Karpfen attackiert Familienvater
Der Angriff erfolgte im Naturteich auf dem Grundstück der Familie. Der Karpfen fühlte sich möglicherweise bedroht.
SCHWEI - SCHWEI - „Das war, als wenn mich einer voll mit der Faust ins Gesicht getroffen hätte." Noch immer sieht man bei Stephan Neumann das geschwollene Auge und die kleine Macke auf der Nase. Der Norderschweier wurde am Donnerstag von einem 40 Zentimeter langen Karpfen attackiert und dabei am Kopf verletzt.
Stephan Neumann wollte neue Teichpflanzen in den 10 mal 20 Meter großen Naturteich einbringen und ging dazu bis zur Brust ins Wasser. Sein fünfjähriger Sohn Peter half dem Vater dabei, stand aber noch außerhalb des Wassers am Steg, wo die Ente ihre Eier ausbrütet. Peter sah zunächst, wie im hinteren Bereich des Teiches ein großer Karpfen im Wasser heftige Bewegungen machte. Dann kam die unerwartete Attacke des Friedfisches, der einen heftigen Satz aus dem Wasser mitten ins Gesicht von Stephan Neumann machte. Mit voller Wucht traf der Fisch sein Opfer und verschwand schnell im trüben Nass.
Mit heftigem Nasenbluten und einem blauen Auge ging Stephan Neumann wieder an Land. Peter lief aufgeregt ins Haus und informierte seine Mutter Elke, die den Vorfall zunächst nicht glauben wollte. Arbeitskollegen von Stephan Neumann vermuteten, dass der Fisch lediglich seine Brut im Nest verteidigt hat.
Der Karpfen, lateinisch „Cyprinus Caprius L.“, gehört zu einer Fischgruppe mit 1500 Arten. Die Römer brachten ihn aus Asien nach Europa, wo er in Teichen gehalten wurde. Als so genannter Friedfisch ernährt sich der Karpfen von Zooplankton und Kleinstlebewesen am Teichgrund, die Laichzeit liegt zwischen Mai und Juli. Die Eier werden an Pflanzenteile geklebt, aber es erfolgt keine Brutpflege.
Um so mehr erstaunt der Vorfall im Teich von Stephan Neumann. Offensichtlich fühlte sich der Karpfen bedroht und griff schließlich an. Bisher waren die Karpfen immer sehr friedlich gewesen. Vor einigen Jahre hatte Stephan Neumann zehn Karpfen eingesetzt, von denen einige eingingen. Zur Zeit sollen noch vier Stück im Teich schwimmen, die aber nun alle herausgeangelt werden und an Weihnachten in der Pfanne schmoren werden.
Die vier Kinder Peter, Lydia (2 Jahre), Christian (8) und Elisabeth (12) jedenfalls haben erstmal ein Teichbetretungsverbot und sollen sich auch in Ufernähe in Acht nehmen. In dem großen von Rohrkolben eingegrenzten Naturteich tummeln sich etliche Kleinfische, darunter auch Goldfische und deren Mischlinge. Zuflucht finden sie unter den hübschen weißen und gelben Seerosen. Doch unter der Oberfläche scheint ein ungemütlicher Kerl zu wohnen, der keine Eindringlinge in seinem Reich zulässt. Über die ansonsten friedliche Idylle auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück der Familie Neumann wacht im Schatten unter den Büschen der weiße Erpel „Lamprecht".