussten. Glücklicherweise waren das keine allzu schwierigen Herausforderungen. Daher konnten wir die neuen Produkte schnell einführen. Wir werden auch in Zukunft neue und spannende Produkte und Services für unsere Kunden entwickeln und unseren Führungsanspruch im Innovationsbereich untermauern. Was so aussieht, als hätten wir uns 2011 auf die Technik und 2012 auf den Content konzentriert, ist nur der Eindruck von außen. Wir arbeiten an neuen Entwicklungen, die aber - das liegt in der Natur der Dinge - Zeit benötigen. Und oftmals gehen Technik und Content zusammen. Wenn wir Verträge mit Content-Partnern verlängern, dann legen wir Wert darauf, dass diese Inhalte auch auf Sky Anytime und Sky Go verfügbar sind. Diese Strategie können Sie auch bei anderen Unternehmen beobachten, aber ich glaube, wir haben hier die Führungsrolle übernommen.
Gerade die Rechte-Verhandlungen mit Hollywood für VoD und die Nutzung auf Tablets und Smartphones sorgen ja bei manchem deutschen Sender für großes Kopfzerbrechen...
Deswegen ist die Partnerschaft mit HBO so wertvoll. Weil dort die Zeichen der Zeit erkannt wurden und wir eine Vereinbarung geschlossen haben, die die Verbreitung des Contents von Sky Atlantic HD auf all unseren Plattformen beinhaltet. Ich kann bei dem Thema aber beide Seiten gut verstehen. Man sollte sich hin und wieder in den anderen hineinversetzen, um die Positionen zu verstehen: Viele Sender ärgern sich über eine komplizierte Rechtslage mit meist eingeschränkten Rechten zur Verwendung von Serien und Filmen auf diversen Plattformen. Klar ist aber auch, dass die Produktion von hochwertigem Fernsehen viel Geld kostet. Verständlich ist daher, dass die Produzenten vorsichtig agieren und die Rechte für möglicherweise künftig relevante Nutzungsformen nicht verschenken wollen.
Um nochmal bei der Technik zu bleiben. Würden Sie zustimmen, dass 3D-Fernsehen die Erwartungen nicht erfüllt hat?
Ja, da stimme ich Ihnen zu. Ich glaube, da haben viele - zum Teil auch ich - gedacht, dass sich 3D-Fernsehen besser entwickeln würde. Aber es gibt immer noch nicht genügend Content und die Nachfrage nach 3D-Fernsehern entspricht nicht dem, was sich die Hersteller vorgestellt hatten. Das TV-Erlebnis mit speziellen 3D-Brillen ist einfach nicht komfortabel genug und der Zuschauer muss viel zu viel tun, um 3D-TV genießen zu können. Generell ist Fernsehen nun einmal ein entspannendes, passives Vergnügen. Ich glaube deswegen übrigens auch, dass es ein Fehler ist, wenn die Branche versucht, Fernsehen immer interaktiver zu gestalten. In vielen Fällen wollen die Zuschauer diese Interaktivität gar nicht. Man hat ja selbst schon genug um die Ohren, da will man sich manchmal einfach nur unterhalten lassen. Technologie sollte dem Kunden den Zugang zu Inhalten erleichtern – und nicht das Gegenteil.
Interessante These, fast schon mutig, weil sonst fast ausschließlich in die andere Richtung marschiert wird...
Ich mag den Begriff Second Screen nicht. Das klingt so, als sei er weniger wert als ein First Screen. Für mich ist Content das Wichtigste und gutes Fernsehen soll der Zuschauer doch so sehen, wie er es möchte. Egal, ob auf dem großen Fernseher, am Notebook, auf dem Tablet oder Smartphone. Wir bei Sky glauben nicht an Second Screen-Apps, sondern daran, all diese Geräte für uns zum First Screen zu machen. Der Zuschauer will keine Spielereien zum Live-Programm auf seinem Smartphone. Er will das Programm überall schnell und einfach verfügbar haben. Als wir vor fast 15 Jahren Digital TV in Großbritannien gestartet haben, dachten wir, dass Interaktivität wichtig wäre. Aber es zeigte sich, dass dies nicht der Erfolgsfaktor war. Es waren gutes Fernsehen, mehr Auswahl, bessere Bildqualität, komfortable Nutzung und Flexibilität.
Nachvollziehbar. Sie haben kürzlich ein neues Einstiegspaket angekündigt. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft dürfte das wohl in Kürze starten oder?
Es wird schon bald kommen. Auch mit diesem Angebot wollen wir den Einstieg erleichtern. Es wird sehr reduziert sein, aber bestimmt Lust auf mehr Sky machen.
Das ist naheliegend. Können sie aber auch etwas Konkretes dazu sagen? Preise bzw. Sender dieses Einstiegspakets?
Es dauert nicht mehr lange – also lassen Sie sich überraschen. Zu dem Preis kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Das Paket wird eine ganze Vielzahl an Sendern beinhalten: Discovery Channel, National Geographic Channel, Nat Geo Wild, Spiegel Geschichte, Motorvision TV, Sky Krimi, RTL Crime, 13th Street Universal, Syfy, Fox, TNT Serie, Passion, Heimatkanal, Disney Channel, Disney XD, Disney Junior, Junior, Goldstar TV, Unitel Classica, Beate-uhse.tv und Sky Sport News HD.
Was passiert bei Sky noch in diesem Herbst?
Eine ganze Menge: Wir werden weitere HD-Sender von Partnern in unser Portfolio integrieren, auf Sky Go haben wir gerade das neue Data Center eingebaut und noch vor Weihnachten werden spezielle Kinderprogramme auf Sky Go für die kleinen Zuschauer gebündelt - mit einem eigenen User Interface und der zusätzlichen Möglichkeit für Eltern, genau auszuwählen, was ihre Kinder sehen dürfen. Wir werden außerdem über Sky Go einen Guide einführen, der eine ganz neue Art der Navigation durch unser gesamtes Sky-Angebot erlaubt. In Zeiten von Sky+, Sky Anytime und Sky Go sind die Programmlistings in Tabellenform überholt, weil immer mehr Menschen ihr Sky-Programm nicht nach Sendezeiten, sondern Inhalten auswählen. Und die gibt es eben auch non-linear. Bislang muss ein Sky-Kunde aber alle Plattformen einzeln anschauen, nun wollen wir das Ganze zusammenführen und optimieren. Dann wird auch eine Programmierung des Sky+ Rekorders vom Smartphone aus möglich sein. Wenn alles nach Plan läuft, gibt es die neue Sky+-Box mit 2 TB Festplatte noch vor Weihnachten. Also eine ganze Menge, worauf sich unsere Zuschauer schon jetzt freuen können.
Herr Sullivan, herzlichen Dank für das Gespräch.
Seit meinem Antritt haben wir klar gemacht, dass es nicht um leere Versprechungen geht, sondern um gute Ergebnisse. Jedes Quartal war seitdem wichtig für uns - und wir haben genau das geliefert, was wir versprochen hatten. Auch wenn die Ergebniszahlen unterm Strich negativ waren, so war eine kontinuierliche positive Tendenz erkennbar. Unsere Kosten sind weitgehend konstant. Vertragsverlängerungen, wie bei der Bundesliga und anderen Partnern, finden nicht jedes Jahr, sondern alle paar Jahre statt. Daher ist unsere Kostenbasis klar kalkulierbar.
Und haben Sie die kritische Größe erreicht?
Wir sind an dem Punkt angekommen, an dem Sky ein Angebot bietet, das - wortwörtlich - für sich spricht. Wir wachsen, weil unsere Kunden von Sky überzeugt sind und das Angebot weiterempfehlen. Natürlich haben wir noch viel zu tun, aber wir merken, dass wir ein attraktives Produkt anbieten, das sich am Markt verkauft. Das war für Premiere oft ein Problem. Das Programm muss stimmen, aber auch die Angebote zur Nutzung des Programms. Wir haben viel investiert und wir profitieren jetzt davon, dass sich diese Investitionen auszahlen.
Wenn Sie die Jahre 2010, 2011 und 2012 mit je einem Wort beschreiben müssten, welche würden Sie wählen?
2010: lehrreich, 2011: innovativ, 2012: aufregend.
Als News Corp. sich an Premiere beteiligte, fragte sich jeder was ein so erfolgreicher internationaler Medienkonzern mit dem Problemkind Premiere will. Heute feiert Sky Deutschland Erfolge und der Mutterkonzern sorgt für Negativ-Schlagzeilen, sowohl durch Skandale wie auch die jüngsten Geschäftszahlen...
Ihre Analyse von News Corp. ist Ihre Analyse. Dazu will ich mich nicht äußern. Meiner Meinung nach ist die News Corp. ein unglaublich erfolgreiches, im Entertainmentbereich weltweit führendes Medienunternehmen und Vorreiter in Sachen Content und Innovation aber auch bei der Sicherung von Arbeitsplätzen. Bei Sky Deutschland verfolgen wir dieselbe Philosophie, obwohl wir verglichen mit der News Corp. immer noch ein kleines Unternehmen sind. Die Tatsache, dass News Corp. bereit war in Sky Deutschland zu investieren – und das zu einem Zeitpunkt, an dem jeder der festen Überzeugung war, dass Pay TV in Deutschland keine Chance hat, sind Beweis für die Visionskraft und Entschlossenheit dieses Unternehmens. Die News Corp., wie auch unsere anderen Großaktionäre, standen immer zu 100 Prozent hinter uns, und dafür danken wir ihnen. Lassen Sie mich eines ganz klar sagen: Ohne die News Corp. gäbe es heute kein Premiere oder Sky. Ohne die News Corp. hätten rund 2.000 Menschen direkt und viele indirekt keinen Arbeitsplatz mehr. Die News Corp. hat an den deutschen TV-Markt und das deutsche Pay-TV geglaubt, als das kaum noch jemand tat.
Aber es brauchte auch jemanden, der Sky Deutschland in die richtige Richtung führt...
Es geht um Programminhalte und Service – weniger um den CEO. Und es geht darum, einen langen Atem zu haben, Entscheidungen zu treffen und zu investieren, Potentiale zu erkennen und zu verwirklichen. Im Pay TV sind alle Entscheidungen, die auf kurzfristige Effekte zielen, falsch. Es geht darum, langfristig Wirkung zu erzielen. Das Abonnement-Geschäft ist wie eine Beziehung: Die Arbeit fängt erst richtig an, wenn man in einer solchen ist. Über drei Millionen Kunden bezahlen uns Monat für Monat. Und wenn unsere Kunden ihren Teil zur Beziehung beitragen, dann müssen wir das auch. Das gelingt uns immer besser: Unsere Kunden sind so zufrieden wie noch nie, die Weiterempfehlungsrate hat ein Rekordhoch erreicht.
Sie stapeln jetzt etwas tief. Premiere war auch schon mal profitabel und dann wurden falsche Entscheidungen getroffen. Also die Rolle der Unternehmensführung ist nicht so klein, wie Sie sie gerade machen...
Sie wissen, dass ich mich nicht zu Entscheidungen und Strategien früherer Manager äußere, aber lassen Sie es mich so sagen: Ich glaube, bis die News Corp. eingestiegen ist, hatte Premiere nie die Chance, ein langfristiges Geschäft aufzubauen, weil das Unternehmen über eingeschränkte Ressourcen verfügte und daher kurzfristige Erfolge im Fokus standen. Und es gibt noch einen zweiten Aspekt, der uns derzeit in die Hände spielt.
Welcher?
Die Einstellung der Deutschen zum Pay-TV. Diese hat sich stark verändert und ich bin nicht sicher, ob es ein gesellschaftlicher Wandel ist oder mit der neuen Generation zu tun hat: Inzwischen ist die allgemeine Haltung gegenüber Pay-TV deutlich positiver geworden, sofern das Angebot gut ist. Das war in der Vergangenheit eher weniger der Fall. Wir profitieren von den Veränderungen im Free-TV, die den Menschen offenbar nicht gefallen.
Das FreeTV hat in diesem Jahr in jedem Fall gemerkt, wie stark PayTV sein kann, wenn ich an einen Mittwoch im Frühjahr denke, wo Bundesliga bei Sky mehr Zuschauer hatte als eine neue Gameshow bei Sat1...
Für mich ist Deutschland das Land der Möglichkeiten. Wir sind derzeit erst in gut drei von 40 Millionen TV-Haushalten präsent und wenn heute schon an einzelnen Abenden mehr zahlende Zuschauer Sky schauen, als einen freiempfangbaren Sender, dann ist das Grund zum Optimismus. Gemessen an den Investitionen und der Arbeit, die wir nicht nur in unsere Fußball-Berichterstattung stecken, erwarte ich weiterhin hohe Reichweiten. In der Reichweiten-Top20 des vergangenen Jahres waren nicht nur Fußball-Spiele: Auch eine Handvoll Filme hatte über eine Million Zuschauer. Und der nicht einmal ein Jahr alte Sender Sky Sport News HD hat Tage, an denen mehr als eine halbe Million Zuschauer erreicht werden – Tendenz steigend.
Bleiben wir kurz bei Sky Sport News HD. Hat der Sender Ihre Erwartungen erfüllt?
Ohne jeden Zweifel. Er hat sich sogar besser entwickelt, als wir gehofft hatten - nicht nur hinsichtlich der Zuschauerzahlen, sondern auch mit Blick auf die Resonanz aus dem Sport. Sky Sport News HD wurde binnen kürzester Zeit eine anerkannte Größe im deutschen Sportjournalismus.
Also ist der Sender mehr als einfach nur die teuerste Bewerbung um die Fußball-Bundesliga-Rechte die es je gab?
Genau das Gegenteil ist der Fall, denn mit Sky Sport News HD können wir eine so große Bandbreite von Sportarten abdecken wie nie zuvor. Natürlich ist Fußball für uns sehr wichtig, weil es schlichtweg die Sportart Nr.1 im Land ist. Aber mit dem Volumen an Sendefläche haben Sportarten bei uns nun einen Platz gefunden, die bislang weder bei Sky noch irgendwo sonst im deutschen Fernsehen eine Bühne hatten.
Aber wie wichtig sind Live-Rechte in anderen Sportarten abseits Fußball? Sie haben die DEL verloren und bei der Formel 1 ist Sky auch sehr zurückhaltend...
Live-Rechte sind sehr wichtig – und wir sind natürlich sehr interessiert an attraktiven Live-Rechten abseits des Fußballs. Doch unsere Entscheidungen, welche Rechtedeals wir abschließen, werden immer wohl durchdacht sein. Was die Formel 1 betrifft, so machen unsere RTL-Kollegen einen richtig guten Job. Unser Ansatz als Abo-TV-Unternehmen ist es, unseren Zuschauern das zu bieten, was es im Free-TV nicht zu sehen gibt – genau das ist ja eines unserer Unterscheidungsmerkmale. Von daher gesehen ist die Formel 1 ein spezieller Fall, den wir uns bei der Entscheidung, die für 2013 wieder bevorsteht, erneut genau anschauen müssen.
Und wie sieht es beim Eishockey aus?
Wir haben lange und gut mit der DEL zusammengearbeitet, aber die Fangemeinde hat sich leider nicht so entwickelt, wie wir es uns erhofft hatten. Deswegen haben wir uns dieses Jahr vom deutschen Eishockey zurückgezogen. Wir haben eine gute Beziehungen zur Liga und in den letzten Jahren erhebliche Summen investiert. Manchmal ist es einfach an der Zeit, getrennte Wege zu gehen, wovon beide Parteien profitieren können. Ich wünsche der DEL für die Zukunft nur das Beste und werde immer für Gespräche über eine eventuelle Rückkehr der DEL zu Sky offen sein.
Sie haben eben bei der Bundesliga darüber gesprochen, dass Sie auch gute Quoten erwarten - gemessen an dem Aufwand und dem Geld, das investiert wurde. Erfüllt Harald Schmidt angesichts kaum messbarer Einschaltquoten Ihre Erwartungen?
Harald Schmidt ist ein Premium-Entertainer, der wunderbar zu unseren Premium-Unterhaltungs-Anspruch passt. Die Quoten entsprachen voll und ganz unseren Erwartungen – speziell, wenn man berücksichtigt, dass das Panel die Sky HD-Haushalte und die Nutzung über unsere On Demand Plattformen Sky+, Sky Anytime und Sky Go nicht berücksichtigt. Wir haben immer gesagt, dass Quoten kein ausschlaggebender Faktor für uns sind, sondern Qualität. Daran hat sich nichts geändert und daran wird sich auch nichts ändern. Es fällt hier jedoch besonders auf, wie schwer sich viele tun, die Quotenmessung so zu interpretieren, wie es der tatsächlichen Nutzung entspricht: Die nichtlineare Nutzung von Sendungen wird durch keine Reichweitennutzung erfasst, genauso wenig wie die HD-Ausstrahlungen, die Online-Nutzung oder die Zuschauerzahlen in Sky Bars oder in Hotels. Die Quote spielt bei uns einfach eine andere Rolle als im Free-TV.
Die „Harald Schmidt Show“ ist abseits vom Sport die größte Eigenproduktion die sich Sky oder Premiere bislang geleistet hat. Ist es grundsätzlich ein Ansatzpunkt zu sagen, dass man auf aus dem FreeTV etablierte Formate setzt, die dort vielleicht kein ausreichend großes Publikum finden aber für PayTV reizvoll sein könnten?
Noch sind wir nicht groß genug für Eigenproduktionen der Art, wie sie im Pay-TV traditionell gemacht werden, daher stimme ich Ihnen zu: Das ist durchaus eine interessante Perspektive für uns, die sehr gut funktionieren kann. Es gibt Programme, die im Free-TV keine ausreichend große Reichweite erzielen, aber aufgrund ihrer Zielgruppe für uns spannend sind. Diese Entwicklung hat in anderen Märkten, etwa den USA, ja schon stattgefunden. Wir sind offen und suchen das Gespräch mit Produktionspartnern. Allerdings ist das ist ein langfristiges Thema für uns.
Bleiben wir nochmal bei Sky Atlantic HD. Sie sind mit dem Sender in einen Markt eingetreten, in dem Sie bislang mit Partnersendern gearbeitet haben. Wie funktioniert es, Partner und Wettbewerber um neue Serienware gleichzeitig zu sein?
So ungewöhnlich ist das nicht. Sky Atlantic HD bietet eine einzigartige Chance für uns. HBO-Produktionen waren bisher selten im deutschen Fernsehen zu sehen. Unser Ziel war es in diesem Jahr, neben unserem Sportangebot weiter in attraktive fiktionale Inhalte zu investieren und dadurch unsere Programmvielfalt weiter zu erhöhen. Ich kannte die HBO-Kollegen noch aus meiner Zeit bei BSkyB , also habe ich zum Telefon gegriffen. Auf keinen Fall soll Sky Atlantic HD aber ein Angriff auf unsere Partnersender sein. Wir arbeiten sehr gut mit einer Vielzahl an Partnern und ihren hervorragenden Sendern zusammen. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Aber Sie kaufen jetzt für Sky Atlantic HD den Content weg, mit dem bislang Ihre Partnersender Programm gemacht haben...
Das stimmt schlichtweg nicht. Die überwiegende Mehrheit der HBO-Programme wurde nie von einem deutschen Sender gekauft.
Aber die wichtigen, neuen Serien aus der HBO-Schmiede durchaus. Und im Einkauf neuer Serien gibt es jetzt einfach einen Interessenten mehr.
Das ist Wettbewerb.
Wenn Sky wachsen will, geht es dann darum mehr Kunden für das heutige Sky zu gewinnen oder Sky auszubauen, um so mehr Kunden zu gewinnen?
Natürlich beides! (lacht) Mehr Kunden zu gewinnen ist sicher noch wichtiger – und zwar nicht, weil wir Sky nicht kontinuierlich ausbauen und verbessern wollen. Das machen wir. Aber das Potenzial für deutlich mehr Abonnenten besitzt Sky schon mit dem jetzigen Angebot. Unsere größte Aufgabe ist es nun, mehr Menschen davon zu überzeugen, Sky auszuprobieren. Schon heute wächst der Anteil an Neukunden am schnellsten, die durch Empfehlungen auf uns aufmerksam wurden. Und ich spreche nicht von gekauften Empfehlungen im Rahmen eines Prämienprogramms, sondern von echten Empfehlungen. Egal ob uns jemand in einer Kneipe, in einem Hotel oder bei Freunden sieht: Sky überzeugt. Diese Gruppe der Neukunden ist der stärkste Treiber unseres Wachstums. Darauf sind wir stolz. Die nächste Aufgabe ist es, diejenigen, die gar nicht wissen, was wir alles bieten, besser zu informieren. Denn nur wer weiß, was er verpasst, will das ändern.
Das wäre ja zum Beispiel über ein alleinstehendes Sky Go-Abo möglich...
Wir haben immer gesagt, dass wir ein alleinstehendes Sky Go Abo anbieten wollen. Es ist für uns ein logischer Schritt, um den Einstieg in die Sky Welt zu erleichtern. Wenn es soweit ist, wird es ein attraktives Angebot sein, zumal Set-Top-Boxen oder Smartcards nicht nötig sind. Ich glaube an das lineare Fernsehen im Wohnzimmer, aber wenn jemand ein anderes Fernsehverhalten hat, wären wir schlecht beraten, ihm kein Angebot zu machen. Deswegen soll das Internet neben Kabel und Satellit der dritte eigenständige Empfangsweg von Sky werden.
Stichwort Sky Go. Sky hat mit Sky+, Sky Anytime und Sky Go wurden im vergangenen Jahr mehrere technische Innovationen umgesetzt. Ist Sky damit erstmal so aufgestellt, wie Sie es sich vorstellen?
Vor drei Jahren war das Angebot von Sky noch weit hinter den technischen Möglichkeiten. Es gab nur wenige HD-Sender und kein Sky+, Sky Anytime oder Sky Go. Also war für mich klar, wo wir dringend aufholen mussten. Glücklicherweise waren das keine allzu schwierigen Herausforderungen. Daher konnten wir die neuen Produkte schnell einführen. Wir werden auch in Zukunft neue und spannende Produkte und Services für unsere Kunden entwickeln und unseren Führungsanspruch im Innovationsbereich untermauern. Was so aussieht, als hätten wir uns 2011 auf die Technik und 2012 auf den Content konzentriert, ist nur der Eindruck von außen. Wir arbeiten an neuen Entwicklungen, die aber - das liegt in der Natur der Dinge - Zeit benötigen. Und oftmals gehen Technik und Content zusammen. Wenn wir Verträge mit Content-Partnern verlängern, dann legen wir Wert darauf, dass diese Inhalte auch auf Sky Anytime und Sky Go verfügbar sind. Diese Strategie können Sie auch bei anderen Unternehmen beobachten, aber ich glaube, wir haben hier die Führungsrolle übernommen.
Gerade die Rechte-Verhandlungen mit Hollywood für VoD und die Nutzung auf Tablets und Smartphones sorgen ja bei manchem deutschen Sender für großes Kopfzerbrechen...
Deswegen ist die Partnerschaft mit HBO so wertvoll. Weil dort die Zeichen der Zeit erkannt wurden und wir eine Vereinbarung geschlossen haben, die die Verbreitung des Contents von Sky Atlantic HD auf all unseren Plattformen beinhaltet. Ich kann bei dem Thema aber beide Seiten gut verstehen. Man sollte sich hin und wieder in den anderen hineinversetzen, um die Positionen zu verstehen: Viele Sender ärgern sich über eine komplizierte Rechtslage mit meist eingeschränkten Rechten zur Verwendung von Serien und Filmen auf diversen Plattformen. Klar ist aber auch, dass die Produktion von hochwertigem Fernsehen viel Geld kostet. Verständlich ist daher, dass die Produzenten vorsichtig agieren und die Rechte für möglicherweise künftig relevante Nutzungsformen nicht verschenken wollen.
Um nochmal bei der Technik zu bleiben. Würden Sie zustimmen, dass 3D-Fernsehen die Erwartungen nicht erfüllt hat?
Ja, da stimme ich Ihnen zu. Ich glaube, da haben viele - zum Teil auch ich - gedacht, dass sich 3D-Fernsehen besser entwickeln würde. Aber es gibt immer noch nicht genügend Content und die Nachfrage nach 3D-Fernsehern entspricht nicht dem, was sich die Hersteller vorgestellt hatten. Das TV-Erlebnis mit speziellen 3D-Brillen ist einfach nicht komfortabel genug und der Zuschauer muss viel zu viel tun, um 3D-TV genießen zu können. Generell ist Fernsehen nun einmal ein entspannendes, passives Vergnügen. Ich glaube deswegen übrigens auch, dass es ein Fehler ist, wenn die Branche versucht, Fernsehen immer interaktiver zu gestalten. In vielen Fällen wollen die Zuschauer diese Interaktivität gar nicht. Man hat ja selbst schon genug um die Ohren, da will man sich manchmal einfach nur unterhalten lassen. Technologie sollte dem Kunden den Zugang zu Inhalten erleichtern – und nicht das Gegenteil.
Interessante These, fast schon mutig, weil sonst fast ausschließlich in die andere Richtung marschiert wird...
Ich mag den Begriff Second Screen nicht. Das klingt so, als sei er weniger wert als ein First Screen. Für mich ist Content das Wichtigste und gutes Fernsehen soll der Zuschauer doch so sehen, wie er es möchte. Egal, ob auf dem großen Fernseher, am Notebook, auf dem Tablet oder Smartphone. Wir bei Sky glauben nicht an Second Screen-Apps, sondern daran, all diese Geräte für uns zum First Screen zu machen. Der Zuschauer will keine Spielereien zum Live-Programm auf seinem Smartphone. Er will das Programm überall schnell und einfach verfügbar haben. Als wir vor fast 15 Jahren Digital TV in Großbritannien gestartet haben, dachten wir, dass Interaktivität wichtig wäre. Aber es zeigte sich, dass dies nicht der Erfolgsfaktor war. Es waren gutes Fernsehen, mehr Auswahl, bessere Bildqualität, komfortable Nutzung und Flexibilität.
Nachvollziehbar. Sie haben kürzlich ein neues Einstiegspaket angekündigt. Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft dürfte das wohl in Kürze starten oder?
Es wird schon bald kommen. Auch mit diesem Angebot wollen wir den Einstieg erleichtern. Es wird sehr reduziert sein, aber bestimmt Lust auf mehr Sky machen.
Das ist naheliegend. Können sie aber auch etwas Konkretes dazu sagen? Preise bzw. Sender dieses Einstiegspakets?
Es dauert nicht mehr lange – also lassen Sie sich überraschen. Zu dem Preis kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen. Das Paket wird eine ganze Vielzahl an Sendern beinhalten: Discovery Channel, National Geographic Channel, Nat Geo Wild, Spiegel Geschichte, Motorvision TV, Sky Krimi, RTL Crime, 13th Street Universal, Syfy, Fox, TNT Serie, Passion, Heimatkanal, Disney Channel, Disney XD, Disney Junior, Junior, Goldstar TV, Unitel Classica, Beate-uhse.tv und Sky Sport News HD.
Was passiert bei Sky noch in diesem Herbst?
Eine ganze Menge: Wir werden weitere HD-Sender von Partnern in unser Portfolio integrieren, auf Sky Go haben wir gerade das neue Data Center eingebaut und noch vor Weihnachten werden spezielle Kinderprogramme auf Sky Go für die kleinen Zuschauer gebündelt - mit einem eigenen User Interface und der zusätzlichen Möglichkeit für Eltern, genau auszuwählen, was ihre Kinder sehen dürfen. Wir werden außerdem über Sky Go einen Guide einführen, der eine ganz neue Art der Navigation durch unser gesamtes Sky-Angebot erlaubt. In Zeiten von Sky+, Sky Anytime und Sky Go sind die Programmlistings in Tabellenform überholt, weil immer mehr Menschen ihr Sky-Programm nicht nach Sendezeiten, sondern Inhalten auswählen. Und die gibt es eben auch non-linear. Bislang muss ein Sky-Kunde aber alle Plattformen einzeln anschauen, nun wollen wir das Ganze zusammenführen und optimieren. Dann wird auch eine Programmierung des Sky+ Rekorders vom Smartphone aus möglich sein. Wenn alles nach Plan läuft, gibt es die neue Sky+-Box mit 2 TB Festplatte noch vor Weihnachten. Also eine ganze Menge, worauf sich unsere Zuschauer schon jetzt freuen können.
Herr Sullivan, herzlichen Dank für das Gespräch.
Quelle: DWDL
Zuletzt bearbeitet: