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PC & Internet Russische Regierung kann Tor nicht stoppen


Das russische Innenministerium versucht schon lange, gegen das Tor-Netzwerk vorzugehen. Deshalb hat die Behörde im vergangenen Jahr einen Auftrag zur Identifizierung von Nutzern ausgeschrieben - doch das ist nicht so einfach wie gedacht.

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Internetnutzer weltweit verlassen sich auf das Tor-Netzwerk, um Überwachung und Zensur zu umgehen. Auch in Russland nutzen rund 174.000 Nutzer das Netzwerk täglich. Das entspricht etwa 9 Prozent der weltweiten Nutzung des Netzwerkes. Das russische Innenministerium möchte diese Zahl verringern und hat einen Staatskonzern damit beauftragt, die Nutzer zu identifizieren. Doch die beauftragte Firma mit dem Namen Central Research Institute of Economy, Informatics and Control System (Cri Eisu) kommt mit der Aufgabe offensichtlich nicht voran und will den Auftrag daher loswerden.

Erst im vergangenen Jahr hatte das Ministerium einen öffentlichen Auftrag über knapp 4 Millionen Rubel (damals rund 100.000 Euro) an das Unternehmen vergeben. In den vergangenen Jahren bekam das Cri Eisu noch weitere staatliche Aufträge unter verschiedenen Codenamen - um wie viel Geld es insgesamt geht, ist nicht bekannt. In dem Top genannten Programm sollte die Firma zum Beispiel Mechanismen entwickeln, um einzelne Nutzer des Netzwerkes zu identifizieren

Doch weil die Arbeiten an dem Projekt kaum vorangehen, versucht die Firma jetzt mit Hilfe der Anwaltskanzlei Pleshakov, Ushkalov und Partner, aus den Verträgen herauszukommen, wie Kommersant berichtet (russischer Link). Dies wurde durch eine öffentliche Ausschreibung der Firma bekannt. Für die Dienste der Anwälte möchte die Firma laut Ausschreibung bis zu 10 Millionen Rubel ausgeben.

Einschüchterung statt technischer Zensur

Die russischen Behörden scheinen wenig Erfahrung mit der Entwicklung derartiger Softwareprojekte zu haben. Der russische Investigativjournalist Andrei Soldatov sagte Golem.de: "Anders als in China basieren die russischen Bemühungen zur Kontrolle des Internets vor allem auf der Einschüchterung von Internetfirmen. Im Falle des Tor-Netzwerkes haben sie sich nun an einer technischen Lösung versucht, sind aber wenig überraschend daran gescheitert." Offensichtlich gibt es nicht genügend qualifiziertes Personal, um technische Lösungen zur dauerhaften Blockade oder Überwachung von Tor zu entwickeln.

Die russische Staatsduma diskutiert derzeit ein Gesetzesvorhaben, das den Einsatz von Tor und anderen Anonymsierungsdiensten vollständig verbieten soll. "Wer solche Instrumente verbieten will, demonstriert damit, dass er Menschenrechte wie den ungehinderten Zugang zu Informationen für nachrangig hält", sagt Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen. "Dieses Gesetzesvorhaben fügt sich nahtlos ein in die zahlreichen Anstrengungen der russischen Regierung, die Freiräume für ungehinderte Informationsverbreitung im Internet immer weiter einzuengen."

Russland hat ein eigenes Tempora-Programm

Tatsächlich hat die russische Regierung in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Maßnahmen für Zensur und Überwachung des Internets beschlossen. Mit dem Sorm-Programm werden alle Internetprovider des Landes verpflichtet, alle übertragenen Daten in das Sorm-System einzuspeisen. Damit ähnelt Sorm dem Tempora-Programm des britschen Geheimdienstes GCHQ. Außerdem sind Blogger in Russland verpflichtet, sich mit ihrem Klarnamen zu registrieren.

Quelle: Golem
 
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