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Simona De Silvestro glaubt fest an Stammcockpit

rooperde

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Simona de Silvestro ist sich sicher, dass sie in Zukunft Formel-1-Rennen fahren wird. Die 25-Jährige denkt nicht, dass ihre Rolle als Sauber-Testfahrerin bereits das Ende der Fahnenstange markiert. Die Schweizerin erklärt, warum sie davon überzeugt ist, dass sie den Durchbruch schaffen wird, und warum sie dafür sogar ihre vielversprechende Karriere in den USA aufgegeben hat.

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"Natürlich sehe ich mich selbst im Fahrerfeld. Das ist mein Ziel, darum bin ich hergekommen", sagt de Silvestro am Rande des Grand Prix von Spanien selbstbewusst und ergänzt: "Es musste die richtige Möglichkeit sein, denn meine Karriere in den USA lief ziemlich gut, und genau die hat Sauber mir gegeben. Jetzt liegt alles in meinen Händen. Ich muss beweisen, dass ich wirklich schnell sein kann."

Bisher hat die Schweizerin lediglich einen Test in einem Sauber aus dem Jahr 2012 absolviert. Die dort absolvierten Kilometer zählen allerdings nicht zu der Distanz, die man für die Superlizenz absolvieren muss. "Offiziell nicht. Die Regel lautet, dass man 300 Kilometer im aktuellen Auto fahren muss", verrät die Schweizerin, die momentan noch keine Superlizenz besitzt, was einen Einsatz an einem Rennwochenende also aktuell noch unmöglich macht.

Wie groß ist der Druck?

Trotzdem hat der Test in Fiorano die 25-Jährige ihrem großen Ziel ein Stück näher gebracht. Sie berichtet: "Es war sehr aufregend. Ich dachte eigentlich, dass es nur einen Schritt von einem IndyCar entfernt wäre, aber es sind eher zehn Schritte. Die Bremsen, die Beschleunigung, die Kurvengeschwindigkeit, es ist alles unglaublich. Das Lustige daran ist, dass man sich als Fahrer immer fragt, wie die Formel 1 wohl ist. Als ich dann im Auto saß, konnte ich gar nicht glauben, dass das wirklich passierte."

"Der Test lief wirklich gut, es war einer meiner besten Tests überhaupt. Ich fühlte mich im Auto sehr schnell wohl und auch das Team hat mir sofort das Gefühl gegeben, dass ich dort willkommen war. Wir haben schnell an einigen Änderungen gearbeitet, was immer ein gutes Zeichen ist, denn das bedeutet, dass man gut mit der Crew zusammenarbeitet. Es war ein großartiger erster Test und natürlich freue ich mich jetzt auf weitere."

Das bestätigt auch Teamchefin Monisha Kaltenborn: "Sie hat eine sehr gute Leistung gezeigt. Wir haben ja schon im Vorfeld gesehen, dass sie allemal die richtige Einstellung mitbringt. Sie hat sehr hart an sich gearbeitet, vor allem mit den Trainings, die sie hatte. Sie war dann auch im Simulator und hat schon dort sehr gute Ergebnisse gezeigt. Dadurch waren natürlich auch die Erwartungen recht hoch, und die hat sie sehr gut erfüllt."

Diese hohen Erwartungen spürt de Silvestro selbst laut eigener Aussage allerdings noch nicht. Dabei könnte sie die erste Frau seit 1992 werden, die an einem Rennwochenende in der Königsklasse teilnimmt. "Ich denke nicht, dass ich einen besonderen Druck habe. Natürlich gab es das fast 25 Jahre nicht, aber für mich ging es immer darum, dass ich zeigen wollte, dass das der richtige Weg ist, dass wir konkurrenzfähig sein können", erklärt die Schweizerin.

Kaltenborn glaubt an de Silvestro

"Ich denke, dass ich das in meiner bisherigen Karriere geschafft habe. Bis ich zu den IndyCars wechselte, habe ich überall Rennen gewonnen. Ich war immer vorne dabei. Ich denke, dass das wichtige Kriterien sind. Wenn ich es in die Formel 1 schaffe, dann will ich das dort auch leisten. Ich will zeigen, dass wir so schnell wie die Jungs sein können. Das ist der Schlüssel."

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An Zuversicht mangelt es der 25-Jährigen jedenfalls nicht. Zwar liege "noch immer ein langer Weg vor mir, aber wenn ich alles richtig mache, und meine Geschwindigkeit gut ist, dann wüsste ich nicht, warum es nicht klappen sollte." Auch Kaltenborn gibt zu: "Ich kann mir das auch vorstellen. Ich habe eine große Vorstellungskraft." Allerdings fügt sie hinzu: "Ich denke in großen zeitlichen Dimensionen. Das ist eine Diskussion, die eigentlich viel zu früh ist."

"Sie hat jetzt einen Testblock hinter sich, jetzt gibt es den nächsten im Juni in Valencia. Das ist eine Strecke, die noch mehr fordert. Dann werden wir mal sehen, wo sie steht, und weiterschauen." In Fiorano sei es bereits interessant gewesen, "zu sehen, wie sie sich immer mehr an das neue Auto gewöhnt hat. Sie hat sich Runde für Runde gesteigert und ein gutes Feedback gegeben, hört auf die Ingenieure. Und sie versucht, das auch gleich umzusetzen. Das war sehr beeindruckend."

Derweil glauben allerdings nicht alle, dass de Silvestros Schritt, die IndyCar-Serie zu verlassen, der richtige war. Die Schweizerin erklärt: "Es ist ein Risiko, meine Karriere in den USA hinter mir zu lassen. Aber ich wollte immer nur das, seit ich ein kleines Mädchen war. Es war eigentlich eine ziemlich einfache Entscheidung, denn so eine Chance bekommt man nur einmal in seinem Leben. Man muss sie ergreifen und versuchen, es Wirklichkeit werden zu lassen."

IndyCars als Sprungbrett

Doch ist dieses Jahr, in dem sie lediglich ein paar Testkilometer absolvieren wird, nicht eigentlich ein verlorenes Jahr? De Silvestro erklärt: "Diese Debatte gab es, als wir darüber sprachen, was wir dieses Jahr erreichen wollten. Aber ich denke, der schwierigste Aspekt der Formel 1 liegt darin zu verstehen, wie alles funktioniert. Zum Glück durfte ich jetzt bereits in einem Formel-1-Auto testen, das ist für mich wertvoller, als sofort Rennen zu fahren. Ich verstehe jetzt, wie ein Formel-1-Team überhaupt funktioniert."

"Ich denke nicht daran, dass ich nicht fahren werde. Ich sage mir, dass ich es ins Auto schaffe, wenn ich alles richtig mache. Es gibt Herausforderungen, aber die nimmt man an und arbeitet so hart man kann." Außerdem verrät die Schweizerin, dass sie auf lange Sicht in den USA wohl nicht glücklich geworden wäre: "Ich ging mit 17 in die USA, also habe ich die meiste Zeit meiner Karriere dort verbracht. Dort habe ich mich als Fahrerin weiterentwickelt. IndyCars waren für mich immer ein Sprungbrett, ich wollte nie für immer dort sein. Ich wollte es immer in die Formel 1 schaffen."

"Ich denke, dass es mich wirklich weitergebracht hat, denn ich fuhr gegen tolle Fahrer wie Dixon (Scott Dixon; Anm. d. Red) oder Dario (Franchitti), die so viel Erfahrung haben. Aber natürlich ist es noch einmal etwas anderes, sich an ein Formel-1-Auto anzupassen. So ein Jahr, wie ich es gerade erlebe, ist wirklich wichtig, denn man lernt, wie die Formel 1 überhaupt funktioniert. Es ist ziemlich anders und es hilft mir wirklich."

Trotzdem möchte sie sich nicht festlegen, welche Serie die härtere sei: "Ich denke, dass die Schwierigkeiten einfach anders verteilt sind. In den IndyCars sagt jeder, dass man in der Formel 1 nicht so viel trainieren muss. Ich denke nicht, dass das wahr ist. Man trainiert einfach anders. Bei den IndyCars braucht man zum Beispiel viel Kraft im Oberkörper, denn das Lenken ist wirklich hart. Trotzdem waren die Kräfte nicht so hoch."

Frauenpower

"Als ich jetzt in einem Formel-1-Auto gefahren bin, hat mein Nacken das wirklich gespürt. Die Kräfte sind so hoch und das Auto hat in den Kurven so viel Leistung, dass man regelrecht zusammengedrückt wird. Ich denke daher nicht, dass es einfacher ist, sondern einfach anders. Man muss sich anders darauf vorbereiten. Ich denke, dass es physisch immer eine Herausforderung ist, wenn man ein Rennauto am Limit bewegt."

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Die Erfolgreichste IndyCar-Pilotin ist bis heute Danica Patrick, die im Gegensatz zu de Silvestro allerdings nie ihr Glück in der Formel 1 versuchte. "Es ist schwierig für eine andere Person zu sprechen, aber ich denke, dass Danica auf den Ovalen wirklich schnell war", sagt de Silvestro und fügt hinzu: "Allerdings ist die Formel 1 noch einmal etwas anderes. Es kommt einfach darauf an, wo deine Karriere dich hinführt. In Nordamerika ist NASCAR ein wirklich großer Sport. Aber ich komme aus Europa, für mich war die Formel 1 immer das, was ich machen wollte."

Durch ihre Erfolge habe Patrick allerdings dafür gesorgt, dass Frauen in Nordamerika im Rennsport deutlich anerkannter seien: "Danica hat vor ungefähr acht Jahren bei den IndyCars angefangen und war ziemlich konkurrenzfähig. Ich denke, dass die Mentalität dadurch ein bisschen offener geworden ist. In Europa ist es etwas anders, denn die Formel 1 ist auch anders. Es ist das höchste Level, das man erreichen kann, und nicht viele Piloten bekommen die Gelegenheit, dort zu fahren. Es ist für Mann oder Frau ziemlich hart. Man muss wirklich hart dafür arbeiten, dass es passiert."

"Es ist so, dass auf 100 Jungs etwa drei oder vier Mädchen kommen. Das Verhältnis ist definitiv sehr stark verschoben. Insgesamt ist es schwierig, wenn man beim Rennfahren ein hohes Level erreichen möchte. Ganz egal, ob man ein Junge oder ein Mädchen ist, man muss sich beweisen. Es gibt so viele Fahrer und ich denke, dass jeder Fahrer auf der Welt in die Formel 1 kommen möchte. Es gibt aber nur 22 Plätze."

De Silvestro will lernen

Trotzdem vertreten auch einige die Meinung, dass de Silvestro den Job bei Sauber gerade deshalb bekommen habe, weil sie eine Frau sei. Schließlich ist Monisha Kaltenborn aktuell die einzige Teamchefin der Formel 1. "Frau Kaltenborn und ich verstehen uns sehr gut. Ich denke, dass sie in mir gesehen hat, dass ich das wirklich will. Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass es mir geholfen hat, dass ich eine Frau bin", sagt die 25-Jährige mit einem Lächeln.

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"Es ist das erste Mal, dass ich eine Teamchefin habe, also ist das schon etwas Besonderes. Aber ich denke nicht, dass sich dadurch viel ändert, denn letztendlich sind wir hier, um zu arbeiten", sagt die Silvestro, die außerdem berichtet, dass sich ihr Leben verändert habe, seit sie bei Sauber unterschrieben hat: "Ich habe immer von der Formel 1 geträumt und jetzt bin ich ein Teil davon. Mein Training hat sich auch verändert. Ich mache eine Menge für meinen Nacken und meine Ausdauer. Es ist wirklich interessant, Teil eines Formel-1-Teams zu sein."

"Ich bin daran gewöhnt, schnelle Autos zu fahren, aber wenn man das Level der Formel 1 erreicht, dann ist das definitiv noch spezieller. Diese Zeit ist sehr aufregend für mich." Daher nutzt die Schweizerin aktuell jede Möglichkeit, um etwas zu lernen: "Dieses Wochenende bin ich zum ersten Mal bei einem Grand Prix. Ich verbringe sehr viel Zeit in der Fabrik und versuche, so viel zu lernen, wie ich kann. Bei den nächsten Grand Prix werde ich auf jeden Fall dabei sein."

Im Juni wird sie dann selbst wieder ins Auto steigen: "Als nächstes steht mein Test in Valencia zwischen dem 25. und 27. Juni an. Es wird der nächste Schritt sein, denn der Kurs ist etwas anspruchsvoller, die Geschwindigkeit ist höher." Wird sie dann auch bald als Testfahrerin an einem Rennwochenende zum Einsatz kommen, sobald sie die Superlizenz hat? "Ich denke, dass es diese Möglichkeit gibt. Aktuell haben wir alle Ziele, die wir uns gesetzt haben, auch erreicht. Hoffentlich wird auch das in naher Zukunft passieren."

Quelle: Formel1
 
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