Die Dominanz des FC Bayern München macht Sky zu schaffen. Deutschland-Chef Carsten Schmidt hat eine Strategie gegen Langeweile in der Liga: mehr Unabhängigkeit vom Fußball. Im exklusiven Interview spricht er über Qualitätsserien wie „Babylon Berlin“, den neuen Receiver Sky Q, Konkurrenten wie DAZN und Netflix und die Frage, wie er Sky vom Abo-Sportangebot zum Entertainmentpaket für alle machen will.
„Es ist nie zu spät für Qualität“: Carsten Schmidt, Vorstandsvorsitzender von Sky Deutschland.
Die Bundesliga läuft nicht mehr komplett bei Sky. Die Champions League muss sich der Pay-TV-Pionier mit dem Herausforderer DAZN teilen. Der Sportmarkt ist in Bewegung – also expandiert Sky in anderen Bereichen: Eigenproduzierte Serien wie „Babylon Berlin“, koproduziert mit der ARD, sollen dem Abosender ein neues Image verpassen: weg von der Dominanz des Sports, hin zu einem Familienangebot für alle. Was plant Sky-Chef Carsten Schmidt?
Herr Schmidt, am 30. September startet „Babylon Berlin“ in der ARD. Bei Sky war die koproduzierte 40-Millionen-Euro-Serie schon vor einem Jahr zu sehen. Insgesamt haben Sie den besseren Deal gemacht, oder?
Bei einem Projekt in dieser Größenordnung geht es nicht darum, wer möglicherweise besser wegkommt. Babylon Berlin ist unsere erste Sky Eigenproduktion und damit weltweit gleich so erfolgreich zu sein – sowohl bei den Zuschauern als auch bei den Kritikern - ist natürlich phänomenal. Ich habe damals behauptet, „Babylon Berlin“ sei so wichtig für uns wie die Bundesliga, und unser Ziel sei es, dass die Serie eine Debatte über die Qualität deutscher Serienproduktion auslöst. Beide Äußerungen habe ich nie bereut. Wir freuen uns nun alle darüber, dass wir gemeinsam weitermachen. Alle Partner sind sich einig: „Babylon Berlin“ ist so gut – das muss weitergehen. Ich hoffe auch, dass die ARD jetzt gute Nutzungszahlen haben wird, weil das dem ganzen Projekt gut tut.
Im Oktober beginnt die Arbeit an Staffel Drei. Angesichts der hervorragenden Resonanz: Wie viele Staffeln würde Sky denn mitfinanzieren?
Da setzen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt keine Grenze. Ich denke, dass die Bücher von Volker Kutscher sicher noch mehrere Staffeln hergeben würden. Aber viel wichtiger ist, dass immer wieder das Feuer bei den Kreativen lodert. Wir hatten einen super Auftakt, darauf gilt es jetzt aufzubauen. Ich bin optimistisch.
Hat sich das positive Echo denn in neuen Sky-Abos niedergeschlagen?
Wir sehen schon, dass es im Weihnachtsgeschäft 2017 sowohl bei den Laufzeitabonnements als auch bei unserem Streamingangebot Sky Ticket – das ja „Babylon Berlin“ enthielt – eine gute Entwicklung gab. Wie sehr das konkret an „Babylon Berlin“ lag, ist schwer zu messen. Die Serie hat uns aber sehr gut getan – auch bei der Umpositionierung von Sky von einem vor allem als Sport- und Fußballkanal wahrgenommenen Angebot hin zu einem Entertainmentprodukt, das sich an die ganze Familie und ebenso neue Zielgruppen richtet.
„Ich war schon nervös, was ,Das Boot’ angeht“
Quelle; Hannoverschen Allgemeinen
Du musst Regestriert sein, um das angehängte Bild zusehen.
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„Es ist nie zu spät für Qualität“: Carsten Schmidt, Vorstandsvorsitzender von Sky Deutschland.
Die Bundesliga läuft nicht mehr komplett bei Sky. Die Champions League muss sich der Pay-TV-Pionier mit dem Herausforderer DAZN teilen. Der Sportmarkt ist in Bewegung – also expandiert Sky in anderen Bereichen: Eigenproduzierte Serien wie „Babylon Berlin“, koproduziert mit der ARD, sollen dem Abosender ein neues Image verpassen: weg von der Dominanz des Sports, hin zu einem Familienangebot für alle. Was plant Sky-Chef Carsten Schmidt?
Herr Schmidt, am 30. September startet „Babylon Berlin“ in der ARD. Bei Sky war die koproduzierte 40-Millionen-Euro-Serie schon vor einem Jahr zu sehen. Insgesamt haben Sie den besseren Deal gemacht, oder?
Bei einem Projekt in dieser Größenordnung geht es nicht darum, wer möglicherweise besser wegkommt. Babylon Berlin ist unsere erste Sky Eigenproduktion und damit weltweit gleich so erfolgreich zu sein – sowohl bei den Zuschauern als auch bei den Kritikern - ist natürlich phänomenal. Ich habe damals behauptet, „Babylon Berlin“ sei so wichtig für uns wie die Bundesliga, und unser Ziel sei es, dass die Serie eine Debatte über die Qualität deutscher Serienproduktion auslöst. Beide Äußerungen habe ich nie bereut. Wir freuen uns nun alle darüber, dass wir gemeinsam weitermachen. Alle Partner sind sich einig: „Babylon Berlin“ ist so gut – das muss weitergehen. Ich hoffe auch, dass die ARD jetzt gute Nutzungszahlen haben wird, weil das dem ganzen Projekt gut tut.
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Im Oktober beginnt die Arbeit an Staffel Drei. Angesichts der hervorragenden Resonanz: Wie viele Staffeln würde Sky denn mitfinanzieren?
Da setzen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt keine Grenze. Ich denke, dass die Bücher von Volker Kutscher sicher noch mehrere Staffeln hergeben würden. Aber viel wichtiger ist, dass immer wieder das Feuer bei den Kreativen lodert. Wir hatten einen super Auftakt, darauf gilt es jetzt aufzubauen. Ich bin optimistisch.
Hat sich das positive Echo denn in neuen Sky-Abos niedergeschlagen?
Wir sehen schon, dass es im Weihnachtsgeschäft 2017 sowohl bei den Laufzeitabonnements als auch bei unserem Streamingangebot Sky Ticket – das ja „Babylon Berlin“ enthielt – eine gute Entwicklung gab. Wie sehr das konkret an „Babylon Berlin“ lag, ist schwer zu messen. Die Serie hat uns aber sehr gut getan – auch bei der Umpositionierung von Sky von einem vor allem als Sport- und Fußballkanal wahrgenommenen Angebot hin zu einem Entertainmentprodukt, das sich an die ganze Familie und ebenso neue Zielgruppen richtet.
„Ich war schon nervös, was ,Das Boot’ angeht“
Für dieses Ziel treten Sie stärker als früher als Produzent von eigenen Qualitätsserien in Erscheinung. Mit „Babylon Berlin“, dann im Herbst mit der Neuauflage von „Das Boot“, mit „Der Pass“ und „Acht Tage“. Kommt diese Offensive nicht zu spät?
Für Qualität ist es nie zu spät. Wir sind überzeugt, dass die Zeit für großartige Serien in Deutschland jetzt erst richtig begonnen hat. Ich glaube, dass „Babylon Berlin“ da eine neue Messlatte gesetzt hat. Und wir werden mit der nächsten großen Sky Serie „Das Boot“, die noch vor Weihnachten exklusiv bei uns laufen wird, nachlegen. Ohne den Mitbewerbern zu nahe zu treten, denke ich, dass wir in Zukunft Marktführer bei qualitativ hochwertigen und authentischen deutschen Geschichten sein werden. Wir definieren das Genre ganz neu.
„Das Boot“ ist ein Klassiker. Auch da ist die Fallhöhe sehr groß.
Es ist ein Stück deutscher Filmgeschichte, vor dem wir großen Respekt haben. Ganz ehrlich: Ich war schon nervös, was „Das Boot“ angeht – bis ich die ersten Bilder gesehen habe. Ich habe eine besondere Beziehung zu der Serie. „Das Boot“ hat mich als junger Mensch so gepackt, dass ich es mir mein ganzes Leben lang immer wieder gerne angesehen habe. Deshalb war meine Sorge, dass man hier ein Stück Kunst zu sehr aus kommerzieller Sicht betrachtet und damit dem Ursprungsstoff nicht gerecht wird. Allen Partnern war von Anfang an klar, dass wir deshalb kein Remake machen möchten, sondern mit der Serie zeitlich an die Geschichte des Films anknüpfen. Ich habe die ersten Episoden gesehen – und ich habe um mich herum weinende Männer erlebt. Es wird emotionsgeladen und authentisch sein, mit großartigen Schauspielern. Und das Interessante: Es gibt zwei Erzählstränge. Einen auf dem Boot, einen auf dem französischen Festland in La Rochelle.
Und dieser zweite Erzählstrang soll dann auch diejenigen locken, die vielleicht weniger anfangen können mit der klassischen U-Boot-Geschichte? Weibliche Zuschauer zum Beispiel?
Es stimmt, dass wir Sky programmlich breiter aufstellen. Aber wir haben bei „Das Boot“ nicht nach einer fixen Formel gesucht nach dem Motto: Wieviel Weiblichkeit müssen wir der Serie geben, damit sie in unsere Strategie passt? Das war nicht der Fall. Wenn man „Das Boot“ weitererzählen will, landet man beim französischen Widerstandskampf. Das führt dazu, dass es in der Serie nicht nur um die klaustrophobische Enge des U-Boots geht, sondern auch um das Leben in dieser Zeit im besetzten Frankreich. Das bringt viel mehr Breite in die Geschichte und wir haben die Möglichkeit starke Frauenfiguren einzuführen.
„Wir müssen nicht immer die Ersten sein, sondern die Besten“
Aber Ihnen ist schon daran gelegen, die doch sehr männliche Marke Sky interessanter für weibliche Kundschaft zu machen?
Ja, natürlich. Deshalb werben wir zum Beispiel in unseren kommenden Weihnachtsspots nicht mit einem Fußballer, sondern wieder mit Elyas M’Barek, der ausdrücklich nichts mit Fußball am Hut hat. Aber wir üben keinen Druck aus auf den kreativen Prozess, um zwingend weiblicher zu werden. Das ist mir ganz wichtig: „Das Boot“ basiert nicht auf Zielgruppendemografien aus dem Reagenzglas.
Seit 1999 bei Sky: Carsten Schmidt
Carsten Schmidt, geboren 1963, ist seit Juni 2015 Vorstandsvorsitzender der Sky Deutschland AG. Er arbeitet seit 1999 im Unternehmen, das damals noch Premiere hieß. Als Sportchef verantwortete er die Redaktion und Produktion des Sportangebots sowie des Nachrichtensenders Sky Sport News HD, bevor er 2006 in den Vorstand eintrat.
Sie haben vor etwa 100 Tagen Sky Q gestartet, die neue Sky-Software für den Receiver, die den Zugang zu Ihren Angeboten übersichtlicher und komfortabler machen soll. Hat das funktioniert?
Sky Q hat unsere Erwartungen in den ersten 100 Tagen übererfüllt. Unser Receiver wurde von vielen führenden Technikmagazinen getestet und ist der wahrscheinlich meistausgezeichnete Receiver aller Zeiten in Deutschland. Das ist ein großer Erfolg. Bereits über 1 Million Sky Kunden kommen in den Genuss dieses neuen Fernseherlebnisses, das einfach Spaß macht.
Obwohl es Funktionen gibt, die andere Anbieter schon länger haben – wie Autoplay, Restart oder Gerätesynchronisierung.
Ja. Wir müssen nicht immer die Ersten sein, sondern die Besten. Wichtig ist, wie man Content und Menüführung intelligent zu einem Erlebnis verknüpft, und da ist Sky Q eine überzeugende Lösung.
Im Sky-Kosmos tauchen eine Menge Marken auf: Sky Ticket, Sky Go, Sky Kids, Sky Sport, Sky Store und jetzt Sky Q. Es bleibt verwirrend für interessierte Neukunden.
Wir haben zwei Kundengruppen und zwei Produkte: Das sind die Kunden mit Vertragsbindung, für diese gibt es Sky Q. Als zweites bieten wir Sky Ticket, unser flexibles Streaming-Angebot, für alle Kunden, die sich nicht lange binden möchten.
„Wir wollen die Sky- und Netflix-Welten zusammenführen“
Sie wollen demnächst auch Netflix ins Sky-Q-Angebot integrieren. Ist so eine Umarmungstaktik der richtige Weg, um sich einen erstarkenden Konkurrenten vom Hals zu halten?
Wir sehen das nicht als Risiko – ganz im Gegenteil: Sky Q soll für unsere Kunden die Plattform sein, von der aus sie durch ihr gesamtes Entertainmentangebot navigieren. Die Mediatheken von ARD und ZDF haben wir schon an Bord, das ist der Anfang. Wir wollen für den Sky Kunden, der parallel noch ein Netflix-Abo hat, beide Welten in den kommenden Monaten so zusammenführen, dass der Content, für den er bezahlt hat, einfach und komfortabel auffindbar ist. Das ist unsere Mission.
Und der umgekehrte Weg? Wollen Sie Sky-Apps auch bei Amazon Fire TV oder Apple TV integrieren?
Die Sky Q App und Sky Ticket sind bereits über Apple TV ab der 4. Generation empfangbar. Darüber hinaus analysieren wir natürlich kontinuierlich den Markt nach weiteren sinnvollen Optionen.
Sky stand lange nicht gerade für das intuitive Erlebnis, dieses simple Vergnügen bei der Bedienung, das etwa Netflix von Anfang an bot. Wie wollen Sie sich da verbessern?
Wir haben jedes einzelne unserer Produkte, seien es Apps oder Receiver, in jüngster Zeit komplett erneuert und stark verbessert, um den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Das war das größte Innovationsinvestment der vergangenen Jahre. Kunden wollen neben dem besten Content eine leichte Auffindbarkeit und gute Übersichtlichkeit.
„Wir müssen uns vom Free-TV unterscheiden“
Sie kooperieren technisch oder inhaltlich mit vielen Partnern: der ARD, dem ZDF, HBO, Showtime, demnächst auch mit Netflix. Da fällt es naturgemäß schwerer, sich als Marke inhaltlich abzugrenzen.
Mit „Babylon Berlin“ ist Sky zum ersten Mal mit einem fiktiven Stoff gelungen, was im Sport schon sehr lange klappt: als Qualitätsmarke in die Köpfe der Menschen zu kommen – und genau darum geht es. Wir wurden mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet für die Jubiläumsstaffel des „Quatsch Comedy Club“ mit Thomas Hermanns, wir setzen die weltweit erfolgreichste Kochcastingshow „MasterChef“ fort. Wir sind in der Auswahl unserer Projekte sehr selektiv, denn wir müssen uns vom Free TV unterscheiden.
Ja? Gerade ist „X Factor“ bei Sky gestartet, die Castingshow, die bis 2012 im Free-TV bei Vox lief. Lebt eine solche Show nicht auch vom Buzz? Funktioniert das hinter der Paywall?
Wir glauben, dass unsere Marke mehr braucht als Fiktion und Sport. Wir arbeiten uns deshalb bewusst in den Entertainmentbereich vor. Wir wissen, dass solche Dinge Zeit brauchen – gerade bei einer Marke, von der die Zuschauer eine klare Vorstellung haben. Sky steht bisher für Filme, Serien, Fußball, Kinderprogramm und Dokumentationen, aber noch nicht für Unterhaltungsshows. Castingshows und Reality-TV haben in Deutschland allerdings immer ein großes Publikum gefunden. „X Factor“ läuft bei Sky Italia herausragend, wir geben dem Projekt sehr viel Zeit. Wir sind überzeugt, dass das zu Sky passt.
Obwohl die Blütezeit von Casting und Reality schon hinter uns liegt?
Das Interesse ist immer noch hoch genug, um damit in Deutschland viele Zuschauer anzusprechen und zu binden. Wir sehen die Verbreiterung hin zum Entertainment als logischen Schritt für Sky.
„Wettbewerb ist gut, weil er die Sinne schärft“
Im Moment kooperieren Sie noch mit HBO – bis 2020. Was, wenn HBO seine Inhalte dann lieber selber streamt? Disney startet 2019 eine eigene Streamingplattform, Apple will angeblich einsteigen, Amazon und Netflix werfen mit Geld um sich. Es wird nicht leichter, Pay-TV zu machen. Für wie viele Streamingdienste ist Platz in diesem Land?
Wie viele Streaming-Angebote Platz auf dem deutschen Markt haben, wird die Zukunft zeigen. Ich glaube: nicht viel mehr als heute. Wir haben mit 5,2 Millionen Abonnenten in Deutschland eine sichere Verbreitungsplattform. Jeder, der in Deutschland neu um Kunden wirbt, muss sich gegen eine Vielzahl von Medienangeboten durchsetzen. Das muss ein Anbieter erstmal schaffen. Mit HBO, Showtime, Fox oder Disney hat Sky in ganz Europa herausragende Partnerschaften, von denen alle Beteiligten stark profitieren.
Der Wettbewerb wird aber härter.
Wettbewerb ist gut, weil er uns herausfordert und maximal die Sinne schärft. Die Entwicklung ist ein klares Indiz dafür, welch großes Potential der Markt insgesamt hat. Es bleibt dabei: Wir sind lieber der Beste unter vielen, als der einzige auf weiter Flur. Natürlich beobachten wir den Markt aufmerksam, wir hinterfragen ständig kritisch, doch das durchaus mit dem nötigen Selbstbewusstsein. Sky wird auch in Zukunft durch eigene Produktionen, einem exzellenten Sport-Line-Up und arrivierte Partnerschaften sehr gute Inhalte zeigen. Ich sage: Sky plus ein weiterer Streaminganbieter – das ist die beste Abdeckung.
Allein Netflix investiert in diesem Jahr weltweit 13 Milliarden Euro in eigene Inhalte. Kann Sky da finanziell mithalten?
Durchaus. Sky investiert alleine in Europa über sieben Länder hinweg knapp acht Milliarden Euro in Inhalte – das ist ein starkes Investment. Vergleicht man das mit den weit über 100 Ländern für die Netflix produziert, geben wir auf die Anzahl der Länder heruntergebrochen sogar mehr für Inhalte aus. Natürlich beobachten wir die Content-Entwicklung genau, aber wir müssen uns da in Deutschland nicht verstecken.
„Eine Kooperation mit Eurosport ist uns bisher nicht gelungen“
Sie haben zuletzt wichtige Sportrechte verloren: die Premier League an DAZN, die Formel 1, das Freitagsspiel in der Bundesliga an Eurosport. Es muss Ihnen doch wehtun, dass Sie in Sachen Bundesliga nicht mehr mit dem Slogan „Alle Spiele, alle Tore“ werben können.
Wir waren natürlich nicht einverstanden damit, dass das Bundeskartellamt für die Bundesliga eine „No Single Buyer Rule“ für die Live-Rechte eingeführt hat…
…dass also das gesamte TV-Rechtepaket nicht mehr an einen einzigen Anbieter vergeben werden durfte.
Das ist aus unserer Sicht nicht der richtige Schritt für die Konsumenten. Es war natürlich nicht in unserem Interesse, dass Sky Zuschauer das Freitagsspiel jetzt nicht mehr bei uns verfolgen können. Trotzdem sehen unsere Kunden auch weiterhin exklusiv nur bei Sky 266 der 306 Spiele der Bundesliga. Zudem gibt es nur bei Sky die 2. Bundesliga live und exklusiv.
In der Champions League müssen Sie sich die Rechte mit DAZN teilen. Der Modus klingt kompliziert: In der Gruppenphase zeigen Sie je ein Einzelspiel, mittwochs haben Sie immer die erste Wahl, dienstags drei Mal. DAZN zeigt dann die weiteren Einzelspiele. Im Achtel- und Viertelfinale zeigt DAZN die Hinspiele einzeln exklusiv in voller Länge, nur Sky darf die Rückspiele zeigen. Im Halbfinale und Finale übertragen Sie beide. Wer soll da noch durchsteigen?
Fußballfans sind auch weiterhin bei uns am besten aufgehoben, denn nur bei Sky gibt es alle Spiele und alle Tore der UEFA Champions League live in der Original Sky Konferenz. Zudem sehen Kunden bei uns die meisten Einzelspiele der deutschen Mannschaften live: Wir zeigen in der Vorrunde fünfmal Bayern, viermal Dortmund, zweimal Schalke, einmal Hoffenheim. Und das Mittwochsspiel im ZDF gibt es eben nicht mehr – das läuft jetzt bei Sky.
Aber Livesport wird allmählich so kompliziert wie Handytarife. Verstehen Sie den Unmut darüber? Hätten Sie nicht mit Eurosport einig werden können über den Freitagabend?
Es gab intensive Gespräche. Aber wir müssen immer auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben. Die Bundesligaausschreibung 2017 hatte aus meiner Sicht nur einen Gewinner – nämlich die deutschen Bundesligaklubs. Wir als Unternehmen müssen unsere Investments natürlich refinanzieren. Glauben Sie mir: Es geht bei uns immer darum, dem Kunden das bestmögliche Angebot zu unterbreiten. Wir sind durchaus fähig, gute Kooperationen im Sinne der Zuschauer einzugehen, mit DAZN, mit der Deutschen Telekom oder auch mit der ARD beim Handball ist dies der Fall. Mit Eurosport ist uns das bisher noch nicht gelungen.
„So, wie es jetzt ist, ist es für die Bundesliga-Fans bestimmt nicht optimal“
Ist die Bundesliga überhaupt noch attraktiv für Sie? Die Meisterschaft ist doch im Prinzip Weihnachten entschieden.
Wir sind enttäuscht vom Wettbewerb um die deutsche Meisterschaft in den letzten fünf Jahren. Wer deutscher Meister wird, war sehr früh klar. Ich mache mir durchaus Gedanken darüber, welche Auswirkungen diese fehlende Spannung hat. Eine Lösung hierfür muss aber der deutsche Fußball finden. So, wie es jetzt ist, ist es für die Fans bestimmt nicht optimal. Da hilft auch der intensive Wettbewerb um die Plätze zwei bis 18 nicht.
Und nun ist auch noch der HSV abgestiegen.
Der HSV bereichert die 2.Liga in dieser Saison. Aber er muss in die 1. Bundesliga zurück, denn er ist eine nationale Institution und eine großartige Marke, ähnlich wie zwei oder drei andere Klubs. Er hat Fans in ganz Deutschland. Ich war am letzten Spieltag der vergangenen Saison in Hamburg im Stadion – es herrschte eine große Traurigkeit, aber auch eine totale Entschlossenheit, um den sofortigen Wiederaufstieg zu kämpfen.
Die Langeweile in der Meisterschaft hat doch aber auch mit der Verteilung der Sky-Gelder zu tun. Die reichen Klubs werden noch reicher. Würden Sie sich einen anderen Schlüssel wünschen?
Wir sind nicht Teil dieses Prozesses. Das macht die DFL und da gibt es eine Menge kluger Menschen. In einer perfekten Welt würde ich sagen, dass die Champions-League-Teilnehmer, die sowieso schon sehr stark von europäischen TV-Geldern profitieren, vielleicht im Bundesliga-Verteilungsschlüssel nicht ganz so stark berücksichtigt werden müssten. Wir müssen sehr aufpassen, dass uns nicht Zustände blühen, bei denen sich die Attraktivität der Bundesliga nur noch am Abstiegskampf oder am Kampf um die Champions-League-Plätze bemisst. Das ist auf Dauer nicht erfolgreich.
„Sky fordert nicht mehr Anstoßzeiten“
Viele Fans nervt auch die Zersplitterung des Spieltags. Sie haben gesagt, dass Sie darauf keinen Einfluss haben. Aber profitieren tun Sie schon davon, oder?
In Spanien gibt es zehn Anstoßzeiten für zehn Spiele, in England und Italien gibt es ebenfalls mehr als bei uns. In Deutschland gibt es fünf Anstoßzeiten für neun Spiele, von denen die meisten am Samstagnachmittag laufen. Das halte ich für eine sehr maßvolle und gute Lösung. Um das deutlich zu sagen: Sky fordert nicht mehr Anstoßzeiten.
Ihr Interesse an den Bundesligarechten bleibt also hoch? Auch 2021?
Selbstverständlich.
Gleichzeit aber wollen Sie die Dominanz des Fußballs im Sky-Angebot verringern. Das ist doch ein Balanceakt.
Unsere Aufgabe ist es, den deutschen Markt der Pay-TV-Interessierten noch besser zu durchdringen. Die Marke Sky soll Marktführer im Fußball bleiben. Das sind wir bereits heute mit der Bundesliga, 2. Bundesliga, UEFA Champions League und DFB Pokal. Wir werden den Fußball niemals als Lokomotive für unser Angebot unterschätzen. Wir definieren ihn aber neu. Und gleichzeitig bauen wir die Entertainment-Kompetenz deutlich aus.
Sie haben im Sommer 25 WM-Spiele in Ultra-HD gezeigt. Wie fällt die Bilanz aus?
Da waren wir etwas enttäuscht. Das sage ich ganz offen. Wir hatten mit Wolff-Christoph Fuss den besten Kommentator. Zudem haben wir mit Ultra HD die bestmögliche Bildqualität präsentiert. Trotzdem müssen wir konstatieren, dass, wenn ARD und ZDF von einem Großereignis wie WM, EM oder Olympia berichten, die Sehgewohnheiten doch stark auf diese beiden fixiert sind.
Das frühe Aus der deutschen Nationalmannschaft war auch nicht gerade förderlich.
So ist es. Das galt ja für die gesamte deutsche Fußballwelt. Wir waren bei unserem UHD-Engagement schon davon ausgegangen, dass die deutsche Mannschaft zumindest unter die letzten Vier kommt.
„Zu viele Wechsel in der Strategie"
Wie wichtig sind für Sky denn die linearen Kanäle noch? Werden die genutzt?
Wir sehen eine Veränderung in der Nutzung, aber nur in einigen Prozentpunkten, nicht in erdrutschartigen Bewegungen. Das ist demografisch unterschiedlich: Die Jüngeren nutzen On Demand und Streaming stärker als die Älteren. Fakt ist aber, dass wir diesem Trend mit Sky Q total gerecht werden, erstens mit der Zurück-auf-Start-Funktion selbst im laufenden Programm und zweitens mit der neuen Menüführung. Bei Sky-Q-Kunden haben wir eine um rund 60 Prozent höhere On-Demand-Nutzung als bei den anderen. Unsere Angebote sind viel besser ins Schaufenster gestellt. Lineare Kanäle bleiben aber weiterhin sehr wichtig für eine große Gruppe unserer Zuschauer.
Sky ist beim Publikum als Abosender abgespeichert. Dass Sie auch Streaming für Kurzzeitkunden anbieten, ist beim Normalverbraucher noch weithin unbekannt.
Das wird sich ändern. Wir haben 2018 zum ersten Mal überhaupt damit begonnen, für unser Streamingangebot Sky Ticket zu werben. Wir sind nun mal als Abo-Anbieter groß geworden.
Sky hat in Deutschland eine lange Geschichte hinter sich. Warum hat Pay TV 20 Jahre gebraucht, um hierzulande Fuß zu fassen?
Ich glaube, dass wir daran zu großen Teilen auch selber schuld waren. Ich bin mehr als 19 Jahre bei Sky. Zwischen 2002 und 2009 hatten wir unter dem Namen Premiere viele Wechsel in der Strategie, in der Führung und in den Besitzverhältnissen. Wir haben unter anderem 2005 die Bundesliga an den damaligen Konkurrenten Arena verloren. Dazu kam, dass unsere Set-Top-Boxen technisch nicht immer ausgereift waren und starke Piraterie herrschte. Dazu gab es eine Vielzahl an weiteren Gründen: Zu wenig Kontinuität bei kundenorientierten Investments, wenig strategische Nachhaltigkeit bei Innovationen – all das hat sich in den vergangenen sechs bis acht Jahren fundamental verändert. Auf dem Pay-Markt kamen neue Anbieter hinzu, das hat die Gattung „Paid Content“ insgesamt gestärkt. Zudem ist das frei empfangbare Fernsehen auch nicht unbedingt stärker geworden. Das alles hat zur guten Entwicklung von Sky beigetragen. Inzwischen agieren wir als Sky Gruppe in sieben europäischen Ländern mit rund 23 Millionen Kunden, 5,2 Millionen Abonnenten davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dafür haben wir bei Sky gemeinsam hart gearbeitet und sind für die Zukunft gut aufgestellt. Wir fokussieren uns dabei weiterhin auf die drei Säulen Innovation, Content und Service.
Letzte Frage: Haben Sie ein DAZN-Abo?
Da ich natürlich sehen möchte wie unser Partner unsere Champions League Kooperation umsetzt, werde ich bei den Kollegen sicherlich diese Woche mal reinschauen.
Für Qualität ist es nie zu spät. Wir sind überzeugt, dass die Zeit für großartige Serien in Deutschland jetzt erst richtig begonnen hat. Ich glaube, dass „Babylon Berlin“ da eine neue Messlatte gesetzt hat. Und wir werden mit der nächsten großen Sky Serie „Das Boot“, die noch vor Weihnachten exklusiv bei uns laufen wird, nachlegen. Ohne den Mitbewerbern zu nahe zu treten, denke ich, dass wir in Zukunft Marktführer bei qualitativ hochwertigen und authentischen deutschen Geschichten sein werden. Wir definieren das Genre ganz neu.
„Das Boot“ ist ein Klassiker. Auch da ist die Fallhöhe sehr groß.
Es ist ein Stück deutscher Filmgeschichte, vor dem wir großen Respekt haben. Ganz ehrlich: Ich war schon nervös, was „Das Boot“ angeht – bis ich die ersten Bilder gesehen habe. Ich habe eine besondere Beziehung zu der Serie. „Das Boot“ hat mich als junger Mensch so gepackt, dass ich es mir mein ganzes Leben lang immer wieder gerne angesehen habe. Deshalb war meine Sorge, dass man hier ein Stück Kunst zu sehr aus kommerzieller Sicht betrachtet und damit dem Ursprungsstoff nicht gerecht wird. Allen Partnern war von Anfang an klar, dass wir deshalb kein Remake machen möchten, sondern mit der Serie zeitlich an die Geschichte des Films anknüpfen. Ich habe die ersten Episoden gesehen – und ich habe um mich herum weinende Männer erlebt. Es wird emotionsgeladen und authentisch sein, mit großartigen Schauspielern. Und das Interessante: Es gibt zwei Erzählstränge. Einen auf dem Boot, einen auf dem französischen Festland in La Rochelle.
Und dieser zweite Erzählstrang soll dann auch diejenigen locken, die vielleicht weniger anfangen können mit der klassischen U-Boot-Geschichte? Weibliche Zuschauer zum Beispiel?
Es stimmt, dass wir Sky programmlich breiter aufstellen. Aber wir haben bei „Das Boot“ nicht nach einer fixen Formel gesucht nach dem Motto: Wieviel Weiblichkeit müssen wir der Serie geben, damit sie in unsere Strategie passt? Das war nicht der Fall. Wenn man „Das Boot“ weitererzählen will, landet man beim französischen Widerstandskampf. Das führt dazu, dass es in der Serie nicht nur um die klaustrophobische Enge des U-Boots geht, sondern auch um das Leben in dieser Zeit im besetzten Frankreich. Das bringt viel mehr Breite in die Geschichte und wir haben die Möglichkeit starke Frauenfiguren einzuführen.
„Wir müssen nicht immer die Ersten sein, sondern die Besten“
Aber Ihnen ist schon daran gelegen, die doch sehr männliche Marke Sky interessanter für weibliche Kundschaft zu machen?
Ja, natürlich. Deshalb werben wir zum Beispiel in unseren kommenden Weihnachtsspots nicht mit einem Fußballer, sondern wieder mit Elyas M’Barek, der ausdrücklich nichts mit Fußball am Hut hat. Aber wir üben keinen Druck aus auf den kreativen Prozess, um zwingend weiblicher zu werden. Das ist mir ganz wichtig: „Das Boot“ basiert nicht auf Zielgruppendemografien aus dem Reagenzglas.
Seit 1999 bei Sky: Carsten Schmidt
Carsten Schmidt, geboren 1963, ist seit Juni 2015 Vorstandsvorsitzender der Sky Deutschland AG. Er arbeitet seit 1999 im Unternehmen, das damals noch Premiere hieß. Als Sportchef verantwortete er die Redaktion und Produktion des Sportangebots sowie des Nachrichtensenders Sky Sport News HD, bevor er 2006 in den Vorstand eintrat.
Sie haben vor etwa 100 Tagen Sky Q gestartet, die neue Sky-Software für den Receiver, die den Zugang zu Ihren Angeboten übersichtlicher und komfortabler machen soll. Hat das funktioniert?
Sky Q hat unsere Erwartungen in den ersten 100 Tagen übererfüllt. Unser Receiver wurde von vielen führenden Technikmagazinen getestet und ist der wahrscheinlich meistausgezeichnete Receiver aller Zeiten in Deutschland. Das ist ein großer Erfolg. Bereits über 1 Million Sky Kunden kommen in den Genuss dieses neuen Fernseherlebnisses, das einfach Spaß macht.
Obwohl es Funktionen gibt, die andere Anbieter schon länger haben – wie Autoplay, Restart oder Gerätesynchronisierung.
Ja. Wir müssen nicht immer die Ersten sein, sondern die Besten. Wichtig ist, wie man Content und Menüführung intelligent zu einem Erlebnis verknüpft, und da ist Sky Q eine überzeugende Lösung.
Im Sky-Kosmos tauchen eine Menge Marken auf: Sky Ticket, Sky Go, Sky Kids, Sky Sport, Sky Store und jetzt Sky Q. Es bleibt verwirrend für interessierte Neukunden.
Wir haben zwei Kundengruppen und zwei Produkte: Das sind die Kunden mit Vertragsbindung, für diese gibt es Sky Q. Als zweites bieten wir Sky Ticket, unser flexibles Streaming-Angebot, für alle Kunden, die sich nicht lange binden möchten.
„Wir wollen die Sky- und Netflix-Welten zusammenführen“
Sie wollen demnächst auch Netflix ins Sky-Q-Angebot integrieren. Ist so eine Umarmungstaktik der richtige Weg, um sich einen erstarkenden Konkurrenten vom Hals zu halten?
Wir sehen das nicht als Risiko – ganz im Gegenteil: Sky Q soll für unsere Kunden die Plattform sein, von der aus sie durch ihr gesamtes Entertainmentangebot navigieren. Die Mediatheken von ARD und ZDF haben wir schon an Bord, das ist der Anfang. Wir wollen für den Sky Kunden, der parallel noch ein Netflix-Abo hat, beide Welten in den kommenden Monaten so zusammenführen, dass der Content, für den er bezahlt hat, einfach und komfortabel auffindbar ist. Das ist unsere Mission.
Und der umgekehrte Weg? Wollen Sie Sky-Apps auch bei Amazon Fire TV oder Apple TV integrieren?
Die Sky Q App und Sky Ticket sind bereits über Apple TV ab der 4. Generation empfangbar. Darüber hinaus analysieren wir natürlich kontinuierlich den Markt nach weiteren sinnvollen Optionen.
Sky stand lange nicht gerade für das intuitive Erlebnis, dieses simple Vergnügen bei der Bedienung, das etwa Netflix von Anfang an bot. Wie wollen Sie sich da verbessern?
Wir haben jedes einzelne unserer Produkte, seien es Apps oder Receiver, in jüngster Zeit komplett erneuert und stark verbessert, um den Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Das war das größte Innovationsinvestment der vergangenen Jahre. Kunden wollen neben dem besten Content eine leichte Auffindbarkeit und gute Übersichtlichkeit.
„Wir müssen uns vom Free-TV unterscheiden“
Sie kooperieren technisch oder inhaltlich mit vielen Partnern: der ARD, dem ZDF, HBO, Showtime, demnächst auch mit Netflix. Da fällt es naturgemäß schwerer, sich als Marke inhaltlich abzugrenzen.
Mit „Babylon Berlin“ ist Sky zum ersten Mal mit einem fiktiven Stoff gelungen, was im Sport schon sehr lange klappt: als Qualitätsmarke in die Köpfe der Menschen zu kommen – und genau darum geht es. Wir wurden mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet für die Jubiläumsstaffel des „Quatsch Comedy Club“ mit Thomas Hermanns, wir setzen die weltweit erfolgreichste Kochcastingshow „MasterChef“ fort. Wir sind in der Auswahl unserer Projekte sehr selektiv, denn wir müssen uns vom Free TV unterscheiden.
Ja? Gerade ist „X Factor“ bei Sky gestartet, die Castingshow, die bis 2012 im Free-TV bei Vox lief. Lebt eine solche Show nicht auch vom Buzz? Funktioniert das hinter der Paywall?
Wir glauben, dass unsere Marke mehr braucht als Fiktion und Sport. Wir arbeiten uns deshalb bewusst in den Entertainmentbereich vor. Wir wissen, dass solche Dinge Zeit brauchen – gerade bei einer Marke, von der die Zuschauer eine klare Vorstellung haben. Sky steht bisher für Filme, Serien, Fußball, Kinderprogramm und Dokumentationen, aber noch nicht für Unterhaltungsshows. Castingshows und Reality-TV haben in Deutschland allerdings immer ein großes Publikum gefunden. „X Factor“ läuft bei Sky Italia herausragend, wir geben dem Projekt sehr viel Zeit. Wir sind überzeugt, dass das zu Sky passt.
Obwohl die Blütezeit von Casting und Reality schon hinter uns liegt?
Das Interesse ist immer noch hoch genug, um damit in Deutschland viele Zuschauer anzusprechen und zu binden. Wir sehen die Verbreiterung hin zum Entertainment als logischen Schritt für Sky.
Du musst angemeldet sein, um Medien zu sehen.
„Wettbewerb ist gut, weil er die Sinne schärft“
Im Moment kooperieren Sie noch mit HBO – bis 2020. Was, wenn HBO seine Inhalte dann lieber selber streamt? Disney startet 2019 eine eigene Streamingplattform, Apple will angeblich einsteigen, Amazon und Netflix werfen mit Geld um sich. Es wird nicht leichter, Pay-TV zu machen. Für wie viele Streamingdienste ist Platz in diesem Land?
Wie viele Streaming-Angebote Platz auf dem deutschen Markt haben, wird die Zukunft zeigen. Ich glaube: nicht viel mehr als heute. Wir haben mit 5,2 Millionen Abonnenten in Deutschland eine sichere Verbreitungsplattform. Jeder, der in Deutschland neu um Kunden wirbt, muss sich gegen eine Vielzahl von Medienangeboten durchsetzen. Das muss ein Anbieter erstmal schaffen. Mit HBO, Showtime, Fox oder Disney hat Sky in ganz Europa herausragende Partnerschaften, von denen alle Beteiligten stark profitieren.
Der Wettbewerb wird aber härter.
Wettbewerb ist gut, weil er uns herausfordert und maximal die Sinne schärft. Die Entwicklung ist ein klares Indiz dafür, welch großes Potential der Markt insgesamt hat. Es bleibt dabei: Wir sind lieber der Beste unter vielen, als der einzige auf weiter Flur. Natürlich beobachten wir den Markt aufmerksam, wir hinterfragen ständig kritisch, doch das durchaus mit dem nötigen Selbstbewusstsein. Sky wird auch in Zukunft durch eigene Produktionen, einem exzellenten Sport-Line-Up und arrivierte Partnerschaften sehr gute Inhalte zeigen. Ich sage: Sky plus ein weiterer Streaminganbieter – das ist die beste Abdeckung.
Allein Netflix investiert in diesem Jahr weltweit 13 Milliarden Euro in eigene Inhalte. Kann Sky da finanziell mithalten?
Durchaus. Sky investiert alleine in Europa über sieben Länder hinweg knapp acht Milliarden Euro in Inhalte – das ist ein starkes Investment. Vergleicht man das mit den weit über 100 Ländern für die Netflix produziert, geben wir auf die Anzahl der Länder heruntergebrochen sogar mehr für Inhalte aus. Natürlich beobachten wir die Content-Entwicklung genau, aber wir müssen uns da in Deutschland nicht verstecken.
„Eine Kooperation mit Eurosport ist uns bisher nicht gelungen“
Sie haben zuletzt wichtige Sportrechte verloren: die Premier League an DAZN, die Formel 1, das Freitagsspiel in der Bundesliga an Eurosport. Es muss Ihnen doch wehtun, dass Sie in Sachen Bundesliga nicht mehr mit dem Slogan „Alle Spiele, alle Tore“ werben können.
Wir waren natürlich nicht einverstanden damit, dass das Bundeskartellamt für die Bundesliga eine „No Single Buyer Rule“ für die Live-Rechte eingeführt hat…
…dass also das gesamte TV-Rechtepaket nicht mehr an einen einzigen Anbieter vergeben werden durfte.
Das ist aus unserer Sicht nicht der richtige Schritt für die Konsumenten. Es war natürlich nicht in unserem Interesse, dass Sky Zuschauer das Freitagsspiel jetzt nicht mehr bei uns verfolgen können. Trotzdem sehen unsere Kunden auch weiterhin exklusiv nur bei Sky 266 der 306 Spiele der Bundesliga. Zudem gibt es nur bei Sky die 2. Bundesliga live und exklusiv.
In der Champions League müssen Sie sich die Rechte mit DAZN teilen. Der Modus klingt kompliziert: In der Gruppenphase zeigen Sie je ein Einzelspiel, mittwochs haben Sie immer die erste Wahl, dienstags drei Mal. DAZN zeigt dann die weiteren Einzelspiele. Im Achtel- und Viertelfinale zeigt DAZN die Hinspiele einzeln exklusiv in voller Länge, nur Sky darf die Rückspiele zeigen. Im Halbfinale und Finale übertragen Sie beide. Wer soll da noch durchsteigen?
Fußballfans sind auch weiterhin bei uns am besten aufgehoben, denn nur bei Sky gibt es alle Spiele und alle Tore der UEFA Champions League live in der Original Sky Konferenz. Zudem sehen Kunden bei uns die meisten Einzelspiele der deutschen Mannschaften live: Wir zeigen in der Vorrunde fünfmal Bayern, viermal Dortmund, zweimal Schalke, einmal Hoffenheim. Und das Mittwochsspiel im ZDF gibt es eben nicht mehr – das läuft jetzt bei Sky.
Aber Livesport wird allmählich so kompliziert wie Handytarife. Verstehen Sie den Unmut darüber? Hätten Sie nicht mit Eurosport einig werden können über den Freitagabend?
Es gab intensive Gespräche. Aber wir müssen immer auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben. Die Bundesligaausschreibung 2017 hatte aus meiner Sicht nur einen Gewinner – nämlich die deutschen Bundesligaklubs. Wir als Unternehmen müssen unsere Investments natürlich refinanzieren. Glauben Sie mir: Es geht bei uns immer darum, dem Kunden das bestmögliche Angebot zu unterbreiten. Wir sind durchaus fähig, gute Kooperationen im Sinne der Zuschauer einzugehen, mit DAZN, mit der Deutschen Telekom oder auch mit der ARD beim Handball ist dies der Fall. Mit Eurosport ist uns das bisher noch nicht gelungen.
„So, wie es jetzt ist, ist es für die Bundesliga-Fans bestimmt nicht optimal“
Ist die Bundesliga überhaupt noch attraktiv für Sie? Die Meisterschaft ist doch im Prinzip Weihnachten entschieden.
Wir sind enttäuscht vom Wettbewerb um die deutsche Meisterschaft in den letzten fünf Jahren. Wer deutscher Meister wird, war sehr früh klar. Ich mache mir durchaus Gedanken darüber, welche Auswirkungen diese fehlende Spannung hat. Eine Lösung hierfür muss aber der deutsche Fußball finden. So, wie es jetzt ist, ist es für die Fans bestimmt nicht optimal. Da hilft auch der intensive Wettbewerb um die Plätze zwei bis 18 nicht.
Und nun ist auch noch der HSV abgestiegen.
Der HSV bereichert die 2.Liga in dieser Saison. Aber er muss in die 1. Bundesliga zurück, denn er ist eine nationale Institution und eine großartige Marke, ähnlich wie zwei oder drei andere Klubs. Er hat Fans in ganz Deutschland. Ich war am letzten Spieltag der vergangenen Saison in Hamburg im Stadion – es herrschte eine große Traurigkeit, aber auch eine totale Entschlossenheit, um den sofortigen Wiederaufstieg zu kämpfen.
Die Langeweile in der Meisterschaft hat doch aber auch mit der Verteilung der Sky-Gelder zu tun. Die reichen Klubs werden noch reicher. Würden Sie sich einen anderen Schlüssel wünschen?
Wir sind nicht Teil dieses Prozesses. Das macht die DFL und da gibt es eine Menge kluger Menschen. In einer perfekten Welt würde ich sagen, dass die Champions-League-Teilnehmer, die sowieso schon sehr stark von europäischen TV-Geldern profitieren, vielleicht im Bundesliga-Verteilungsschlüssel nicht ganz so stark berücksichtigt werden müssten. Wir müssen sehr aufpassen, dass uns nicht Zustände blühen, bei denen sich die Attraktivität der Bundesliga nur noch am Abstiegskampf oder am Kampf um die Champions-League-Plätze bemisst. Das ist auf Dauer nicht erfolgreich.
„Sky fordert nicht mehr Anstoßzeiten“
Viele Fans nervt auch die Zersplitterung des Spieltags. Sie haben gesagt, dass Sie darauf keinen Einfluss haben. Aber profitieren tun Sie schon davon, oder?
In Spanien gibt es zehn Anstoßzeiten für zehn Spiele, in England und Italien gibt es ebenfalls mehr als bei uns. In Deutschland gibt es fünf Anstoßzeiten für neun Spiele, von denen die meisten am Samstagnachmittag laufen. Das halte ich für eine sehr maßvolle und gute Lösung. Um das deutlich zu sagen: Sky fordert nicht mehr Anstoßzeiten.
Ihr Interesse an den Bundesligarechten bleibt also hoch? Auch 2021?
Selbstverständlich.
Gleichzeit aber wollen Sie die Dominanz des Fußballs im Sky-Angebot verringern. Das ist doch ein Balanceakt.
Unsere Aufgabe ist es, den deutschen Markt der Pay-TV-Interessierten noch besser zu durchdringen. Die Marke Sky soll Marktführer im Fußball bleiben. Das sind wir bereits heute mit der Bundesliga, 2. Bundesliga, UEFA Champions League und DFB Pokal. Wir werden den Fußball niemals als Lokomotive für unser Angebot unterschätzen. Wir definieren ihn aber neu. Und gleichzeitig bauen wir die Entertainment-Kompetenz deutlich aus.
Sie haben im Sommer 25 WM-Spiele in Ultra-HD gezeigt. Wie fällt die Bilanz aus?
Da waren wir etwas enttäuscht. Das sage ich ganz offen. Wir hatten mit Wolff-Christoph Fuss den besten Kommentator. Zudem haben wir mit Ultra HD die bestmögliche Bildqualität präsentiert. Trotzdem müssen wir konstatieren, dass, wenn ARD und ZDF von einem Großereignis wie WM, EM oder Olympia berichten, die Sehgewohnheiten doch stark auf diese beiden fixiert sind.
Das frühe Aus der deutschen Nationalmannschaft war auch nicht gerade förderlich.
So ist es. Das galt ja für die gesamte deutsche Fußballwelt. Wir waren bei unserem UHD-Engagement schon davon ausgegangen, dass die deutsche Mannschaft zumindest unter die letzten Vier kommt.
„Zu viele Wechsel in der Strategie"
Wie wichtig sind für Sky denn die linearen Kanäle noch? Werden die genutzt?
Wir sehen eine Veränderung in der Nutzung, aber nur in einigen Prozentpunkten, nicht in erdrutschartigen Bewegungen. Das ist demografisch unterschiedlich: Die Jüngeren nutzen On Demand und Streaming stärker als die Älteren. Fakt ist aber, dass wir diesem Trend mit Sky Q total gerecht werden, erstens mit der Zurück-auf-Start-Funktion selbst im laufenden Programm und zweitens mit der neuen Menüführung. Bei Sky-Q-Kunden haben wir eine um rund 60 Prozent höhere On-Demand-Nutzung als bei den anderen. Unsere Angebote sind viel besser ins Schaufenster gestellt. Lineare Kanäle bleiben aber weiterhin sehr wichtig für eine große Gruppe unserer Zuschauer.
Sky ist beim Publikum als Abosender abgespeichert. Dass Sie auch Streaming für Kurzzeitkunden anbieten, ist beim Normalverbraucher noch weithin unbekannt.
Das wird sich ändern. Wir haben 2018 zum ersten Mal überhaupt damit begonnen, für unser Streamingangebot Sky Ticket zu werben. Wir sind nun mal als Abo-Anbieter groß geworden.
Sky hat in Deutschland eine lange Geschichte hinter sich. Warum hat Pay TV 20 Jahre gebraucht, um hierzulande Fuß zu fassen?
Ich glaube, dass wir daran zu großen Teilen auch selber schuld waren. Ich bin mehr als 19 Jahre bei Sky. Zwischen 2002 und 2009 hatten wir unter dem Namen Premiere viele Wechsel in der Strategie, in der Führung und in den Besitzverhältnissen. Wir haben unter anderem 2005 die Bundesliga an den damaligen Konkurrenten Arena verloren. Dazu kam, dass unsere Set-Top-Boxen technisch nicht immer ausgereift waren und starke Piraterie herrschte. Dazu gab es eine Vielzahl an weiteren Gründen: Zu wenig Kontinuität bei kundenorientierten Investments, wenig strategische Nachhaltigkeit bei Innovationen – all das hat sich in den vergangenen sechs bis acht Jahren fundamental verändert. Auf dem Pay-Markt kamen neue Anbieter hinzu, das hat die Gattung „Paid Content“ insgesamt gestärkt. Zudem ist das frei empfangbare Fernsehen auch nicht unbedingt stärker geworden. Das alles hat zur guten Entwicklung von Sky beigetragen. Inzwischen agieren wir als Sky Gruppe in sieben europäischen Ländern mit rund 23 Millionen Kunden, 5,2 Millionen Abonnenten davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dafür haben wir bei Sky gemeinsam hart gearbeitet und sind für die Zukunft gut aufgestellt. Wir fokussieren uns dabei weiterhin auf die drei Säulen Innovation, Content und Service.
Letzte Frage: Haben Sie ein DAZN-Abo?
Da ich natürlich sehen möchte wie unser Partner unsere Champions League Kooperation umsetzt, werde ich bei den Kollegen sicherlich diese Woche mal reinschauen.
Quelle; Hannoverschen Allgemeinen
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