Brauche ich einen neuen Empfänger?
Vermutlich ja. Alte DVB-T-Empfänger und -Fernseher können mit dem neuen Fernsehsignal nichts anfangen. Denn der Empfang von DVB-T2 HD setzt ein geeignetes Empfangsgerät voraus. Das kann entweder eine Set-Top-Box sein, mit der „alte“ Fernsehgeräte DVB-T2 HD-fähig gemacht werden, oder aber ein Flachbildfernseher der neuesten Generation mit integriertem DVB-T2 HD-Empfangsteil.
Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz rät, auf das grüne Logo mit DVB-T2-HD-Aufschrift und einem Fernseher-Symbol darüber zu achten. Geräte, die dieses Logo tragen, können grundsätzlich alle angebotenen Programme empfangen.
Wichtig: Der deutsche DVB-T2-Standard ist nicht vergleichbar mit dem aus anderen europäischen Ländern. Empfänger oder TV-Geräte müssen für das deutsche DVB-T2 HD zwingend den HEVC-Codec beherrschen. Geräte mit dem Siegel können das. Im Internet gibt es unter
www.tv-plattform.de eine Liste mit geeigneten Geräten.
Stimmt es, dass man für die Privatsender bezahlen muss?
Ja. Sat.1, ProSieben, Vox und RTL sind während des Probebetriebs verschlüsselt, aber kostenlos. Mit Beginn des Regelbetriebs 2017 werden die meisten Privatsender nur noch gegen Gebühr ausgestrahlt. Der Plattformbetreiber Media Broadcast wird das verschlüsselte Privatangebot unter dem Namen Freenet TV vermarkten. Ähnlich wie beim Satellitenempfang wird das Privat-TV dann - nach einer dreimonatigen Gratisphase - rund fünf bis sechs Euro im Monat kosten. Eine unverschlüsselte Ausstrahlung der Privatsender in alter SD-Auflösung wird es nicht geben. Das heißt: Wer privat schauen will, muss dafür zahlen.
Wann brauche ich ein Freenet TV CI+ Modul und wann nicht?
Doch Achtung! Damit die verschlüsselten Privatsender, wie beispielsweise RTL und ProSieben auch empfangen werden können, kommt ein weiteres Logo ins Spiel. Denn Empfangsgeräte, die das Privatprogramm ganz sicher empfangen können, müssen entweder ein Logo des Anbieters Freenet TV tragen oder brauchen ein „Freenet TV CI+ Modul“.
Das Freenet TV CI+ Modul benötigt man zum Empfang verschlüsselter, nach dem neuen digital-terrestrischen TV-Standard DVB-T2 HD ausgestrahlter TV-Programme im Rahmen des Freenet TV Senderportfolios, auf den Empfangsgeräten, die etwa „nur“ das grüne DVB-T2 HD Logo aufweisen. Es kann also mit allen DVB-T2 H.265/HEVC-tauglichen Receivern mit CI+ Schacht oder mit Fernsehgeräten betrieben werden, die über einen entsprechend kompatiblen Tuner verfügen. Das CI+ Modul arbeitet auf Irdeto-Basis und wird ohne Smartcard betrieben.
Verfügt das Empfangsgeräte bereits „beide“ Logos, also das grüne DVB-T2 HD Logo und das „Freenet TV Logo“, dann ist kein zusätzliches Freenet TV CI+ Modul vonnöten. In diesem Fall ist das Verschlüsselungssystem bereits im Empfangsgerät eingebaut.
Wo bekomme ich das Freenet TV CI+ Modul und was kostet das?
Mit dem Start des neuen Antennenfernsehens, bietet der Handel die Freenet TV CI+ Module zum Preis von 79,99 EURO an. Der Eifeler Unterhaltungselektronikhersteller TELESTAR, hat dazu den deutschlandweiten Vertrieb von Freenet TV CI+ Modulen an alle Elektronik-Groß- und Fachhändler sowie Fachmärkte übernommen. Bereits seit Mitte Mai kann man bei Amazon das Modul vorbestellen. ->
https://www.amazon.de/dp/B01FK7WWSK/?tag=digitaeliteb-21
Der Neukauf des Moduls beinhaltet derzeit einen dreimonatigen Freenet TV Gratis-Testzugang. Eine „Smartcard“ wird dazu übrigens nicht zusätzlich benötigt, denn das Modul ist sozusagen „cardless“ (ohne Verwendung einer Smartcard) nutzbar.
Wann wird das alte DVB-T abgeschaltet?
Laut Projektbüro DVB-T2 HD ist noch unklar, wo es örtlich noch übergangsweise einen Parallelbetrieb mit wenigen öffentlich-rechtlichen Programmen geben wird. Wer weiter über Antenne gucken will, sollte also bis Anfang 2017 die nötigen Geräte haben.
Der Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 HD soll im 1. Quartal 2017 beginnen. Mit Beginn des Regelbetriebs sind in den Startregionen rund 40 öffentlich-rechtliche und private Programme überwiegend in HD-Qualität zu empfangen. Nach der Umstellung der Ballungsräume werden weitere Regionen ausgebaut. Dort erfolgt die Ausstrahlung von öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen über Antenne. In einer späteren Ausbauphase wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk die ländlichen Regionen bis Mitte 2019 auf DVB-T2 HD umstellen.
Warum ist DVB-T2 HD besser?
Über DVB-T2 HD können zum einen deutlich mehr Kanäle empfangen werden als bisher. Bis zu 40 werden es einmal sein. Zum anderen werden die Sender überwiegend in voller HD-Auflösung (1920 zu 1080 Bildpunkten) ausgestrahlt. Aktuell können über Antenne nur Programme in geringerer SD-Auflösung empfangen werden. Das sieht vor allem auf neuen HD-Fernsehern nicht gut aus. „Deutschland hat jetzt europaweit das beste DVB-T“, lobt Michael Gundall. Die Technik sei der neueste Stand der Dinge und nicht in ein paar Jahren schon wieder veraltet.
DVB-T2 HD als Alternative zum Kabel-TV
Während beim Antennenfernsehen eine neue Ära beginnt, geht im Kabel die Zeit des analogen Fernsehen zu Ende. Bis Ende Juni 2017 will etwa Unitymedia ausschließlich digital übertragen, andere Anbieter haben ähnliche Pläne, nach momentanem Stand soll es bis Ende 2018 so weit sein. Wenn ohnehin dadurch die Anschaffung eines neuen Fernsehers oder einer Empfangsbox ansteht, könnte das ein Anlass zum Wechsel sein.
Gerade wer einen Einzelanschluss hat, kann beim reinen Fernsehen monatlich einige Euro sparen. „Das neue DVB-T2 HD ist definitiv eine Alternative zum Kabel“, sagt Michael Gundall. Wer darüber nachdenkt, sollte allerdings prüfen, ob am Wohnort auch Vollversorgung existiert. Gerade in ländlichen Bereichen abseits der großen Ballungszentren wird es auch in näherer Zukunft keine vollen 40 Programme geben.
Infos im Internet
- Eine ständig aktualisierte Datenbank mit kompatiblen Geräten finden Sie „hier“ auf der Webseite der TV-Plattform.
- Informationsportal DVB-T2 HD unter www.dvb-t2hd.de
- Eine aktuelle Karte über die Empfangsgebiete von DVB-T2 HD, der ersten Stufe ab 31. Mai 2016 finden Sie hier (PDF-Datei).
- Informationen zum Freenet TV Senderportfolio unter www.freenet.tv
Von Till Simon Nagel, dpa, ergänzt von InfoDigital