Homematic-IP-Türschlossantrieb im Test
Es stand völlig außer Frage, dass die Ankündigung von eQ-3, einem Türschlossantrieb in der Homematic-IP-Produktreihe, bei mir Freude ausgelöst hat. Schließlich hab ich bei meiner Smart-Home-Vernetzung quasi komplett auf Homematic-IP-Produkte gesetzt und damit Heizungs-, Alarm- und Beschattungssysteme wie Rollos und Markisen ausgestattet. Nur beim Licht und der Türöffnung griff ich zu jeweils anderen Systemen von Philips und Nuki. Letzteres habe ich nun ersetzt und kann direkt beide Systeme miteinander vergleichen.
Inhalt der Verpackung
Der Türschlossantrieb kommt recht spartanisch daher. In der Verpackung finden sich:
- Türschlossantrieb mit Anbauvorrichtung und eingesetzten Batterien
- Anleitung in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Niederländisch
- Aufkleber mit Geräteseriennummer
- Sicherheitshinweise
- Inbusschlüssel
- 2 Schrauben zur optionalen Verschraubung am Türrahmen
Einbau
Ob man, wie in der Anleitung vorgeschlagen, erst die Isolation der Batterien entfernt und das Schloss anlernt oder zuerst das Plastikanbauteil am Türschloss verbaut, ist eigentlich egal. Wenn es zuerst angelernt wird, bekommt man in der Homematic-IP-App die Anleitung Schritt für Schritt nochmal angezeigt.
Da ich es von Nuki so gewohnt war, hab ich mich dazu entschieden, erst den Anbaurahmen zu verbauen. Also fix den alten Türschlossmotor abgebaut, Alu-Anbaurahmen von Nuki nach ewiger Suche nach dem passenden Inbusschlüssel entfernt und den aus Plastik bestehenden Homematic-IP-Rahmen auf den Schließzylinder gefummelt. Nach mehreren Versuchen die Schrauben so weit zu lösen, dass es passt, stellte ich fest, dass es eine doofe Fummelarbeit ist. Der Rahmen ist so eng geschnitten, dass man mit leichter Gewalt nachhelfen muss.
Danach beginnt dann der nervige Teil: mit dem Inbusschlüssel am Schlosszylinder festzurren. Dabei darf man nicht zimperlich sein.
Hat man es geschafft, die Schrauben festzuziehen, steckt man den Schlüssel ins Schloss und schiebt den Motor über Schlüssel und die Haltevorrichtung. Danach hat man wieder das Vergnügen, in mühevoller Kleinstarbeit mit dem Inbusschlüssel zwei weitere Schrauben festzuziehen.
Kurz vor dem Festziehen der letzten beiden Schrauben durfte ich feststellen, dass ich die Haltevorrichtung nicht fest genug gezogen hatte (siehe Bild). Die untere Schraube war einigermaßen fest, die obere nicht fest genug, was man an der Dehnungsfuge über dem Zylinder erkennt. Erst, wenn beide Fugen oben und unten quasi aneinanderkleben und die Schrauben keinerlei Spiel mehr haben, ist alles korrekt installiert.
Also alles wieder auseinandergebaut und erneut festgezurrt. Man lernt ja nie aus.
Nach der Fertigstellung sieht das Ganze dann wie folgt aus:
Registrierung am Homematic-IP-System
Die Registrierung am Hub lief wie immer sauber und problemlos. Isolierung der Batterien entfernen, sodass das Gerät Strom bekommt, in der App ein neues Gerät anlernen und da das Finden der Geräte wie üblich reibungslos funktioniert, noch schnell die letzten 4 Stellen der Seriennummer eingeben und fertig.
Nach dem Abschluss der Prozedur wird man direkt noch gefragt, wem man eigentlich Zugriff gewähren möchte. Hier ist es nicht ganz unklug, das eigene Smartphone oder eventuelle Fernbedienungen zuzulassen.
Unterschied zum Nuki-System
Seit knapp 4 Jahren war jetzt der schon zuvor genannte Nuki-Türschlossantrieb verbaut. Das System hatte schon immer so mit ein paar Schwierigkeiten zu kämpfen, welche die Benutzung deutlich erschwert haben. Unter anderem funktionierte Nuki komplett über Bluetooth. Wenn man also in der Kälte nach Hause kam und mit dem Smartphone die Tür öffnen wollte, kam es nicht selten vor, dass es unmöglich gewesen ist, erfolgreich eine Verbindung zum Schloss auf der Innenseite herzustellen (wenn man nicht die Bridge nutzt).
Außerdem litten die Batterien und die Stärke des Motors sehr unter der Kälte, sodass es schon mal vorkommen konnte, dass Nuki zu schwach war, um die Tür zu öffnen. Leider hat es auch nicht sehr offensiv darauf hingewiesen, wenn die Batterien oder Akkus dem Ende nahe waren. Hier ist das Homematic-System deutlich offensiver. Auch bei der Lautstärke des Motors ist Homematic deutlich im Vorteil – wir hören eine höhere Motorton-Frequenz, aber er ist oder fühlt sich zumindest deutlich leiser an.
Hier muss man allerdings gleich das große
ABER hinzufügen: Der Motor ist deutlich zu schwach. Wir haben April und es ist schon einigermaßen warm, aber wenn sich im Winter an und in der Tür alles wieder ein wenig verzieht, schafft es der Motor vermutlich nicht mehr, die Falle zu öffnen. Die Bewegung des Schlossriegels und damit auf- und abschließen wird vielleicht noch gehen, aber nur leichtes Klemmen verhindert schon jetzt ein Öffnen der Tür. Vielleicht ist das ein verstecktes Sicherheitsfeature, wirkt aber eher kontraproduktiv im Einsatz.
Beim Einbau wirkt der Plastikaufsatz für den Zylinder von Homematic deutlich unprofessioneller und billiger, während Nuki hier auf ein metallisches Produkt setzt. Auch die schräg angebrachten Schrauben von Nuki sind mit dem Inbusschlüssel deutlich einfacher zu montieren. Die App des Homematic-IP-Systems ist allerdings spürbar schneller und die Reaktionsgeschwindigkeit sind um Längen besser.
Der Nuki-Antrieb hat sich so manches Mal während des Aufschließens einfach aufgehängt, was besonders ärgerlich war, wenn gerade der Pizza- oder Paketbote vor der Tür stand, da auch das manuelle Drehen dann für 10-15 Sekunden komplett gesperrt wird. Ich hoffe mal, dass Homematic IP das Problem nicht hat. Während man bei Nuki für den Fernzugriff eine separate Web-Bridge benötigt, ist dies bei Homematic IP schon über den Standard-AccessPoint abgedeckt und der Transport der Informationen wird über die Geräte untereinander ausgehandelt. Wenn man natürlich noch nichts aus der Homematic-IP-Produktreihe hat, empfehle ich eher ein Starterpaket mit dem Türschlossantrieb und dem AccessPoint.
Während die Fernbedienung von eQ-3 mit 4 Tasten ausgestattet ist, um die Tür zu öffnen, auf- und zuzuschließen, bzw. das Licht ein- und auszuschalten, kommen die Nuki-Fernbedienungen mit einem Knopf daher, der auf die Anzahl der Druckversuche reagiert. Die Homematic-IP-Fernbedienung verbindet sich über das 868-MHz-Frequenzband innerhalb von 2-3 Sekunden, wenn man zuvor außerhalb der Reichweite war. Auch bei fehlender Internetverbindung habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Kommunikation der Geräte untereinander ziemlich stabil funktioniert.
Die Fernbedienungen von Nuki wiederum waren rausgeworfenes Geld. Wenn man sie nicht direkt neben den Türschlossmotor gehalten hat, war ein Verbindungsaufbau nicht möglich. Außerdem sind bei Nuki die Knöpfe so einfach zu drücken, dass sie gerne in der Hosentasche oder Handtasche bedient werden und damit die Batterie unnötig schnell entleert wird oder eben mitten in der Nacht die Tür geöffnet wird.
Wie alle Geräte aus dem Homematic-IP-System lässt sich auch das Türschloss über eine API ansteuern, sodass man sich den aktuellen Status in Steuergeräten anzeigen und verändern lassen kann. Allerdings muss der Zugriff dafür für diese API-Ansteuerung separat freigegeben werden. Soweit hat man hier bei der Sicherheit nochmal eine zusätzliche Sperre eingebaut. Auch kann man eine PIN einrichten, damit das Schloss über die App oder eine API bedient werden kann.
Als sehr vorteilhaft empfinde ich auch die Automatisierungsmöglichkeit in der Homematic-IP-App, z. B. wenn die Tür abgeschlossen wird, wird auch automatisch die Heizung ausgeschaltet, alle Rollos in eine entsprechende Stellung gebracht und die Fenstersensoren scharf geschaltet. Da ist die Vielzahl der unterschiedlichen, unterstützten Steuerungsaktoren sehr angenehm und man benötigt keine externe Software oder einen externen Dienst, der das übernimmt. Auch die Sprachsteuerung über Google Home, Alexa oder Siri ist nach Freigabe für diese Systeme möglich.
Fazit
So ein Umstieg von einem anderen System ist immer mit Vor- und Nachteilen behaftet. Auch hier wird erst die Zeit zeigen, ob sich der Umstieg lohnt und ob der Türschlossantrieb das Leben wirklich vereinfacht oder es eher mehr Arbeit macht. Die „billigere“ Verarbeitung weckt noch nicht viel Hoffnung, die Erfahrung mit anderen Produkten aus der Reihe wiederum verspricht aber eigentlich Freude mit dem Gerät, sodass ich positiv in die Zukunft schaue.
Quelle; caschy