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PC & Internet Fälscherwerkstatt hqcns.com nach Dreivierteljahr noch immer online

Zwei Männer im Alter von 23 und 24 Jahren aus dem niedersächsischen Lingen befinden sich seit August 2016 wegen des Verdachts auf gewerbsmäßige und bandenmäßig begangene Geldfälschung zuzüglich zur Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln in Untersuchungshaft. Über ihren High Quality Counterfeit Notes Store (HQCNS) wurden nachweislich mehr als 7.200 gefälschte Geldscheine veräußert. Kurios: Die zugehörige Webseite hqns.com ist rund neun Monate nach der Verhaftung der beiden Verdächtigen noch immer online.

Bei Lingen nahe der niederländischen Grenze haben zwei Männer binnen eines Jahres nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehr als 7.200 gefälschte 50-Euro-Scheine hergestellt. Sie veräußerten die Ware ganz ohne .onion-Adresse über ihren High Quality Counterfeit Notes Store (HQNS.com) an deutsche und ausländische Kunden. Im August 2016 war damit Schluss, die Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung der Informations- und Kommunikationskriminalität Osnabrück wurde aktiv. Seitdem befinden sich die Verdächtigen in Untersuchungshaft. Im Januar dieses Jahres wurde vor dem Landgericht Osnabrück Anklage erhoben.

Was bleibt, ist der Webshop (konkret: ein WordPress Blog auf Basis von WooCommerce), der dem geneigten Publikum bis heute unter der URL https://hqcns.com gefälschte 50-Euro-Scheine in verschiedener Qualität und somit in unterschiedlichen Preiskategorien anbietet. Die Wahl der Ware ist kein Zufall. Unter den Blüten ist der Fünfziger am beliebtesten. Typ 5 der „falschen Fuffziger“, also die nachgemachten Geldscheine mit der höchsten Qualität, werden dort pro Stück für 16,50 Euro angeboten. Wer große Mengen abnahm, konnte von der Rechnungssumme noch etwas Rabatt abziehen.

„Die Blüten sind so gut, ich bearbeite die nicht mal.“
Ein Kommentator, oder einer der beiden Macher des Shops, der den Kommentar gefaked (= nachgemacht) hat, schrieb als Rezension, dies wären die besten nachgemachten Scheine, die man online kaufen könne. „Die Blüten sind so gut, ich bearbeite die nicht mal.“ Der Käufer ließ sie lediglich ein wenig in seinem Geldbeutel liegen, damit die Scheine nicht mehr so neu und unverbraucht aussehen würden. Er hätte mit diesem Produkt bisher keine Probleme gehabt, schrieb der unbekannte Käufer. Der Slogan der Fälscherwerkstatt lautet höchst passend „Take me to paradise“. Im Eingangsbereich des Shops ist bis heute ein bei shutterstock geklautes Foto von zwei Geschäftsleuten aus Plastik zu bewundern. Zu ihren Füßen, wie sollte es anders sein: Geldscheine. Mit dem Tor-Browser musste und muss man bis heute nicht nach den Blüten suchen, der Shop wurde im Clearnet (offenen Internet) errichtet und soll von Suchmaschinen wie Bing, DuckDuckGo und Google indiziert werden.

hqcns.com: keine Bustmeldung im Untergrund
Merkwürdig ist allerdings, dass nirgendwo im Graubereich nähere Informationen über die Festnahmen durchgesickert sind. Selbst auf Fraudsters, Crimenet & Co. findet man keine näheren Angaben über die Hintergründe der Beschuldigten oder über mögliche Durchsuchungen bei Käufern, was der logische nächste Schritt der Ermittler wäre. Die Angelegenheit wurde im Internet mit Ausnahme weniger Lokalzeitungen kaum behandelt. Es fragt sich nur, warum. Auf Fraudsters findet man lediglich das Ergebnis verschiedener Testkäufe von HQCNS-Blüten, die übrigens weniger positiv wie die oben genannte ausfiel. Dass die Hintermänner erwischt wurden (= busted), wird dort und anderswo im Graubereich nirgendwo erwähnt. Und das, obwohl sich derartige Gerüchte in Untergrund-Foren normalerweise wie im Lauffeuer verbreiten.

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Können die Behörden den Online-Shop nicht abschalten?
Ein Dreivierteljahr nach der Festnahme der beiden Lingener ist der Webshop noch immer verfügbar, als wenn nichts wäre. Nach erfolgter Registrierung (klappt allerdings nicht mit allen Browsern!) erfolgt aber über mehrere Wochen hinweg keine Antwort auf Support-Anfragen. Da die ehemaligen Fälscher nicht mehr frei über ihren Aufenthaltsort verfügen können, wie es im Fachjargon so schön heißt, ist dies wenig überraschend. Allem Anschein nach ist der Shop seit dem Bust nicht mehr aktiv.

Den Behörden ist das Abschalten von HQCNS.com allerdings auch noch nicht gelungen. Ende 2016 standen die Server in Hongkong beim Hosting-Anbieter tnet.hk. Seit dem Wechsel zu Cloudflare ist es ungleich schwieriger geworden, den tatsächlichen Aufenthaltsort der zugehörigen Webserver zu ermitteln. Die Domain der alternativen URL HQCNS.BIZ wurde übrigens auch in China registriert. Doch wer diese Internet-Adresse aufruft, wird automatisch zur im Web bekannten Online-Fälscherwerkstatt weitergeleitet. Weiter als bis zu Cloudflare ist die Staatsanwaltschaft offenbar auch nicht vorgedrungen, wie es scheint. Trotzdem ist es merkwürdig, dass ein derart großer Anlaufpunkt für Fälschungen noch immer aktiv ist.

Quelle; tarnkappe
 
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