Stirbt die Formel 1, wenn Bernie ins Gefängnis muss?
Der Ecclestone-Prozess
Prozessauftakt gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone (83) gestern in München. Es geht um sein Lebenswerk: die Formel 1.
Der Vorwurf: Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall. Ecclestone hat dem ehemaligen Bank-Vorstand der BayernLB, Gerhard Gribkowsky (56), 32 520 929,53 Euro gezahlt. Er sei erpresst worden – sagt Ecclestone. Bestechung eines Beamten – sagt der Staatsanwalt.
Was passiert, wenn der mächtige Boss den Prozess verliert? Stirbt die Formel 1, wenn Bernie ins Gefängnis muss?
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff (42): „Wir machen uns natürlich Gedanken über die Zukunft der Formel 1 – das müssen wir auch. Nach Ecclestone wird es, vermute ich, ein Managementteam mit unterschiedlichen Kompetenzen geben. Das wird wie in jedem anderen Großunternehmen.“
Heißt: Das Gesicht Ecclestone würde fehlen. Die Formel 1 müsste sich an der Spitze neu aufstellen
Wie würde Formel-1-Besitzer CVC im Falle einer Verurteilung reagieren?
Der Mitgründer des Investmentunternehmens CVC, das 2006 die Formel-1-Rechte erwarb und Ecclestone als Geschäftsführer einsetzte, hat klare Konsequenzen für den Fall einer Verurteilung angekündigt. „Wäre bewiesen, dass Herr Ecclestone irgendetwas auf kriminelle Art und Weise falsch gemacht hat, würden wir ihn feuern“, hatte Donald MacKenzie Ende vergangenen Jahres bereits gesagt.
Angeblich wurde eine Headhunter-Firma mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt.
Wie wichtig ist Ecclestone für die Formel 1?
Bernie Ecclestone IST die Formel 1. Er vermarktet die Motorsport-Königsklasse seit fast 40 Jahren, nachdem er Ende der 1970er Jahre die TV- und Vermarktungsrechte gekauft hatte. Er hat die Formel 1 zu einem Premium-Produkt gemacht. Er bestimmt die Preise. Wer einen Rennen in seinem Land haben will, muss mit Bernie verhandeln.
Wäre die Formel 1 ohne Ecclestone handlungsunfähig?
Nein! Er ist eingesetzt als Geschäftsführer. Wie in jedem anderen Unternehmen auch, könnte jemand sein Amt auch übernehmen. Das Problem aber: Ecclestone hat sich durch seine Allein-Herrschaft in fast vier Jahrzehnten so gut unersetzbar gemacht. Die Verhandlungspartner vertrauen ihm.
Wer würde Ecclestone-Nachfolger werden?
Ginge es nach Ecclestone, würde Vettel-Chef Christian Horner (40) neuer Boss werden. Der Brite ist aber als Teamchef des Weltmeister-Rennstalls Red Bull zufrieden. Mehrfach hat Horner, Trauzeuge bei Ecclestones dritter Ehe, das bestätigt. Auch Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn galt schon mal als Kandidatin. Auch sie lehnte ab. Nicht wenige sind der Meinung, dass ein derartiges Unternehmen wie die Formel 1 ohnehin künftig nicht mehr von einer Person allein geführt werden kann.
Sollte Ecclestone verurteilt werden, fliegt die Formel 1 erst mal aus der Kurve. Aber das Ende der Königsklasse im Motorsport wird es nicht sein.
Quelle: bild.de