iOS 14 ausprobiert: Die wichtigsten Neuerungen
iOS 14: Endlich ist das nächste große
iPhone-Update da – es bringt gewaltige Neuerungen vor allem für den Homescreen mit sich. COMPUTER BILD hat iOS 14 ausprobiert und zeigt die neuen Funktionen.
Auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2020 stellte Apple Ende Juni die seit Jahren wohl wichtigste neue Version des Betriebssystems für iPhones vor: iOS 14. Jetzt ist das Update endlich da! COMPUTER BILD hat iOS 14 bereits ausprobiert und verrät, welche Neuerungen es bringt.
iOS14-Update sofort oder lieber noch warten?
Im Praxis-Test von COMPUTER BILD funktionierte die finale Version von iOS 14 einwandfrei. Doch es gibt durchaus Argumente, noch etwas zu warten. Denn etliche App-Entwickler wurden offenbar von der schnellen Freigabe der finalen Version überrumpelt, haben ihre Apps trotz des langen Beta-Vorlaufs noch nicht für iOS 14 angepasst. Von der Nachricht zur finalen Veröffentlichung bis zum Release selbst vergingen noch nicht einmal 24 Stunden - nicht viel Zeit, um letzte Bugs in der eigenen App auszubügeln und diese im App Store zu veröffentlichen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte für wichtige Apps den Versionslauf prüfen oder beim Anbieter nachfragen.
iOS 14: Was ist neu?
Vor allem beim Homescreen hat sich einiges geändert. Mit Neuerungen wie App-Mediathek und Widgets ist iOS 14 laut Apple-Software-Chef Craig Federighi "das größte Update, das wir je für den Home-Bildschirm gemacht haben". Wie fühlen sich die neuen Funktionen in der Praxis an? Und was sind die wichtigsten Neuerungen von iOS 14? COMPUTER BILD hat iOS 14 ausprobiert und verrät, wie sich das neue System schlägt.
Die Homescreen-Revolution in iOS 14
Wenn man iOS 14 das erste Mal startet, sieht es aus wie gewohnt: Der Homescreen ist mit vielen App-Icons gepflastert. Wo sind also die Neuerungen? Und warum sollte man dieses gewohnte System überhaupt neu gestalten? Der Grund: Die meisten Nutzer besitzen mittlerweile unzählige Apps – es wird immer schwieriger, sie mithilfe der App-Symbole auf Anhieb zu finden. Viele Nutzer haben sich dafür eigene Tricks überlegt. Mit iOS 14 geht Apple dieses Problem jetzt systematisch an: mit der App-Mediathek (englisch: App-Library). Die taucht ganz rechts hinter dem letzten Startbildschirm auf. Dort finden sich alle Apps thematisch sortiert in Ordnern. Die gab es zwar schon vorher, aber diese sehen schöner aus, die Icon-Symbole sind besser zu erkennen – und es gibt offenbar keine Grenze mehr für die Zahl der Apps, die in einem Ordner enthalten sind. Bei wenig gefüllten Ordnern lassen sich die Symbole direkt starten, ohne die digitale Sammelmappe öffnen zu müssen. Im Ordner "Vorschläge" platziert Siri abhängig von der Nutzung und Situation passende Apps. Tippt man in das Suchfeld, erscheint darunter eine alphabetische Liste sämtlicher Anwendungen auf dem
iPhone. Das erinnert etwa an die Listenansicht auf der Apple Watch oder, wenn man das noch kennt, an Windows Phone. Wer die App-Mediathek intensiv nutzt, kann anschließend seinen normalen Homescreen gründlich aufräumen, sodass man nur die ersten beiden Startbildschirme mit den wichtigsten Apps behält und alle anderen ausschließlich über die App-Mediathek aufruft.
iOS 14: Widgets auf dem Homescreen
Eine weitere Neuerung sind Widgets direkt auf dem Homescreen – ähnlich schon länger unter iPadOS oder auch Android verfügbar. Sie kommen auf zwei Wegen auf den Homescreen: So lassen sie sich von der bisherigen Widget-Seite ganz links auf den Homescreen ziehen. Besser ist aber das Hinzufügen im Modus "Home-Bildschirm bearbeiten", also in der Option, in der die Icons zittern. Über das Plus-Symbol links oben findet man dann eine Auswahl verfügbarer Widgets. Und: Die Größe der Widgets lässt sich vorher auswählen. Eine Besonderheit ist hier der intelligente "Smart Stapel", in dem zum Start neben der Wettervorhersage der Eintrag "Siri-Vorschläge" enthalten ist. Die Assistentin platziert jeweils zur Situation und Zeit die passenden Widgets – wie man es von der Apple Watch kennt. Alternativ lässt sich manuell mit seichtem Fingerwisch zwischen den Widgets blättern. Das Wetter-Widget soll übrigens jetzt (wie die Wetter-App) vor drohendem Unwetter warnen und bei Regen eine Niederschlagsvorhersage im Minutentakt anbieten. Im Test war aber kein Regen im Anmarsch.
Neues Siri in iOS 14
Nachdem Google und Amazon mit ihren Assistenten mächtig aufgeholt oder das iOS-Pendant sogar überholt haben, will Apple mit Siri jetzt wieder nachlegen. Erster Schritt: Die Assistentin soll weniger aufdringlich sein. Wie viele weitere Benachrichtigungen (etwa eingehende Anrufe) blendet das Betriebssystem Siri-Hinweise dezent ein – beim Start wird nicht der gesamte Bildschirm verdeckt, es gibt lediglich ein kleines pulsierendes Symbol unten.
iOS 14 übersetzt auch ohne Internet
Einige intelligente Aktionen, bei denen die Spracherkennung eine wesentliche Rolle spielt, funktionieren unter iOS 14 sogar ohne aktive Internetverbindung: Diktate (ab
iPhone XS) und Übersetzungen. Als Sprachen nennt Apple Englisch, Mandarin-Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Spanisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Russisch, brasilianisches Portugiesisch und Arabisch. Im Test funktionierten Diktate ohne Internetverbindung tadellos, für Übersetzungen steht vorher ein Download der nötigen Sprachdateien an.
Schnellaktion per Klopfen
Von Apple nicht beworben, verbirgt sich in den Einstellungen von iOS 14 ein kleines Goodie: Unter
Einstellungen,
Bedienungshilfen, Tippen findet sich ganz unten der Eintrag "Auf Rückseite tippen". Dort lassen sich Aktionen festlegen, die nach zwei- oder dreimaligem Klopfen auf die Rückseite ablaufen – etwa eine Screenshot-Aufnahme nach zweimaligem Klopfen.
Geräuscherkennung: Hund, Katze, Türklingel
Eine weitere erstaunliche Bedienungshilfe ist die Geräuscherkennung, die sich unter
Einstellungen,
Bedienungshilfen aktivieren lässt. Dort wählen Sie auf Wunsch eine Reihe von Geräuschen aus, die erkannt werden sollen – etwa Haustiere (Hund, Katze) oder Türklingeln. Im Test erkannte das System Hundebellen korrekt, eine Kirchenglocke hielt es allerdings für eine Türklingel. Leider lässt sich kein Kurzbefehl einrichten, der etwa bei einem Geräusch eine E-Mail verschickt oder Facetime startet. Doch für Gehörlose oder Menschen, die beim Arbeiten dauerhaft einen Kopfhörer tragen, könnte der Hinweis hilfreich sein. Für alle anderen ist es vorerst eine faszinierende Spielerei.
"Wo ist?"-App findet dank iOS 14 mehr als iPhones
Die erwartete Ankündigung der Apple AirTags blieb zwar aus, doch mit iOS 14 schafft der Konzern die Voraussetzungen dafür – und bietet auch Drittherstellern die Möglichkeit an, eigenes "Wo-ist-Zubehör" zu entwickeln. Damit ließen sich über die "Wo ist?"-App beliebige Geräte finden. Dabei garantiert Apple eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Ob aber auch sämtliche iPhones mit iOS 14 in einem globalen Netzwerk im Hintergrund helfen, verlorene Schlüssel, Taschen oder Fahrräder aufzuspüren, ist bislang unklar. Nur so wäre eine Konstruktion einfacher Schlüsselfinder ohne eigene Mobilfunktechnik oder große Batterien möglich.
Apple CarPlay und CarKeys: BMW ist dabei
iOS 14 bringt viele Verbesserungen für Autofahrer. So soll Apple Karten jetzt endlich eine Routenführung für Fahrradfahrer bekommen, dazu eine Suche nach Elektro-Tankstellen sowie einige Extras für US-Nutzer beinhalten. Der Konzern verspricht, bei Fahrrad-Routen Höhenunterschiede, das Verkehrsaufkommen auf einer Straße und "das Vorhandensein von Treppen" entlang der Strecke zu berücksichtigen. Und "Routen für Elektrofahrzeuge" sieht automatisch Ladepausen entlang der Route abhängig vom aktuellen Ladestand und der Ladesteckerstandards vor. Viele Neuerungen kommen zunächst allerdings leider nicht nach Deutschland, die Fahrrad-Navigation etwa soll zum Start sogar nur in New York, Los Angeles, San Francisco, Schanghai und Peking verfügbar sein. Für deutsche Autofahrer wird daher der elektronische Autoschlüssel Apple CarKeys umso spannender. Via NFC lässt sich damit das eigene Auto über das
iPhone entsperren, auf Wunsch teilen Sie den Schlüssel sogar einfach mit anderen iOS-14-Nutzern – etwa mit Familienmitgliedern. In aktuellen BMW-Modellen, wie etwa dem neuen 5er, soll die Technik schon eingebaut sein!
iMessage wird in iOS 14 bunter und schneller
Kein Update ohne frische Memojis. Apple zeigte jüngst neue Motive darunter, zeitgemäß, auch ein Gesicht mit Mund-Nasen-Schutz-Maske. Damit und mit der neuen Gruppenfoto-Funktion (frei wählbares Bild für Gruppenchats) werden iMessage-Chats in der Nachrichten-App vielfältiger. Außerdem lässt sich schneller chatten: Auf Nachrichten antworten Sie auf Wunsch direkt im Pop-up-Fenster. Dazu lassen sich wichtige Nachrichten anpinnen. Und: Die Texterkennung für Diktate soll direkt auf dem
iPhone laufen, also auch bei schlechter Internetverbindung.
Facetime mit Bild-in-Bild
Eingehende Anrufe via Facetime oder normalen Telefonaten pflastern jetzt nicht mehr den gesamten Bildschirm zu, sondern erlauben es, weiter andere Apps oder Inhalte zu betrachten. Bei Facetime-Videoanrufen kann man so den Anruf als Miniatur-Video (Bild-in-Bild) laufen lassen, während man etwa nach Informationen sucht oder Notizen macht. Optional lassen Sie bei Facetime-Telefonaten ein Video im Miniformat laufen. Übrigens: Auch Apples AirPods und AirPods Pro erhalten bei Benutzung mit iOS 14, iPadOS 14 und
MacOS Big Sur neue Funktionen, wechseln etwa automatisch zwischen
iPhone und iPadOS. Hinzu kommt Raumklang via Spatial Audio.
iOS 14 startet Apps ohne Installation
Fast jeder hat schon einmal Apps installiert, die man in einer bestimmten Situation brauchte – danach aber nie wieder. Mit iOS 14 lassen sich Apps auch nutzen, ohne sie aufwendig installieren und sich jedes Mal für einen neuen Dienst anmelden zu müssen. Die clevere Funktion nennt sich App Clips: Wer etwa spontan vor einem E-Roller zum Leihen steht, lädt die App-Clip-Variante des Dienstleisters laut Apple innerhalb von Sekunden direkt aus der Cloud. Keine Installation, keine App-Store-Suche, keine Neuregistrierung bei Dienstleister X, Y, Z. Voraussetzung: Der Dienst nutzt Apple-Dienste wie Apple Pay und die Identifizierung via Apple-Log-in. Es wird dabei auch nicht die komplette App heruntergeladen, sondern nur die nötigen Komponenten, also eine Art Lite-Version. Zudem muss man die App nicht suchen, sondern über das Scannen von QR-Codes oder NFC-Tags direkt starten.
iOS-14-Download: Ist auch das iPhone 6S dabei?
Doch auf welchen iPhones läuft iOS 14? Das hat Apple nun endlich verraten. Zuletzt fiel jedes Jahr eine Generation aus dem Support, sodass iOS 14 eigentlich erst ab dem
iPhone 7 verfügbar sein dürfte. Demnach wäre das
iPhone 6S bei iOS 14 außen vor. Die gute Nachricht für Besitzer des Smartphones: iOS 14 läuft auf denselben
iPhone-Modellen wie iOS 13. Das sind die iPhones, für die die neue Version als Download erscheint:
iOS-14-Update: Release-Datum
Die finale Version von iOS 14 ist seit dem späten Abend des 16. September verfügbar, einige Stunden später als erwartet - aber deutlich vor dem erwarteten Verkaufsstart des
iPhone 12 im Oktober. Die erste iOS 14 Beta für zahlende Entwickler erschien am Abend der Keynote zum WWDC 2020 (22. Juni 2020), die Public Beta von iOS 14 am 9. Juli 2020 verfügbar.
Quelle: computerbild.de