Encryptor RaaS nennt sich ein neuer digitaler Erpressungsdienst, der im Tor-Netzwerk aufgetaucht ist. Sein Erschaffer hat offenbar bei Reddit dafür geworben. Angeblich soll es bereits erste Kunden geben.
Ransomware as a Service (RaaS) werden Dienstleistungen zu digitalen Erpressungen genannt. Jetzt ist eine neue aufgetaucht, die sich Encryptor RaaS nennt. Sie soll dem inzwischen nicht mehr existierenden Erpressungsdienst Tox nachfolgen. Angeblich soll Encryptor RaaS bereits aktiv genutzt werden. Zumindest wird das in einem Thread bei Reddit suggeriert. Einiges deutet daraufhin, dass der deutschsprachige Reddit-Poster Pete255 auch der Urheber des Dienstes ist.
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Denn die Diskussion im Thread zu Encryptor RaaS bei Reddit mutet etwas seltsam an. Der erste Post zu dem Tox-Nachfolger von Pete255, der vor 20 Tagen dort veröffentlicht wurde, ist inzwischen gelöscht. Offenbar warb dort sein Erschaffer selbst für den Erpressungsdienst Encryptor RaaS, der seine Heimat im Tor-Netzwerk hat und dort immer noch erreichbar ist. Zumindest unterstellen ihm das weitere Leser. Auch sein Account wurde offenbar gesperrt, denn weitere englischsprachige Posts erschienen unter dem Benutzernamen Pete255_1.
Digitale Erpressung leicht gemacht
Unter diesem Namen schrieb sein Nutzer auch teilweise auf Deutsch: "OH, DIESE SCHMERZEN: Avira claims, that the encryptor executable is clean!". Dieser Post ist nur wenige Stunden alt. Pete255_1 teilte dort auch mit, dass Encryptor RaaS weiterhin im Tor-Netzwerk erreichbar sei, was Golem.de bestätigen konnte. Wie bei seinem Vorgänger Tox lässt sich auf der Webseite von Encryptor RaaS Ransomware automatisch und kostenlos erstellen und anschließend herunterladen. Wird sie eingesetzt und das Opfer zahlt, um seine verschlüsselten persönlichen Daten wieder freizubekommen, verlangen die Macher 20 Prozent des erpressten Geldes.
Auch sonst ist der neue Dienst mit dem vorherigen identisch. Ein Möchtegern-Erpresser gibt eine Bitcoin-Adresse an, an die 80 Prozent des erpressten Geldes später von den Encryptor-Machern überwiesen werden sollen. Zusätzlich lassen sich die Höhe der verlangten Summe festlegen und ein Zeitraum, in dem das Lösegeld bezahlt werden muss. Wird die Frist nicht eingehalten, kann ein zweites höheres Lösegeld verlangt werden.
Auskunftsfreudiger Erpresser
Pete255_1 beantwortete auf Reddit äußerst detailreich Fragen anderer Nutzer - etwa ob bereits jemand den Dienst verwendet hätte. Vor elf Tagen war das wohl noch nicht der Fall, die Logdateien würden noch keine Zahlungen anzeigen, schrieb Pete255. Auf Anfrage will er seinen Dienst auch mit einer zusätzlichen Option ausgerüstet haben. Seine "Kunden" könnten jetzt selbst überprüfen, ob Opfer bereits bezahlt hätten. Außerdem stelle er sicher, dass die ausführbare Datei, die von dem Dienst erstellt werde, regelmäßig so abgeändert werde, dass Antiviren-Software sie nicht erkennen würde.
Ein weiteres Indiz bringt den offenbar deutschsprachigen Pete255 mit der Ransomware in Verbindung. Bei unserem Test der Demoversion der Erpressersoftware mit Wine unter Linux hinterließ die Ransomware Textdateien mit Warnhinweisen in englischer und deutscher Sprache. Encryptor RaaS verschlüsselte auf unserem Testsystem Textdateien im Doc-, Docx- und Odt-Format.
Quelle: Golem