Live-Streaming: Wie steht's um die Quotenmessung?
Die AGF will vermehrt mit Anbietern von Live-TV-Streaming kooperieren, wenn es um die Erhebung von Reichweiten geht. Die zieren sich aber oft und verweisen auf Daten, die sie selbst erheben. Doch auch die Werbebranche fordert eine einheitliche Währung.
Mit der Quotenmessung ist das ja so eine Sache. Im TV läuft das seit Jahren weitestgehend einwandfrei, auch wenn kleinere Sender vom bisherigen System immer schlechter dargestellt werden können. Zuletzt musste die AGF zudem zugeben, Sky kleiner gemacht zu haben, als es eigentlich ist (DWDL.de berichtete). Ansonsten läuft die Messung relativ geräuschlos und das liegt auch daran, weil es eine Währung gibt, auf die sich die Branche verständigt hat. Etwas anders sieht es da schon aus, wenn man ins Internet blickt. Hier werfen Anbieter mit vielen verschiedenen Zahlen um sich.
Schon vor einiger Zeit hat es sich die AGF daher zum Ziel gemacht, Online- und TV-Quoten miteinander zu verschmelzen. Dieses Jahr soll ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur konvergenten Quote werden. Doch während sich viele klassischen TV-Sender mittlerweile von der AGF im Online-Bereich messen lassen, sieht das bei den Anbietern, die klassisches Fernsehen streamen, ganz anders aus. Seit dem vergangenen Herbst ist Zattoo mit an Bord, seit rund zwei Jahren kooperiert man im Online-Bereich zudem mit Youtube (DWDL.de berichtete).
Andere Streaming-Anbieter, die es sich zum Ziel gesetzt haben, klassische Sender zu verbreiten, sind derzeit nicht an einer Teilnahme interessiert. "Da unsere internen Zahlen das Verhalten unserer Nutzer punktgenau wiedergeben, sehen wir im Moment keinen Bedarf an einer Mitgliedschaft bei der AGF", sagt etwa Christoph Urban, Country Manager Magine TV Deutschland gegenüber DWDL.de. Bei der Exaring AG, die das im Herbst gestartete Portal Waipu.tv betreibt, heißt es, man befinde sich erst seit wenigen Monaten am Markt und da sei eine beschränkte Reichweite normal. "Insofern stellt sich zu diesem frühen Zeitpunkt die Frage nach einer offiziellen Reichweitenmessung durch AGF, AGOF oder agma noch nicht."
Zugleich verweist Exaring auf seine unterschiedlichen Ausspielwege, in Zukunft werde man "neue hybride Angebotsformen" starten. Im Zuge dessen nennt das Unternehmen die fehlerhaften Sky-Zahlen. Dies zeige, "die immensen Herausforderungen an die Reichweitenmessung, die hybride Multi-Screen-Dienste aufgrund der zeitlich und örtlich losgelösten, entlinearisierten Nutzungsmöglichkeiten mit sich bringen". Eine Integration in die bestehenden Messsystem sei gar nicht so einfach möglich. Zu gegebener Zeit sei man aber zu Gesprächen bereit, so Exaring.
Das dürfte man nicht nur bei der AGF und der werbetreibenden Wirtschaft gerne hören, sondern auch bei den Sendern. Sie sind auf Zattoo, Magine, Waipu.tv & Co. natürlich vor allem deshalb, weil sie dort vermeintlich junge Zuschauer besser erreichen als am klassischen TV. Und wenn die Streaming-Dienste in Zukunft von immer mehr Menschen genutzt werden, kann man das gegenüber Werbekunden ins Spiel bringen. "Dauerhaft muss es das Ziel sein, dass auch diese Verbreitung in den künftigen Konvergenzstandard der AGF integriert wird, der lineare und non-lineare Nutzung miteinander verbindet", sagt Thomas Bodemer, Sprecher der Mediengruppe RTL. Zustimmung erhält Bodemer von der ProSiebenSat.1-Gruppe: "Wir möchten die Fernsehnutzung vollständig und lückenlos dokumentiert wissen", sagt eine Sprecherin des Unternehmen.
Konzentration auf eigene Angebote?
Bleibt die Frage, warum sich die Sender nicht einfach auf ihre eigenen Angebote konzentrieren, wo es ja schon heute vielfach Livestreams gibt. Dort müsste man sich dann nicht auf Streaming-Anbieter verlassen, die vielleicht gar nicht mit der AGF kooperieren wollen. Thomas Bodemer von der Mediengruppe RTL erklärt: "Nach unserer Überzeugung wird es künftig die unterschiedlichsten Plattformen für Bewegtbildangebote geben, die in Summe auf die Reichweite der jeweiligen Anbieter einzahlen. Die Erfassung der Nutzung wird dadurch zwar komplexer, als wenn sich die gesamte Nutzung bei uns z.B. auf TV Now konzentrieren würde, aber dies gehört zur Souveränität der Nutzer."
Von der werbetreibenden Wirtschaft kommt indes die Aufforderung an die verschiedenen Live-Streaming-Anbieter, an der AGF-Messung teilzunehmen. Joachim Schütz, Geschäftsführer der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM), sagt gegenüber DWDL.de: "Wichtig sind zunächst einmal Daten für die Nutzung dieser Plattformen, damit sich, wie bei anderen Angeboten auch, Leistung und Wirtschaftlichkeit vergleichbar beurteilen lassen. Alle diese Anbieter sind daher aufgefordert, sich an dem Bewegtbildprojekt der AGF zu beteiligen." Die Integration von TV- und Online-Videos in eine Bewegtbildmessung sei "unumgänglich", so Schütz.
AGF-Geschäftsführer Willibald Müller (Foto) jedenfalls betont, für alle Anbieter offen zu sein. "Wir führen mit weiteren Anbietern der Distributionsseite aktuell Gespräche und sind zuversichtlich, schon bald weitere Neuzugänge verkünden zu können", so Müller. Kernauftrag der AGF bleibe es, sagt er, einen einheitlichen Marktstandard für die Bewegtbildnutzung in Deutschland bereit zu stellen. "Nur ein einheitlicher Standard garantiert die nötige Vergleichbarkeit und Transparenz – vor allem auch für die Allokierung von Mediabudgets. Je mehr Anbieter sich daran beteiligen, umso relevanter wird dieser Standard für den Markt. Und davon profitieren letztlich alle, die sich für dessen Umsetzung und Weiterentwicklung engagieren."
Nur ein einheitlicher Standard garantiert die nötige Vergleichbarkeit und Transparenz – vor allem auch für die Allokierung von Mediabudgets.
Zumindest bei Magine und Waipu.tv lehnt man eine Messung durch die AGF aber vorerst noch ab und verweist lieber auf die eigenen Daten, den man den Kunden bereitstelle. "Bei uns handelt es sich um absolute Zahlen. Wir können auf die Sekunde genau ausweisen, welcher Nutzer wie lange welchen Sender schaut", sagt Christoph Urban, Deutschlandchef von Magine. Bei den ausgewiesenen demografischen Daten muss sich Magine allerdings auf die freiwilligen Angaben der User verlassen. Auf die genauen Daten verweist man auch bei Exaring, dem Betreiber von Waipu.tv, und meint, dass das ein Problem der AGF sei: "Das [die Daten, Anm.] sind keine ‘alternativen Fakten’ sondern wie in unserem Falle nutzerbasierte Real Time Facts, die eine relevante stets steigende Form der Mediennutzung abbilden."
Außer acht lassen die Betreiber dabei allerdings, dass es der AGF darum geht, eine Reichweitenwährung unter einheitlichen Bedingungen zu schaffen. So haben ja schon im Jahr 2013 alle Sender, die an der Online-Messung mit ihren Mediatheken teilnehmen wollten, einen Code in den jeweiligen Player einbauen müssen (DWDL.de berichtete). Ohne dieses einheitliche Vorgehen hat jeder Anbieter eigene Fakten und Zahlen, mit denen er zu Sendern, Werbekunden und Mediaagenturen geht.
Doch auch für Zattoo, das sich ja vergleichsweise stark um eine Kooperation mit der AGF bemüht, gibt es bei der Frage nach einer einheitlichen Währung keine eindeutige Antwort. "Wenn es darum geht zu ermitteln, wie häufig ein im Fernsehen ausgestrahlter Werbespot gesehen wurde, um eine entsprechende Vergütung für den Sender festlegen zu können, dann ist es aus meiner Sicht sehr sinnvoll, auch die Reichweite von TV-Streaming-Anbietern wie TV Spielfilm Live, Zattoo, Magine sowie die Livestreams der Sender mit auszuweisen", meint Jörg Meyer (Foto), Chief Officer Content & Consumer bei Zattoo. Zugleich sagt er auch: "Nicht erforderlich ist es hierfür aus meiner Sicht jedoch, diese Reichweiten mit der On Demand Nutzung auf Online-Plattformen wie Youtube oder selbst den Sender-Mediatheken zusammenzuführen."
Quelle: dwdl
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Die AGF will vermehrt mit Anbietern von Live-TV-Streaming kooperieren, wenn es um die Erhebung von Reichweiten geht. Die zieren sich aber oft und verweisen auf Daten, die sie selbst erheben. Doch auch die Werbebranche fordert eine einheitliche Währung.
Mit der Quotenmessung ist das ja so eine Sache. Im TV läuft das seit Jahren weitestgehend einwandfrei, auch wenn kleinere Sender vom bisherigen System immer schlechter dargestellt werden können. Zuletzt musste die AGF zudem zugeben, Sky kleiner gemacht zu haben, als es eigentlich ist (DWDL.de berichtete). Ansonsten läuft die Messung relativ geräuschlos und das liegt auch daran, weil es eine Währung gibt, auf die sich die Branche verständigt hat. Etwas anders sieht es da schon aus, wenn man ins Internet blickt. Hier werfen Anbieter mit vielen verschiedenen Zahlen um sich.
Schon vor einiger Zeit hat es sich die AGF daher zum Ziel gemacht, Online- und TV-Quoten miteinander zu verschmelzen. Dieses Jahr soll ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur konvergenten Quote werden. Doch während sich viele klassischen TV-Sender mittlerweile von der AGF im Online-Bereich messen lassen, sieht das bei den Anbietern, die klassisches Fernsehen streamen, ganz anders aus. Seit dem vergangenen Herbst ist Zattoo mit an Bord, seit rund zwei Jahren kooperiert man im Online-Bereich zudem mit Youtube (DWDL.de berichtete).
Andere Streaming-Anbieter, die es sich zum Ziel gesetzt haben, klassische Sender zu verbreiten, sind derzeit nicht an einer Teilnahme interessiert. "Da unsere internen Zahlen das Verhalten unserer Nutzer punktgenau wiedergeben, sehen wir im Moment keinen Bedarf an einer Mitgliedschaft bei der AGF", sagt etwa Christoph Urban, Country Manager Magine TV Deutschland gegenüber DWDL.de. Bei der Exaring AG, die das im Herbst gestartete Portal Waipu.tv betreibt, heißt es, man befinde sich erst seit wenigen Monaten am Markt und da sei eine beschränkte Reichweite normal. "Insofern stellt sich zu diesem frühen Zeitpunkt die Frage nach einer offiziellen Reichweitenmessung durch AGF, AGOF oder agma noch nicht."
Zugleich verweist Exaring auf seine unterschiedlichen Ausspielwege, in Zukunft werde man "neue hybride Angebotsformen" starten. Im Zuge dessen nennt das Unternehmen die fehlerhaften Sky-Zahlen. Dies zeige, "die immensen Herausforderungen an die Reichweitenmessung, die hybride Multi-Screen-Dienste aufgrund der zeitlich und örtlich losgelösten, entlinearisierten Nutzungsmöglichkeiten mit sich bringen". Eine Integration in die bestehenden Messsystem sei gar nicht so einfach möglich. Zu gegebener Zeit sei man aber zu Gesprächen bereit, so Exaring.
Das dürfte man nicht nur bei der AGF und der werbetreibenden Wirtschaft gerne hören, sondern auch bei den Sendern. Sie sind auf Zattoo, Magine, Waipu.tv & Co. natürlich vor allem deshalb, weil sie dort vermeintlich junge Zuschauer besser erreichen als am klassischen TV. Und wenn die Streaming-Dienste in Zukunft von immer mehr Menschen genutzt werden, kann man das gegenüber Werbekunden ins Spiel bringen. "Dauerhaft muss es das Ziel sein, dass auch diese Verbreitung in den künftigen Konvergenzstandard der AGF integriert wird, der lineare und non-lineare Nutzung miteinander verbindet", sagt Thomas Bodemer, Sprecher der Mediengruppe RTL. Zustimmung erhält Bodemer von der ProSiebenSat.1-Gruppe: "Wir möchten die Fernsehnutzung vollständig und lückenlos dokumentiert wissen", sagt eine Sprecherin des Unternehmen.
Konzentration auf eigene Angebote?
Bleibt die Frage, warum sich die Sender nicht einfach auf ihre eigenen Angebote konzentrieren, wo es ja schon heute vielfach Livestreams gibt. Dort müsste man sich dann nicht auf Streaming-Anbieter verlassen, die vielleicht gar nicht mit der AGF kooperieren wollen. Thomas Bodemer von der Mediengruppe RTL erklärt: "Nach unserer Überzeugung wird es künftig die unterschiedlichsten Plattformen für Bewegtbildangebote geben, die in Summe auf die Reichweite der jeweiligen Anbieter einzahlen. Die Erfassung der Nutzung wird dadurch zwar komplexer, als wenn sich die gesamte Nutzung bei uns z.B. auf TV Now konzentrieren würde, aber dies gehört zur Souveränität der Nutzer."
Von der werbetreibenden Wirtschaft kommt indes die Aufforderung an die verschiedenen Live-Streaming-Anbieter, an der AGF-Messung teilzunehmen. Joachim Schütz, Geschäftsführer der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM), sagt gegenüber DWDL.de: "Wichtig sind zunächst einmal Daten für die Nutzung dieser Plattformen, damit sich, wie bei anderen Angeboten auch, Leistung und Wirtschaftlichkeit vergleichbar beurteilen lassen. Alle diese Anbieter sind daher aufgefordert, sich an dem Bewegtbildprojekt der AGF zu beteiligen." Die Integration von TV- und Online-Videos in eine Bewegtbildmessung sei "unumgänglich", so Schütz.
AGF-Geschäftsführer Willibald Müller (Foto) jedenfalls betont, für alle Anbieter offen zu sein. "Wir führen mit weiteren Anbietern der Distributionsseite aktuell Gespräche und sind zuversichtlich, schon bald weitere Neuzugänge verkünden zu können", so Müller. Kernauftrag der AGF bleibe es, sagt er, einen einheitlichen Marktstandard für die Bewegtbildnutzung in Deutschland bereit zu stellen. "Nur ein einheitlicher Standard garantiert die nötige Vergleichbarkeit und Transparenz – vor allem auch für die Allokierung von Mediabudgets. Je mehr Anbieter sich daran beteiligen, umso relevanter wird dieser Standard für den Markt. Und davon profitieren letztlich alle, die sich für dessen Umsetzung und Weiterentwicklung engagieren."
Nur ein einheitlicher Standard garantiert die nötige Vergleichbarkeit und Transparenz – vor allem auch für die Allokierung von Mediabudgets.
Zumindest bei Magine und Waipu.tv lehnt man eine Messung durch die AGF aber vorerst noch ab und verweist lieber auf die eigenen Daten, den man den Kunden bereitstelle. "Bei uns handelt es sich um absolute Zahlen. Wir können auf die Sekunde genau ausweisen, welcher Nutzer wie lange welchen Sender schaut", sagt Christoph Urban, Deutschlandchef von Magine. Bei den ausgewiesenen demografischen Daten muss sich Magine allerdings auf die freiwilligen Angaben der User verlassen. Auf die genauen Daten verweist man auch bei Exaring, dem Betreiber von Waipu.tv, und meint, dass das ein Problem der AGF sei: "Das [die Daten, Anm.] sind keine ‘alternativen Fakten’ sondern wie in unserem Falle nutzerbasierte Real Time Facts, die eine relevante stets steigende Form der Mediennutzung abbilden."
Außer acht lassen die Betreiber dabei allerdings, dass es der AGF darum geht, eine Reichweitenwährung unter einheitlichen Bedingungen zu schaffen. So haben ja schon im Jahr 2013 alle Sender, die an der Online-Messung mit ihren Mediatheken teilnehmen wollten, einen Code in den jeweiligen Player einbauen müssen (DWDL.de berichtete). Ohne dieses einheitliche Vorgehen hat jeder Anbieter eigene Fakten und Zahlen, mit denen er zu Sendern, Werbekunden und Mediaagenturen geht.
Doch auch für Zattoo, das sich ja vergleichsweise stark um eine Kooperation mit der AGF bemüht, gibt es bei der Frage nach einer einheitlichen Währung keine eindeutige Antwort. "Wenn es darum geht zu ermitteln, wie häufig ein im Fernsehen ausgestrahlter Werbespot gesehen wurde, um eine entsprechende Vergütung für den Sender festlegen zu können, dann ist es aus meiner Sicht sehr sinnvoll, auch die Reichweite von TV-Streaming-Anbietern wie TV Spielfilm Live, Zattoo, Magine sowie die Livestreams der Sender mit auszuweisen", meint Jörg Meyer (Foto), Chief Officer Content & Consumer bei Zattoo. Zugleich sagt er auch: "Nicht erforderlich ist es hierfür aus meiner Sicht jedoch, diese Reichweiten mit der On Demand Nutzung auf Online-Plattformen wie Youtube oder selbst den Sender-Mediatheken zusammenzuführen."
Quelle: dwdl