Wir befinden uns im Jahr 2016. Ganz Deutschland jubelt über das Ende der Störerhaftung. Ganz Deutschland? Nein! Die von unbeugsamen Managern besetzte Musikindustrie hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Denn sie befürchtet, dass Musikpiraten Cafés und sonstige öffentliche Plätze stürmen und das Internet leersaugen werden.
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Raus aus dem Mittelalter
Mitte dieser Woche hat sich die Bundesregierung darauf geeinigt, ein Gesetz abzuschaffen, das Deutschland in Sachen WLAN praktisch im finsteren Internet-Mittelalter angekettet hat: die so genannte Störerhaftung. Fast überall auf der Welt können Bürger und Besucher ihre Umgebung scannen und dort einen Netz-Zugang finden und sich "einfach so"™ einloggen. In Deutschland hatte seinerzeit in erster Linie die Musikindustrie durchgesetzt, dass niemand sein Netzwerk offen lassen darf, weil man zweifelsfrei jeden verfolgen bzw. abmahnen wollte, der Illegales aus dem Netz lädt.
Am vergangenen Mittwoch hat sich die Regierungskoalition aber auf eine Neuregelung geeinigt, sehr zur Freude der Nutzer und auch vieler Wirtschaftszweige. Aber eben nicht aller: Denn die deutsche Musikindustrie würde am liebsten im Gestern verbleiben.
Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) kritisiert die Abschaffung der Störerhaftung nun. Auf der Webseite des BVMI heißt es nämlich in einer Mitteilung, dass man das "problematisch für die Musikindustrie wie für die Kreativwirtschaft insgesamt" sehe. Man setzt sich seit Jahren gemeinsam mit "zahlreichen weiteren Verbänden anderer Kreativbranchen intensiv für klare Verantwortlichkeiten im digitalen Raum ein."
Florian Drücke, Geschäftsführer des BVMI, fürchtet schon, dass die Kreativen künftig "keine verlässliche Möglichkeit für Durchsetzung ihrer Rechte" haben werden und "illegaler Nutzung Tür und Tor geöffnet" werde, der BVMI verweist zudem auf noch ausstehende Urteile des EuGH.
Nutzer schützen!
Natürlich denkt man auch bzw. vor allem an die Sicherheit der Nutzer und sieht erhebliche Risiken in offenen Netzwerken: "Viele Nutzer werden sich künftig nicht mehr damit beschäftigen, über welchen Hotspot sie gerade im Netz sind. Ein potentieller Angreifer kann sich hier ohne weiteres mit einem eigenen Hotspot unter vermeintlich vertrauenswürdigem Namen wie beispielsweise Vodafone Hotspot unter die Anbieter mischen. Anschließend kann er den gesamten Datenverkehr, der über seinen Router läuft, auslesen und aufzeichnen, einschließlich Login-Informationen und Kreditkartendaten. Auch könnte der Nutzer über einen manipulierten Router (Fake DNS) automatisch zu gefälschten Seiten umgeleitet werden."
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Quelle: Winfuture