Er war der Daniel Düsentrieb der ersten Phase der digitalen Revolution: Der Engländer Clive Sinclair erfand epochal erfolgreiche Geräte – und leistete sich spektakuläre Fehlgriffe.
Er war der Steve Jobs seiner Zeit, aber seiner Zeit war er zu weit voraus. Der englische Tüftler und Unternehmer Clive Sinclair brachte 1972 den ersten Taschenrechner auf den Markt, es folgten, mit wechselndem Erfolg, eine Digitaluhr, ein Elektroauto, ein Taschenfernseher, vor allem aber: die ersten Heimcomputer für jedermann.
Sinclair war der Vater des ZX80 und seines Nachfolgers ZX81, die er jeweils nach dem Jahr ihrer Markteinführung benannt hatte. Die kleinen Kisten mit einem Arbeitsspeicher von bis zu zwei KB RAM, die an den Fernseher anzuschließen waren, kosteten so wenig Geld, dass sie wie die Weiterentwicklung ZX Spectrum bald in Millionen Teenagerzimmern standen. Für nicht wenige dieser Teenies war dies die erste Berührung mit einer Bits-und-Bytes-Maschine, der sie dann später ihre Karrieren widmeten.
Jetzt ist der Elektronikpionier in London gestorben. Sinclair wurde 81 Jahre alt. Er zählte eindeutig zu den Wegbereitern der digitalen Revolution, aber selbst ging er dieser irgendwie doch verloren. Persönlich nutzte er weder E-Mails noch Computer, und zum Rechnen blieb er stets seinen Rechenschiebern treu. All diese technischen Geräte, so sagte er einmal, störten doch nur den Prozess, Neues zu entwickeln.
Sinclair hatte sich in Jugendjahren für eine BBC-Hörspielserie namens »Toytown« begeistert. Besonders angetan war er von dem Charakter »Mr Inventor«, einem brillanten Erfinder, dem nichts zu schwer war. Sinclair beschloss, Mr Inventor zu werden, die britische Version von Daniel Düsentrieb. Und das wurde er, in einer leicht exzentrisch englischen Verkörperung allerdings.
Ein Ingenieursstudium brauchte er nicht, befand er, schließlich hatte er sich alles Nötige schon selbst beigebracht. Sinclair hatte bereits über ein Dutzend Ratgeberbücher im Bereich der Elektroniktüftelei geschrieben, noch bevor er seine erste Firma gegründet hatte. Im August 1972 erschien dann aber sein Erstling: der »Sinclair Executive«, der berühmt-berüchtigte Taschenrechner, »so dünn wie eine Zigarettenschachtel«, wie ihn die Werbung pries.
Viel konnte der Apparat nicht. Er beherrschte nur die Funktionen +, -, * und :. Das Display vermochte lediglich acht Stellen anzuzeigen. Die Batterie neigte gar zur Explosion, und teuer war die Maschine obendrein. Dennoch: Die Welt dürstete danach, der »Executive« brachte Sinclairs junger Firma Millionen ein.
1975 folgte die Digitalarmbanduhr »Black Watch«, quasi das Urmodell der Apple Watch. Dieser Apparat allerdings wies viele Nachteile auf. Die Batterie hielt nur zehn Tage und war sehr schwer auszutauschen, überdies bestand auch bei ihr ständige Explosionsgefahr. Im Winter lief die Uhr mit einer anderen Geschwindigkeit als im Sommer. Ihr Display bestand aus roten LED, die aber bei Sonnenschein kaum ablesbar waren. Die »Black Watch« wurde für Sinclair ein kommerzielles Desaster.
So ging es weiter für ihn: Manche seiner vielen Produkte wurden epochal, die meisten ganz und gar nicht; und so blieb Sinclair nicht allzu lange Mitglied im Klub der Supermillionäre. Sinclair hatte ein Elektro-Dreirad erfunden, das C5, die batteriebetriebene Erwachsenenversion des Kleinkindklassikers. Niemand wollte es haben. Er überraschte die Welt mit einem Faltfahrrad, das in einen Koffer passte. Erste Tester urteilten allerdings, dass es für Menschen völlig unfahrbar sei. Der Sinclair TV80, erschienen 1983, war eine mobile Schwarzweiß-Glotze mit Flatscreen für die Handtasche – aber auch dies wollte damals niemand haben.
Allzu sehr grämte sich Sinclair wohl nicht deswegen. Was von seinen Firmen noch übrig war, verkaufte er Mitte der Achtzigerjahre. Frisch geschieden, umgab er sich später mit schönen jungen Frauen und strengte eine Zweitkarriere an – als durchaus erfolgreicher Pokerspieler.
Quelle: Der Spiegel
Er war der Steve Jobs seiner Zeit, aber seiner Zeit war er zu weit voraus. Der englische Tüftler und Unternehmer Clive Sinclair brachte 1972 den ersten Taschenrechner auf den Markt, es folgten, mit wechselndem Erfolg, eine Digitaluhr, ein Elektroauto, ein Taschenfernseher, vor allem aber: die ersten Heimcomputer für jedermann.
Sinclair war der Vater des ZX80 und seines Nachfolgers ZX81, die er jeweils nach dem Jahr ihrer Markteinführung benannt hatte. Die kleinen Kisten mit einem Arbeitsspeicher von bis zu zwei KB RAM, die an den Fernseher anzuschließen waren, kosteten so wenig Geld, dass sie wie die Weiterentwicklung ZX Spectrum bald in Millionen Teenagerzimmern standen. Für nicht wenige dieser Teenies war dies die erste Berührung mit einer Bits-und-Bytes-Maschine, der sie dann später ihre Karrieren widmeten.
Jetzt ist der Elektronikpionier in London gestorben. Sinclair wurde 81 Jahre alt. Er zählte eindeutig zu den Wegbereitern der digitalen Revolution, aber selbst ging er dieser irgendwie doch verloren. Persönlich nutzte er weder E-Mails noch Computer, und zum Rechnen blieb er stets seinen Rechenschiebern treu. All diese technischen Geräte, so sagte er einmal, störten doch nur den Prozess, Neues zu entwickeln.
Sinclair hatte sich in Jugendjahren für eine BBC-Hörspielserie namens »Toytown« begeistert. Besonders angetan war er von dem Charakter »Mr Inventor«, einem brillanten Erfinder, dem nichts zu schwer war. Sinclair beschloss, Mr Inventor zu werden, die britische Version von Daniel Düsentrieb. Und das wurde er, in einer leicht exzentrisch englischen Verkörperung allerdings.
Ein Ingenieursstudium brauchte er nicht, befand er, schließlich hatte er sich alles Nötige schon selbst beigebracht. Sinclair hatte bereits über ein Dutzend Ratgeberbücher im Bereich der Elektroniktüftelei geschrieben, noch bevor er seine erste Firma gegründet hatte. Im August 1972 erschien dann aber sein Erstling: der »Sinclair Executive«, der berühmt-berüchtigte Taschenrechner, »so dünn wie eine Zigarettenschachtel«, wie ihn die Werbung pries.
Viel konnte der Apparat nicht. Er beherrschte nur die Funktionen +, -, * und :. Das Display vermochte lediglich acht Stellen anzuzeigen. Die Batterie neigte gar zur Explosion, und teuer war die Maschine obendrein. Dennoch: Die Welt dürstete danach, der »Executive« brachte Sinclairs junger Firma Millionen ein.
1975 folgte die Digitalarmbanduhr »Black Watch«, quasi das Urmodell der Apple Watch. Dieser Apparat allerdings wies viele Nachteile auf. Die Batterie hielt nur zehn Tage und war sehr schwer auszutauschen, überdies bestand auch bei ihr ständige Explosionsgefahr. Im Winter lief die Uhr mit einer anderen Geschwindigkeit als im Sommer. Ihr Display bestand aus roten LED, die aber bei Sonnenschein kaum ablesbar waren. Die »Black Watch« wurde für Sinclair ein kommerzielles Desaster.
So ging es weiter für ihn: Manche seiner vielen Produkte wurden epochal, die meisten ganz und gar nicht; und so blieb Sinclair nicht allzu lange Mitglied im Klub der Supermillionäre. Sinclair hatte ein Elektro-Dreirad erfunden, das C5, die batteriebetriebene Erwachsenenversion des Kleinkindklassikers. Niemand wollte es haben. Er überraschte die Welt mit einem Faltfahrrad, das in einen Koffer passte. Erste Tester urteilten allerdings, dass es für Menschen völlig unfahrbar sei. Der Sinclair TV80, erschienen 1983, war eine mobile Schwarzweiß-Glotze mit Flatscreen für die Handtasche – aber auch dies wollte damals niemand haben.
Allzu sehr grämte sich Sinclair wohl nicht deswegen. Was von seinen Firmen noch übrig war, verkaufte er Mitte der Achtzigerjahre. Frisch geschieden, umgab er sich später mit schönen jungen Frauen und strengte eine Zweitkarriere an – als durchaus erfolgreicher Pokerspieler.
Quelle: Der Spiegel