Im Nordwesten Er könne dort viel Geld verdienen, sagte ihm der Vermittler im Aussiedlerheim. „So kam ich nach Wildeshausen“, erinnert sich Herr Z.
Jeden Tag stand er nun bei Geestland am Fließband. Pute um Pute fuhr vorüber, im Akkord schnitt er ihnen mit dem Zerlegemesser die Flügel ab. Die Brust. Unterkeule. Oberkeule. „Das ist harte Arbeit“, sagt Herr Z. Meistens fing er morgens um 5 Uhr an, oft blieb er abends bis 17, 18 Uhr.
Er hatte eine Festanstellung, „aber dann sollte ich zu einer Zeitarbeit wechseln“, sagt er. Er sei gemobbt worden, habe Abmahnungen erhalten; anderen Kollegen sei es ebenso ergangen. Irgendwann gab er nach und wechselte. Er bekam einen neuen Vertrag, bezahlt wurde er pro Kilogramm Putenfleisch, 30 Cent pro Kilo.
„Und dann passierte etwas Komisches“, sagt Herr Z. und lacht bitter. „Die Arbeit blieb, die Vorarbeiter blieben – aber die Zeitarbeitsfirma hatte plötzlich einen neuen Namen.“ Noch etwas änderte sich: der Lohn. Mit dem neuen Vertrag verdiente er nur noch 27 Cent pro Kilo. Herr Z. ging jeden Tag weiterhin in den Schlachthof, mehrfach änderten sich in den kommenden Jahren Arbeitgeber und Lohn, er sackte auf 25 und auf 23 Cent. Auch im Kleingedruckten gab es Veränderungen: Mal sollte Z. seine teuren Messer selbst kaufen, mal die Arbeitshandschuhe.
Und die Kollegen von Z. veränderten sich: Zunächst arbeiteten viele Spätaussiedler im Schlachthof, dann kamen Vietnamesen, zuletzt waren es überwiegend Rumänen und Bulgaren.