Seit der letzten Novemberwoche staunten die Zuschauer vieler ARD-TV-Kanäle buchstäblich Bauklötze: In MDR, NDR, RBB, der rheinland-pfälzischen Landesschiene des SWR sowie EinsFestival, EinsPlus, Phoenix und Tagesschau24 war das SD-Bild plötzlich sichtbar schlechter. Die typischen Datenreduktionsartefakte, also erkennbare Klötzchen sowie ein wolkiges, matschiges Bild, waren nicht zu übersehen.
Die gemessene Videodatenrate korrelierte mit dem subjektiven Eindruck: Statt der üblichen 4,5 bis 7 Megabit pro Sekunde waren es plötzlich bestenfalls 3,5 (siehe Bildschirmfotos). Der niedrigste in diesem Zeitraum gemessene Wert lag unter zwei MBit/s – das ist für ein gutes Bild im mittlerweile etwas angegrauten MPEG-2-Standard definitiv zu wenig.
Der Autor empfängt die Signale per Unitymedia-Kabelanschluss – und hatte zunächst den Netzbetreiber in Verdacht, dem Negativbeispiel von Kabel Deutschland zu folgen, sprich: die Digitalsignale der öffentlich-rechtlichen Sender künstlich zu verschlechtern. Doch Sprecher Olaf Winter verneint dies: "Die digitalen Transportströme der öffentlich-rechtlichen Sender werden von uns 1:1 durchgereicht."
RBB-Pressesprecher Justus Demmer konnte sich auf den Qualitätseinbruch zunächst keinen Reim machen. Anders Heiko Nehse RBB-Techniker am Standort Potsdam, an den Demmer die Anfrage reichte. Zum 5. Dezember des Jahres sollten weitere ARD-Stationen offiziell in HD senden – darunter auch einige der betroffenen Kanäle. Bei dieser Gelegenheit wollte man auch die nicht mehr taufrischen Encoder fürs SD-Signal durch ein neues Modell von Cisco ablösen, welches für HD wie SD zuständig ist. Nur, so Nehse: "Diese Encoder lieferten nicht die SD-Qualität, welche wir als Techniker erwarteten und den Zuschauern liefern wollen".
Nach gut zwei Wochen Matschbild zog man in Potsdam die Reißleine: Am 16. Dezember um 13:38 Uhr nahmen die Techniker für die betroffenen SD-Kanäle die alten Encoder wieder in Betrieb. Heiko Nehse erklärte, "Es ist nicht sinnvoll, im laufenden Betrieb Optimierungen an den neuen Encodern vorzunehmen, zumal voraussichtlich auch erst im Laufe des Januars eine aktualisierte Firmware für das Modell verfügbar sein wird.“ Sobald die greifbar ist und wie gewünscht funktioniert, mottet der RBB die alten SD-Encoder endgültig ein.
Ein Aspekt ist unabhängig von diesen Kinderkrankheiten: Nach und nach stellen die ARD-Sender ihre Produktions- und Sendeabläufe auf HD um. Die Folge: Altes 4:3-Material wird in ein HD-Signal mit 1280 × 720 Pixel konvertiert (also mit schwarzen Balken links und rechts). Für die SD-Schiene wird es in ein anamorphes 16:9-Bild mit 720 × 576 Pixel heruntergerechnet. Da ein knappes Drittel der 720 horizontalen Pixel schwarz ist, sinkt gegenüber der bisherigen SD-Ausstrahlung (die 4:3 ebenfalls mit 720 × 576 Pixel sendete) die effektive Horizontalauflösung auf rund 480 Pixel. Wer noch einen alten 4:3-Fernseher mit Bildröhre nutzt, sieht gar Balken links, rechts, oben und unten.
Für die Zuschauer heißt dies: Will man das bestmögliche Bild und nutzt noch einen SD-Satellitenreceiver, sollte man ihn jetzt durch ein HD-Modell ersetzen – bei Preisen um 50 Euro eine überschaubare Investition. Schaut man bereits per HD-Receiver und hat nur die Umstellung der genannten Öffentlich-rechtlichen Kanäle auf HD verpasst, beginnt man schleunigst den Suchlauf.
Die meisten Kabel-TV-Kunden sehen die genannten Stationen wohl noch bis zum Ende des Rechtsstreits in SD – immerhin außerhalb des Netzes von Kabel Deutschland wieder in gewohnter Qualität. Deren Kunden kann man nur raten, wo immer möglich auf Satellit umzustellen beziehungsweise die Hausverwaltungen zur Kündigung der Verträge mit Kabel Deutschland zu bewegen. Anders als zu Beginn des Zeitalters von Satelliten- und Kabel-TV sind Fernseher mit integriertem Sat-Receiver Massenware und die Verteilung der Signale im Haus günstig zu bewerkstelligen.
[Update 19.12.2013 - 18:40 Uhr] Ein Leser hat inzwischen darauf hingewiesen, dass über Satellit beim alten und neuen Encoding nominell Bitraten von ungefähr 8 Megabit pro Sekunde erreicht werden. Dabei fügt der von der ARD verwendete Encoder Füllbytes ("zero byte stuffing") ein, die keinerlei Nutzsignal enthalten und anscheinend bei der Umsetzung auf DVB-C herausgefiltert werden. Nach seiner Beobachtung litt auch das – ohnehin mit 3 Mbps mäßige – Bild von Arte unter dem neuen Encoder; die Dreambox-Modelle DM 7025/ 7025+ zeigten mit dem neuen Signal ruckelnde Bilder.
Quelle: heise
Die gemessene Videodatenrate korrelierte mit dem subjektiven Eindruck: Statt der üblichen 4,5 bis 7 Megabit pro Sekunde waren es plötzlich bestenfalls 3,5 (siehe Bildschirmfotos). Der niedrigste in diesem Zeitraum gemessene Wert lag unter zwei MBit/s – das ist für ein gutes Bild im mittlerweile etwas angegrauten MPEG-2-Standard definitiv zu wenig.
Der Autor empfängt die Signale per Unitymedia-Kabelanschluss – und hatte zunächst den Netzbetreiber in Verdacht, dem Negativbeispiel von Kabel Deutschland zu folgen, sprich: die Digitalsignale der öffentlich-rechtlichen Sender künstlich zu verschlechtern. Doch Sprecher Olaf Winter verneint dies: "Die digitalen Transportströme der öffentlich-rechtlichen Sender werden von uns 1:1 durchgereicht."
RBB-Pressesprecher Justus Demmer konnte sich auf den Qualitätseinbruch zunächst keinen Reim machen. Anders Heiko Nehse RBB-Techniker am Standort Potsdam, an den Demmer die Anfrage reichte. Zum 5. Dezember des Jahres sollten weitere ARD-Stationen offiziell in HD senden – darunter auch einige der betroffenen Kanäle. Bei dieser Gelegenheit wollte man auch die nicht mehr taufrischen Encoder fürs SD-Signal durch ein neues Modell von Cisco ablösen, welches für HD wie SD zuständig ist. Nur, so Nehse: "Diese Encoder lieferten nicht die SD-Qualität, welche wir als Techniker erwarteten und den Zuschauern liefern wollen".
Du musst angemeldet sein, um Bilder zu sehen.
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Nach gut zwei Wochen Matschbild zog man in Potsdam die Reißleine: Am 16. Dezember um 13:38 Uhr nahmen die Techniker für die betroffenen SD-Kanäle die alten Encoder wieder in Betrieb. Heiko Nehse erklärte, "Es ist nicht sinnvoll, im laufenden Betrieb Optimierungen an den neuen Encodern vorzunehmen, zumal voraussichtlich auch erst im Laufe des Januars eine aktualisierte Firmware für das Modell verfügbar sein wird.“ Sobald die greifbar ist und wie gewünscht funktioniert, mottet der RBB die alten SD-Encoder endgültig ein.
Ein Aspekt ist unabhängig von diesen Kinderkrankheiten: Nach und nach stellen die ARD-Sender ihre Produktions- und Sendeabläufe auf HD um. Die Folge: Altes 4:3-Material wird in ein HD-Signal mit 1280 × 720 Pixel konvertiert (also mit schwarzen Balken links und rechts). Für die SD-Schiene wird es in ein anamorphes 16:9-Bild mit 720 × 576 Pixel heruntergerechnet. Da ein knappes Drittel der 720 horizontalen Pixel schwarz ist, sinkt gegenüber der bisherigen SD-Ausstrahlung (die 4:3 ebenfalls mit 720 × 576 Pixel sendete) die effektive Horizontalauflösung auf rund 480 Pixel. Wer noch einen alten 4:3-Fernseher mit Bildröhre nutzt, sieht gar Balken links, rechts, oben und unten.
Für die Zuschauer heißt dies: Will man das bestmögliche Bild und nutzt noch einen SD-Satellitenreceiver, sollte man ihn jetzt durch ein HD-Modell ersetzen – bei Preisen um 50 Euro eine überschaubare Investition. Schaut man bereits per HD-Receiver und hat nur die Umstellung der genannten Öffentlich-rechtlichen Kanäle auf HD verpasst, beginnt man schleunigst den Suchlauf.
Die meisten Kabel-TV-Kunden sehen die genannten Stationen wohl noch bis zum Ende des Rechtsstreits in SD – immerhin außerhalb des Netzes von Kabel Deutschland wieder in gewohnter Qualität. Deren Kunden kann man nur raten, wo immer möglich auf Satellit umzustellen beziehungsweise die Hausverwaltungen zur Kündigung der Verträge mit Kabel Deutschland zu bewegen. Anders als zu Beginn des Zeitalters von Satelliten- und Kabel-TV sind Fernseher mit integriertem Sat-Receiver Massenware und die Verteilung der Signale im Haus günstig zu bewerkstelligen.
[Update 19.12.2013 - 18:40 Uhr] Ein Leser hat inzwischen darauf hingewiesen, dass über Satellit beim alten und neuen Encoding nominell Bitraten von ungefähr 8 Megabit pro Sekunde erreicht werden. Dabei fügt der von der ARD verwendete Encoder Füllbytes ("zero byte stuffing") ein, die keinerlei Nutzsignal enthalten und anscheinend bei der Umsetzung auf DVB-C herausgefiltert werden. Nach seiner Beobachtung litt auch das – ohnehin mit 3 Mbps mäßige – Bild von Arte unter dem neuen Encoder; die Dreambox-Modelle DM 7025/ 7025+ zeigten mit dem neuen Signal ruckelnde Bilder.
Quelle: heise