Fakten zur Kinderarmut
Definition Armutsbegriff - Zahlen zu Kinderarmut
Kinder in Deutschland sind arm, wenn ihre Eltern über ein Einkommen verfügen, das weniger als 60% des durchschnittlichen Nettoeinkommens umfasst1. Das bedeutet 884 Euro pro Monat für einen Ein-Personen-Haushalt. Für Kinder gibt es in Abhängigkeit von Familienstand und Sozialleistungen zusätzliche Bezüge (z.B. 255 Euro für Hartz IV Empfänger für ein Kind zwischen 7 und 14 Jahren)2.
(1 4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2013; 2 Statistische Ämter des Bundes und der Länder)
Gemäß der Armutsquote in Deutschland von derzeit 18,9% leben 2.457.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren unterhalb der Armutsschwelle. Von den Kleinkindern unter drei Jahren lebt jedes fünfte (20,5%) in einem Haushalt mit einem Einkommen unter der Armutsschwelle. Regional unterscheiden sich die Armutsquoten von Kindern und Jugendlichen erheblich:
Am höchsten ist der Anteil in
- Bremen (32,6%)
- Mecklenburg-Vorpommern (30,1%)
- Sachsen-Anhalt (28,1%)
- Berlin (27,1%)
Die niedrigsten Kinder-Armutsquoten finden sich in
- Bayern (11,8%)
- Baden-Württemberg (13,2%)
- Hessen (15,4%)
(Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Hans-Böckler-Stiftung, 2012)
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Armutsrisiko
Arbeitslosigkeit
Ist in einem Haushalt mit Kindern kein erwerbsfähiges Haushaltsmitglied berufstätig, liegt das Armutsrisiko der Familie bei 72%. Wenn ein Familienmitglied in Vollzeit erwerbstätig ist, sinkt das Risiko auf 10%, bei zwei Erwerbstätigen auf 4%.
(Dossier Armutsrisiken, BMFSFJ, 2008)
Seit dem 1. Januar 2013 gelten neue Regelbedarfe in der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Für alleinstehende Bezieher von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld („Hartz IV“) erhöht sich der Regelbedarf ab Jahresbeginn auf monatlich 382 Euro. Die Höhe der Regelbedarfsstufen ab 1.1.2013 im Einzelnen:
- Regelbedarfsstufe 1 (alleinstehende und alleinerziehende Leistungsberechtigte): 382 Euro
- Regelbedarfsstufe 2 (jeweils für zwei in einem gemeinsamen Haushalt zusammenlebende Partner): 345 Euro
- Regelbedarfsstufe 3 (erwachsene Leistungsberechtigte, die keinen eigenen und keinen gemeinsamen Haushalt mit einem Partner führen): 306 Euro
- Regelbedarfsstufe 4 (Jugendliche von 14 bis unter 18 Jahre): 289 Euro
- Regelbedarfsstufe 5 (Kinder von 6 bis unter 14 Jahre): 255 Euro
- Regelbedarfsstufe 6 (Kinder von 0 bis unter 6 Jahre): 224 Euro
(Bundeministerium für Arbeit und Soziales, 2013)
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Armutsrisiko Bildung
Eine entscheidende Einflussgröße für die Bildungsbeteiligung der Kinder ist die jeweilige Bildung der Eltern. Je höher das Bildungsniveau der Eltern, desto häufiger besuchen die Kinder nach der Grundschule eine Schule, die zu einem höheren Bildungsabschluss führt. Wenn Elternteile selbst bereits das Abitur erreicht haben, besuchen ca. zwei Drittel ihrer Kinder ein Gymnasium. Umgekehrt wirkt sich ein geringer Bildungsstand der Eltern negativ auf die Schulwahl der Kinder aus. Jene verteilen sich häufiger auf Sonder- und Hauptschulen als Heranwachsende von Eltern mit einem höheren Bildungsabschluss.
Kinder aus Familien unterhalb der Armutsrisikoschwelle besuchen zu etwa 65% die Hauptschule.
(4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2013)
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Armutsrisiko Migration
Unter den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist fast jeder Dritte (30,3%) von Armut betroffen.
(4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2013)
Als Menschen mit Migrationshintergrund werden alle nach Deutschland Zugewanderten, in Deutschland Geborene und in Deutschland als deutsch Geborene mit wenigstens einem hier als Ausländer geborenen oder zugewanderten Elternteil bezeichnet.
(Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI), Hans-Böckler-Stiftung, 2012)
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Armutsrisiko
Alleinerziehend
Die Alleinerziehenden weisen unter allen betrachteten Haushaltstypen nach wie vor mit deutlichem Abstand die höchsten Armutsrisikoquoten auf. 50% aller Alleinerziehenden mit zwei und mehr Kindern waren in 2010 von Einkommensarmut bedroht. Gegenüber 2000 ist das ein Zuwachs um sechs Prozentpunkte.
(DIW Berlin 2012)
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Auswirkungen auf Kinder
Das hohe Armutsrisiko in Kindheit und Jugend beeinträchtigt die Entwicklungsmöglichkeiten im weiteren Lebensverlauf und bleibt somit weiterhin eine Herausforderung für die Politik.
(Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 7/2010)
Eine Politik, die Armutsrisiken nachhaltig bekämpfen und bessere Chancen für soziale Mobilität organisieren will, muss zielgenauer in die individuelle Förderung von Kindern investieren, da hier die entscheidenden Weichen für zukünftige Teilhabe gestellt werden.
(4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2013)
Der Zusammenhang zwischen den Entwicklungsmöglichkeiten des Kindes und den materiellen Möglichkeiten des Elternhauses ist in Deutschland (im europäischen Vergleich) relativ stark ausgeprägt. Die langjährige Angewiesenheit auf Mindestsicherungsleistungen führt z.B. zu schlechteren Chancen der Kinder, ein Gymnasium zu besuchen. Familien von Alleinerziehenden und Mehrkindfamilien sind wegen ihrer geringeren Erwerbsbeteiligung der Mütter in besonderem Maße davon betroffen.
(4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2013)
Quelle: kinderförderung.bepanthen.de