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Kartellamt spaltet Fußball: TV-Vermarktung abgelehnt (Update IV)

[ug] Bonn/Hannover - Die Bundesliga-Bosse sind entsetzt, das Fußball-Volk freut sich. Das Bundeskartellamt hat mit der Ablehnung der geplanten TV-Vermarktung überaus gegensätzliche Reaktionen ausgelöst.

Aus Sorge um Millionen-Verluste bei den TV-Einnahmen übten die Vereine massive Kritik. "Das ist ein Schlag ins Kontor für den deutschen Profifußball. Ich weiß nicht, ob die Herren wissen, wie der Fußball tickt und welche negativen Folgen das haben wird", erklärte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge am Donnerstag.

Liga-Präsident Reinhard Rauball befürchtet ebenfalls gravierende negative Auswirkungen. "Diese Position ist unverständlich und könnte den deutschen Profi-Fußball um Jahre zurückwerfen", sagte er. Auch die Bundesliga-Trainer hielten mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. "Wenn wir uns mit anderen Verbänden messen wollen, dann müssen wir sehen, dass dort viel mehr Geld durch Fernsehen eingenommen wird. So haben wir klare Nachteile in Deutschland", sagte Felix Magath, Coach des UEFA-Cup-Teilnehmers VfL Wolfsburg.

Dagegen bezeichnete WDR-Intendantin Monika Piel die Entscheidung der Wettbewerbshüter, die weiterhin samstags eine zeitnahe Zusammenfassung im frei empfangbaren Fernsehen (Free TV) haben möchten, als einen "Glückstag für alle Fußballfans". "Wir waren ein fairer Partner, und wir werden ein fairer Partner bleiben", fügte sie an die Adresse der Deutschen Fußball Liga (DFL) hinzu.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und Politiker wie der SPD- Medienexperte Marc-Jan Eumann ("Kinderträume und -idole dürfen nicht verschlüsselt werden") begrüssten das vorläufige Stopp für die neuen Pay TV-Pläne der DFL.

Nach zehnmonatiger Prüfung hatte die Bonner Behörde am Donnerstag das vorgelegte Modell für die Spielzeiten bis 2015 zurückgewiesen, weil es nach ihrer Ansicht den kartellrechtlichen Anforderungen einer angemessenen Verbraucher-Beteiligung nicht genügt. Mit der Entscheidung droht der auf sechs Jahre vereinbarte Vertrag der DFL mit der Kirch-Tochterfirma Sirius zu platzen.

Sirius hatte der DFL und den 36 Profivereinen durchschnittlich 500 Millionen Euro pro Jahr garantiert. "Das ist ein Schlag gegen die Finanzierung der DFL", erklärte Werder Bremens Geschäftsführer und DFL-Aufsichtsrat Manfred Müller. Die weitere Vorgehensweise will der Liga-Vorstand nach intensiven Beratungen mit Juristen an diesem Freitag bekanntgegeben.

Auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) sorgte der Beschluss für Kritik. "Durch die Entscheidung des Kartellamtes werden die Vermarktungschancen der Liga für einen angemessenen Preis beeinträchtigt. Dies wird zwangsläufig Auswirkungen auf die Nachwuchsförderung und viele gemeinnützige Aufgabenstellungen haben. Ob wir auf einer solchen Grundlage ähnliche Erfolge wie den Einzug unserer U19-Mannschaft ins Endspiel der Europameisterschaft am Samstag halten können, scheint mir sehr zweifelhaft", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Kartellamts-Präsident Bernhard Heitzer empfahl der DFL, Änderungen im dem vorgelegten Vermarktungsmodell vorzunehmen. Entsprechende Korrekturen und eine "Feinjustierung" seien möglich. "Es geht um die Wahrung der Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher durch eine hinreichend attraktive Alternative zum Pay TV-Monopol am Samstagnachmittag", betonte Heitzer. Die Zentralvermarktung der Fußball-Bundesliga sei zwar grundsätzlich zulässig, "allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Verbraucher auch künftig angemessen und ausreichend an ihren Vorteilen beteiligt werden."

Bei der Ablehnung des TV-Vermarktung handelt es sich laut dem Kartellamt um eine "abschließende Einschätzung", nicht um eine formelle Untersagung. "Eine ausreichende Verbraucherbeteiligung" sei dann gewährleistet, "wenn die Highlight-Berichterstattung einen wesentlichen Teil des Spieltags umfasst, zeitnah und an einem weiten Bevölkerungskreisen zugänglichen Sendeplatz erfolgt", erläuterte Heitzer die Vorstellungen des Kartellamtes.

Das derzeit praktizierte Verfahren mit sechs Spielberichten samstags in der ARD-Sportschau von 18.30 bis 20.00 Uhr sei danach angemessen. Die DFL wollte für die Zukunft zwei Modelle ausschreiben: das eine mit einer Free-TV-Zusammenfassung mit fünf Samstag-Spielen vor 20.00 Uhr, das andere mit einer Zusammenfassung im frei empfangbaren Fernsehen (Free TV) erst nach 22.00 Uhr. Dadurch sollten Pay TV-Sender ermuntert werden, mehr Geld als bisher für die Rechte zu bieten. Derzeit erlöst die DFL rund 440 Millionen Euro pro Saison.

Zuletzt hatte die DFL-Führung am vergangenen Dienstag eine Zusammenfassung des Freitag-Spiels im Free-TV um 22.15 Uhr sowie sonntags Zusammenfassungen über die 2. Liga von 16.00 Uhr angeboten. Doch auch diese Kompromiss-Vorschläge reichten dem Kartellamt nicht, um dem Modell zuzustimmen. (dpa)

Quelle:digitalfernsehen.de
 
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