Der Mega-Deal der Premier League hat auch in der Bundesliga Begehrlichkeiten geweckt: Wenn im nächsten Jahr die TV-Rechte neu vergeben werden, soll deutlich mehr Geld fließen. Dabei scheint man bereit, jeden Preis zu zahlen, denn wenn der Markt das nicht hergebe, müsse eben nachgeholfen werden.
Die Nachricht schlug in der hiesigen Fußball-Welt ein wie ein Blitz: Als Anfang des Jahres die TV-Rechte an der britischen Premier League vergeben wurden, war zwar von Anfang an klar, dass es ein Milliarden-Deal werden würde, doch die letztliche Höhe erstaunte sogar Experten. Ganze 6,9 Milliarden Euro pumpen die Pay-TV-Unternehmen British Telecommunications (BT) und Sky für die Spielzeiten von 2016/17 bis 2018/19 in den englischen Spitzen-Fußball. Pro Saison kassieren die Clubs ab kommendem Jahr damit rund 2,3 Milliarden Euro aus dem Fernsehvertrag und damit fast genauso viel, wie die Bundesliga für ihren aktuellen Vertrag insgesamt über alle Spielzeiten.
Was auf der Insel groß gefeiert wurde, löste in Deutschland zunächst Erstaunen und eine Schock-Starre aus, doch mittlerweile ist klar, dass der Mega-Deal aus England auch für den deutschen Fußball weitreichende Konsequenzen haben wird. Denn er hebt die anstehende Vergabe der Bundesliga-Rechte, die im Frühjahr 2016 erfolgen wird, auf ein ganz neues Level.
Mehr Geld muss her
Bereits kurze Zeit nach der Botschaft wurden die ersten Stimmen laut, dass auch die Bundesliga mehr Geld einspielen müsste. Im Sommer folgte dann der Vorstoß der Deutsche Fußball Liga (DFL): Ein neues Konzept für die TV-Rechte wurde erarbeitet, um mehr Geld aus ihnen herauszuholen. Mögliche Optionen: Neue Anstoßzeiten, mehr Montagsspiele und damit eine weitere Splittung des Spieltags sowie die Idee, weniger Bilder im Free-TV zu zeigen, was auf Kosten der "Sportschau" ginge.
Das Konzept wurde bereits dem Bundeskartellamt zur Prüfung vorgelegt. Eine Entscheidung ist hier zwar noch nicht gefallen, doch der Druck wächst. Denn seit einigen Wochen skandieren auch immer mehr Bundesliga-Clubs die Forderung nach mehr Geld. Der Grund: Sie haben Angst vor der Premier League. Schon jetzt erhalten deutsche Spieler "dramatisch gute Angebote" von der Insel, beklagte FC-Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge. Für die Vereine sei es immer schwerer, da mitzuhalten und ihre besten Spieler zu halten. Die Wettbewerbsfähigkeit sei in Gefahr.
Was nicht passt, wird passend gemacht
Rummenigges Lösung für das Problem: Der nächste TV-Vertrag müsse mindestens eine Milliarde Euro pro Saison einspielen und wenn der Markt das nicht hergebe, müsse die DFL aktiv werden und einen künstlichen Wettbewerb kreieren.
Tatsächlich hat die DFL das bereits getan, denn nicht anders ist ihr Konzept-Vorstoß zu werten, der als Reaktion auf den Mega-Deal aus England gewagt wurde. Sollte das Konzept tatsächlich abgenickt werden, hätte die Liga zumindest eine Möglichkeit geschaffen, die ohnehin schon aberwitzigen Summen, die im Fußball hin- und hergeschoben werden, weiter in die Höhe zu treiben.
Wer macht Sky Konkurrenz?
Doch zwischen Forderung und Realität besteht ein Unterschied. Aktuell hält Sky alle Live-Rechte in seiner Hand, was den Konzern aktuell rund 500 Millionen Euro pro Spielzeit kostet. Ein großer Konkurrent, der die Preise wie in England treiben könnte, ist aktuell aber nicht in Sicht. So ist wohl davon auszugehen, dass Sky zwar durchaus etwas drauflegen könnte, ein Quantensprung wie in der Premier League ist aber nicht zu erwarten.
Die vergangenen Wochen haben aber auch gezeigt, dass mit Überraschungen gerechnet werden muss. Ein Kandidat ist dabei die Discovery-Gruppe, zu der auch Eurosport gehört, die erst im Sommer die kompletten TV-Rechte an den Olympischen Spielen eingekauft hat. 1,3 Milliarden Euro lässt sich der Konzern die Spiele für 2018 und 2020 kosten, ein harter Brocken, an dem Discovery erstmal zu knabbern hat. Doch der Coup zeigt, dass man mit dem Konzern rechnen muss. Mit vielleicht auch nur einem Teil der Bundesliga-Rechte könnte man sich im Sportbereich hier neu aufstellen wollen.
Auch die Konkurrenz aus dem Internet ist nicht zu unterschätzen. So hat Sky erst Anfang Dezember die Exklusiv-Rechte für die Premier League an die Perform Group verloren, die die Partien künftig im Internet als Livestreams zeigen will.
Doch auch Constantin Medien (Sport1) und die Telekom wollen die Bundesliga. So gehören diese beiden zu einer Gruppe von Interessenten, die beim Bundeskartellamt offenbar für die Einführung der "No Single Buyer Rule", nach der nicht ein Anbieter allein zum Beispiel alle Live-Rechte kaufen kann. Die Telekom trat bereits bei der letzten Vergabe als großer Konkurent von Sky auf, zog aber den Kürzeren. Über die neue Regelung könnten sich die Bonner wieder ins Spiel bringen und das ohne, dass man in den finanziellen Fragen mit Sky mithalten muss. Und auch Sport1 hat offenbar Ambitionen, ein Stück vom Bundesliga-Kuchen zu bekommen.
"Sportschau" in Gefahr?
Auch im Free-TV könnte mehr Geld fließen, denn nicht nur die ARD hat Interesse an dem Rechte-Paket, das sie aktuell für die "Sportschau" nutzt. So hat RTL bereits mehrfach sein Interesse an der Bundesliga bekundet - und seinen Unmut darüber, dass sich die ARD dank des Rundfunkbeitrags über die Finanzierung keine großen Sorgen machen muss. Die Verlautbarung an sich ist nicht neu, doch die Tatsache, dass sich RTL im vergangenen Jahr die TV-Rechte an den Quali-Spielen der Nationalmannschaft geschnappt hat, lässt vermuten, dass der Kölner Privatsender ernsthaft Interesse an der Bundesliga haben könnte. Sollte RTL bei der Vergabe überraschend siegen, wäre das ein herber Rückschlag für die ARD.
Keine Limits mehr
Bis zur Vergabe sind zwar noch einige Monate hin, doch es scheint schon jetzt klar, dass der Status Quo den Beteiligten nicht mehr genug ist. Mehr Geld muss her, lautet die allgemeine Parole aus dem deutschen Spitzen-Fußball. Dabei ist man offenbar sogar bereit, das Solidaritätsprinzip über den Haufen zu werfen. Denn schon jetzt wird gefordert, den Verteilungsschlüssel für die TV-Gelder neu festzulegen und Werkklubs beispielsweise auszuschließen. Hier zeigt sich der Fußball von seiner hässlichen Seite, denn offenbar hört beim Geld die Freundschaft auch im Sport auf.
Ganz gleich wie der Kampf um die Fußball-Rechte am Ende ausgehen wird: Es wird einen Milliardenpoker geben, der keine Limits und Grenzen mehr kennt. Denn das Beispiel der Premier League hat gezeigt, was möglich ist und die Begehrlichkeit in der Bundesliga geweckt, das finanziell teils wahnwitzige Geschäft mit dem Fußball in die nächste Sphäre zu rücken - egal zu welchem Preis. Und zahlen tut den am Ende ohnehin nur einer: Der Fan, der die Spiele seiner Lieblingsmannschaft verfolgen will und dafür ein TV-Abo abschließt, was dank höherer Rechte-Kosten sicher wieder teurer werden dürfte.
Quelle; Digitalfernsehen
Die Nachricht schlug in der hiesigen Fußball-Welt ein wie ein Blitz: Als Anfang des Jahres die TV-Rechte an der britischen Premier League vergeben wurden, war zwar von Anfang an klar, dass es ein Milliarden-Deal werden würde, doch die letztliche Höhe erstaunte sogar Experten. Ganze 6,9 Milliarden Euro pumpen die Pay-TV-Unternehmen British Telecommunications (BT) und Sky für die Spielzeiten von 2016/17 bis 2018/19 in den englischen Spitzen-Fußball. Pro Saison kassieren die Clubs ab kommendem Jahr damit rund 2,3 Milliarden Euro aus dem Fernsehvertrag und damit fast genauso viel, wie die Bundesliga für ihren aktuellen Vertrag insgesamt über alle Spielzeiten.
Was auf der Insel groß gefeiert wurde, löste in Deutschland zunächst Erstaunen und eine Schock-Starre aus, doch mittlerweile ist klar, dass der Mega-Deal aus England auch für den deutschen Fußball weitreichende Konsequenzen haben wird. Denn er hebt die anstehende Vergabe der Bundesliga-Rechte, die im Frühjahr 2016 erfolgen wird, auf ein ganz neues Level.
Mehr Geld muss her
Bereits kurze Zeit nach der Botschaft wurden die ersten Stimmen laut, dass auch die Bundesliga mehr Geld einspielen müsste. Im Sommer folgte dann der Vorstoß der Deutsche Fußball Liga (DFL): Ein neues Konzept für die TV-Rechte wurde erarbeitet, um mehr Geld aus ihnen herauszuholen. Mögliche Optionen: Neue Anstoßzeiten, mehr Montagsspiele und damit eine weitere Splittung des Spieltags sowie die Idee, weniger Bilder im Free-TV zu zeigen, was auf Kosten der "Sportschau" ginge.
Das Konzept wurde bereits dem Bundeskartellamt zur Prüfung vorgelegt. Eine Entscheidung ist hier zwar noch nicht gefallen, doch der Druck wächst. Denn seit einigen Wochen skandieren auch immer mehr Bundesliga-Clubs die Forderung nach mehr Geld. Der Grund: Sie haben Angst vor der Premier League. Schon jetzt erhalten deutsche Spieler "dramatisch gute Angebote" von der Insel, beklagte FC-Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge. Für die Vereine sei es immer schwerer, da mitzuhalten und ihre besten Spieler zu halten. Die Wettbewerbsfähigkeit sei in Gefahr.
Was nicht passt, wird passend gemacht
Rummenigges Lösung für das Problem: Der nächste TV-Vertrag müsse mindestens eine Milliarde Euro pro Saison einspielen und wenn der Markt das nicht hergebe, müsse die DFL aktiv werden und einen künstlichen Wettbewerb kreieren.
Tatsächlich hat die DFL das bereits getan, denn nicht anders ist ihr Konzept-Vorstoß zu werten, der als Reaktion auf den Mega-Deal aus England gewagt wurde. Sollte das Konzept tatsächlich abgenickt werden, hätte die Liga zumindest eine Möglichkeit geschaffen, die ohnehin schon aberwitzigen Summen, die im Fußball hin- und hergeschoben werden, weiter in die Höhe zu treiben.
Wer macht Sky Konkurrenz?
Doch zwischen Forderung und Realität besteht ein Unterschied. Aktuell hält Sky alle Live-Rechte in seiner Hand, was den Konzern aktuell rund 500 Millionen Euro pro Spielzeit kostet. Ein großer Konkurrent, der die Preise wie in England treiben könnte, ist aktuell aber nicht in Sicht. So ist wohl davon auszugehen, dass Sky zwar durchaus etwas drauflegen könnte, ein Quantensprung wie in der Premier League ist aber nicht zu erwarten.
Die vergangenen Wochen haben aber auch gezeigt, dass mit Überraschungen gerechnet werden muss. Ein Kandidat ist dabei die Discovery-Gruppe, zu der auch Eurosport gehört, die erst im Sommer die kompletten TV-Rechte an den Olympischen Spielen eingekauft hat. 1,3 Milliarden Euro lässt sich der Konzern die Spiele für 2018 und 2020 kosten, ein harter Brocken, an dem Discovery erstmal zu knabbern hat. Doch der Coup zeigt, dass man mit dem Konzern rechnen muss. Mit vielleicht auch nur einem Teil der Bundesliga-Rechte könnte man sich im Sportbereich hier neu aufstellen wollen.
Auch die Konkurrenz aus dem Internet ist nicht zu unterschätzen. So hat Sky erst Anfang Dezember die Exklusiv-Rechte für die Premier League an die Perform Group verloren, die die Partien künftig im Internet als Livestreams zeigen will.
Doch auch Constantin Medien (Sport1) und die Telekom wollen die Bundesliga. So gehören diese beiden zu einer Gruppe von Interessenten, die beim Bundeskartellamt offenbar für die Einführung der "No Single Buyer Rule", nach der nicht ein Anbieter allein zum Beispiel alle Live-Rechte kaufen kann. Die Telekom trat bereits bei der letzten Vergabe als großer Konkurent von Sky auf, zog aber den Kürzeren. Über die neue Regelung könnten sich die Bonner wieder ins Spiel bringen und das ohne, dass man in den finanziellen Fragen mit Sky mithalten muss. Und auch Sport1 hat offenbar Ambitionen, ein Stück vom Bundesliga-Kuchen zu bekommen.
"Sportschau" in Gefahr?
Auch im Free-TV könnte mehr Geld fließen, denn nicht nur die ARD hat Interesse an dem Rechte-Paket, das sie aktuell für die "Sportschau" nutzt. So hat RTL bereits mehrfach sein Interesse an der Bundesliga bekundet - und seinen Unmut darüber, dass sich die ARD dank des Rundfunkbeitrags über die Finanzierung keine großen Sorgen machen muss. Die Verlautbarung an sich ist nicht neu, doch die Tatsache, dass sich RTL im vergangenen Jahr die TV-Rechte an den Quali-Spielen der Nationalmannschaft geschnappt hat, lässt vermuten, dass der Kölner Privatsender ernsthaft Interesse an der Bundesliga haben könnte. Sollte RTL bei der Vergabe überraschend siegen, wäre das ein herber Rückschlag für die ARD.
Keine Limits mehr
Bis zur Vergabe sind zwar noch einige Monate hin, doch es scheint schon jetzt klar, dass der Status Quo den Beteiligten nicht mehr genug ist. Mehr Geld muss her, lautet die allgemeine Parole aus dem deutschen Spitzen-Fußball. Dabei ist man offenbar sogar bereit, das Solidaritätsprinzip über den Haufen zu werfen. Denn schon jetzt wird gefordert, den Verteilungsschlüssel für die TV-Gelder neu festzulegen und Werkklubs beispielsweise auszuschließen. Hier zeigt sich der Fußball von seiner hässlichen Seite, denn offenbar hört beim Geld die Freundschaft auch im Sport auf.
Ganz gleich wie der Kampf um die Fußball-Rechte am Ende ausgehen wird: Es wird einen Milliardenpoker geben, der keine Limits und Grenzen mehr kennt. Denn das Beispiel der Premier League hat gezeigt, was möglich ist und die Begehrlichkeit in der Bundesliga geweckt, das finanziell teils wahnwitzige Geschäft mit dem Fußball in die nächste Sphäre zu rücken - egal zu welchem Preis. Und zahlen tut den am Ende ohnehin nur einer: Der Fan, der die Spiele seiner Lieblingsmannschaft verfolgen will und dafür ein TV-Abo abschließt, was dank höherer Rechte-Kosten sicher wieder teurer werden dürfte.
Quelle; Digitalfernsehen