AW: Hartz IV reicht nicht für Lebensmittel
Auf die Forderung, die Hartz IV Regelsätze wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise anzuheben, hat die SPD nach einem Prüfantrag des Kabinetts bereits reagiert:
"Zwar gebe es "punktuell deutliche Preissteigerungen" bei einzelnen Lebensmitteln, der allgemeine Verbraucherindex zeige "insgesamt aber moderate Veränderungen".
Das Zitat stammt übrigens von Franz Müntefering aus dem Jahr 2007. Glaubt jemand, es wird 2013 anders aussehen?
Müntefering berief sich auf den Warenkorb, worin ein generelles Problem (nicht nur für Hartz IV Bezieher) liegt:
-Die Preiserhöhungen im Lebensmittelbereich schlagen auf den Warenkorb bezogen mit einer vergleichsweise niedrigen Summe zu Buche, weil z.B. die Haushaltselektronik wieder günstiger geworden ist. Nur kann man die leider nicht essen.
Die dadurch entstandene offizielle Inflationsrate in Deutschland (1,9 %) ist also a priori ein Ammenmärchen, da sie von einer „Warenkorb-Person" ausgeht, die es real nicht gibt.
- Der entscheidende Punkt ist die generell sinkende Kaufkraft. Lag vor ca. 50 Jahren der Anteil an Lebensmitteln bei den Gesamtausgaben der Bevölkerung noch bei ca. 50%, liegt er heute bei ca. 10%. Grund?
Im Warenkorb sind zum Beispiel keine Mietpreise und Mietpreisveränderungen berücksichtigt. Wer also bei den heutigen Mieten z.B. einmal umzieht und zusätzlich teuerere Lebensmittel einzukaufen hat, merkt die reale Inflation dort, wo sie richtig weht tut: Im Geldbeutel.
Und das bringt uns wieder zu Meldungen über die rasant gestiegene Anzahl von Zweitjobs.
- Zusätzlich wird Nahrung längst nicht mehr nach Angebot und Nachfrage sondern vermehrt durch Börsenspekulationen bestimmt. Hohe Einsätze auf das Wachstum oder Nichtwachstum von z.B. Getreide lassen die Preise künstlich steigen und abfallen.
- Dass es ganz nebenbei bei Ernährung ja irgendwo auch um gesunde Ernährung geht, die sich aufgrund der Preise schon jetzt nur noch Wenige leisten können, ist da fast schon zu vernachlässigen. Lieber eine Tüte Chips für 79 Cent, als frisches Gemüse für 3 Euro,von wirklich gutem Fleisch ganz zu schweigen. Was interessieren sich unsere Politiker schon für eine Gesellschaft voller Kinder mit einem astronomisch ungesunden Body Mass Index.
Und da in Deutschland nur noch ca. 10 % der so genannten Oberschicht angehören, haben wir ein Problem von und für ca. 90 % der Bevölkerung.
Wann die Volksvertreter der etablierten Parteien (und deren willfährige Wähler) dies allerdings verstehen wollen, steht leider in den Sternen.
Gruß
Fisher