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PC & Internet Windows-Desktop: Ecken feilen reicht nicht

Es ist zum Heulen: Seit mehr als einem Vierteljahrhundert fuddeln die Microsoft-Entwickler nur noch an Details der Bedienoberfläche von Windows herum. 1995 schufen Sie das Startmenü und verpassten Windows erstmals einen "echten" Desktop. Seitdem scheint ein Innovationsstopp für den Desktop verhängt worden zu sein, sieht man von der kurzen Kacheleskapade in Windows 8 ab.
Die Microsoft-Entwickler verwirren wenig ambitionierte Windows-Nutzer mit ihrem Einstellungs-Sokoban: Fand man Optionen für Netzwerkadapter einst in der Systemsteuerung, stecken sie nun im Tray-Symbol unter Einstellungen. Schon aufgrund der Verschachtelungstiefe fordert das Ändern sicherheitsrelevanter Vorgaben selbst gestandene Windows-Pfadfinder heraus.
Worauf sich der Nutzer aber stets verlassen kann, sind neue optische Schmankerl: Die Entwickler feilen Ecken der Fenster rund, lassen überdeckte Elemente durchscheinen, streichen Hintergründe und Dekorationen neu und zaubern altgediente Bedienelemente weg – oft inkonsequent, denn Alt-Leerzeichen öffnet noch immer das 3.1-Fenstermenü.
Woran liegt dieses offensichtliche Herumlaborieren, anstatt die Bedienoberfläche wirklich mal so zu überarbeiten, dass sie zeitgemäße Digitalarbeit effektiv unterstützt? Wie wäre es mit einem Ansatz, der sich an den Aufgaben der Nutzer orientiert und bündelt, was zu einem Projekt gehört? Mails, Browser-Tabs, Bilder, Textdokumente ... sodass all das automatisch stets an einem Speicherort landet.
Mein Eindruck: Es fehlt Konkurrenz, die das mal weiterdenkt. Eine Linux-Distribution gilt heute als besonders gelungen, wenn sie es Windows-Umsteigern leicht macht. Ich höre im Keller die OS/2-Workplace-Shell klappern, die einen neuartigen Desktop-Ansatz mit vielen Eingriffsmöglichkeiten zu kompliziert gestaltet hatte. Die IBMler haben sich wenigstens getraut – ohne Fehltritte keine Innovation.
So brutzelte in der Gerüchteküche rund um das vermeintliche Windows 11 vor allem die übliche Zutat: Kosmetisches. Wie wäre es mal mit einer erfrischenden Bedienmetapher, mit einer soliden Softwareinstallations- und Aktualisierungstechnik, die nicht nur das System, sondern wirklich alle Anwendungen bedenkt, und dann vielleicht einem weniger aufdringlichen Updatemodell?
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Peter Siering

Quelle: c‘t
 
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