AW: Schumacher rast für Mercedes
Die Kiesgrube in Kerpen-Manheim gestern Nachmittag. Hier hat Michael Schumacher (40) als Dreijähriger zum ersten Mal in einem Kart Gas gegeben, sein Vater Rolf führte die Imbissbude, seine Mutter Elisabeth stand hinter dem Tresen. Um 14.41 Uhr steigt Schumi aus seinem schwarzen
Q7. Er klatscht einen kleinen Jungen ab, schreibt grinsend Autogramme. Schumi will hier wieder Kart fahren wie früher, startet heute beim Winterpokal seines alten Kartklubs.
Aber in der Kiesgrube zwischen den vielen Wohnmobilen anderer Rennfahrer gibt es nur noch ein Thema:
Die Stuttgarter haben das
inklusive Teamchef und Schumi-Kumpel Ross Brawn übernommen. Und wollen IHN als Fahrer!
Nach dem geplatzten Formel-1-Comeback mit Ferrari soll es nun im zweiten Anlauf gelingen. BamS weiß: Schumi liegt ein unterschriftsreifer Ein-Jahres-Vertrag von Mercedes vor, der Kerpener hat mündlich zugestimmt. Wenn er unterschreibt, wäre die größte
-Sensation aller Zeiten perfekt.
Als BamS ihn in der Kiesgrube auf seine Rückkehr anspricht, sagt Schumi: „Tut mir leid, dazu möchte ich nichts sagen. Ich bin hier zum Kartfahren und möchte einfach meinen Spaß haben. Man weiß doch, wie so etwas läuft.“ Dann verschwindet er in seinem Wohnmobil, zieht seinen weißen Rennoverall an und trainiert sieben Runden in seinem 42-PS-Kart.
Nächstes Jahr will er wieder mit 750 PS Gas geben. 19 Rennen lang in der deutschen Nationalmannschaft der Formel 1. Mit einem echten Mercedes als Auto, mit
(24) als Teamkollegen und Norbert Haug am Kommandostand.
Sein im September mündlich für drei Jahre verlängerter Beratervertrag bei den Roten wird aufgelöst. Ferrari kann – und will – ihn nicht aufhalten.
Schumi will einfach wieder Vollgas geben.
Das hat er schon vor Monaten durchblicken lassen.
Damals erklärte Schumi der Welt, warum er nicht wie geplant bei Ferrari für fünf Rennen den verletzten Stammpiloten
ersetzen kann. Sein Nacken, schwer verletzt bei einem Motorradsturz, schmerzte bei jeder Bodenwelle, über die er raste. Aber das harte Training, die brutale Vorbereitung, muss ihm Lust gemacht haben auf mehr: „Ich hatte mich zurück im Leben gefühlt. Ich brauche das.“
Er trainierte weiter mit seinem Physiotherapeuten. Er kaufte sich eine neue Nackenmaschine, um die extremen Belastungen im Cockpit zu simulieren. Er tauchte im November beim letzten Saisonrennen in Abu Dhabi auf, verhandelte mit den Mercedes-Bossen. Denn die Ferrari-Cockpits waren mit Alonso und Massa schon vergeben.
Bei Mercedes trifft Schumi seinen alten Freund Ross Brawn (55) wieder. Mit ihm holte er seine zwei Titel bei Benetton, die fünf Titel bei Ferrari. Mit ihm singt er regelmäßg Karaoke, gerne Frank Sinatras „My way“.
Der Teamchef führt jetzt die Gespräche mit
alleine, zum Teil per Telefon von seiner Yacht vor Mauritius aus. Sieben Millionen Euro kann er dem Rekordweltmeister bieten, Schumi hat bei Ferrari als Pilot das Fünffache verdient. Aber das Geld treibt Schumi nicht an.
Schumi kehrt zurück zu seiner alten Liebe Mercedes. Bei den Silbernen wurde der junge Michael Schumacher mit 21 Jahren Werksfahrer im Mercedes-Junior-Team. Mercedes besorgte ihm 200 000 Mark, um das Cockpit für sein 1. Formel-1-Rennen 1991 in Spa zu kaufen. Die Verbindung blieb immer bestehen. Jetzt zahlt Schumi zurück.
Zwei Wochen lang hat er gerade mit seiner Frau Corinna in Amerika Urlaub gemacht. Danach hat er die Verhandlungen forciert. Schon im August hat Schumi gesagt: „Corinna vertraut mir, auch wenn ich verrückte Dinge mache.“